Читать книгу Hofknicks - Thomas Riedel, Susann Smith - Страница 8
ОглавлениеKapitel 5
Der Morgen über Tamoras und Violetts Anwesen war noch von den dichten Nebelschwaden eines typischen englischen Tages verhangen. Die Sonne bahnte sich ihren schwer erkämpften Weg durch das dichte Wetterphänomen. Nur das Knirschen der Reifen eines sich auf der Zufahrt nähernden, silbernen Mercedes der ›E Klasse‹ war zu hören.
»Ob, die beiden schon wach sind?«, wollte Cora aufgeregt wissen.
»Sicher nicht! Ich habe mit Courtney abgemacht, dass sie für die beiden wie zufällig einen falschen Ablaufplan liegen lässt ... Und so wie ich Tamora kenne, hat sie den sicher gefunden und ihrer zukünftigen Frau gleich alles erzählt. Die beiden gehen also davon aus, dass wir sie erst am Nachmittag entführen und dann in ein Striplokal schaffen.« Willow rieb sich vergnügt die Hände und lachte.
»Und wer von uns beiden legt sich jetzt den Schutzpanzer an, um den kleinen Morgenmuffel zu wecken? … Ich sicher nicht. Ich bin schließlich nicht lebensmüde ...«
»Und wie du das tun wirst. Oder willst du etwa nicht, dass ich dir bald deinen geheimen Wunsch erfülle ...«, grinste Willow frech, die mit allen Wassern gewaschen war.
»Boah, das ist gemein ... das … das ist ja Erpressung! Ja, genau, Erpressung ist das!«, murmelte Cora. Sie verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund und strich sich eine verirrte Strähne ihres roten Haares aus der Stirn.
»Von wegen! Ich muss doch sehen, ob du belastbar bist, oder etwa nicht? ... Und damit kann ich doch gleich die Probe aufs Exempel machen!« Willow lachte schallend auf, als sie einen kurzen Blick auf ihre Beifahrerin warf.
»Na gut. Ich habe ja wohl keine andere Wahl«, gab Cora nun klein bei, aber nicht ohne hinzuzufügen: »Die Kratz- und Bissspuren behandelst du!«
*
»Guten Morgen!«, begrüßte Kazumi die beiden Neuankömmlinge an der Garage. »Eine der Parkbuchten ist für euch frei. Soll ich den Wagen einstellen und ihr geht schon mal ins Haus?«, erkundigte sie sich dienstbeflissen bei Willow durch das heruntergelassene Seitenfenster des Fahrzeuges hindurch.
»Nein, dass mach' ich lieber selber. Aber du kannst mir gleich helfen unsere Sachen zu tragen.«
»Selbstverständlich! Sehr gern.« Die Halb-Asiatin trat von dem Auto zurück und folgte zum zuvor angewiesenen Stellplatz.
Als Willow ihr Fahrzeug zum Halten brachte, öffnete sie bereits den Kofferraum und nahm zwei mittelgroße Rollkoffer und eine Sporttasche heraus.
»Die Tasche benötigen wir zwar nicht heute, aber ich möchte sie gern jetzt schon mit aufs Zimmer nehmen. Darum kümmerst du dich, Cora!« Willow grinste in sich hinein. Wenn ihr wüsstet was euch an diesem Wochenende alles erwartet.
Kazumi verschwand mit den beiden Koffern, während Cora nach der Sporttasche griff.
»Planst du, mit uns morgen eine Runde Golf zu spielen?«, wollte sie wissen. »Uff, ... die ist ja irre schwer!«.
»Nein, kein Golf, obwohl mir dazu auch was einfallen würde.« Sie grinste wieder verschmitzt. »Von wegen: Einlochen, Holz und Eisen.«
»Einlochen, … na klar«, lachte Cora vergnügt. »Rohrstock und Ketten.«
»Nee, dachte da an noch etwas anderes«, schmunzelte Willow darauf. »Aber damit warten wir bis es wieder wärmer wird … Jetzt sollten wir aber nicht weiter trödeln, wo wir doch die Schlafmützen aus den Federn holen wollen.«
Zusammen schritten sie den Kiesweg zum Eingang der Villa entlang, wo sie bereits von Courtney in Empfang genommen wurden. »Herzlich Willkommen im Haus der Ladies of Saint Blackridge!«
»Und …?« Willow sah sie neugierig an. »Hat alles geklappt wie vereinbart?«
»Ja, sie schlafen alle noch. May ist gestern anscheinend über Nacht geblieben. Sie durfte sich Floré als Spielgefährtin mit auf ihr Zimmer nehmen«, bemerkte Courtney mit einem süffisanten Zug in den Mundwinkeln. »Deshalb ist erstmal nur eines der Gästezimmer frei.«
Sie alle wussten was ›Cats‹ Hinweis zu bedeuten hatte.
»Mit unserer ›Chérie‹ wird sie sicher ihren Spaß gehabt haben,« prophezeite Willow, ein Auflachen unterdrückend.
Wie es Coras Art war, fiel es ihr schwer sich eines Kommentars zu enthalten. »Das glaube ich auch!«
»Also gut, dann wollen wir die Schläfer mal wecken und Schwung in die Bude bringen ... Der Bus kommt in einer guten Dreiviertelstunde!«, ordnete Willow nun befehlsgewohnt an.
*
»Aufstehen! Los geht’s! Ihr wollt doch nicht zu eurem eigenen Junggesellinnenabschied zu spät kommen!«, rief Willow ins Zimmer und klatschte dazu kraftvoll mehrfach in die Hände. Sie hatte Cora die weit weniger gefährliche Aufgabe überlassen, Floré und May zu wecken.
»Wie bitte?«, reagierte Violett erschrocken und richtete sich zwar verschlafen, aber auf der Stelle hellwach im Bett auf.
Tamora ihrerseits grummelte etwas Unverständliches in ihr Kopfkissen und zog sich die Decke über den Kopf.
Willow schritt zum Fenster hinüber und zog die Gardinen mit einem Ruck vor dem Fenster auf, um die inzwischen herbstlich-warmen Sonnenstrahlen ins Zimmer zu lassen. »Die Morgenröte schminkt den finsteren Himmel zum Fest des Tages!«
»Boah, Willow, wie bist du denn drauf?! … Und was treibst du eigentlich schon hier? Ich dachte, wir starten erst heute Nachmittag? … Zumindest hat mir das meine kleine, sonst immer gut informierte Spionin gesteckt ...« Der Rest war mit scharfem Unterton an ihre Verlobte gerichtet. »Oder steckt diese miese Mata Hari mit euch unter einer Decke?«
»Es wühlet mein verstörter Sinn noch zwischen Zweifeln her und hin«, grummelte Tamora halblaut, »und schafft am Kammerfenster, wahre Nachtgespenster!«
»Na ja, so gern ich es auch sehe, wenn du deine Liebste bestrafst, aber diesmal trägt sie wirklich keine Schuld! Die falsche Info ist auf unserem Mist gewachsen.« Willow grinste schelmisch und kam auf das Bett zu. »Ihr habt noch genau ...«, sie blickte auf ihre Uhr, »fünfunddreißig Minuten bis wir von hier verschwinden. Also! … Ab unter die Dusche. Dann reicht es noch für einen Kaffee! Zu mehr wird die Zeit nicht reichen. Wegen der passenden Kleidung braucht ihr euch keine Gedanken zu machen. Schnappt euch eure Bademäntel, die reichen völlig!«
»Ist das dein ...« Violett blickte mit großen Augen an.
»... Ernst? Natürlich! Du kennst mich doch ... außerdem hat sich schon eine Horde Frauen zusammengeschlossen, um euch eine unvergessliche ›Hen-Night‹ zu bescheren. Also, ihr habt jetzt noch vierunddreißig Minuten. Diskutieren oder lieber duschen und noch einen Kaffee genießen, ehe es losgeht?«
»Ein Argument, das etwas für sich hat!« Violett war jetzt hellwach. Sie schlug die Decke zurück, zog danach direkt Tamoras weg und brachte ihre noch brabbelnd murrende Geliebte auf die Beine. »Tut mir leid, meine Süße, aber ich weiß mir jetzt nur einen Rat, wie ich dich in so kurzer Zeit wach bekomme.«
»Boah! Warum?«, knurrte Tamora. »Ich will wieder ins Kuschelbett … Hab' so schön geträumt.« Sie hielt ihre Augen immer noch geschlossen. Wie ein Roboter folgte ihr Körper mechanisch ihrer Königin, die ihr einen Arm um die Schulter gelegt hatte und sie auf diese Weise in Richtung des Bades bugsierte.
Schmunzelnd beobachtete Willow, wie die beiden zusammen in der Nasszelle verschwanden.
»Ahhhrghhh …!«, drang nur wenige Sekunden später ein ohrenbetäubender Schrei an ihre Ohren, gefolgt von: »Bist du denn total verrückt geworden?! Willst du deine Geliebte schon vor der Hochzeit killen? … Ich weiß ja schon lange, dass du nicht nur eine dominante Ader hast … Du bist zudem auch noch eine gemeine, fiese und sadistische Hexe!«
Nach einer kurzen Pause und einem weiteren gellenden Aufschrei, wurde die Tür kurz ein Stück aufgezogen.
»Der heißeste Platz in der Hölle ist für jene bestimmt, die in Zeiten der Krise neutral bleiben!«, schrie Tamora laut hinaus. »Schreib' dir das hinter die Lauschlappen, Willow! … Oh, lasst jede Hoffnung hinter euch, ihr, die ihr eintretet!«, ließ sie noch folgen, ehe sie die Tür wieder hinter sich ins Schloss zog.
»Hach, wie fein!« Willow rieb sich vergnügt die Hände. »Unsere geliebte Raubkatze ist endlich wach ... Das wird ein schöner Tag ...«
*
Kurz darauf spürte Floré ein zärtliches Streicheln entlang ihrer noch immer nylon-bestrumpften Beine. »Oh, mon dieu! ... Müssen wir etwa schon aufstehen?«
»Ja, ›Chérie‹! Müsst ihr!«, gab Cora ihr zur Antwort, begleitet von einem mädchenhaften Kichern. »Ihr beide gebt ein echt süßes Pärchen ab … Nicht, dass ich da noch eifersüchtig werden, wo ich dich noch nicht für mich allein bekommen habe!«
May, die sich auf die Seite gedreht und einen Arm fest um die Taille der Französin geschlungen hatte, lag ihr mit dem Gesicht zugewandt.
Die Haarpracht der beiden Frauen war zerwühlt und die Lippen noch leicht gerötet, von dem was sich in der letzten Nacht zwischen den beiden abgespielt hatte.
»Was machst du hier, Cora?« Floré starrte sie mit großen Augen, verwirrt darüber, was die Rothaarige bei ihnen im Gästezimmer wollte.
»Da fragst du noch, ›Chérie‹? ... Los, komm' schon! Du hast eine halbe Stunde zum Duschen und dir was anzuziehen. Du kennst doch die Kleiderordnung für heute morgen, oder?!«
»Ist es etwa schon so spät? Ach, … verdammt! Mein Wecker steht in meinem Zimmer und klingelt sich wahrscheinlich zu Tode.« Völlig unbefangen schlug Floré das Oberbett zurück, schwang ihre Beine hinaus und rannte dann so spärlich bekleidet, wie sie war, zur Tür. Genau in dem Moment, in die sie die aufriss, war ein lautes Kreischen aus der oberen Etage zu hören.
»Sieht so aus, als wenn deine süße Maîtresse auch gerade wach geworden ist!«, lachte Cora auf.
Floré ließ sich davon nicht beirren. Ihre auf bestrumpften Füßen folgende Flucht glich der einer hakenschlagenden Häsin – als sie die letzte Kurve vor ihrem Zimmer nahm, schaffte sie es gerade noch, ihr Gleichgewicht zu halten und nicht der Länge nach hinzuschlagen.
Jetzt richtete sich auch May langsam auf und sah zu Cora hinüber, die vor dem Fußende des Bettes stand. »Wenn du nichts dagegen einzuwenden hast, würde ich mich jetzt gern anziehen und zu mir fahren. Ihr holt mich dann später wie vereinbart ab?« Ihr war die Situation zwar nicht grundsätzlich peinlich, aber so gut kannte sie Violetts Ex-Mitbewohnerin nicht, als dass sie sich ihr so verletzlich und ausgeliefert präsentieren wollte.
»Oh ja, klar! …« Cora legte den Kopf etwas zur Seite und musterte sie mit einem vielsagenden Grinsen im Blick. »Ich muss schon sagen, du hast einen ausgezeichneten Geschmack. Florés Lippen waren ja noch ganz gerötet … Scheint, als hätte sie dir auf wundervolle Weise zu Diensten gestanden.«
Mit ihrer typischen vorlauten und ungeschminkten Art, schien sie die Friseurmeisterin allerdings nicht einmal im Ansatz aus der Reserve locken zu können. »Denke ich auch. Dieses süße, französische Ding kann ich wärmsten weiterempfehlen. Aber wenn du sie mal für dich haben willst, dann wirst du das mit Tamora und Violett klären müssen … Und jetzt raus hier!« Mit einem Fingerzeig und einem Auflachen, verwies sie Cora vor die Tür.
Grinsend trat Cora in den Flur hinaus.
Oh Gott! Wo bin ich hier nur gelandet? ... Sagt gleich einer ›Cut‹, und ich bekomme meine Gage?, dachte May bei sich. Mit einer mehr gespielten als tatsächlichen Fassungslosigkeit schüttelte sie den Kopf, ehe sie beschwingt aus dem Bett hüpfte und ins angrenzende Bad verschwand, um sich etwas frisch zu machen.
*
»Ich hätte zu gern Mäuschen gespielt, als Violett ihre Prinzessin unter die kalte Dusche gestellt hat. Ihr Schrei war ja bis hier unten zu hören!«, lachte Courtney schadenfroh.
Cora, Willow, Modesty und Kazumi hatten sie in der Küche umringt und bedienten sich am frisch aufgebrühten Kaffee. Keine von ihnen trug mehr als einen Hüftgürtel, Nylons und High Heels, wenn sie nicht auch darauf verzichtet hatten und gleich vollkommen nackt in ihren Seidenmantel geschlüpft waren. Als sie auf der weitgeschwungenen Treppe klappernde Absätze vernahmen, reckten sie die Köpfe und schauten in die Richtung.
Es war Floré, die mit schnellen Schritten auf sie zukam, und sich vor ihnen mit einem ansteckenden, verführerischen Lächeln einmal um ihre Achse drehte, um ihnen ihr Outfit zu präsentieren. Dann hielt sie inne und knickste vor ihnen. »Ist alles wie gewünscht, Myladies?«
Kazumi grinste, als sie zum x-ten Mal an diesem Morgen den Aufdruck auf Florés Rücken sah.
Hen-Night ViolettTamora
»Das war wirklich eine süße Idee von Sarah, dass sie uns allen so einen Seidenmantel besorgt hat. Mir gefällt das Material, da wäre ich schnell dabei ihn sehr viel öfter zu tragen.« Willow war überrascht über das weiche und angenehm kühle Gefühl auf der Haut, was allerdings nach und nach verblasste, weil der Mantel sich unter ihrer Körperwärme erwärmte.
»Ich find' das ja irre geil, wie es über die Nylons rutscht …«, meinte Floré und schob mit der Rechten den Stoff direkt ein wenig über ihren Oberschenkel. »Das hat was, oder!« Sie grinste, als Courtney sich direkt an sie presste und leicht an ihr rieb.
»Eigentlich brauchst du deine Beine doch nur, um deinen Nylonfetisch auszuleben, nicht wahr, ›Chérie‹?«, schmunzelte Courtney. »Denn so devot, wie du bist, könntest du ja auch laufend kriechen!«
»Ich denke, es ist schon ganz gut, dass sie welche hat«, mischte sich Willow ein.
Courtney sah sie fragend an. »Wozu? Sie kniet doch eh die meiste Zeit.«
»Aber dann müsstest du doch laufend hinter ihr herwischen«, lachte Willow auf, »oder hast du vergessen, welch üble Schleimspuren Schnecken hinterlassen?«
»Die beiden müssen mal langsam fertig werden«, mahnte Cora, nach einem kurzen Blick auf die Uhr, ohne auf den Spaß der beiden einzugehen. »In fünf Minuten klingelt der Fahrdienst am Tor … Ich bin gespannt, ob Tamora …« Sie brach ihren Satz ab, weil sie vom Klacken der Absätze der Erwähnten und deren baldiger Ehefrau unterbrochen wurde.
»Ob ich was?!« knurrte die Angesprochene.
»Bringt diesem Morgenmuffel bitte jemand einen Kaffee, bevor der Tag mit Mord und Totschlag startet?«, fragte Violett sehr bestimmend, worauf sich Floré sofort dem Kaffeeautomaten zuwandte und eine Tasse mit dem geforderten Lebenselixier ›zapfte‹.
»Wehe euch, wenn ich diese Höllenqualen für nichts und wieder nichts ertragen habe!«, murrte Tamora verstimmt.
»Pass' lieber auf, dass du dich nicht gleich im Keller wiederfindest oder die Fahrt im Kofferraum verbringst!«, drohte Violett nun. Dann fielen ihr die einheitlichen Seidenmäntel und der Aufdruck auf Florés Rücken. »Das find' ich ›cool‹!«
»Aber sicher! War ja klar, dass eine Sadistin das ›cool‹ findest, Vio!«, reagierte Tamora bissig.
»Das hat sie doch gar nicht gemeint«, griff Willow ein.
»Aha? Und was dann?«, brummte Tamora, nicht weniger ungehalten als zuvor. »Etwa, dass ich gleich zur Wildkatze werde, wenn ich meinen Morgenkaffee nicht bekomme?!«, antwortete sie schnippisch und seufzte theatralisch auf, als Floré ihr eine heiße Tasse des schwarzen Gebräus in die Hand drückte.
»Vielleicht siehst du dir unsere Mädels einfach mal an, wenn du mit deinem zickigen Grummeln und Murren fertig bist«, erwiderte Violett, bemüht nicht auszuflippen. Sie kannte Tamoras Kleinkindgehabe schon zur genüge und nicht immer war es leicht zu ertragen. »Sie haben sich echt sehr viel Mühe gegeben, um uns einen wundervollen Tag zu bescheren!«
»Ohh ...«, fiel es ihr dann auch auf, »das ist ja süß!« Um nicht direkt in Tränen auszubrechen und vor Rührung zu weinen, hob sie schnell ihre Tasse an den Mund. Aber der Kaffee war noch viel zu heiß.
»Ach, Tammy …«, sprach Violett ihre geliebte Freundin an, »soll ich dir eine Packung Taschentücher an deinem Bademantel befestigen? Wenn du jetzt schon mit der Heulerei anfängst, wird es ein feucht-fröhlicher Abend der besonderen Art.« Es war ein Versuch, ihre zukünftige Frau aus ihrer emotionalen Welt zu reißen – was ihr auch gut gelang. Sie sah es an deren böse, aufblitzenden Blick, der Bände sprach: Ich hasse dich immer noch für die kalte Dusche, und glaub mir, dass du mich gerade verarschst, macht es auch nicht wirklich besser!
»So, das ist mein Stichwort.« Willow ging zu dem großen Esstisch und nahm die seidenen Mäntel die über eine der Stuhllehnen gelegt waren an sich. »Die sind für euch. Ihr beide müsst doch farblich zu uns passen!«
Ohne jede falsche Scheu und mit einem fröhlichen Grinsen legten sie ihre eigenen Morgenmäntel ab und streiften sich die Pinkfarbenen über – auf denen jeweils die Aufschrift ›Bride‹ fand und mit je einer eingestickten kleinen, süßen Frauenfigur verziert waren: Violetts hielt eine Peitsche und Tamoras trug ein Paar Hand- und Fußschellen.
»Oh, süß und so passend«, schmunzelte Tamora und blickte neugierig in die Runde. »Wer von euch ist denn auf diese neckische Idee gekommen?«
»Wir müssen gestehen, dass das auf Sarahs Mist gewachsen ist«, räumte Willow grinsend ein.
»Gut zu wissen«, meinte Tamora darauf. »Da weiß ich ja, wen ich demnächst für meine Designs und Modeentwürfe einspannen kann …« Sie strich sanft mit zwei Fingern über das zauberhafte Motiv. »Die Mäntel sind wirklich total niedlich ...«
Weiter kam sie nicht, denn sie wurden vom Klingeln am Haupttor der Zufahrt unterbrochen. Sofort lief Courtney zur Schaltanlage im Eingangsbereich und öffnete nach einem schnellen Blick auf den Monitor dem Fahrdienst das große, elektrische Tor.
»Nun, ihr beiden«, lachte Willow herzlich, die zwischen Tamora und Violett getreten war und ihnen ihre Hände auf die Schultern gelegt hatte, »dann wollen wir mal in euren ganz speziellen Tag starten!«
Kaum hatte Willow ausgesprochen, entstand ein recht geordnetes, aber nichtsdestotrotz bienenstockartiges, surrendes und lautes Gewusel – und plötzlich hatten alle, außer den beiden Bräuten, eine kleine Reisetasche bei der Hand.
Wenngleich Tamora neugierig war, so fragte sie nicht weiter nach. Sie freute sich auf das, was nun auf sie zukommen würde – und als sie die riesige weiße Stretchlimousine in der Auffahrt sah, wusste sie, dass weder sie noch ihre baldige Frau diesen Tag jemals in ihrem Leben vergessen würden.
***