Читать книгу Augmented Intelligence. Wie wir mit Daten und KI besser entscheiden - Thomas Ramge - Страница 12
Optionsvielfalt
ОглавлениеWie immer, wenn der Satz fällt, »Die gute Nachricht lautet …«, folgt wenig später die schlechte auf dem Fuß. Im Fall digitaler Entscheidungsassistenz in Zeiten des Datenreichtums lautet sie: Die Digitalisierung hat nicht nur die Vielzahl der verfügbaren Informationen in einem Ausmaß und einer Geschwindigkeit erhöht, dass auch die mitgelieferten Analysetools und Filter kaum noch dabei nützen, der Informationsflut Herr zu werden. Es kommt leider noch schlimmer. In der sich gegenseitig verstärkenden Wechselwirkung von Individualisierung, Globalisierung und Vernetzung hat durch die Digitalisierung auch noch die Anzahl der Optionen dramatisch zugenommen, unter denen wir bei Entscheidungsprozessen auswählen müssen. Computer und Künstliche Intelligenz hatten uns doch eigentlich versprochen, unser Leben einfacher zu machen, unter anderem, indem sie uns bei der Entscheidungsfindung unterstützen und entlasten. Tatsächlich haben sie aber in vielen Bereichen des Lebens die Qual der Wahl deutlich erhöht.
Sir David Spiegelhalter, Professor für Public Understanding of Risk an der Universität Cambridge und einer der bekanntesten Statistiker der Welt, meint: »KI-Systeme können großartige Mitglieder eines Mensch-Maschine-Teams sein, das unsere Entscheidungsfindung auf die nächste Stufe hebt.« Das Problem sei allerdings: »Wir wissen nicht, wie genau wir dieses Team aufstellen müssen«. Spiegelhalter ist sich sicher: »Intelligente Maschinen werden uns die Last der Entscheidung nicht abnehmen.«
Die Fortschritte der letzten Jahre im Feld der maschinellen Entscheidungsassistenz sind zwar beeindruckend. Doch verblassen sie im Angesicht der Komplexität der Welt und den Unwägbarkeiten, unten denen wir unsere Entscheidungen treffen. Wie wir im nächsten Kapitel sehen werden: Digitalisierung, Datenreichtum und Künstliche Intelligenz machen das Leben sowohl berechenbarer als auch unberechenbarer. Diese Ambivalenz erschwert es Individuen, Organisationen und Gesellschaften im Zeitalter des Datenreichtums, informierte Entscheidungen zu treffen. Mit einer einfachen Pro-und-Kontra-Liste wie jener von Charles Darwin werden wir bei vielen Entscheidungen kaum weiterkommen. Im Rückblick betrachtet wurde Darwin mit seiner Entscheidung für die Ehe allerdings tatsächlich glücklich. Er zog nach der Hochzeit mit Emma aufs Land. Das Paar bekam zehn Kinder. Darwin fand trotz väterlicher Pflichten und Verwandtenbesuche ausreichend Zeit, seine Evolutionstheorie zu entwickeln, und er starb 1882 in den Armen seiner Gattin.