Читать книгу Der Dresche, die Krieg und der Pest - Thomas Häring - Страница 9
Von der Raupe zur Schmetterhand
ОглавлениеChantal wurde größer und immer noch böser. Doch dann kam die Zeit der Pubertät und jene genoß die Kriegerin von der allerersten bis zur allerletzten Sekunde. Auf einmal waren ihre bisher unerwünschten Verhaltensweisen voll angesagt und die Jungs rissen sich förmlich darum, von ihr untenrum stark befummelt zu werden. Insgesamt betrachtet handelte es sich bei der Pubertät vielleicht um die glücklichste sowie erfüllteste Zeit ihres Lebens und die anderen Mädels waren total neidisch auf Chantal, denn die Jungs liefen ihr scharenweise hinterher. "Was hat die blöde Krieg nur, was wir Anderen nicht haben?" wollte einmal ein Mädel von seinem besten Freund wissen. Dem lief sogleich der Sabber aus dem Mund, bevor er antwortete: "Die Krieg ist einfach geil. Die hat überhaupt keine Hemmungen und ist kein bißchen verklemmt. Ihr anderen Weiber seid total anstrengend. Mit Euch muß man reden, Ihr wollt Schmeicheleien hören, die überhaupt nicht stimmen, nur damit Ihr einen ranlaßt. Die Chantal dagegen fackelt nicht lange, die kommt gleich zur Sache und redet nicht ewig um den heißen Brei herum. Außerdem ist die voll versaut und unheimlich erfahren. Kein Wunder, daß fast alle Typen auf die stehen, sogar die blöden Schwuchteln." "Was! Die auch! Aber wer bleibt dann noch für uns?" "Na die Typen, die genauso verklemmt sind wie Ihr. Viel Spaß mit denen!" wünschte er ihr und daraufhin steckte sie sich mal wieder den Finger in den Hals, denn sie war magersüchtig. "Genau so etwas finden wir Kerle voll abtörnend", fiel ihm dazu nur ein. "Aber Ihr wollt doch, daß wir schlank sind und unseren Body in Form halten." "Aber doch nicht so. Ihr müßtet viel offener sein, so wie die Kriegerin." "Aber die läuft doch rum wie ein billiges Flittchen." "Na und? Authentizität ist eben alles heutzutage. Die signalisiert wenigstens gleich deutlich nach außen hin, daß sie für jeden Spaß zu haben ist." "Mit der wird es bestimmt ein ganz böses Ende nehmen. Vermutlich auf dem Straßenstrich oder so." "Ach was! Du bist doch nur neidisch! Wenn die so weitermacht, dann wird die noch ganz groß rauskommen und weltberühmt." "Das sagst Du doch auch nur, weil Du total in sie verschossen bist." "Und wenn schon? Ich weiß halt, wo die Siegerinnen der Geschichte zu finden sind." "Papperlapapp! Die Krieg ist auch nur so beliebt, weil ihre Eltern stinkreich sind und deshalb parfümiert sie sich auch ständig mit dem ganzen sauteuren Nuttendiesel ein." "Du bist einfach nur neidisch und das ist voll erbärmlich." "Ich geh jetzt gleich wieder kotzen." "Ja, mach das! Wenigstens etwas, das Du wirklich gut kannst." Das Ende einer Freundschaft.