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I. Das Unentscheidbare entscheiden
ОглавлениеWarum es keine guten Entscheidungen gibt, aber gute Entscheidungsprozesse
Sollte er heiraten oder nicht? Charles Darwin wollte sich bei einer der wichtigsten Entscheidungen seines Lebens nicht gar zu sehr von Gefühlen leiten lassen. Im Alter von 29 Jahren, zurückgekehrt von seiner fünfjährigen Weltreise, hatte der Naturforscher in seiner Cousine zwar eine mögliche Kandidatin erspäht. Doch ob diese als Person die richtige Wahl war, schien Darwin eine zweitrangige Frage. Zunächst musste die grundsätzliche, binäre Entscheidung getroffen werden: ja oder nein? Ist eine Ehe überhaupt sinnvoll, oder wäre ein Junggesellenleben bis ins hohe Alter nicht die attraktivere Option? Für die Entscheidungsfindung griff der Vater der Evolutionsbiologie im Juli 1838 auf ein Werkzeug zur Entscheidungsfindung zurück, das rund 100 Jahre zuvor vom amerikanischen Gründungsvater Benjamin Franklin populär gemacht worden war, die Pro-und-Kontra-Liste.
In seinem Tagebuch katalogisierte Darwin die Vor- und Nachteile der Ehe in einer zweispaltigen Tabelle. Auf der Habenseite der Ehe verbuchte er unter anderem: »Jemand, der sich für einen interessiert. Jemand zum Liebhaben. Besser als ein Hund. Eigenes Heim und jemand, der den Haushalt führt. Charme von Musik und weiblichem Geplauder.« Dieses alles sei gut für die Gesundheit. Ehe bedeute aber leider auch, Verwandte zu besuchen – »eine schreckliche Zeitverschwendung«.
Für das Szenario des Nicht-Heiratens fand der Forscher zunächst ein starkes Gegenargument: »Keine Kinder, kein zweites Leben also. Niemand, der sich im Alter um einen kümmert.« Ein Pluspunkt für das Junggesellenleben sei freilich die »Freiheit hinzugehen, wohin man will« und die »Gesellschaft kluger Männer in Clubs«. Gut auch, dass der lästige Zwang wegfalle, Verwandte zu besuchen. Keine Kosten und Sorgen um Kinder notierte er als weiteres Pro-Argument gegen die Ehe, gefolgt von »kein Streit«. Doch ein Single zu sein bedeute leider auch: »Man wird fett und faul und Angst vor Verantwortung kommt auf.«