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Aryenis war eine kluge Frau. Sie stammte aus hohem Hause. Ihr Vater war Alyattes, der König von Lydien, ihr Bruder war Krösus. Sie kannte sich aus mit den Spielen der Macht. Sie wusste, was es bedeutete, ein Reich zusammenzuhalten, zu regieren, gegen Feinde von innen und außen zu verteidigen, gleichzeitig die Bevölkerung bei Laune zu halten sowie Macht und Einfluss zu vergrößern. Kluge Heiratspolitik war seit jeher eine wichtige Säule dabei. Das wusste sie ja aus eigener Erfahrung. Es war damals ein kluger Schachzug ihres Vaters, sie mit dem König der Meder zu verheiraten. Er vergrößerte so seinen Einfluss auf die Nachbarn ohne einen Tropfen Blut zu vergießen. Dass dies für die Tochter den Verlust der Heimat bedeutete und sie von Sardes, der Hauptstadt der Lydier, nach Ekbatana, der Hauptstadt der Meder, umziehen musste war dabei nicht von Bedeutung. Das Wohl des Landes stand immer über dem Wohl des Einzelnen. Im Gegenteil. Aryenis empfand diesen Umstand nie als Verlust, sondern immer als Gewinn. Nicht nur für das Land, nein, auch für sie ganz persönlich. Sie war schon als Kind sehr wissbegierig und aufgeweckt. Es genügte ihr nicht, immer nur zuhause zu sein. Sie wollte raus, die Welt außerhalb des Palastes erkunden.

So kam es ihrem Wesen sehr entgegen, dass ihr Vater die Hochzeit mit Astyages einfädelte. Die Meder bedrohten damals Lydien und es bestand durchaus die Gefahr, dass Lydien erobert worden wäre. Somit brachte die Hochzeit den Frieden. Als glücklicher und durchaus nicht selbstverständlicher Umstand kam hinzu, dass sie sich mit ihm gut verstand. Mehr noch, sie verliebten sich ineinander. So ergänzten sie sich aufs Prächtigste, sie baute ihn auf, wenn es ihm schlecht ging, hielt ihm den Rücken frei. Und er hatte in ihr eine Vertraute, auf die er sich immer verlassen konnte. Als König kann es gefährlich werden, wenn man den falschen Leuten vertraut. Aryenis hatte ein feines Gespür für Menschen. Sie erkannte sofort, wenn Gefahr in Verzug war oder jemand Unlauteres im Schilde führte.

So war es auch jetzt. Der Traum ihres Mannes beunruhigte sie. Sie spürte, dass von nun an Wachsamkeit geboten war. Sie deutete den Traum so, dass Mandane unter Schmerzen etwas hervorbringt, was das ganze Reich zerstört. Der unbekannte Junge freut sich augenscheinlich darüber. Von ihm ging also offenbar die Gefahr für das Reich aus. Aryenis und Astyages waren gewarnt.

Kyros und das große Land

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