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6.1 Muslime

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Schiiten


Es existieren im Irak zwei große schiitische Gruppierungen: Die Dawa-Partei und der oberste islamische Rat. Die im Jahr 1950 gegründete Dawa-Partei ist die bekannteste und zugleich älteste schiitische Bewegung im Land. Die Machtübernahme Sadam Husseins hatte jedoch zur Folge, dass viele Anführer der Dawa-Partei ermordet oder vertrieben wurden. Aus diesem Grund operierten viele Anhänger der Partei zu Zeiten des Hussein-Regimes aus dem Untergrund. Erst nach dem Ende des dritten Golfkriegs kehrte die Partei unter Führung von Muhammad Nasseri in den Irak zurück. Heute hat sich die Dawa-Partei vollständig von der Verfolgung erholt und stellt sogar mit Ibrahim al-Dschafari den Ministerpräsidenten des Irak.


Der oberste islamische Rat (Council for the islamic revolution in Iraq) geriet vor allem in die Medien, als der Anführer der Bewegung, Muhammad Baqir al-Hakim, im Jahr 2003 bei einem Attentat ermordet wurde. Erst wenige Monate zuvor war al-Hakim aus dem Exil in den Irak zurückgekehrt, nachdem er von Saddam Hussein verbannt worden war. Der Platz an der Ratsspitze wurde von seinem Bruder eingenommen, dem seine engen Verbindungen zum Iran schnell einen Platz im Regierungsrat einbrachten. Der oberste islamische Rat besitzt auch einen bewaffneten Flügel, dem schätzungsweise bis zu 10.000 Männern angehören. In der Regierung stellt die Bewegung den stellvertretenden Ministerpräsidenten, Adil Abd al-Mahadi.


Berühmte Führer der Schiiten


Zu den wichtigsten Führern der Schiiten gehört, neben dem schiitischen Anführer des Irak, Ali as-Sistani, auch Muqtada as Sadr.


Der schiitische Führer Sistani verbrachte während des Golfkriegs viele Jahre im Gefängnis, weil er sich weigerte, in, dass von Saddam Hussein auferlegte, Exil zu gehen. Später war er einer der wenigen, die gegenüber den Koalitionskräften freundlich gesinnt war. Er war stets bemüht eine abwartende Haltung gegenüber den Besatzungsmächten zu signalisieren, obwohl er sich häufig für einen schnellen Abzug der bewaffneten Truppen aussprach. Jegliche Kritik, die Sistani am Regierungsapparat äußert, ist friedlich und konstruktiv. Den Einsatz von Waffen verabscheut er auf das Äußerste.


Muqtada as Sadr ist der Anführer der größten, radikal schiitischen Gruppen. Er wurde zum Anführer, nachdem sein Vater im Rahmen der Hussein-Diktatur ermordet wurde. Er lehnt den schiitischen Führer as-Sistani ab, sieht in ihm vielmehr das Gegenstück seiner Bewegung und macht ihn in vielen politischen Reden zu seinem Gegner. Sadr forderte stets islamische Gesetze und einen schnellen Abzug der Besatzungsmächte. Der Hauptsitz der Bewegung liegt in der Stadt Nadschaf, wo sich bereits über 10.000 Milizen in den Dienst von Sadr gestellt haben. Auch im schiitischen Stadtteil von Bagdad kann Sadr auf zahlreiche Anhänger blicken. Von der übrigen schiitischen Glaubensgemeinschaft wird Sadr abgelehnt. Insbesondere die Drohung mit Selbstmordattentaten gegenüber den Koalitionstruppen wurde von vielen Irakern auf das Schärfste verurteilt.


Schiitenaufstand


Im Jahr 1991 verloren viele Schiiten im Irak, im Verlauf eines Aufstands, ihr Leben. Nach der Niederlage Saddam Husseins im zweiten Golfkrieg sahen sich viele Schiiten in der Lage, die blutige Herrschaft des Diktators mit militärischen Mitteln zu beenden. Aufgrund des zuvor vereinbarten Waffenstillstands zwischen dem Irak und den Alliierten verfügte Hussein jedoch über die Schlagkraft, um den Aufstand niederzuschlagen.


Die ganze Wut der überlebenden Schiiten richtete sich jedoch gegen die alliierten Kräfte, welche die erwartete Unterstützung vermissen ließen. Insbesondere da der damalige Präsident Georg H.W. Bush in einer Rede im Februar 1991 dazu aufforderte, sich gegen Saddam Hussein zu erheben. Durch die Rede schlossen sich auch die im Norden siedelnden Kurden dem Aufstand an. Da jedoch wenige Tage nach der Bush-Rede der Waffenstillstand zwischen dem Irak und den USA in Kraft trat, verfügte Hussein über ausreichend Truppen, um sowohl die Schiiten, wie auch die Kurden zu besiegen. Später wurden die Anführer der Revolution in einer öffentlichen Veranstaltung zunächst gedemütigt und im Anschluss unter Hausarrest gestellt. Insbesondere da Bush, bei einem siegreichen Aufstand, eine Spaltung des Iraks befürchtete, erhielten Schiiten und Kurden keine Unterstützung durch die USA - Noch heute ist das Verhältnis zwischen beiden Lagern sehr angespannt.


Wie gegenwärtig der Schiitenaufstand von 1991 auch heute noch ist, zeigt der Hollywood-Film "Three Kings" mit Georg Clooney.


Sunniten / arabische Sunniten


Unter den Sunniten im Irak hat sich im Laufe der vergangenen Jahre vor allem der Theologe Mushin Abd al-Hamid und seine Gruppierung arabischer Sunniten hervorgetan. Al-Hamids Haltung gegenüber den Koalitionsmächten darf als gemäßigt angesehen werden, insbesondere da er bereits einen heftigen, öffentlichen Streit mit dem Imam der Moschee Bagdads bezüglich hasserfüllter Reden und dessen Aufruf zum Widerstand gegen die Besatzungsmächte hatte.


Eine weitere Vereinigung arabischer Sunniten ist die Association of Muslim Scholars (AMS), die unter anderem durch Verhandlungen über einen Waffenstillstand zwischen sunnitischen und alliierten Truppen bekannt wurde. Zudem hat sich die AMS dazu entschlossen, den zahlreichen Geiselnahmen und Entführungen im Irak entgegenzuwirken und konnte bereits zur Freilassung mehrerer Geiseln beitragen. Anführer der Organisation ist Harith adh-Dhari, der in einer Rede bei Amtseintritt klarstellte, dass die AMS neben religiösen Zielen auch politische und gesellschaftliche Ziele verfolgt. Die Organisation agiert gewaltfrei und ist stets bemüht, ein gutes Verhältnis zu Schiiten und Kurden zu pflegen.

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