Читать книгу Hofknicks - Thomas Riedel, Susann Smith - Страница 10
ОглавлениеKapitel 7
Mit einem angenehmen, sanften Gong öffnete sich absolut geräuschlos die Tür des Fahrstuhls. Als die kleine Gruppe erwartungsvoll aus der Kabine strömte, wurden sie bereits von den Angestellten des Etablissements neugierig erwartet. Alle trugen eine einheitliche Dienstkleidung und sahen aus wie frisch aus dem Ei gepellt. Die dunkelblauen, einfachen Segeltuchhosen harmonierten auf angenehme Weise mit den gleichfarbigen, kurzärmeligen Tops, die mit einer eleganten, silbrig glänzenden Bordüre am Rand versehen waren.
Eine grauhaarige Dame in ihren Sechzigern trat aus dem Tross heraus und schritt anmutig auf Sarah zu. Im Gegensatz zu den Anderen trug sie ein schwarzes ›Businessdress‹ – bestehend aus einem Bleistiftrock, passendem Jackett und einer weißen Spitzenbluse darunter. »Herzlich Willkommen in unserem Haus, Miss Hathaway.« Mit einem freundlichen Lächeln reichte sie ihr die Hand. »Ich bin Mrs. Greenhouse, aber nennen Sie mich doch ruhig Dorothy. Ich durfte Sie ja bereits auf Ihrer Anwaltshomepage bewundern. Es freut mich, endlich das Gesicht zu der äußerst angenehmen Stimme zu sehen mit der ich so oft gesprochen habe …« Sie machte eine leichte, ausholende Handbewegung in Richtung des Personals hinter ihr. »Wie besprochen steht Ihnen der gesamte ›Wellness‹-Bereich zur Verfügung. Sollten Sie oder ihre Begleiterinnen etwas wünschen, sprechen Sie bitte einfach eine meiner Kolleginnen oder mich persönlich darauf an. Wir werden dem sicher entsprechen können.«
»Freut mich ebenfalls, Dorothy«, erwiderte Sarah nicht minder höflich und blickte die Grauhaarige freundlich an. »Es freut uns hier zu sein. Herzlichen Dank, dass sie das für meine Freundinnen und mich organisieren konnten.«
»Wie von Ihnen nachgefragt, haben wir für Ihre Begleitung und Sie die gewünschten Behandlungen und Anwendungen zeitlich aufgeteilt«, ergänzte Dorothy nun. »Nachdem Sie mit einem kleinen Umtrunk begonnen haben, werden meine Kolleginnen an Sie herantreten und Sie einzeln zu den jeweiligen Terminen abholen … Aber bitte, … lassen Sie sich ausreichend Zeit in unserer Lounge und fühlen Sie sich nicht irgendwie gedrängt.« Sie deutete in Richtung der angrenzenden Sitzlandschaft, wo bereits diverse Getränke und verschiedene ›Canapés‹ bereitstanden. »Wir alle vom Haus möchten, dass Sie völlig entspannt in Ihren ereignisreichen Tag starten.«
»Das klingt ausgezeichnet.« Sarah bedankte sich bei der Leiterin des ›Spa‹- und Clubbereichs und folgte ihr mitsamt ihrer Entourage.
*
Sofort traten zwei weibliche Angestellte an den Tisch mit den Getränken heran und öffneten jeweils eine Flasche mit Champagner der Marke ›Moët & Chandon‹, nachdem sie Sarah das Etikett gezeigt und diese freundlich zustimmend genickt hatte. »Eine ausgezeichnete Wahl«, bemerkte die schwarzhaarige Mitarbeiterin des ›Spa‹, während sie und ihre Kollegin das sprudelnde Edelgetränk in wunderschöne, schlanke Sektflöten gossen, die ein eingraviertes Firmenlogo zierte.
Eine dritte Servicekraft reichte die gefüllten Gläser an die Mitglieder der Gruppe weiter.
Auch Dorothy erhielt ein Glas von ihrer Untergebenen. Lächelnd schaute sie in die Runde. »Werte Ladies, ich wünsche ihnen einen angenehmen Aufenthalt und einen unvergesslich schönen Tag.« Sie erhob ihr Glas und prostete allen zu.
»Ich würde auch gern noch einige, kurze Worte an euch richten ...«, meldete sich nun Willow und trat vor, ihren Blick auf Tamora und Violett gerichtet, die ihren Arm um die Taille ihrer Prinzessin gelegt hatte, während diese sich mit ihrem Kopf verträumt an deren Schulter lehnte. »Ich wollte es damals nicht glauben, als du mir erzähltest, dass du heiraten würdest, Violett. Keine Ahnung wie oft, aber du hast mir immer glaubhaft versichert, einen solchen Schritt in deinem Leben niemals zu tun.« Sie schmunzelte. »Erinnerst du dich daran: Ein jeder tut gut daran, sich auf seine eigenen Beine zu stellen, hast du immer gesagt und hinzugefügt, ganz gleich wie diese Beine auch aussehen wollen.«
Violett nickte und versuchte sich ihre Rührung ob der Ansprache nicht anmerken zu lassen, aber Tamora spürte es instinktiv und schmiegte sich noch etwas fester an sie.
»Und erinnerst du dich noch daran, was ich dir darauf geantwortet habe, meine Süße?«, fuhr Willow fort.
»Oh ja, sehr genau, denn du hast es mir ja nicht nur einmal gesagt«, bestätigte Violett. »Du kamst mir mit Waldo Emerson.«
»Ich brauche nur das zu tun, was ich will, und nicht, was die anderen von mir erwarten«, flüsterte Tamora, doch für alle gut verständlich. »In der Gemeinschaft ist es leicht, nach fremden Vorstellungen zu leben. In der Einsamkeit ist es leicht, nach eigenen Vorstellungen zu leben … Aber bewundernswert ist nur der, der sich in der Gemeinschaft die Unabhängigkeit bewahrt.«
Jetzt war es an Willow zu nicken. »Warum wundert es mich nicht, dass ausgerechnet du das natürlich wieder einmal kennst?« Sie ließ ein ansteckendes Lachen erklingen. »Na, … wie auch immer …«, versuchte sie sich wieder zu sammeln, um den Faden ihrer kleinen Rede wiederzufinden. »Als ich dann noch von unserer allerliebsten süßen Tammy gebeten wurde ihre Trauzeugin zu sein, war ich mehr als gerührt. Ja ja, ich gebe es unumwunden zu … Da hat die alte Willow doch glatt ein paar Tränchen verdrückt. Nun, ihr seid jedenfalls ein Paar, dass mich an die große Liebe glauben lässt.« Feierlich hob sie ihr Glas an, um einen Toast auszubringen. »Wie heißt es doch: Wenn man Unglück teilt, ist es nur ein halbes Unglück. Wenn man eine Freude teilt, so ist es gleich eine doppelte … Ist das nicht ausgezeichnet? … Da fällt mir ein: Was ist eine Frau? … Die Einen sagen: Sie ist ein Koffer, der schwer zu tragen ist, aber zu schade, um ihn wegzuwerfen … Die Anderen sagen: Sie ist ein Brillant! Unsere beiden Bräute haben ihren Brillanten gefunden. Stoßen wir auf den jeweiligen Brillanten unserer Bräute an und wünschen ihnen viel Glück und Gesundheit!«
Sie hatten gerade alle einen Schluck genommen, als sich Cora noch ein wenig vorschob: »Ich möchte auch noch etwas sagen …«
Tamora und Violett sahen sie irritiert an. Sie wussten ja, wie derb und frech Cora werden konnte, doch dann wurden sie von ihr völlig überrascht.
»Liebt einander, aber macht die Liebe nicht zur Fessel: Lasst sie eher ein wogendes Meer zwischen den Ufern eurer Seelen sein. Gebt eure Herzen, aber nicht in des anderen Obhut. Denn nur die Hand des Lebens kann eure Herzen umfassen. Und steht zusammen, doch nicht zu nah: Denn die Säulen des Tempels stehen für sich, und die Eiche und die Zypresse wachsen nicht im Schatten der anderen. Der allerschönste Tag im Leben lässt euch auf rosa Wolken schweben. Kommt nicht so schnell daraus zurück, genießt recht lang das Liebesglück! … Cheers, meine Süßen!«
Ein weiteres Mal hielten alle ihre Sektflöten in die Höhe und tranken Tamora und Violett zu – alle, bis auf Tamora, die wieder einmal krampfhaft versuchte, mittels zahlreicher Wimpernschläge zu verhindern in Tränen auszubrechen.
Ohne großes Aufsehen zu erregen, wandte sich Violett Floré zu, die zu ihrer Linken stand. Auch ohne Worte bekam sie von ihr sofort die Taschentuchbox gereicht. Doch bevor sie die Verpackung wieder losließ, nahm sie auch für sich ein Tuch heraus und tupfte sich schnell einige Tränen von den Wangen. Sie schenkte der Französin ein liebesvolles Lächeln, ehe sie sich ihrer künftigen Frau zudrehte und ihr die Tränchen fortwischte. »Vielen Dank euch Beiden«, kam es ihr nun stockend über die Lippen, und bemerkte, dass auch die anderen nicht unweit des Wassers waren.
Auch Willows Blick war umhergewandert und für einen Moment an Coras Augen hängengeblieben, die sie gefangen nahmen – wie wundervoll funkelnde Edelsteine. Och, nee, Willow, was ist nur mit dir? … Verdammte Scheiße … Sie versuchte sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen, verspürte aber den unwiderstehlichen Drang, sich um die Träne zu kümmern, die ihrer rothaarigen Freundin über die Wange lief – sie ihr zärtlich fortzuküssen. Doch dann riss sie sich schnell von Cora los und wandte sich den übrigen Mädels zu, um schnellstens wieder auf andere Gedanken zu kommen.
Einige von ihnen stießen erneut an, diesmal auch auf sich als Gruppe.
Cora nutzte die Gelegenheit des allgemeinen Trubels, um auch mit Willow anzustoßen. Sie streckte ihre Hand nach ihr aus und legte sie wie beiläufig um die Hüfte der Schwarzhaarigen. Nun ließ sie ihren ausgestreckten Zeigefinger wie in Zeitlupe und unter viel Einsatz ihres gepflegten, langen Fingernagels über deren Taille nach unten wandern. Keine von ihnen wandte dabei ihren intensiven Blick von der anderen ab.
Violett fiel auf, dass der Toast der beiden etwas zu lange andauerte und grinste still in sich hinein. Na, tut sich da etwas zwischen den Beiden? Bahnt sich da womöglich auch was an? … Na, das kann ja noch richtig drollig werden …
Tamora hatte das verschmitzte Grinsen bemerkt und war ihrem Blick gefolgt. Aber in diesem Moment hatten sich ihre Trauzeugin und Cora bereits wieder voneinander entfernt und stießen ein weiteres Mal mit den anderen an. »Was hast du gesehen, Vio?«. Voller Neugierde schaute sie ihre Königin in die Augen.
»Eine Knospe, die neu erwacht ...«, blieb ihre Verlobte kryptisch in ihrer Antwort. Als sie den verwirrten Blick ihrer Freundin bemerkte, lachte sie leicht auf und gab ihr einen Kuss auf Nasenspitze. »Ich denke es wird nicht lange dauern und du wirst es selber herausfinden, meine Süße. Und es wird mir ein Vergnügen sein, dir dabei zuzusehen, wie du ab jetzt darüber grübelst, was ich wohl bemerkt habe und dir entgangen ist.«
»Ich weiß ja, dass ich eine ausgesprochene Sadistin heiraten werde, aber dass du mich immerzu auf ein Folterrad spannen musst?« Sie spielte die Beleidigte und zog einen Flunsch.
»Folterrad klingt cool«, schmunzelte Violett direkt. »Ich kenne da eine, die würde uns bestimmt eines in ihrer Werkstatt bauen können … So eines mit zwei Räden und gepolsterten Querhölzern dazwischen … reichliche Ösen …« Sie schnalzte mit der Zunge und tat als würde sie in dieser Vorstellung schwelgen, während sie ihre Prinzessin forschend ansah und auf deren Reaktion wartete.
»Bedenke, Königin, auch die längste Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Aber genieße ihn, so sage ich dir, denn schon mit dem zweiten könntest du straucheln«, knurrte Tamora, unterschwellig drohend.
»Warum betrachtest du nur müßig den Steinhaufen, Maîtresse«, stichelte nun Floré mit. »Warum fragst du dich nicht, wen du damit bewerfen kannst … und bedenke, zusammen haben wir vier Hände!«
»Genau«, stimmte Tamora lachend ein. »Sklavinnen dieser Welt, vereinigt euch … Ihr habt nichts zu verlieren, außer euren Ketten!«
»Ihr lebt als Sklavinnen nur hiernieden, ›Chérie‹, doch sind eure Ketten nach Rang und Stand verschieden … Aus Gold die einen sie«, dabei schaute sie kurz ihre Frau an, »aus Eisen andere sie tragen!« Dann wandte sie sich an beide. »Was soll das werden ihr zwei? Ein Zwergenaufstand vielleicht. Ihr wisst doch, dass es nur zwei Gruppen von Menschen gibt … Die eine, die herrscht und die andere, die dient … Und ihr beide gehört nun einmal eindeutig zur Letzteren. Ganz abgesehen davon, dass ihr eure Ketten wir irre liebt und wehe, man würde sie euch wegnehmen, nicht wahr?«
Während Floré jetzt jede aufkeimende Erwiderung ad hoc herunterschluckte, um Violett nicht auf die Palme zu bringen, konnte Tamora nicht an sich halten. »Es bleibt dabei, dass du eine ausgemachte Sadistin bist, die schon beim entferntesten Gedanken an das Quälen feucht wird! Reicht schon, wenn ich das Wort Krokodilklemme nur in den Raum werfe! Oder wie wär's mit Gewicht, Labienspange, Mundspreitzer? … Soll ich mal testen?« Sie tat so als ob und sofort hielt Violett eine Hand wie schützend vor ihr Allerheiligstes. »Na, wenn das mal keine Antwort war. Also Basta!« Und wie, um ihren Worten mehr Kraft zu verleihen, streckte sie ihr kurz grinsend die Zunge raus.
»Sei bloß froh, dass wir jetzt nicht zu Hause sind, mein süßer Frechdachs«, lächelte Violett sphinxhaft. »Da hättest du dich das hier gerade kaum getraut, nicht wahr? … Du solltest einfach ehrlich zu dir sein, und zugeben, dass du mich doch gar nicht anders willst … Oder willst du mir jetzt erklären, wenn ich dir die Peitsche androhen würde, du mir nicht willigst folgen und nach mehr davon schreien würdest?«
Nun senkte auch Tamora ergeben ihr Haupt. Sie schwieg, obgleich ihr bereits eine spitze Erwiderung auf der Zungenspitze lag.
»Siehst du?«, spöttelte Violett. »Du bist so einfach zu durchschauen, mein süßes, baldiges Frauchen.«
»Mein süßes, baldiges Frauchen«, seufzte Tamora nun dahinschmelzend. »Oh, wie schön das aus deinem Munde klingt.« Schon wieder kämpfte sie gegen ihre Tränen an.
»Ach, meine Kleine, ... du bist ja total aufgewühlt.« Liebevoll nahm sie ihre Prinzessin fester in den Arm.
»Ach, Vio, dass ist die pure Vorfreude … Jeden Tag zittere ich dem Hochzeitstermin entgegen, und jetzt … Kannst du glauben, dass es in wenigen Tagen schon soweit ist?«
»Mir geht es doch nicht anders. Ich kann es kaum erwarten, dich zu meiner Frau zu nehmen … Und dann soll es die Hochzeit werden, von der du immer geträumt hast … Sie wird unvergesslich sein … und nicht nur für uns beide.« Zärtlich küsste sie ihre Verlobte auf die Stirn. »Und jetzt lass' uns diesen besonderen Tag mit seinen Überraschungen genießen, ja?«
»Ja, Vio«, hauchte Tamora glücklich.
Erst jetzt vernahmen sie wieder, wie die Gläser leise klirrten und fröhliches Lachen und Gespräche den Raum mit Leben füllten.
»Ich werde mich an dieser Stelle nun zurückziehen«, verkündete Dorothy, »und Sie alle den fähigen Händen meiner Mitarbeiterinnen überlassen.« Sie schaute noch einmal freundlich in die Runde und schritt mit einem beachtlich erotischen Hüftschwung davon, den ihr niemand zugetraut hätte.
*
Jetzt trat eine zierliche Brünette an die Mädchengruppe heran. »Mein Name ist April«, stellte sie sich ihnen mit einer angedeuteten Verbeugung vor. »Wenn mich die Ladies of Saint Blackridge zu ihrer ersten Anwendung begleiten würden?«
»Zusammen?«, reagierte Tamora verdutzt.
»Miss Hathaway hat für Sie eine Paarmassage vereinbart«, erklärte April darauf lächelnd.
»Normalerweise schaffen die beiden das ja sehr gut allein … und helfende Hände, … na, wenn ich mich hier so umschaue ...«
Augenblicklich drehten alle ihre Köpfe der Sprecherin zu, die den Rest unausgesprochen gelassen hatte.
»Aber Sarah!«, echauffierte sich Scarlett nicht ganz ernst gemeint und grinste sie erstaunt an. »Was war das denn gerade?«
Sarah schoss eine auffallende Röte ins Gesicht. Sie hielt aber ihren Kopf oben und senkte auch nicht verschämt ihren Blick. Zum ersten Mal hatte sie gezeigt, dass auch sie eine offenherzige Seite hatte und durchaus nicht die unbedarfte graue Maus war, für die die meisten sie ob ihrer Tätigkeit zumeist hielten. Sie schaute Violett und ihre Braut an. »Wir kennen uns nun schon eine gefühlte Ewigkeit … Ich weiß noch, wie ich bei dir zum ersten Mal allein gewischt und aufgeräumt habe …«
»Kein Wort mehr!«, zischte Violett ihr zu, wissend, dass sie Sarah damit nicht wirklich stoppen konnte.
»… und über deine, nun, ich will es mal als recht umfangreiche ›Spielzeug-Sammlung‹ bezeichnen, gestolpert bin …«
»Sarah!«, mahnte Violett sie erneut aufzuhören.
»… und …«, setzte ihre Anwältin neu an, nur um direkt wieder unterbrochen zu werden.
»Hörst du wohl auf der Stelle damit auf?!« Violetts Stimme nahm einen scharfen Unterton an, der jedoch von einem unterschwelligen Lachen begleitet wurde – zu dem auch ihre ganze Mimik passte. »Ich warne dich! Nirgends kommen sich die Menschen näher als beim Verrat! Sehr gern führe ich dich einmal durch unser Untergeschoss, wenn du das nächste Mal vorbeischaust … und ich garantiere nicht, dass es bei einer reinen Besichtigung bleiben wird! … Und außerdem, wirst du von uns nicht bereits großzügig entlohnt, meine Liebe, dass du nun noch weitere dreißig Silberlinge einzustreichen suchst?«
Tamora konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Ich hab' mal gelesen, dass das umgerechnet rund achttausendsechshundert Pfund sind … Das wäre heute ein Kleinwagen. Damals konnte man sich dafür einen Esel kaufen. Esel oder Auto …Details mögen sich ändern über die Jahrtausende, aber die Grundmuster bleiben … Nicht wahr, Sarah?!«
»Gut gebrüllt Löwin!«, grinste Sarah. »Aber ihr alle hier färbt so langsam aber sicher auf mich ab … Ich hab' ja immer gewusst, dass das früher oder später einfach passieren musste … Wie soll man sich dem Ganzen aber auch entziehen? Allein schon all die Baupläne und Raumausstattungen, die bei mir über den Schreibtisch laufen beflügeln die Fantasie.«
»Na, beflügeln können wir dich auch«, forderte Tamora sie weiter heraus. »Ich kann dir versprechen, du wirst glauben zu fliegen.« Sie zwickte ihrer baldigen Frau in die Seite und kicherte. »Wollen wir unsere scheue Sarah nicht mal dazu einladen?«
Abgesehen von April hatten die Anspielung alle verstanden und stimmten fröhlich ins Lachen ein.
»Zumindest zeigt sie endlich mal, dass sie auch Eier in der Hose hat«, bemerkte Cora, die unmittelbar neben Sarah stand und stupste ihr leicht den Ellbogen in die Seite. »Obwohl … in einer Hose habe ich dich, glaub' ich, noch nie gesehen.«
»Stimmt … aber auch direkt unterm Röckchen würdest du die nicht finden«, grinste Sarah keck. »Da musst du schon sehr viel tiefer graben … Aber dann, dass kann ich dir versprechen … meine Eierstöcke sind gestählt!«
»Ich hätte da ein feuchtes Plätzchen anzubieten, dass ein knuspriges Hühnchen wie dich weich macht, aber Eier hart!«, warf Floré dazwischen, worauf das mädchenhafte Lachen gleich von neuem anfing.
»Na, du bist sicher ein wahrer Wirbelsturm. Wenn du kommst bist du feucht und warm, nicht wahr?«, konterte Sarah in Richtung der vorlauten Französin.
»Boah, Sarah!« Cora warf ihr einen erstaunten Blick zu. »Jetzt lässt du ja endlich mal die Sau raus … Ich bin fassungslos!«
»Apropos feucht und warm«, steuerte Courtney nun bei und deutete auf Floré. »Das kann ich bestätigen! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie feucht und warm!«
»Also, ehrlich … Da komme ich schon wie vereinbart fast komplett entblößt unter diesem Mantel her und da soll ich dann auch noch schamhaft sein, was solche Sprüche angeht?«, richtete Sarah sich noch einmal an Cora. »Ich bitte dich! Da würde ich mich ja selbst unglaubwürdig machen … Ihr alle seid einfach gute Lehrerinnen … und ehrlich … es ist saugeil!«
Nun starrten sie auch alle anderen an.
»Soll ich mal nachsehen wie geil?«, provozierte Cora weiter.
»Das will ich auch sehen!«, stieg Modesty nun in das Spiel ein.
»Mädels, könnt ihr nicht mal einen Tag an euch halten?«, versuchte Willow einzugreifen und setzte eine ernsthafte Miene auf, auch wenn ihr eigentlich zum Lachen zumute war.
»Ich bin ja nicht so ausgelastet wie du. Mein Fötzchen braucht mal wieder eine fachkundige Behandlung mit Zunge und hartem Schwanz. Meine letzte Kundschaft hat mich einfach nicht so geschafft.«
»Cora ...!«, zischte Willow darauf scharf durch ihre Zähne und schritt mit wiegenden Hüften langsam auf sie zu.
Instinktiv traten die anderen der Gruppe nun etwas zur Seite. Ihnen war bewusst, dass sich da gerade etwas anbahnte und auf keinen Fall wollte eine von ihnen dabei zwischen die Fronten geraten.
Schwer schluckend und mit dem funkelnden Blick einer lauernden Raubkatze, schaute Cora ihre Freundin an, die inzwischen so dicht an sie herangetreten war, dass nicht einmal ein Blatt Papier zwischen sie passte.
Es wirkte als würden Willows Hände schlicht auf Coras Rücken ruhen, doch tatsächlich zog sie diese dabei immer fester an sich heran – und auch ihr bestrumpftes Bein zwängte sich für alle sichtbar so zwischen deren Schenkel, dass sie das Becken ihrer Freundin ganz nah an sich brachte. »So, Miss Beauman, jetzt hörst du mir mal genau zu … Wenn du es schaffst, dich ab jetzt wie eine echte Lady zu benehmen, werde ich dich an unserem nächsten freien Tag derart hart und brutal ficken, dass du dir wünscht gleich ein ganzes Dutzend süße Fötzchen zu besitzen … und es dir nie wieder nach einem Männerschwanz verlangt! Am Ende wirst du mich winselnd anflehen, dich zuckendes Bündel Fleisch einfach auf dem nackten Fliesenboden liegen zu lassen, weil du dich nicht mehr um auch nur einen einzigen Zehntelzoll krauchen kannst! Aber ich warne dich schon heute, … dass ich mich auch an deinem heißen Hintern gütlich tun werde … nicht nur mit einem Dildo! Du weißt, wie gut ich mit der ›Bull Whip‹ umzugehen verstehe, und ahnst sicher schon, was das für dich bedeutet, wenn du dich die nächsten sieben Tage bei jedem Hinsetzen schmerzhaft an unser Spiel erinnerst!« All das hatte sie ihr mit ihrer tiefen, rauchigen Stimme zugehaucht, doch so, dass jede der Umstehenden, einschließlich April, ihre Ankündigung verstanden hatten. Ihre Hand glitt an Coras zartem Rücken herab, bis sie an deren Po einhielt. »Leg' dich niemals mit einer geborenen Domina an, die in der mittelalterlichen Inquisition eine soziale Errungenschaft sieht!« Dabei nahm sie ihre Hand kurz vom Po, holte Schwung und ließ sie kraftvoll wieder auf Coras feste Backen klatschen. »Glaub' mir, meine Süße, wenn ich mit dir fertig bin, wirst du tausend kleine Tode gestorben sein und nackt und geschunden aus deinem lustvollen Traum erwachen!«
»Oh, jaaa …«, seufzte Cora, die ein genüssliches, wohliges Aufstöhnen nicht unterdrücken konnte.
»Wirst du dich jetzt benehmen?!«, setzte Willow nach, deren Augen die Coras suchten und darin ein lustvolles Aufblitzen bemerken.
»Ja«, nickte ihre Freundin.
»Reicht mir nicht, Miss Beauman«, reagierte Willow herrisch. »Das kannst du doch sicher sehr viel besser, oder?« Sie griff ihr fest ins rote Haar und zwang sie vor allen Anwesenden auf die Knie. Dann legte sie ihr lächelnd zwei Finger unter das Kinn und hob Coras Kopf so an, dass diese sie unmittelbar anschauen musste. »Na, komm schon! Sprich es aus! Laut und deutlich, damit hier jeder Zeuge ist! Wirst du dich jetzt benehmen, wie es sich gehört?«
»Ich werde mich benehmen, wie es sich gehört, Mistress!«
Die beeindruckende Szene zwischen den beiden hatte Sarahs forsches Auftreten längst vergessen gemacht. Sie alle spürten die hochenergetische Ladung die zwischen den beiden übersprang und glaubten förmlich deren lautes Knistern zu hören.
»Wow, dass war ja wohl eine Ansage, die es in sich hatte«, kam es Tamora verblüfft über die Lippen. Dann wandte sie sich ihrer Königin zu, in deren Mundwinkeln ein wissendes Lächeln lag. »Das war es also, was du bemerkt hast«, folgerte sie.
»Oh, ja, genau das«, gab Violett zu. »Ich verspreche dir, dass wird noch irre lustig, wenn sich Cora erst einmal so richtig in Willows Fängen windet … und ich bin schon riesig gespannt, wie das wohl aussehen wird, wenn die beiden sich endlich ihrer Gefühle füreinander bewusst werden und begreifen, dass sie weit mehr als puren, animalischen Sex voneinander wollen.«
»Purer, animalischer Sex … wie erfüllend das klingt … schon der Gedanke daran lässt mich dahinschmelzen …«, seufzte Tamora, in deren Augen sich direkt ein lusterfüllter, verklärter Blick einstellte. Doch dann hob sie leicht eine ihrer hellblonden Brauen und legte ihre Stirn in Falten. »Du glaubst wirklich, dass da mehr zwischen den beiden ist?«
»Absolut sicher«, nickte Violett, »denn dafür kenne ich die beiden einfach schon viel zu lange ... Aber jetzt sollten wir April nicht länger warten und uns zusammen verwöhnen lassen.« Sie grinste frech. »Wie Sarah sagte, kennen wir ja schon auf verschiedenste Art und Weise … mal sehen, ob wir gleich noch was Neues lernen.« Sie nahm ihre Braut bei der Hand, als sie mit ihr der Angestellten folgte, die sich ein breites Grinsen nicht verkneifen konnte.
***