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Kapitel 6

F

elicity Thompson, Gardeners Sekretärin, war im Vorzimmer mit der Korrespondenz ihres Chefs beschäftigt. Plötzlich glaubte sie ihren Ohren nicht zu trauen. Entsetzt schnellte sie hinter ihrem Schreibtisch hoch. Ihr Blick richtete sich auf die ledergepolsterte Tür, hinter der sich das Büro ihres Arbeitgebers befand.

Grauenvolle Schreie waren zu hören. Bestürzt lief die junge blonde Frau zur Tür. Ohne anzuklopfen stürmte sie in Gardeners Büro.

Kaum hatte sie einen Fuß in den Raum gesetzt, blieb sie wie erstarrt stehen.

Ihr Chef bot einen entsetzlichen Anblick. Er schien vollkommen verrückt geworden zu sein. Er hatte jede Kontrolle über sich verloren. Gardener stand vor dem geöffneten, mittleren Fenster und starrte auf den Aktenschrank. Seine Mimik war völlig verzerrt und immer wieder verdrehte er die weit aufgerissenen Augen. Plötzlich brüllte er mit einer Kraft los, dass ihm die Adern am Hals dick anschwollen. Auch seine Augen schienen ihm aus den Höhlen treten zu wollen. Immer mehr weißlicher Schaum troff aus seinem weit aufgerissenen Mund. Wie ein Irrer schüttelte er den Kopf. Dann zuckte er am ganzen Körper, bewegte sich völlig unnatürlich und begann unendlich schwer zu keuchen. Ungelenk griff er sich in die Haare und begann plötzlich, sie sich büschelweise auszureißen.

»Mister Gardener!«, schrie sie entsetzt.

Aber Colin Gardener sah und hörte sie nicht. Wild warf er seinen Kopf hin und her. Seine ununterbrochen zuckenden Gesichtsmuskeln ließen einen bizarren Ausdruck entstehen.

»Diese Qualen!«, schrie er. »Diese unendlichen Qualen!«

»Was ist denn mit Ihnen, Mister Gardener?« Sie wusste nicht was sie tun sollte. Sie war völlig hilflos.

Gardener hatte damit angefangen um sich zu schlagen. Sie wagte es nicht, sich ihm zu nähern.

»Diese Qualen. Sie sind so entsetzlich. Ich halte sie nicht mehr aus!«, schrie der Verleger.

Immer noch starrte er in Richtung des Aktenschranks. Sie konnte dort aber nichts Besonderes feststellen. Sie verstand einfach nicht, was in ihren Chef gefahren war, oder wovor er sich dermaßen wahnsinnig fürchtete.

Plötzlich änderte sich die Situation.

Gardner lachte lauthals los und ging dazu über auf die Fensterbank zu klettern. Eiskalt lief es der jungen Frau über den Rücken.

»Mister Gardener!«, rief sie auf das höchste erregt.

Doch ihr Chef hörte sie nicht.

»Um Gottes willen, tun sie es nicht!«, stieß sie hervor. »Mister Gardener!«

Sekundenlang starrte der Zeitungsmann in die Tiefe. Dann ließ er den Fensterrahmen los und begann lauthals zu singen.

»Oh, happy day! ... Oh, happy day!«

Er schwankte. Plötzlich riss er beide Arme in die Höhe und machte, immer noch singend, einen Schritt ins Leere, gefolgt von einem Wahnsinnsgebrüll.

Sie versuchte noch ihn aufzuhalten. Aber sie kam zu spät.

»Mister Gardener!«, wollte sie noch einmal rufen, aber sie schluckte es herunter.

Erschreckend lange war der Schrei des in die Tiefe stürzenden Verlegers zu hören. Erst als sein Körper unten hart auf die Betonplatten aufschlug, riss er jäh ab.

Mit weit aufgerissenen Augen sah ihm seine Sekretärin nach.

Colin Oliver Louis Gardener, der wohlhabende, mächtige Zeitungsverleger, lag tief unten auf dem Gehweg – klein, regungslos ... wie eine Puppe.

Sie hielt den grauenvollen Anblick nicht länger aus. Vom Grauen geschüttelt wandte sie sich vom Fenster ab.


Das Lächeln der Medusa

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