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1. Institution Schule und Werte. Fünf kritische Rückfragen

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Schule ist in vielfältiger Weise von Wertfragen tangiert. Das zeigt sich besonders deutlich an der Kritik, mit der sie von verschiedenen Seiten konfrontiert ist. Dieses Kapitel nimmt diese Kritik als Leitfaden für eine Einführung in Wertfragen rund um die Institution Schule. Es sind vor allem fünf sich überlappende Problemfelder, auf die sich die Kritik bezieht:

Fünf Kritiken am Schulwesen

(1) Schule ist nicht kindgerecht und wirkt sich auf die Entwicklung von Kindern negativ aus.

(2) In Wertfragen zeigen Schule und Bildungswesen eine tiefe Verunsicherung, die sich in inkonsequenten Haltungen manifestiert.

(3) Die Schule ist Diener zweier Herren: Sie hat einen Bildungsauftrag, sie soll Schüler zu mündigen Staatsbürgern formen; sie soll aber auch die Wirtschaft mit tüchtigen Arbeitnehmern eindecken. Dabei fungiert sie als Agentur für die Zuweisung künftiger sozialer Rangpositionen. Die beiden Ziele sind schlecht miteinander vereinbar.

(4) Das wichtigste ethische Versprechen in diesem Kontext, Chancengleichheit, kann sie nicht erfüllen: Das Bildungswesen ist ungerecht.

(5) Schulen sind fremdbestimmt, sollen Schüler aber zur Selbstbestimmung führen.

Dass trotz dieser Kritiken viele Menschen der Schule eine gute Seite abgewinnen können und mit ihrer Qualität sogar relativ zufrieden sind, ist großenteils den Lehrkräften zu verdanken, die als „Helden des Alltags“ (Horst Köhler) im Allgemeinen wirklich gute Arbeit leisten und aus der gegebenen Situation das Beste machen.

Zwei der fünf Kritikpunkte betreffen direkt ethische Fragen. Die übrigen drei haben mit Pädagogik, Politik und Ökonomie mehr zu tun als mit Ethik, doch indirekt tangieren sie die Ethik ebenfalls. Im Folgenden wird auf alle Punkte eingegangen.

Ethik und Erziehung

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