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Kapitel 6

E

dward Cavanaugh und seine Frau Hollie standen Arm in Arm auf der überdachten Veranda ihres Farmhauses. Erwartungsvoll, aber auch voller Sorge und Angst, blickten sie zum entfernt liegenden Waldstück hinüber. Sie hofften darauf, ihren Sohn ausmachen zu können, wie er zwischen den Baumreihen auftauchte, und darauf, dass er wohlbehalten zu ihnen zurückkehrte.

»Ich sollte ihn suchen gehen«, meinte der alte Mann mit den langen schlohweißen Haaren. »Wer weiß, was ihm bei dem Sturm passiert ist!«

Sofort entwand sich seine Frau seiner Umarmung. Entschlossen schüttelte sie den Kopf und sah ihn mit funkelnden Augen an.

»Du wirst hierbleiben!«, sagte sie mit lauter, fester Stimme. »Ich lasse Dich nicht da hinausgehen!«

»Aber dieser Sturm ...«, begehrte ihr Mann auf. »Wenn ihm nun etwas passiert ist?«

»Ihm ist aber nichts passiert«, entgegnete sie. »Ich fühle es. Eine Mutter spürt das, ob mit ihrem Kind alles in Ordnung ist!«

»Vielleicht ...«

Ihr Mann kam nicht dazu seinen Einwand zu beenden. Er wurde unterbrochen, denn auf der Zufahrtsstraße tauchten ein Paar Lichter auf, die sich ihnen in Schlangenlinien näherten und hin und wieder auf und ab wippten. Ein Motorengeräusch wurde hörbar.

»Der muss ja volltrunken sein, so wie der fährt«, kommentierte Hollie Cavanaugh.

»Oder er weicht herumliegenden Ästen aus. Der Sturm dürfte einiges herumgeschleudert haben«, meinte ihr Mann.

Als der Wagen unweit der Veranda hielt, erkannten sie den schwarzen Porsche Cayenne.

»Was will denn Hamilton hier?«, fragte Edward Cavanaugh erstaunt. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Es ist Viertel vor zwölf.«

»Keine Ahnung«, gab sie zurück. »Wir werden es sicher gleich erfahren.«

»Das befürchte ich auch«, murrte ihr Mann. »Der ist noch schlimmer als der Sturm!«

»Sei höflich, Ed!«, ermahnte sie ihn lächelnd. »Er macht mir Angst.«

Edward Cavanaugh trat an die Stufen der Veranda und hielt sich mit seinen von der harten Arbeit gezeichneten Händen am Geländer fest. Abweisend sah er dem großen, hageren Mann mit dem Raubvogelgesicht entgegen, der mit einem breiten Grinsen auf ihn zukam.

»So spät noch auf?«, rief Graham Hamilton. »Es ist fast Mitternacht!«

»Als wenn ich das nicht wüsste!«, knurrte Edward Cavanaugh. »Ich frage mich, was Sie um diese Zeit hier wollen? Aber schlechte Menschen kennen wohl keine Uhrzeit, wie?«

Er wartete vergeblich auf eine Antwort.

»Ein schreckliches Wetter!«, meinte Hamilton nach einem Blick in den Himmel. »Was da alles passieren kann! Finden Sie nicht auch!«

Der alte Cavanaugh ließ das Geländer los und stemmte die Arme in die Seite.

»Sieht so aus, wenn ich mir Ihren Wagen ansehe. Sturmschaden?« Er grinste. »Nein, Ihnen hat jemand die Meinung gesagt. Nicht schlecht, jemand mit Courage!« Cavanaugh wurde wieder ernst. »Und jetzt sagen Sie, was Sie wollen!«, forderte er Hamilton mit mühsam verhaltener Wut auf. »Ansonsten verschwinden Sie! Oder sind Sie hier, weil Sie sich am Schaden weiden wollen, den wir erlitten haben?«

Graham Hamilton tat als würde er ein Staubkorn vom Revers seines Anzuges wischen und winkte mit einer großzügigen Geste ab.

»In welchem Zustand Ihre Farm ist, interessiert Mister Abercrombie nicht keinen Deut. Glauben Sie mir!«, sagte er lächelnd. Wieder wanderten seine schwarzen Knopfaugen unstet hin und her. »Er sagte mir, dass er sich großzügig zeigen wolle. Er bietet Ihnen für Laoghaire zwanzigtausend Pfund.«

Edward Cavanaugh verschlug es den Atem.

»Zwanzigtausend Pfund?«, fragte seine Frau ungläubig. »Das ist wohl ein schlechter Scherz, oder?«

Ihr Mann legte liebevoll seinen Arm um ihre Schulter.

»Hören Sie Hamilton!«, reagierte er ungehalten. »Laoghaire steht nicht zum Verkauf! Und Sie wissen ganz genau, zwanzigtausend Pfund sind ein Witz! Die Farm ist ein Vielfaches davon wert!«

Hamilton lachte hämisch.

»Nicht mehr lange, Cavanaugh«, zischte er dann. »Nicht mehr lange! Darauf können Sie sich verlassen!«

»Sie drohen mir?«

Der alte Mann ging die drei Stufen der Veranda hinunter. Langsam ging er auf den Privatsekretär des mächtigsten Mannes der Gegend zu. So leicht ließ sich Cavanaugh nicht einschüchtern. Hamilton wich automatisch einen Schritt zurück.

»Was wollen Sie denn machen, wenn ich die Polizei darüber in Kenntnis setze, wie Sie in Abercrombies Namen die Farmer der Gegend unter Druck setzen, um an ihr Eigentum zu kommen?«

Graham Hamilton war immer noch damit beschäftigt die Distanz zu Cavanaugh herzustellen. Er war durch und durch ein Feigling, der sie niemals auf eine persönliche Auseinandersetzung einließ. Da hatte er andere, sehr viel kultiviertere Mittel zur Verfügung. Aber in seinen stechenden Augen glomm ein verderblicher Funke auf.

»Ich setze doch niemanden unter Druck!«, grinste er scheinheilig. »Aber Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass Ihre Farm noch etwas wert sein wird, wenn sie von einem ähnlichen Unwetter getroffen wird, wie es bei den O’Sullivans gewütet hat. Die hat es wirklich hart getroffen. Arme Leute! Mir ist zu Ohren gekommen, da dort Schlimmes passiert sein soll.« Er ging um seinen verbeulten Porsche herum. »Aber vielleicht sollten Sie Ihren Sohn danach fragen, wenn er zurückkommt!«

Graham Hamilton öffnete die Tür, sah Cavanaugh noch einmal mit einem diabolischen Lächeln an und stieg ein. Er ließ den Motor aufheulen und fuhr rasch davon.

Edward Cavanaughs Miene hatte sich verdunkelt. Er wandte sich um und schritt auf die Veranda zurück.

»Und es war doch eine Drohung!« Er schlug verärgert mit der Faust auf das Geländer.

»Du kannst es ihm aber nicht nachweisen«, versuchte ihn seine Frau zu beruhigen.

»Ich frage mich, was bei den O’Sullivans passiert ist.« Mit auf das Geländer aufgestützten Händen blickte er in die Richtung des Waldes hinter dem die Farm lag.

»Dort!« Seine Frau stieß einen unterdrückten Schrei aus und deutete auf das Waldstück. »Das muss Callum sein!«

Edward Cavanaugh war so in Gedanken versunken, dass er es gar nicht bemerkt hatte. Er erschrak, als er seinen Sohn auf sie zu torkeln sah.


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