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Aus dem Gespräch mit Evert Bergman ergab sich, dass das Bürgerhaus mehrere Organisationen beherbergt hatte. Im linken Flügel hatten die Arbeiterbewegung, eine Abteilung des Metallverbandes und einige kleinere Verbände ihre Büros gehabt. Im rechten Flügel war die Gemeindebibliothek untergebracht. Die Räume dazwischen waren an ein Restaurant verpachtet. Der Inhaber hieß Greger Hedåsen. Dann gab es noch einen großen Versammlungsraum, der für Konferenzen und Feste benutzt wurde.

In den letzten Monaten hatte Hedåsen im Versammlungsraum freitags eine Disko veranstaltet. Bergman hatte sich darüber gefreut, dass viele Jugendliche gekommen waren. Außerdem hatte die Vermietung etwas Geld in die Kasse gebracht. Die wirtschaftliche Lage des Bürgerhauses war angespannt und hing ganz und gar von den Beiträgen der Kommune ab. Da die Sozialdemokraten an der Macht waren, war die Unterstützung eigentlich nie in Frage gestellt worden.

Aber Surahammar war eine Abwanderungsgemeinde mit verringertem Steueraufkommen und in den letzten Jahren war der Beitrag gekürzt worden. Erhöhte Mieteinnahmen waren also dringend nötig, hatte Evert Bergman Egon Jönsson nachdrücklich erklärt.

Auf die Frage, wer einen Grund haben könnte, einen Brand im Bürgerhaus zu legen, hatte Bergman keine Antwort. Soweit er wusste, gab es keinen Angestellten oder ehemaligen Angestellten, der sich ungerecht behandelt fühlen könnte. Den Gedanken an eine politische Tat, gerichtet gegen die Arbeiterbewegung, wies er von sich.

Jönsson bekam eine Liste mit allen Personen, die sich häufig in den Räumen der Arbeiterbewegung aufhielten, Angestellte und Vertrauensleute. Evert Bergman zählte die Namen aus dem Gedächtnis auf.

Jönsson wollte Greger Hedåsen bitten, ihm eine entsprechende Liste für das Restaurant zur Verfügung zu stellen. Dann war da noch die Bibliothek; aber um die würde man sich zum Schluss kümmern. Alle, die sich täglich im Haus aufgehalten hatten, mussten verhört werden, ob ihnen vor dem Brand etwas aufgefallen war. Das würde eine langwierige Arbeit werden.

Elina Wiik hatte sich im Empfangsraum des Polizeireviers eingerichtet. Er war klein und normalerweise leer, da das Revier nur montags zwischen neun und vierzehn Uhr geöffnet hatte. Ein Schild verwies alle anderen Angelegenheiten an die Polizei in Hallstahammar.

Aber jetzt kam es darauf an, schnell Kontakt zu eventuellen Zeugen aufzunehmen. Elina Wiik hoffte auch, etwas über die Verhältnisse um das Bürgerhaus herum aufzuschnappen.

Man soll das Gerede der Leute nicht unterschätzen, dachte sie. Und auf das Unausgesprochene achten. Das, was dicht unter der Oberfläche eines Redestroms liegt.

Eine Weile hatte sie erwogen, ein Schild mit der Aufschrift »Hinweisannahme« aufzuhängen mit einem Pfeil, der auf das Polizeirevier zeigte, hatte es sich dann aber anders überlegt. Das Risiko, Lotto- und Totospieler anzuziehen, war zu groß.

Die Eingangstür wurde geöffnet. Elina hob den Blick und sah in ein Gesicht, das von einem großen runden Brillengestell beherrscht wurde.

»Es ist furchtbar«, jammerte die Frau. »Entsetzlich. Unser Bürgerhaus. Wie kann jemand so was machen, ein richtiger Frevel! Sie müssen versprechen, den Täter zu fassen.«

Elina versprach es. Auf dem Weg hinaus hielt die Frau einem Mann mit zurückgekämmtem dickem weißen Haar die Tür auf. Elina erkannte ihn wieder, er hatte in der Menschenansammlung vor der Absperrung gestanden. Er war es, der beim Anblick des abgebrannten Gebäudes geweint hatte.

»Sind Sie Polizistin?«, fragte er.

»Ja, das bin ich.« Sie stand auf und reichte ihm die Hand. »Ich bin Kriminal ... Mein Name ist Elina Wiik«, sagte sie.

»Aha«, sagte der Mann.

Er erzählte vom ersten Mal, als er im Bürgerhaus in Surahammar gewesen war, im Mai 1935. In dem alten Haus, das wie eine Burg ausgesehen hatte, das abgerissen worden war. Das allererste Bürgerhaus von Surahammar war ein kleines rotes Haus aus Holz gewesen, südlich der Gemeinde, das vor einigen Jahren ebenfalls abgerissen worden war.

»Eine Zeit lang hatten wir hier drei Häuser gleichzeitig«, sagte er. »Jetzt haben wir gar keins mehr. Ich kann nicht verstehen ...«

Der Mann beendete den Satz nicht.

Elina Wiik begriff, dass sie heute viele traurige Sozialdemokraten würde anhören müssen. Solange sie mich nicht von der Arbeit abhalten, macht es nichts, dachte sie. Vielleicht erfährt man ja auch nebenbei etwas Wichtiges.

Ihr fiel es nicht schwer, die Gefühle der Menschen zu verstehen. Der Mann vor ihr war vielleicht zehn Jahre älter als ihr Vater. Botwid Wiik war sein ganzes erwachsenes Leben lang Parteimitglied gewesen und hätte vermutlich auch geweint, wenn das Bürgerhaus von Barbaren zerstört worden wäre.

Im letzten Jahr hatte ihr Vater seinen siebzigsten Geburtstag gefeiert, und Elina war aufgefallen, wie wenig gebrochen er war trotz seines harten Lebens. Botwid Wiik war im Schwedisch sprechenden Teil von Österbotten geboren und als Kriegskind nach Schweden gekommen. Er war bei seinen Pflegeeltern geblieben und zwanzig Jahre lang Wald- und Hafenarbeiter in Norrbotten gewesen, bevor er nach Stockholm zog und sich zum Metallarbeiter umschulen ließ.

Der Grund für seinen Umzug hieß Maria, Elinas Mutter, die er auf einer Parteikonferenz kennen gelernt hatte. Da die Liebe groß und Maria alles nördlich von Gävle fremd gewesen war, hatte ihr Vater seine wenigen Besitztümer genommen und war nach Süden gezogen. Mit Mitte sechzig hatte er sich pensionieren lassen, da war er Vorarbeiter in der Werkstatt gewesen. Jetzt zog er Blumen in seinem Reihenhausgarten in Märsta und las Bücher. Er ging immer noch zu den Parteiversammlungen.

Elina verlor sich ein Weilchen in ihren Gedanken an den Vater. Ihr stärkstes Gefühl für ihn war Zärtlichkeit, und sie wünschte, sie würden sich öfter treffen. Mit ihrer Mutter, die bedeutend jünger war als ihr Mann, hatte sie ein eher kompliziertes Verhältnis gehabt, besonders in der Jugend. Aber seitdem Elina ihr eigenes Leben führte, verstanden sie sich gut.

Die folgenden Stunden waren genau so, wie Elina Wiik vermutet hatte. Viele erregte Menschen wollten mit der Polizei über das sprechen, was passiert war. Der eine oder andere entwickelte Verschwörungstheorien. Einige Personen waren Zeugen des Brandes gewesen, sie waren vom Lärm der Feuerwehr aufgewacht und hatten aus dem Fenster geschaut. Diesen Leuten hörte sie besonders genau zu. Aber niemand schien etwas zu wissen, was die Ermittlungen vorantreiben könnte.

Sie schrieb Namen und Adressen auf. Jönsson musste entscheiden, ob jemand von ihnen eingehender verhört werden sollte.

Um eins kam Niklasson zum Revier.

»Hunger, Wiik? Wir haben was auf die Schnelle gegessen; wenn du dich also jetzt stärken möchtest, kann ich dich eine Weile ablösen.«

»Ja, danke.« Elina stand sofort auf. »Was ist bei der Umfrageaktion an den Türen herausgekommen?«

»Wir haben viele angetroffen, die aufgewacht und nach draußen gegangen sind. Aber niemand scheint etwas Verdächtiges gesehen zu haben. Alle scheinen ganz und gar von dem Schauspiel gefangen gewesen zu sein. So ein großes Maifeuer hat hier wahrscheinlich noch niemand gesehen.«

Es war der 3. Mai und dieser Kommentar war nicht einmal deplatziert. Elina Wiik fühlte sich trotzdem beschämt und sah zu Boden.

Papa und all den Menschen, die heute Morgen hier waren, hätte das nicht gefallen, dachte sie. Hoffentlich redet er nicht so mit den älteren Leuten, die hierher kommen.

Aber sie behielt es für sich.

Sie verließ das Polizeirevier und suchte nach einer Salatbar oder etwas Ähnlichem. Fastfood wollte sie nicht. Mein Körper mag das nicht, hatte sie sich eingeredet. Außerdem war sie sehr zufrieden mit ihrer Figur; die wollte sie sich nicht durch Hamburger und Fritten verderben.

Nördlich der Fußgängerzone gab es zwei Kebablokale, die auch Salate anboten. Sie ging in das eine und bestellte sich die sättigendste Variante. Nachdem sie bezahlt hatte, fragte sie, ob man sich irgendwo draußen hinsetzen und essen könnte, und wurde zum Mitgårdspark hinter der Fußgängerzone verwiesen. Dorthin ging sie und setzte sich auf eine Bank. Auf der Nachbarbank saßen zwei offensichtlich betrunkene Männer.

Zwei Überbleibsel aus einer untergegangenen Fabrikgesellschaft, dachte sie.

Die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel, es war ein Gefühl, als sei der Sommer schon da. Als sie hinter sich schaute, sah sie gelbe Häuser aus Holz mit Gärten, die in zartem Grün leuchteten. Vor ihr lag das Bürgerhaus. Vom Gebäude war nur ein Skelett aus Ziegelsteinen übrig geblieben.

Nach fünfzehn Minuten kehrte sie zurück zum Revier.

»Jönsson ist unterwegs, um mit den Angestellten des Hauses zu sprechen«, sagte Niklasson. »Und demnächst kommt jemand von der Spurensuche aus der Stadt. Keine Ahnung, wer es ist. Ich mach jetzt mal weiter und klappere die Wohnungen ab.«

Niklasson erhob sich und ging hinaus.

Ein Journalist der Vestmanlands Länstidningen kam und fragte nach dem Stand der Ermittlungen. Elina Wiik verwies ihn auf die Pressekonferenz, die später am Nachmittag in Västerås stattfinden sollte.

Zehn Minuten nach zwei wurde die Tür geöffnet und ein Junge trat ein, der hinter dem Tresen des Empfangs kaum zu sehen war. Elina Wiik schaute auf, sagte aber nichts. Der Junge sagte auch nichts, schließlich brach Elina das Schweigen.

»Ja?«, sagte sie in fragendem Ton.

»Ich war das, der angerufen hat.«

»Wie bitte, was hast du gesagt?«

»Ich hab angerufen heute Nacht. Also die Feuerwehr.«

Im Bruchteil einer Sekunde waren alle anderen Gedanken aus Elina Wiiks Gehirn wie weggeblasen.

»Wann hast du angerufen und von wo?« Sie ließ ihn nicht aus den Augen.

Eine Frage zu viel, konnte sie gerade noch denken, da antwortete der Junge schon:

»Es war fünf nach halb vier, von der Telefonzelle in der Fußgängerzone.«

Zwei Richtige von zwei Möglichkeiten, dachte Elina. Im Radio hat er das nicht gehört. Und er hat eine etwas mädchenhafte Stimme. Es ist der richtige Junge.

Sie spürte eine leise Bewegung im Magen.

»Komm herein und setz dich«, forderte sie ihn auf und richtete den Notizblock auf dem Tisch aus.

Am liebsten hätte sie ihn sofort verhört, aber sie wusste, das war Jönssons Sache.

»Der Reihe nach«, sagte sie. »Wie heißt du?«

»Peter Adolfsson. Ich wohne an der 252, der Landstraße auf der anderen Seite vom Kanal. Soll ich erzählen, was ich gesehen habe?«

»Später. Ein Kollege wird sich um dich kümmern. Warum warst du nachts um diese Zeit unterwegs?«

»Ich bin Zeitungsbote. Morgens um halb vier hol ich die Zeitungen vorm Büro der Länstidningen ab. Sonntags natürlich nicht, da gibt’s ja keine Zeitung. Und als ich mit dem Fahrrad in die Fußgängerzone fuhr, hab ich gesehen, dass es brennt, und hab angerufen.«

»Das hast du sehr gut gemacht. Würdest du bitte hier warten, mein Kollege ist im Augenblick nicht da. Er will sich bestimmt ausführlicher mit dir unterhalten. Es wird noch eine Weile dauern, das verstehst du hoffentlich.«

»Ich verstehe«, sagte Peter mit ernster Miene. »Ich bin bereit, zu erzählen, was ich weiß.«

Der Junge spricht einen Dialekt, dachte Elina, vielleicht aus Schonen, jedenfalls irgendeinen Dialekt aus dem Süden. Warum wurde das nicht bei unserer Morgenbesprechung erwähnt? Die Rettungsassistentin von der Leitzentrale muss das doch gehört haben. Es ist mindestens genauso wichtig wie zu wissen, dass er eine helle Stimme hat.

Sie nahm den Telefonhörer ab, rief Egon Jönsson auf seinem Handy an und erzählte ihm, was passiert war. Jönsson sagte, er werde innerhalb von fünf Minuten im Revier sein.

Als Erstes schaute Jönsson in Elina Wiiks Notizblock, als er kam.

»Du heißt also Peter Adolfsson und bist Zeitungsbote«, sagte er. Das klang eher wie eine Feststellung und nicht wie eine Frage. »Lass uns in das Zimmer dort gehen, ich möchte deine Zeugenaussage gern auf Band aufnehmen.«

Er führte den Jungen zu einem der Hinterzimmer. Dann kehrte er zu Elina zurück.

»Jetzt übernehme ich«, sagte er. »Kümmere du dich um die Leute hier, falls noch welche kommen. Und ruf Enquist an, ich möchte, dass er bei dem Verhör dabei ist. Adolfsson muss solange warten, bis er kommt.«

Jönsson sah auf die Uhr.

»Ich ruf inzwischen Kärnlund an und erstatte ihm Bericht«, murmelte er vor sich hin.

Oskar Kärnlund hatte die Pressekonferenz auf drei Uhr festgesetzt. Peter Adolfssons Auftauchen könnte vielleicht bedeuten, dass sie in den Ermittlungen einen Schritt vorankamen, aber das konnte er den Journalisten nicht sagen. Eine Bestätigung, dass es sich bei dem Toten im Bürgerhaus um den Hausmeister Karl Johansson handelte, hatte er auch noch nicht bekommen. Sie hatten den Medien nicht viel zu sagen.

Die Pressekonferenz war gut besucht. Außer der Vestmanlands Länstidningen, die drei Reporter und einen Fotografen geschickt hatte, waren Fernsehteams zur Stelle. Das eine Team war vom regionalen Nachrichtensender, das andere von TV4. Das Lokalradio war mit zwei Leuten vertreten, beides junge Frauen. Eine von ihnen wollte direkt senden, die andere wollte Interviews für die späteren Nachrichtensendungen machen. Außerdem war der Redakteur der Sendereihe »Die Arbeit« von P1 da, ein Programm, das von Västerås gesendet wurde. Er wollte Geräusche zu einem Beitrag über das Arbeitsmilieu der Polizei aufnehmen. Stockholms Abendzeitungen hatten Reporter und Fotografen geschickt, aber von den Morgenzeitungen des Landes ließ sich kein Journalist blicken.

Oskar Kärnlund begrüßte sie.

»Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass wir einen Toten im Gebäude gefunden haben«, sagte er dann. »Die Person ist stark verbrannt und bis jetzt konnten wir sie noch nicht identifizieren. Unsere Spurensicherung sowie die des Rettungsdienstes vor Ort arbeiten fieberhaft daran, um die Brandursache herauszufinden. Es ist allerdings noch zu früh, um zu sagen, zu welchem Ergebnis sie kommen werden. Sonst gibt es in diesem Augenblick nicht viel zu berichten. Aber ich will gern auf Fragen antworten, wenn ich es kann.«

Mehrere Leute erhoben ihre Stimme, aber wie üblich gewann der Polizeireporter der Länstidningen den Kampf ums Wort.

»Deutet schon etwas darauf hin, dass es sich um Brandstiftung handelt?«, fragte der Reporter.

»Unseren derzeitigen Ermittlungsstand kann ich nicht kommentieren«, sagte Kärnlund. »Aber wir arbeiten jedenfalls mit der These Brandstiftung.«

»Haben Sie einen Verdacht oder sehen Sie einen Zusammenhang mit früheren Brandstiftungen in Surahammar?«, fuhr der Reporter fort.

»Sie denken an die Brände, die sich vor einigen Jahren ereignet haben? Die alte Kirche, die 1998 abgebrannt ist, der Västsura Herrenhof und einiges mehr. Das ist jetzt drei Jahre her, eine Verbindung kann also nicht ohne weiteres hergestellt werden. Die Fälle sind außerdem ungelöst, liefern uns also keine direkte Spur. Aber wir schließen natürlich nichts aus. Wir werden die Ergebnisse der technischen Untersuchungen im Bürgerhaus mit den Erkenntnissen früherer Brände vergleichen.«

Es folgten mehrere Fragen nach dem Toten, der gefunden worden war. Nach zwanzig Minuten, als die Fragen zu versiegen schienen, ertönte von den hinteren Stuhlreihen eine laute und deutliche Stimme, die viele im Raum kannten. Es war die von Ernst Gunnarsson, dem Redakteur von »Die Arbeit«.

»Im Entree vom Bürgerhaus fand eine Ausstellung gegen Rassismus statt«, sagte er. »Ich weiß zufällig, dass es eine kleine Gruppe von Neonazis beeinflusste Jugendliche im Ort gibt. Haben Sie die verhört?«

Oskar Kärnlund schwieg eine Weile, als würde er darüber nachdenken, was er antworten sollte. Von den Neonazis wusste er nichts. Die Sicherheitspolizei hatte keinen Ton darüber verlauten lassen, und soweit er wusste, waren in Surahammar keine rassistisch oder politisch geprägten Verbrechen vorgekommen.

»Ich kann Ihnen leider nichts darüber sagen, wen wir verhört haben«, antwortete er und stützte die Handflächen auf den Tisch, das übliche Zeichen, dass es jetzt Zeit war, sich zu erheben. Aber Gunnarssons Frage löste einen Sturm von weiteren Fragen der beiden Reporter von den Stockholmer Abendzeitungen aus, die eine neue Tendenz für ihre Artikel witterten. Als diese beiden begriffen, dass sie von Dezernatchef Kärnlund nicht mehr erfahren würden, verließen sie rasch die Pressekonferenz und fuhren mit ihren Autos nach Surahammar. Es kam darauf an, als Erster die Nazibrut zu finden.

Kurz nach sechs beschloss Elina Wiik, nach Hause zu fahren. In der letzten halben Stunde war niemand mehr gekommen. Sie sah, dass die Fußgängerzone fast menschenleer war. Jönsson war schon vor zwei Stunden gegangen. Elina war neugierig, was das Verhör von Peter Adolfsson ergeben hatte, aber da Jönsson Adolfsson hinausbegleitet hatte und danach nicht mehr zurückgekehrt war, hatte sie ihn nicht fragen können.

Während sie ihre Sachen einpackte, kamen Niklasson und die drei anderen Kriminalbeamten, die an der Türklopfaktion beteiligt gewesen waren.

Wie auf Bestellung, dachte Elina.

Sie hatte keinen Schlüssel zu einem der beiden Autos, die noch da waren, nachdem Jönsson weggefahren und Enquist mit seinem Auto nach Hallstahammar aufgebrochen war.

»Wir hören jetzt auf«, sagte Niklasson. »Du kannst mitfahren, Wiik.«

Auf dem Heimweg berichtete Elina von ihrem Eindruck, den sie von Peter Adolfsson hatte. Niklasson sagte, ihre Aktion habe nichts ergeben, was sie weiterbrächte. Dann schwiegen sie. Elina sah Niklasson von der Seite an, während er fuhr.

Vermutlich um die fünfunddreißig, dachte sie, hübscher Kerl. Möchte wissen, ob er verheiratet ist. Dann dachte sie an Martin und musste lachen. Niklasson war vor ihren Augen geschrumpft.

»Worüber lachst du?«, fragte Niklasson.

»Nichts«, antwortete Elina und schlug die Beine übereinander. »Gar nichts.«

Der werfe den ersten Stein - Ein Schweden-Krimi

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