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Was ist Exegese?

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Lesen als Nachspüren von Sinnpotentialen

Lesen oder Lektüre ist ein kreativer Prozess der Aneignung von Sinnpotentialen, die im Text vorhanden sind. Verstehendes Lesen führt (den bzw. einen) Sinn aus dem Text heraus – das griechische Wort dafür ist έξηγέομαı (exegeomai). Davon wiederum leitet sich Exegese ab: Die Grundbedeutung von Exegese im weitesten Sinne ist also, im Lektürevorgang den Sinnpotentialen eines Textes nachzuspüren, die in ihm aufgespeicherte Sprechhandlung in die je eigene Rezeptionssituation herauszuführen und damit zu aktualisieren. Einfacher gesagt: Sobald man nach dem Lesen glaubt, den Text verstanden zu haben, hat man ihn schon interpretiert, man hat Exegese betrieben und „Sinn gemacht“.

Um präziser zu unterscheiden, verwendet man Interpretation für das Verstehen und Auslegen eines jeden Textes und reserviert Exegese für besonders bedeutsame, heilige oder normative Texte von überzeitlicher Bedeutsamkeit, die für eine größere Gemeinschaft identitätsstiftend sind (Pollmann, Karla: Art. Exegese, in: LBH, 166–167). Von daher wird der Begriff Exegese gerne, aber nicht ausschließlich für die Interpretation von Bibeltexten verwendet.

Methoden alttestamentlicher Exegese

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