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Wie recherchiert man bibelwissenschaftliche Fachliteratur?

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Bei der Analyse biblischer Texte ist man nicht auf sich allein gestellt. In der Regel hat die Fachwissenschaft zu allen Teilen der Bibel ihre Erkenntnisse veröffentlicht. Trotzdem ist es ratsam, die verschiedenen Methoden so weit wie möglich erst einmal eigenständig anzuwenden. Denn erst danach kann man wissen, wonach man in der Fachliteratur sucht, und beurteilen, ob man die dort getroffenen Äußerungen nachvollziehen kann. Grundsätzlich gilt, dass man nur diejenigen Positionen übernehmen sollte, die sich einem selbst vor dem Hintergrund der eigenen Analysen erschließen.

Kommentare

Einen ersten Einstieg in die Literaturrecherche bieten die Einleitungen zum Alten Testament. Sie listen in der Regel in einem Abschnitt, der ein konkretes Buch der Bibel vorstellt, wichtige Kommentare zu diesem Buch auf. Hiervon sollte man zuerst die neuesten Kommentare zur Hand nehmen. Die Kommentare sind schon selbst hilfreiche Sekundärliteratur. Sie enthalten darüber hinaus oft speziellere Literaturlisten zu einzelnen Kapiteln des jeweiligen Buches, die auch Monographien, Aufsätze in Zeitschriften und Sammelbänden sowie Artikel in Lexika umfassen.

Stichwort

Typen exegetischer Sekundärliteratur

Die Ergebnisse exegetischer Forschung werden in verschiedenen Formen von Sekundärliteratur präsentiert, die sich je nach ihrer Zielsetzung und ihrem Umfang unterscheiden. Die wichtigsten sind Kommentar, Monographie, Aufsatz und Lexikoneintrag.

Kommentar

Ein exegetischer Kommentar ist eine fortlaufende Auslegung eines ganzen biblischen Buches oder einer Einheit daraus. In der Regel werden hier keine Spezialprobleme diskutiert, sondern eine Gesamtanschauung als Hilfe zum Verstehen des biblischen Buches und seiner Teile geboten. Größere Kommentare bieten auch einen Überblick über die Forschung zum jeweiligen Buch. Häufig finden sich in Kommentaren auch eigene, exegetisch verantwortete Übersetzungen, die als Basistext für die eigene Analyse dienen können.

Beispiel: Kessler, Rainer: Maleachi (HThKAT), Freiburg i.Br. 2011.

Monographie

Exegetische Monographien verfolgen Forschungsfragen, für deren Beantwortung ein einzelner Text besonders intensiv untersucht werden muss oder mehrere Texte miteinander verglichen werden. Andere Monographien nehmen größere biblische Themen in den Blick. Beobachtungen an einzelnen Bibeltexten werden in einen größeren, meist eigens erarbeiteten Zusammenhang eingeordnet.

Beispiel: Hieke, Thomas: Kult und Ethos. Die Verschmelzung von rechtem Gottesdienst und gerechtem Handeln im Lesevorgang der Maleachischrift (Stuttgarter Bibelstudien 208), Stuttgart 2006.

Aufsatz

In exegetischen Aufsätzen in Zeitschriften oder Sammelbänden werden enger umgrenzte Fragestellungen behandelt, die einzelne Texte oder spezielle Phänomene in mehreren Texten in den Blick nehmen. Aufsätze sind eher auf eine Diskussion von eigenen Forschungsmeinungen mit denen anderer Wissenschaftler ausgelegt als Monographien.

Beispiel: Lear, Sheree E.: The Daughter of a Foreign God: Wordplay as an Interpretive Key in Malachi 2:11, in: Vetus Testamentum 65,3 (2015) 467–473.

Lexikoneintrag

Exegetische Lexikoneinträge bündeln die bestehende Forschung, um über einen Sachverhalt oder einen Namen (Person, Ort, Gottheit) kompakt zu informieren. Hier finden sich Überblicke über das bereits bestehende Wissen, ohne dass dieses diskutiert wird.

Beispiel: Meinhold, Arndt: Art. Maleachi/Maleachibuch, in: Wibilex, November 2007.

Datenbanken

Der zweite Weg zur Sekundärliteratur führt über Datenbanken. Hier ist an erster Stelle BILDI (Bibelwissenschaftliche Literaturdokumentation Innsbruck; http://bildi.uibk.ac.at ► BILDI-Suche) zu nennen.

Um hier Literatur zu einem bestimmten Kapitel der Bibel zu finden, muss man in das Feld „Basic Index“ die jeweilige Stellenangabe nach einem bestimmten System eingeben: 〈Abkürzung des Buches (wie in der Einheitsübersetzung)〉〈Leertaste〉〈Kapitelzahl (zweistellig, bei Psalmen dreistellig)〉〈∗〉. Nur bei der exakten Eingabe erhält man eine vollständige Trefferliste. Zu Veranschaulichung hier einige Beispiele: Gen 05∗ für Genesis, Kapitel 5; Ps 023∗ für Psalm 23; 1 Sam 07∗ für 1. Buch Samuel, Kapitel 7. Wer das Ausgabeformat verschönern will, kann auf der rechten Seite noch zusätzlich „Zitat deutsch/Jahr“ wählen.

Auch der „Index theologicus“ bietet eine Bibelstellensuche an. Um diese aufzurufen, muss man unter http://www.ixtheo.de eine der Sprachversionen starten und dann neben der „Expertensuche“ die „Bibelstellensuche“ auswählen. Die Bemerkungen zu den Internet-Datenbanken sind auf dem Stand vom August 2016. Hier kann sich in den nächsten Jahren noch vieles ändern.

Eine dritte Onlinequelle für Literatur kann das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex; http://wibilex.de) sein. Existiert dort ein Artikel zum eigenen Thema, so enthält dieser in der Regel eine Literaturliste.

Schneeballsystem

Hat man einmal einen Einstieg in die Sekundärliteratur gefunden, so bietet sich das Schneeballsystem an: Autoren verweisen auf andere Autoren, deren Werke man wiederum heranziehen kann. So lässt sich die eigene Literaturliste schnell durch ältere Literatur erweitern.

Grundsätzlich sollte man immer mit der jüngsten Literatur beginnen, um den aktuellsten Stand der Forschung wahrzunehmen. Vor diesem Hintergrund lässt sich dann besser einordnen, welche Erkenntnisse älterer Werke noch wichtig und welche bereits überholt sind.

Methoden alttestamentlicher Exegese

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