Читать книгу Der werfe den ersten Stein - Ein Schweden-Krimi - Thomas Kanger - Страница 13

9

Оглавление

Andreas Mårtensson hatte einen eigenen Eingang zum Keller im Haus seiner Eltern auf der Östergatan in Surahammar. Der Eingang führte zu einem Zimmer, das früher eine Garage gewesen war. Die beiden Autos der Familie standen auf der Straße. Ein roter Saab 900. Und ein schwarzer Mercedes 280 mit getönten Seitenscheiben.

Egon Jönsson und Erik Enquist parkten ihren zivilen Dienstwagen hinter dem Saab. Enquist stieg aus und musterte den Briefkasten. Der Name Mårtensson war mit zierlichen Buchstaben geschrieben. Darunter klebte ein Zettel mit der Aufschrift »Kalender Media«.

Sie gingen zum Haupteingang des Hauses. Jönsson klingelte. Es dauerte eine Weile, ehe die Tür von einem jüngeren dunkelhaarigen Mann geöffnet wurde.

»Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten«, sagte er. »Ich war unten in meinem Zimmer. Bitte?«

»Wir möchten mit Andreas Mårtensson sprechen«, sagte Jönsson. »Sind Sie das?«

»Ja. Und wer sind Sie?«

Jönsson stellte sich und Enquist vor.

»Es geht um das Feuer im Bürgerhaus«, sagte er. »In diesem Zusammenhang interessieren wir uns für einen Mercedes 280. Ist das Ihr Wagen da vorne?«

»Ja«, antwortete Andreas Mårtensson. »Warum interessieren Sie sich für den?«

»Können wir hineingehen und uns eine Weile unterhalten?«

»Schon, aber ... ja, dann kommen Sie rein«, sagte Andreas Mårtensson. »Wir können in den Keller gehen, da wohne ich.«

Sie folgten ihm die Treppe hinunter und durch eine Tür in die frühere Garage. An einem Ende des Zimmers standen ein Bett mit einem orangefarbenen Bettüberwurf, ein Sofa in dunklerem Farbton und dazwischen ein niedriger Tisch. Am entgegengesetzten Ende stand ein Schreibtisch mit einem großen Computer.

An der Wand darüber hingen an die zehn Messer in einer Anordnung, die vermutlich dekorativ sein sollte. Enquist ging näher heran und zog eins heraus.

Andreas Mårtensson machte einen Schritt auf Enquist zu und öffnete den Mund wie zum Protest, hielt sich dann aber zurück, weil Jönsson sich vor ihn stellte und die Hand hob.

»Setzen Sie sich, Mårtensson. Wir können Ihnen nur so viel sagen, dass im Zusammenhang mit dem Feuer ein Mercedes 280 eine Rolle spielt. Können Sie mir sagen, was Sie in der Brandnacht gemacht haben, also in der Nacht zum Donnerstag letzte Woche?«

Enquist schob das Messer wieder in die Scheide und setzte sich aufs Sofa. Jönsson setzte sich neben ihn und gab Andreas Mårtensson ein Zeichen mit der Hand, sich ebenfalls zu setzen. Der blieb einen Augenblick stehen, setzte sich jedoch schließlich auf sein Bett den Polizisten gegenüber.

Er schwieg eine Weile.

»Ja, das kann ich. Ich hab in diesem Bett gelegen und geschlafen. Wo hätte ich sonst sein sollen? Hier hab ich letzte Woche jede Nacht geschlafen.«

Er lachte auf.

»Leider. Ich hätte gern bei jemand anders geschlafen.«

»Jemand anders kann also nicht bestätigen, dass Sie hier waren?«, fragte Jönsson.

»Meine Eltern wohnen im Erdgeschoss. Sie haben auch geschlafen, soweit ich weiß. Aber sie können Ihnen bestätigen, dass ich abends zu Hause war. Außer am Montag, da war ich beim Fußball. Und Freitag. Da war ich mit einem Freund in Västerås und bin spät nach Hause gekommen. Aber ich möchte gern mal wissen, um was es hier eigentlich geht.«

»Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie nur auf unsere Fragen antworteten«, sagte Jönsson. »Wie lange haben Sie Ihr Auto schon?«

»Ich fahre es jetzt ein Jahr. Vorher hat es meinem Vater gehört. Als er sich ein kleineres angeschafft hat, hab ich den Mercedes übernommen.«

»Ist der nicht ein bisschen zu groß für eine einzelne Person?«, fragte Enquist.

»Schon, und teuer im Unterhalt. Aber ich hab ihn ja umsonst gekriegt. Ist doch toll.«

»Wo befand sich das Auto in der Brandnacht?«, fragte Jönsson.

»Hier draußen. Ich weiß nichts Gegenteiliges. Wenn es niemand gestohlen und wieder zurückgebracht hat, ohne dass es dem Auto anzusehen ist.«

»Warum sagen Sie das? Haben Sie den Verdacht, so könnte es gewesen sein?«

»Ach was!«, platzte Mårtensson heraus. »Wie hätte das zugehen sollen? Ich hab’s nicht so gemeint.«

»Aha, schon wieder ein anderer?«

Andreas Mårtensson antwortete nicht.

»Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir Ihr Auto durchsuchen?«, sagte Jönsson.

»Machen Sie das, wenn Sie wollen. Bitte sehr.«

Enquist änderte seine Sitzhaltung.

»Kalender Media«, sagte er, »ist das Ihre Firma? Was ist das für eine Art Unternehmen?«

»Ich schreibe Texte aller Arten. Freiberuflich für die Medienbranche. Sportberichte für die Länstidningen, Werbetexte für kleinere Firmen hier in Sura, Informationsmaterial für Vereine. Ich mache auch Layouts. Auf dem Computer.«

»Geht es gut, finanziell, meine ich?«

»So lala. Ich komme zurecht. Aber fett werde ich davon nicht. Ich wohne immer noch bei meinen Eltern, wie Sie sehen.«

»Haben Sie einen Auftrag für das Bürgerhaus gehabt?«

»Nein.«

Die Antwort kam rasch.

»Haben Sie dem Bürgerhaus Angebote gemacht?«

»Ja, zwei Mal. Aber ich habe die Aufträge nicht bekommen. Sie sind beide Male an ein anderes Unternehmen gegangen.«

Andreas Mårtensson atmete etwas heftiger.

»Obwohl ich weiß, dass ich eigentlich billiger war. Ich hab nicht so viele Overheadkosten. Das kann man vielleicht sehen? Keine Angestellten und keine Büromiete. Und meine Arbeit ist besser. Aber der, dem das Unternehmen gehört, ist Sozi. So funktioniert das in unserer Kommune. Man könnte schon wegen weniger das Rauchen anfangen. Ich komm ohne die klar, aber ich finde, es sollte gerecht zugehen.«

»Können wir uns jetzt Ihr Auto ansehen?«, fragte Jönsson.

Andreas Mårtensson erhob sich und nahm den Autoschlüssel aus einer Schreibtischschublade. Sie verließen das Zimmer durch die Tür im Souterrain. Mårtensson schloss das Auto an der Fahrerseite auf.

»Würden Sie bitte auch die Motorhaube und den Kofferraumdeckel öffnen?«, bat Enquist.

Fünf Minuten später waren sie fertig. Sie hatten alle Stellen, an die sie herankamen, überprüft, ohne sich die Hosen schmutzig zu machen. Sie nickten Mårtensson zum Dank zu, gingen zu ihrem Auto und fuhren davon. Im Rückspiegel sahen sie Andreas Mårtensson auf dem Bürgersteig stehen und ihnen nachschauen, bis sie abbogen.

»Was hältst du von der Sache?« Jönsson wandte sich Enquist zu, der am Steuer saß.

»Sein Aussehen passt ja zu der Beschreibung von Peter Adolfsson vom Kanistermann«, antwortete Enquist. »Und das Auto war sehr gründlich geputzt, hast du das gesehen? Ich bin mit den Fingern über das Armaturenbrett gefahren, da ist kaum ein Stäubchen hängen geblieben. Das Zimmer schien aber auch sehr aufgeräumt. Vielleicht ist er einfach nur ein ordentlicher Mensch. Und das einzige Motiv, das wir kennen, ist wirklich minimal.«

»Aber er war ziemlich frustriert darüber, wie die ihn vom Bürgerhaus behandelt haben«, sagte Jönsson. »Es scheint allerdings ein bisschen gar zu drastisch, wegen ein paar entgangener Aufträge gleich die ganze Bude abzubrennen. So empfindlich kann ja wohl keiner sein.«

Enquist bog zum Zentrum ab und parkte das Auto schräg vor einem roten Plakat, auf dem Kaffee und Kopenhagener für fünfzehn Kronen angepriesen wurden.

»Ja, vielen Dank.« Jönsson nickte.

Drinnen im Café bestellte Enquist eine einfache Tasse Kaffee, die vierzehn Kronen kostete. Jönssons Handy klingelte in dem Augenblick, als er es aus der Tasche nahm, um es auf den Tisch zu legen.

Es war Jan Niklasson.

»Ich hab jetzt Antwort vom Labor. In den Erdproben, die vor dem Fenster auf der Rückseite und drinnen im Haus genommen wurden, hat man Benzinspuren gefunden. Ich hab auch mit den Brandtechnikern geredet. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass der Brand gelegt wurde. Jemand hat das Fenster eingeschlagen, Benzin hineingegossen und angezündet. Sie sagen, durch das Baumaterial im Innern konnte sich das Feuer so schnell ausbreiten.«

»Dann ist es also Brandstiftung«, stellte Jönsson fest. »Das wissen wir nun also.«

»Noch etwas«, sagte Niklasson. »Der Hausmeister Karl Johansson wird Sonntag beerdigt. Einer von uns sollte vielleicht hingehen. Er hatte nicht viele Angehörige.«

»Vielleicht«, sagte Jönsson. »Ich werde Wiik bitten.«

Jönsson drückte auf »Aus«.

»Jetzt fahren wir zu Mehmedović«, sagte er zu Enquist und erhob sich.

Der »Scheunen«-Pub und das Restaurant waren in einem Gebäude untergebracht, das tatsächlich einmal eine Scheune gewesen war. Das Einzige, was vielleicht noch an die Landwirtschaft vergangener Zeiten erinnerte, waren die Form des Hauses und die rot gestrichene Holzfassade. Ansonsten war die Scheune vollkommen verändert. An beiden Außenwänden zu Seiten des Eingangs hingen zwei ausgeschnittene Silhouetten von nackten Frauen. Nichts in ihren stilisierten Bewegungen deutete darauf hin, dass sie beabsichtigten, Kühe zu melken oder Heu zu wenden.

Jönsson tastete mit der Hand nach einer Klingel. Schließlich hämmerte er mit der Faust gegen die Tür.

»Keiner da«, stellte er nach einer Weile mit einem Schulterzucken fest.

»Er ist wahrscheinlich zu Hause«, sagte Enquist.

Ismail Mehmedović’ Haus lag nur ein paar Straßen von Andreas Mårtenssons entfernt und sah fast genauso aus. Ein Stockwerk mit Mansardendach und Keller. Mehmedović hatte aber die Garage nicht umgebaut.

Keins der geparkten Autos auf der Straße war ein Mercedes.

Eine dunkelhaarige Frau stand auf dem Balkon im ersten Stock und schaute zu ihnen herunter, als sie auf das Haus zugingen. Sie stützte sich mit den Ellbogen auf das Geländer. Jönsson hob den Blick zu ihr.

»Ismail Mehmedović«, sagte er. »Ist er zu Hause?«

Die Frau antwortete nicht. Dann drehte sie sich plötzlich um und ging ins Haus. Fünf Minuten später wurde die Haustür geöffnet. Ein Mann in langer Hose und mit nacktem Oberkörper trat auf die Treppe hinaus. Er wirkte verschlafen.

»Ich bin Ismail«, sagte er.

»Wo ist Ihr Auto?«, fragte Jönsson. »Ihr Mercedes.«

»Da unten.« Mehmedović schaute schräg zum Garagentor hinunter.

Ohne ein weiteres Wort gingen Jönsson und Enquist an ihm vorbei in den Vorraum.

»Wo ist die Treppe?«, fragte Jönsson.

Mehmedović zeigte nach links.

Jönsson und Enquist gingen zur Garage hinunter. Das Auto war schwarz und hatte getönte Scheiben. Sie öffneten die Autotüren, den Motorraumdeckel, den Kofferraum. Jönsson beugte sich über den Motor. Enquist hob das Reserverad im Kofferraum hoch. Methodisch begannen sie, das Auto zu durchsuchen.

Ismail Mehmedović war ihnen einige Schritte auf der Treppe gefolgt. Er lehnte wortlos am Türpfosten im Eingang der Garage. Als Jönsson schließlich den Vordersitz des Autos und Enquist den Rücksitz verließ, richtete Mehmedović sich auf.

»Und was will die Polizei von mir? Funktionieren die Blinker nicht?«

»Was haben Sie in der Nacht zu Donnerstag gemacht?«, fragte Jönsson.

Ismail Mehmedović kratzte sich am Bauch. Er schaute zur Decke hinauf, drehte sich um und ging die Treppe rauf.

»Einen Augenblick«, sagte Enquist. »Wo wollen Sie hin?«

»Ich will meine Uniform anziehen.«

Jönsson und Enquist sahen sich an und dann zur Treppe. Enquist zuckte mit den Schultern und folgte Mehmedović. Jönsson ging dicht hinter ihm. Im Vorraum wollte Enquist die Treppe weiter zum ersten Stock hinaufgehen, Jönsson hielt ihn jedoch am Arm zurück. Nach einer halben Minute kam Ismail Mehmedović wieder herunter. Er trug ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift SCHEUNE in schwarzen Buchstaben quer über der Brust. Breitbeinig baute er sich vor den Kripobeamten auf.

»Meine bosnische Uniform habe ich weggeworfen. Sie hat ein Loch von einer Kugel abbekommen. Dafür trage ich jetzt dies hier. Warum dringen die Herren in mein Haus ein?«

Jönsson öffnete den Mund, konnte aber kein Wort sagen, da er von Mehmedović unterbrochen wurde.

»Zeigen Sie erst mal Ihre Ausweise und sagen Sie mir, wie der Polizeichef heißt. Auch die Telefonnummer. Die Durchwahl, nicht die Zentrale.«

Jönsson und Enquist starrten ihn schweigend an. Dann holte Jönsson seinen Dienstausweis hervor.

»In einer Stunde im Revier von Surahammar«, sagte er. »Wenn Sie wissen, was für Sie das Beste ist.«

Genau 61 Minuten später betrat Ismail Mehmedović das Polizeirevier. Die letzte Minute hatte er vor der Tür gestanden und auf den Sekundenzeiger der Uhr gestarrt. Nichts in seinem Gesicht deutete darauf hin, dass er Smiley genannt wurde.

Egon Jönsson bat ihn, sich zu setzen. Er breitete die Hände aus.

»Vorhin ist es wohl ein bisschen zu schnell gegangen. Wir wollten nur einige Sachen klären.«

»Okay, dann klären Sie mal.«

»Was haben Sie in der Nacht zu Donnerstag gemacht?«, fragte Enquist.

»Wann in der Nacht?«

»Na ja, die ganze Nacht. Stunde für Stunde, wenn Sie es erzählen können.«

»Das weiß ich genau. Wir hatten bis zwei eine Disko in der ›Scheune‹. Dann hab ich abgeschlossen und bis fünf mit einem Mann namens Dragan Karten gespielt. Danach bin ich nach Hause gefahren und hab geschlafen.«

»Dieser Dragan, wie heißt der mit Nachnamen?«, fragte Enquist.

»Keine Ahnung.«

»Sie wissen es nicht?«

»Ich kenne ihn nicht.«

»Das müssen Sie uns erklären.«

»Er ist abends in die Disko gekommen. Da hab ich ihn das erste Mal gesehen. Er stammt aus dem Kosovo. Zigeuner, glaub ich. Wir haben uns unterhalten. Was soll da dran sein?«

»Wo ist Dragan jetzt?«

Ismail Mehmedović zuckte mit den Schultern.

»Woher soll ich das wissen?«, schnaubte er. »Ich kenn ihn doch nicht.«

»Wie hat er ausgesehen?«, fragte Jönsson.

»Ungefähr wie ich, nur jünger und dünner.«

Enquist beugte sich vor und machte eine Notiz.

»Gibt es jemanden, der Sie gesehen hat beim Kartenspielen oder bis fünf im Lokal?«, fragte er.

»Wir waren allein. Das Personal ist nach Hause gegangen, nachdem wir geschlossen hatten. Vielleicht hat einer von ihnen Dragan gesehen. Ich weiß es nicht.«

»Bleiben Sie immer länger?«, fragte Jönsson.

»Nein, ich bin nur geblieben, um mit Dragan Karten zu spielen. Ich hab ihn noch nie gesehen. Sonst geh ich auch nach Hause, wenn wir schließen.«

»War das Ihre Frau, die wir vor einer Stunde gesehen haben?«

»Ja.«

»Wo befand sie sich zu dem Zeitpunkt?«

»Zu Hause, glaub ich. Dort ist sie immer.«

»Haben Sie sie angerufen und ihr gesagt, dass Sie später kommen würden?«

»Nein. Ich wollte sie nicht wecken. Sie sollte schlafen.«

»Sie haben gesagt, Sie gehen immer nach Hause, wenn Sie schließen. Wird sie dann wach?«

»Manchmal. Häufig.«

»Ist sie wach geworden, als Sie um fünf kamen?«

»Ja. Sie hat gefragt, wo ich gewesen bin. Ich hab es ihr erzählt.«

Enquist erhob sich. Er ging einmal um den Stuhl herum, auf dem Ismail Mehmedović saß.

»Wo stand Ihr Auto in jener Nacht?«, fragte er.

»Vor der ›Scheune‹.«

»Ist Ihnen jemand begegnet, als Sie nach Hause fuhren?«

»Ich erinnere mich an niemanden.«

»Was hat Dragan gemacht, als Sie mit dem Kartenspielen aufgehört haben?«

Ismail Mehmedović blieb eine Weile still.

»Er ist nach Hause gefahren«, sagte er dann. »Er hatte ein eigenes Auto. Nach Västerås, glaub ich.«

»Was für ein Auto?«

»Ein kleiner Fiat, glaub ich. Er war alt.«

Enquist rieb sich das Kinn.

»Wie oft veranstalten Sie eine Disko?«, fragte er.

»Früher immer freitags«, antwortete Ismail Mehmedović. »Aber in den letzten zwei Wochen hab ich auch mittwochs eine gemacht. Ich wollte es mal testen. Die Disko im Bürgerhaus hat mir zu viele Gäste abgezogen.«

»Okay«, sagte Jönsson. »Hier hören wir auf. Rufen Sie uns an, falls Ihnen noch was einfällt, was Ihren Bericht bestätigt.«

Ismail Mehmedović sah Jönsson an.

»Warum sollte ich das tun? Stehe ich wegen irgendwas im Verdacht?«

»Nein«, antwortete Jönsson. »Wir wollten nur ein paar Sachen klären, wie ich schon gesagt habe.«

Als Ismail Mehmedović gegangen war, wählte Jönsson die Direktnummer zu Niklassons Zimmer im Polizeipräsidium in Västerås.

»Wir sehen uns um halb eins in meinem Zimmer«, sagte er. »Wir haben eine Besprechung.«

Dann rief Egon Jönsson Elina Wiik über die Zentrale an.

»Der Hausmeister vom Bürgerhaus wird Sonntag beerdigt. Könntest du hinfahren? Natürlich nur, wenn du willst. Ich nehme an, dass du Sonntag freihast, aber du würdest mir einen Gefallen tun. Ich finde, es ist eine wichtige Geste von Seiten der Polizei, wenn jemand dort erscheint. Wegen deiner Überstunden werde ich mit Kärnlund sprechen.«

Elina Wiik seufzte. Eine Beerdigung war das Letzte, womit sie sich an ihrem freien Sonntag beschäftigen wollte.

»Ihr seid drei in der Gruppe«, sagte sie und ließ eine angedeutete Frage in der Luft hängen.

»Ich weiß. Aber du hast hier im Revier gesessen und Leute getroffen, die spontan reingekommen sind. Ich möchte, dass du bei der Beerdigung die Augen offen hältst. Vielleicht erkennst du jemanden, der etwas gesagt hat, was ...«

Er verstummte.

Elina begriff, dass Jönsson nur nach Ausflüchten suchte, um nicht selbst hingehen oder jemanden aus seiner Gruppe damit belasten zu müssen.

»Ich mach es«, sagte sie. »But you owe me one.«

Fünf Minuten nach der festgesetzten Zeit betrat Niklasson Jönssons Zimmer im Polizeipräsidium in Västerås.

»Keiner der schwarzen 280er in Västerås hat getönte Scheiben«, sagte er. »Und einer von denen ist praktisch Schrott. Eine richtige Rostlaube.«

Enquist erzählte, was Andreas Mårtensson und Ismail Mehmedović gesagt hatten. Niklasson holte sein Notizbuch hervor.

»Diese Sache mit der Disko im Bürgerhaus«, sagte er. »Ein junger Mann, mit dem ich Freitag bei der Türklopfaktion gesprochen hab, er hieß Mattila, hat was Ähnliches erzählt. Er sagte, die ›Scheune‹ habe viele Besucher verloren, seit der Wirt im Bürgerhaus mit seiner Disko angefangen hat.«

»Dann haben wir zwei Mercedes-Besitzer in Surahammar und beide haben ein wirtschaftliches Motiv«, sagte Enquist. »Mårtensson ist sauer wegen entgangener Aufträge und Mehmedović wegen verlorener Gäste. Mehmedović’ Motiv finde ich entschieden stärker. Er hat ja sogar einen Vorteil davon, dass das Bürgerhaus abgebrannt ist. Die Konkurrenz ist sozusagen in Rauch aufgegangen.«

»Da geb ich dir Recht«, sagte Jönsson. »Und dieser Ismail war ein aalglatter Typ. Wenn man seinem Geprotze mit dem Kugelloch in seiner Uniform glaubt, ist er Soldat gewesen. Daran gewöhnt, Probleme mit Gewalt zu lösen.«

Jönsson sah seine Kollegen an.

»Wir sollten ein bisschen in ihn investieren, finde ich. Mal sehen, ob wir seine Geschichte mit dem Kartenspiel in der Nacht knacken können. Kriegen wir genügend über ihn raus, können wir eine Konfrontation mit Peter Adolfsson anordnen. Wir bestellen ihn morgen her. Hierher nach Västerås. Dann verhören wir ihn genauer. Natürlich aus Informationsgründen, nicht wegen nachgewiesenen Verdachts. Seine wirtschaftliche Situation, was er die letzten Tage gemacht hat, mit welchen Leuten er in Surahammar verkehrt, all so was. Um zehn. Rufst du Herrn Mehmedović bitte an, Enquist? Und du, Niklasson, setzt dich mit der Einwanderungsbehörde in Verbindung und fragst nach, ob es in Västerås einen Zigeuner mit Namen Dragan gibt. Ob sie was in ihrem Register über ihn haben. Mehmedović hat gesagt, dass Dragan einen Fiat fährt. Ruf auch bei der Kraftfahrzeugzulassungsstelle an. Wenn wir Mehmedović verhört haben, spreche ich mit Kärnlund und schlage vor, dass wir den Staatsanwalt einschalten. Von jetzt an müssen wir Ismail wohl als Verdächtigen betrachten. Unter uns also.«

Enquist nickte. Niklasson auch.

Der werfe den ersten Stein - Ein Schweden-Krimi

Подняться наверх