Читать книгу Kyros und das große Land - Thomas Höferth - Страница 10

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Die Jahre gingen ins Land, aus Mandane wurde eine junge Frau, die ihrer Mutter immer ähnlicher wurde. Nicht nur in ihrem Wesen, sie war selbstbewusst, neugierig, unternehmungslustig. Auch ihr Äußeres ähnelte immer mehr dem ihrer Mutter. Das dunkle, lockige Haar, die dunklen Augen, die glatte, samtige Haut. Wenn Aryenis ihre Tochter manchmal unbemerkt beobachtete musste sie lächeln. Sie erkannte sich selbst in ihr und ihr war bewusst, dass eines nicht allzu fernen Tages die Frage der Hochzeit auf sie und ihren Mann zukommen würde. Auch Astyages war nicht entgangen, dass seine Tochter zu einem überaus hübschen Mädchen herangereift war.

Da ihnen außer Mandane kein weiteres Kind vergönnt war und somit auch kein männlicher Nachkomme, der den Thron erben könnte, stellte sich für Asytages die dringliche Frage nach der Thronfolge und dem Fortbestand des Reiches.

Die letzten Jahre waren geprägt von relativer Ruhe im Inneren. Die Streitigkeiten der einzelnen Stämme und das Aufbegehren der Bevölkerung waren weitgehend beigelegt, zumindest hatte es nach außen hin den Anschein. Dies war auch das Verdienst der Arbeit des Harpagos. Er behandelte die Bevölkerung respektvoll, die Menschen liebten ihn zwar nicht – wer liebt schon jemanden, dessen Aufgabe es ist, Steuern und Abgaben einzutreiben – aber sie respektierten ihn. Sie spürten, dass er sie fair behandelte. Vor allem in Zeiten der Not, in denen die Bauern selbst ums Überleben kämpften, presste er sie nicht aus. Andererseits gab es außenpolitisch aber auch keine wesentlichen Veränderungen. Es wurden keine Gebiete hinzugewonnen, die Tribute liefern könnten und der Bevölkerung zu mehr Wohlstand verholfen hätten.

Und genau dieser Umstand gefiel einigen Stammesfürsten seines Reiches nicht. Sie hielten den König insgeheim für schwach, trauten ihm nicht zu, das Wohl zu mehren und die Macht des Reiches auszuweiten. Gerne würden sie die Sache selbst in die Hand nehmen. Wieso es nicht mit den Persern aufnehmen, wieso nicht die Lydier attackieren und was ist mit Babylon? Mit denen hatte man zwar ein Bündnis, aber was heißt das schon. Sie sahen sich insgeheim vorbereitet und trauten sich zu, jederzeit loszuschlagen. Dass sie es bislang nicht taten lag zum einen daran, dass sie doch noch zu wenige Unterstützer in den eigenen Reihen hatten, zum anderen daran, dass sie im Falle einer – durchaus realen – Möglichkeit des Scheiterns nicht nur ihr Leben, sondern ihr Stamm auch seine Privilegien innerhalb des Reiches verlieren würden. Also warteten sie geduldig bis sich eine günstige Gelegenheit bot.

Es war nun keineswegs so, dass Astyages dieses Grundrauschen nicht wahrnahm. Als erfahrener Herrscher war er durchaus im Bilde, was die Stimmung und Befindlichkeiten bei seinen Stammesfürsten betraf. Der Informationsfluss in den Palast war verlässlich.

Und so fragte er sich, ob es in seinem Reich wohl einen geeigneten Schwiegersohn geben würde. Dieser wäre dann eines Tages zwangsläufig sein Nachfolger. Eine schwierige Entscheidung stand an. Sie würde nichts weniger als den Fortbestand des Reiches bestimmen. Und Astyages hatte seinen Traum von damals nicht vergessen. Dem Reich drohte Gefahr. Da war dieser Junge ohne Gesicht. Wer war er? Offenbar war er befreundet. Er freute sich über den Untergang des Reiches. Mandane hat ihm vertraut. Eine böse Falle.

Für Astyages konnte dies nur eines bedeuten: die Gefahr lauerte in den eigenen Reihen. Niemals durfte er seine Tochter einem Meder zur Frau geben!

Kyros und das große Land

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