Читать книгу Hofknicks - Thomas Riedel, Susann Smith - Страница 4
Оглавление»Die dunkle Lust entsteht aus
Empfindungen, die uns
normalerweise widerstreben.
Es ist eine ebenso ambivalente
wie intensive Art der Lust, …
und sie macht süchtig.«
Lady Violett of Saint Blackridge (*1991)
Kapitel 1
»Hey, lass' uns shoppen gehen!«, rief Violett ihrer Prinzessin, durch die geöffnete Tür des Büros zu. »Ich habe echt Lust, etwas Geld zu verbrennen! Ich zahle auch!«
Tamora sah von ihrem Laptop auf. »Ich schreib' nur noch den Satz zu Ende, dann gern … Hast du etwas Bestimmtes im Sinn?«
»Weiß ich noch nicht«, erwiderte Violett im Türrahmen stehend, wobei ein seltsames Lächeln ihre Lippen umspielte. »Ich fahr' inzwischen schon mal den Wagen aus der Garage. Komm' raus, wenn du mit deinem Satz fertig bist … und vergiss mir die Spange nicht, mein rolliges Kätzchen!«, ließ sie im Gehen noch lachend folgen.
*
»Ich nehme an, du verstehst, dass ich von Zeit zu Zeit deinen Gehorsam prüfen muss«, bemerkte Violett unvermittelt, während sie auf die Ampel sah, die ihr gerade das Abbiegen untersagte.
»Natürlich. Regelmäßige Kontrollen halte ich immer für wichtig … Die mach' ich ja bei unseren liebgewonnenen Mitbewohnerinnen auch«, schmunzelte Tamora, wenngleich sie sich fragte, was ihrer Königin diesbezüglich vorschwebte.
»Schön, dann wirst du dich sicher auch besonders anstrengen, deine kommende Aufgabe zu erfüllen, und du dich nicht dagegen sträuben.«
Tamora hatte dergleichen erwartet. Sie hoffte nur, dass die Aufgabe zu bewältigen war. Aber für sie stand fest, dass sie bereit war, ihre Grenzen so weit es ging hinauszuschieben. Schließlich hatte sie keine andere Wahl, wenn sie ihre Königin nicht verärgern wollte, was definitiv eine Strafe nach sich ziehen würde.
*
Zehn Minuten später hatte Violett an einem Café einen Parkplatz ausgemacht.
»Ich werde mich jetzt in das Café setzen und du …«, sie deutete auf einen schmuddeligen Sexshop an der Ecke, »gehst einkaufen.« Sie holte einen Zettel aus ihrer Handtasche, den sie aber zunächst noch behielt. »Du wirst mich jetzt anrufen und dein Smartphone so in deine Handtasche legen, dass ich alles verstehen kann. Verstanden?«
Tamora nickte sprachlos. Sie wusste noch nicht, was ihre Königin sich ausgedacht hatte, war sich aber sicher, dass sie es hassen würde. »Der Laden macht aber schon von draußen einen üblen Eindruck«, stellte sie leise fest.
Violett grinste. »Aber darum geht es doch.« Sie reichte ihr den zusammengefalteten Zettel. »Lesen, bevor du reingehst.« Sie wandte sich ab, ging aufs Café zu und winkte ihr noch einmal lächelnd zu.
*
Zweifelnd sah Tamora sich das Geschäft von außen an. »Es gibt sehr viel besser ausgestattete Shops, die deutlich mehr Flair haben wie der hier«, murmelte sie vor sich hin, nachdem sie einen Blick auf den Zettel geworfen hatte. »Sogar die Fassadenfarbe ist schon abgeplatzt.« Sie schüttelte angewidert den Kopf. »Hier gehen doch garantiert nur irgendwelche alten Schmuddeltypen rein!«
Sie seufzte und atmete einmal kräftig durch, ehe sie durch einen Perlenvorhang eintrat und die Regale musterte, die noch aus den 1970er Jahren stammen mussten und in denen Ware lag, die nicht sehr viel jünger wirkte. Düster und unappetitlich, dachte sie bei sich. Ihr Blick fiel auf einige Magazine – für jede Perversion der Welt scheinbar ein eigenes.
Langsam schlenderte sie durch die Gänge. »Dildos in allen Farben, Größen und Formen«, murmelte sie in sich hinein. »Oh, mein Gott, … was sind das nur für billig aussehende Dessous. Überhöhte Preise, bei mangelhafter Qualität ... Aha, Latex gibt es auch … Peitschen und Handschellen.«
Aber wichtiger als das war für sie die Person hinter der Theke. Inständig hoffte sie auf eine Frau – auf eine jüngere, tolerant Aussehende, vielleicht eine Studentin mit ein wenig Stil, einfach ein sympathisches Mädchen. Und wenn nicht, dann zumindest auf eine ältere, Grauhaarige, die bereits Alles gesehen hatte und der nichts mehr peinlich war. Ein weibliches Wesen halt, das nichts interessierte. Aber schon eine halbe Minute später musste sie feststellen, dass sie damit kein Glück hatte.
Hinter der Theke saß ein kleiner, pickliger Junge, der vermutlich gerade volljährig geworden war und seine erste Woche in diesem Job hinter sich zu bringen versuchte. Mit scheinbar großem Interesse blätterte er in einem der angebotenen Magazine – Aufnahmen eines gefesselten Mannes mit Gummimaske, der gerade von einer Domina den Hintern versohlt bekam.
Tamora seufzte, als feststand, dass sie es mit einem unreifen Jüngling zu tun haben würde. Aus irgendeinem Grund kam ihr der Gedanke, dass das alles kein Zufall war. Bestimmt hatte Violett das zuvor genau ausgekundschaftet. Sie traute ihrer Königin sogar zu, dass sie dem Burschen den Job besorgt hatte. »Entschuldigen Sie? Ich suche einen Dildo. Können Sie mir helfen?«, sprach sie ihn an.
Der Junge sah verschreckt hoch. Auf Verkaufsgespräche schien er nicht vorbereitet zu sein. Hilflos sah er Tamora eine Weile an, ehe er dann auf ein Regal zeigte. »Die Dildos finden Sie da hinten.«
»Könnten Sie mir helfen, ich habe nicht sehr viel Ahnung von diesen Dingen«, bat Tamora.
»Klar.« Mühsam stand er auf und kam hinter seiner Theke hervor.
Boah, was bist du für ein Arsch, ging es ihr durch den Kopf. Vermutlich würdest du dich lieber weiter der Domina widmen und dich an dem Gedanken aufgeilen, wie sie dich an Bettpfosten kettet. Sie lächelte in sich hinein. Du weißt noch gar, was du gleich erleben wirst. Denn deine nächsten, feuchten Träume werden ganz sicher auf mein Konto gehen. Sie folgte ihm zum Regal.
»Hier sind unsere Dildos.«
»Können Sie mir ein paar von denen zeigen?«
»Äh?« Er blickte sie verwundert an.
Ja, ist schon klar. Tamora konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. So ein Milchbart wie du, der hat doch keine Ahnung von Dildos … Woher auch?
»Also hier haben wir einen schönen, gefühlsechten«, erklärte er ihr, die Beschreibung von der Packung ablesend.
»Ich brauche den Größten, den Sie haben«, ließ Tamora ihn wissen und beobachtete ihn, während er ein wenig herumkramte, ehe er einen Riesenlümmel fand – einen fleischfarbenen Knüppel von mindestens zwanzig Zoll.
»Das ist der Größte, den wir haben.«
»Und einen größeren haben Sie nicht?«, fragte Tamora in sich hineinlächelnd nach. »Der wird mich nicht ausfüllen .... Ich brauche einen richtig Prallen, so dick wie es nur geht.«
Dem Jungen fiel die Kinnlade herunter.
Tamora hätte am liebsten laut losgelacht, denn mit einem solchen Geständnis hatte er nicht gerechnet. Unwillkürlich fiel sein Blick auf ihre schmalen Hüften, und sie konnte sehen, wie es in ihm arbeitete und er sich fragte, wie ein Dildo in der Größe eines Pferdeschwanzes zu klein sein konnte und ob er wohl überhaupt in eine Frau passen könnte. Tamora bekam langsam Spaß an Violetts Spielchen.
»Nein, einen Größeren haben wir leider nicht.«
»Also gut, dann nehme ich den«, lächelte sie. »Es wird wohl auch so gehen.«
»Das hoffe ich doch«, grinste der Jüngling schmutzig, als er ihr das Teil reichte.
»Dann brauche ich noch einen Anal-Plug«, brachte Tamora gemäß Violetts Aufstellung vor.
»Einen was?«
»Einen Analzapfen!«, präzisierte Tamora.
»Was ist das?«
Mein Gott, wie soll ich ihm das erklären? »Das ist ein Teil, das man in den After einführt. So etwas wie ein Dildo, nur für die hintere Öffnung. Sie verstehen?« Tamora sah, dass er sie nicht verstand. Wie auch, grinste sie in sich hinein. Da habe ich dich gerade erst mit Dildos in Dimensionen von Farmtieren vertraut gemacht und jetzt das, nicht wahr? Inzwischen hatte sie einen erspäht und ging von sich aus an das Regal.
Er folgte ihr.
»Das sind Anal-Plugs«, bemerkte sie.
»Und die steckt man sich in den ...?«, fragte er, wobei man ihm Ansah, dass er langsam Gefallen an der Lehrstunde fand.
»Ja«, nickte Tamora bestätigend.
»Und warum sind die hinten dünner?«
»Damit sie nicht rausrutschen. Wären sie anders geformt, würde ... der Körper sie rausdrücken.«
»Und die gehen ganz rein?«, erkundigte er sich neugierig.
»Ja. Man kann sie sogar unter der Kleidung tragen«, lächelte sie. »Ich könnte beispielsweise jetzt einen tragen.«
»Wirklich?« Unverhohlen starrte er ihr auf den Po. »Und das fühlt sich gut an?«
»Ja, das tut es.«
»Die sehen aber verdammt dick aus, das muss doch weh tun, oder nicht?«, meinte er, während er die Plugs anschaute.
»Man gewöhnt sich daran«, ließ Tamora ihn wissen. »Ich brauche den Dicksten, den Sie haben.«
»Ich glaube der hier ist der Größte.« Er nahm einen aus dem Regal und drehte ihn ungläubig in seinen Händen. »Und die Größe geht auch ganz da rein?«
»Man muss natürlich daran gewöhnt werden. Man fängt mit einem Kleinen an und mit der Zeit kann man dann auf Größere umsteigen. Es ist eine Frage der Gewöhnung.« Sie kam sich wie eine Dozentin in Sexualkunde vor.
»Aha«, staunte der Jüngling und runzelte ungläubig die Stirn. »Und der ist groß genug? … Dann müssen Sie ja schon Übung haben, wenn Sie den Größten brauchen.«
Tamora stand kurz davor laut loszuprusten, so komisch war die Situation, in die Violett sie gebracht hatte.
»Ja, ich bin gut im Training ... Den nehme ich!« Sie blickte auf den Zettel, den ihr ihre Verlobte gegeben hatte und auf dem detailliert alles stand, was sie zu erledigen hatte. »Dann brauche ich noch einen Slip Ouvert. Das ist ein Slip, der im Schritt offen ist.« Es erschien ihr mittlerweile besser, direkt eine Erklärung mitzuliefern, weil sie davon ausging, dass er nicht wissen würde, wovon sie da gerade sprach.
»Die Dessous haben wir hier.« Ungeschickt fingerte er in den Kleidungsstücken herum und fand schließlich stolz einen, der im Schritt offen war. Bestätigend lugte sein Zeigefinger stolz aus dem Loch hervor.
Tamora war schockiert und schluckte. Sie hatte gehofft, dass der Laden so was vielleicht nicht hätte. Aber der Typ hielt ihr tatsächlich so ein durchsichtiges, billig aussehendes Kleidungsstück entgegen. »Vielen Dank. Wo kann ich den anprobieren?«
»Anprobieren?«
»Ja, ich möchte den vorher anprobieren. Ich muss doch wissen, ob der passt.«
»Aber wir haben hier keine Umkleidekabinen. Sie können den nicht anprobieren«, stammelte er.
»Und wie soll ich wissen, ob er passt und ob er mir steht?« Tamora ließ nicht locker, musste aber feststellen, dass der Junge darauf keine Antwort wusste. Also versuchte sie ihm zu helfen. »Sie haben doch bestimmt einen Nebenraum, eine Abstellkammer oder ein Lager.«
»Ja, natürlich. Aber da darf ich niemanden hineinlassen.«
Tamora sah ihn gewinnend an. »Na, jetzt kommen Sie schon. Es wird niemand etwas davon erfahren.«
»Das kann ich nicht machen.« Er schüttelte den Kopf.
So so, du hängst also an deinem miesen, kleinen Job hier, wie? Na gut, das muss ich dir lassen. Sie dachte kurz nach, da Violetts Aufgabe beinhalte, dass sie den Slip auf jeden Fall anzuprobieren hatte. »Ich gebe Ihnen fünfzig Pfund, wenn Sie mich das Teil anprobieren lassen«, versuchte sie ihn zu bestechen.
Er dachte nicht lange nach und stimmte zu.
Du bist echt kein guter Verhandlungsführer, dachte sie bei sich. Bei dir wäre ich vermutlich auch mit zehn Pfund durchgekommen, obwohl ich dir sogar zweihundert in die Pfoten gedrückt hätte. Innerlich schüttelte sie den Kopf wegen seiner offensichtlichen mangelhaften kognitiven Fähigkeiten, da der Slip selbst nur zehn Pfund kostete und die Summe des Bestechungsgeldes folglich sinnlos hoch war. Ich kann nur froh sein, dass Vio mich das nicht in Naturalien bezahlen lässt! Sie dachte kurz an ihre Geliebte, die alles über ihr Smartphone mithörte und sich vermutlich köstlich amüsierte. Aber vielleicht willst du mich weniger souverän haben, Vio? Findest du es besser, wenn ich scheu und unter Aufbringung all meiner Kraft diese Situation durchleide? Ach, ich kann doch nicht anders als das alles mit großer Gelassenheit zu sehen. Hier ist ein pickliger Junge, der ganz bestimmt keine Freundin hat und auch so schnell keine finden wird. Jeder, dem er die Story erzählen wird, wird ihn für verrückt halten. Solche Dinge passieren nur in den Vorstellungen pickliger Jungen und in ganz schlechten Filmen, aber doch nicht in der Realität.
»Aber es muss schnell gehen!«, fügte er hinzu.
»Das wird es.« Sie wollte keineswegs länger als nötig in dem Laden bleiben.
Der Junge ging vor und sie folgte ihm durch eine kleine Tür hinter der Theke.
Dahinter war eine Abstellkammer, in der einige Putzsachen standen, und von den Spinnweben her war darauf zu schließen, dass sie seit Monaten nicht mehr zum Einsatz gekommen waren.
Als er die Tür schließen wollte, hielt Tamora ihn davon ab. »Nein, nein, bleiben Sie hier! Sie müssen mir helfen!«
Völlig konsterniert schaute er sie an.
»Sie müssen mir sagen, ob er sitzt. Hier ist doch kein Spiegel«, erklärte ihm Tamora daraufhin, während sie bereits aus ihren High Heels schlüpfte und den enganliegenden kurzen Rock über ihre bestrumpften Beine etwas nach oben schob, sodass er ihre Strapse sehen konnte.
Nachdem er ihr die Sache mit dem Spiegel abgekauft hatte und nun vollends verwirrt dreinblickte, nahm sie ihm den offenen Slip ab und zog ihn unter dem Rock an. Die ganze Szene bereitete ihr inzwischen ein unvermutetes Vergnügen. Insbesondere als sie sich den Rock noch weiter über die Hüften zog, worauf er nun ihren Po mit dem durchsichtigen Stück Textil betrachten durfte. »Was meinen Sie? Steht er mir?«
Der Jüngling war sprachlos, und es war klar, dass er sich seine Tätigkeit in diesem Laden in seinen wildesten Träumen so nicht vorgestellt hatte. Infolge dessen kam aus seinem Mund nur noch ein sinnloses Gestammel. »Ja, … ja, … der … durchaus … ich würde sagen … ja, schon. Er steht Ihnen gut.«
Hehe, grinste Tamora still, wie willst du das beurteilen? Du hattest doch mit Sicherheit noch nie eine Vergleichsmöglichkeit! Dann trieb sie Violetts Spiel auf die Spitze. Sie drehte sich um, sodass er unter dem Rock ihre rasierte Scham und die Labienspange sehen konnte, die ihre Vagina geöffnet hielt und ihren Kitzler zum Vorschein brachte. »Und wie sieht es von vorne aus?«
Jetzt stammelte er nur noch.
Um ihn endgültig fertig zu machen, fragte sie: »Können Sie mir einen Gefallen tun und ihn etwas richten? Ich glaube, er sitzt vorne ein wenig schief.«
»Was?«
»Den Slip, können sie den etwas richten, sodass meine geöffneten Schamlippen und die goldene Spange rausschauen ... Ich komme leider nicht selber dran, Sie sehen ja, ich muss den Rock halten.« Boah, Tammy, schalt sie sich selbst, etwas Blöderes hättest du jetzt nicht sagen können. Aber ein Blick auf seine Hose verriet ihr, dass sein Blut ohnehin nicht mehr bis in den Kopf kam. »Kommen Sie schon!« Sie trat einen Schritt auf ihn zu.
Zunächst wich er zurück, begab sich aber schließlich auf die Knie und zupfte ganz langsam und mit spitzen Fingern an den Rändern des Slips herum, als hätte er es mit einer gefährlichen Substanz aus einem ›Biohazard‹-Labor der höchsten Sicherheitsstufe zu tun.
Tamora fühlte sich in diesem Augenblick ausgezeichnet. Sie bekam wieder einmal einen Einblick, was Violett empfand: Macht! Denn gerade hatte sie die Macht – dem Jungen gegenüber. In diesem Moment hätte sie ihm alles abverlangen können – sogar, sich auf der Stelle vor ihr auszuziehen. Es war für sie zwar kein fremdes und durchaus immer mal wieder interessantes Gefühl, wenngleich eines, dass sie viel lieber an Violett abtrat – schließlich war ihre Rolle klar definiert. Sie ertrug das Zupfen des Jungen, der vor Aufregung zitterte, mit mildem Spott auf den Lippen.
Was er genau zu tun hatte, war ihm vermutlich schleierhaft, aber schließlich sagte er: »So sitzt er richtig.«
»Wunderbar! Vielen Dank!«, bemerkte sie wohlwollend. »Meinen Sie, dass er scharf an mir aussieht?« So würde ich ein billiges Flittchen in einem ihrer Romane sprechen lassen, dachte sie dabei, aber in diesem Augenblick fühlte sie sich genau so. Wie ein billiges Flittchen, aber eines mit Macht.
»Ja, natürlich, auf jeden Fall.«
»Gut, ich nehme ihn.« Und dann fügte sie noch hinzu, obwohl das nicht Teil des vorgegebenen Spiels war, um Violett zu ärgern, die es nicht schätzte, wenn sie ein Höschen trug. »Wissen Sie was, ich behalte es direkt an.«
»Gut.«
»Was schulde ich ihnen?«, fragte sie, nachdem sie ihren Rock wieder glatt und die High Heels angezogen hatte und sich wieder im Verkaufsraum befand.
Der Junge tippte die Preise in die Kasse und Tamora bezahlte. Die fünfzig Pfund, die sie ihm zugesichert hatte, vergaß er dabei vollkommen.
*
Als sie den Laden verlassen hatte, holte sie ihr Smartphone hervor. »Hast du alles mitbekommen?«
»Ja, das hast du richtig fein gemacht. Fast schon zu schön!«, lachte Violett freudig. » Okay, komm' zu mir ins Café. Sofort!«
Der Rollenwechsel im Café, zurück in die devote Rolle, funktionierte reibungslos. Tamora war ein wenig besorgt, ob Violett sie nicht vielleicht bestrafen würde, weil sie über die vorgegebenen Regeln hinausgegangen war. Aber wie sich herausstellte, störte sie das in keiner Weise.
Mit strahlenden Augen schaute Violett sie an.
Augen, die Tamora immer wieder faszinierten, wenn sie sich in ihnen versenkte. Wie hübsch du bist, Vio, ging es ihr durch den Kopf. Ob ich ihr sagen sollte, dass sie mit ihrer Anmut, Schönheit und Selbstsicherheit im gesamten Café auffällt?
»Setz' dich her!«
Tamora gehorchte und stellte die Plastiktüte mit den gekauften Utensilien vor ihr auf den Tisch.
»Du scheinst das alles sehr genossen zu haben.«
»Es war nicht so schwer«, gestand Tamora grinsend.
»Das habe ich gemerkt. Ich hatte es eigentlich anders vorgesehen«, gestand Violett.
»Das tut mir leid.«
»Das muss es nicht. Ist schon in Ordnung. Aber du bist dir hoffentlich bewusst, dass du die Latte für unsere Spiele immer höher legst, nicht wahr?« Violett gab ihr einen liebevollen Kuss.
Tamora ahnte, was sie damit andeutete.
»Komm, wir gehen, du hast dir nämlich eine Belohnung verdient«, lächelte Violett und reichte ihr ihre Hand. »Und den Kram entsorgen besser … da gibt es deutlich besseres. Das beinhaltet auch diesen widerlichen Slip. Den ziehst du auf der Stelle aus und gibst ihn mir!«
Für einen kurzen Moment riss Tamora ihre Augen auf, starrte sie an und schnappte nach Luft. Sie versuchte sich in die Augen ihrer Verlobten zu versenken und all die anderen Gäste des Cafés auszublenden, derweil sie das nuttige Stück Stoff über ihre Bein hin zu den Knöcheln zog. Dann trat sie heraus, knüllte das Höschen in ihrer Hand zusammen und reichte es Violett mit einem breiten Grinsen, die es lächelnd in der Einkaufstüte verstaute.
Kaum waren sie aus dem Café warf Violett alles in den Mülleimer der Haltestelle, die sich keine fünf Yards entfernt befand, was Tamora nur recht war – denn aus dem Schmuddelshop wollte sie garantiert nichts in sich spüren.
***