Читать книгу Drachensonne - Thomas Strehl - Страница 24
ОглавлениеEs war am sechsten Tag ihrer Reise, als die Landschaft sich veränderte.
Die Bäume wurden niedriger, wuchsen nicht mehr so dicht, das Unterholz verschwand beinahe völlig, und die Lichtungen, die sie durchritten, wurden immer größer.
Auch der Boden war nicht mehr weich und bemoost, sondern dort, wo ihn die Strahlen der Sonnen immerwährend trafen, hart und staubig.
Einen halben Tag später hörte der Wald ganz auf.
Swon atmete tief durch, als sie den Schutz der Bäume verließen und ihr Blick auf eine weite felsige Ebene fiel.
Nie zuvor hatte der Junge den Wald verlassen, und das Bild, das sich nun seinen Augen bot, musste er erst einmal verarbeiten.
Auch Talkien zügelte sein Pferd und ließ seinen Blick über das weite Land schweifen.
Hüfthohe Büsche wuchsen hier und da, vereinzelte karge Bäume gab es, doch zum größten Teil störten nur riesige Felsbrocken, die ein Gigant wahllos in der Ebene verteilt zu haben schien, das freie Feld.
Das Land vor ihnen senkte sich ein wenig ab, sodass ihr Blick vom Waldrand aus bis zum Horizont reichte.
Swon kniff die Augen zusammen, das Licht der Sonnen brannte nach dem Schatten des Waldes auf seinem Gesicht, und er musste ein paar Mal blinzeln, bis er das ganze Bild in sich aufnehmen konnte.
Langsam wandte er den Kopf und war nach gründlichem Absuchen der Ebene etwas enttäuscht.
Er wusste nicht genau, was er erwartet hatte, doch die steinige Einöde, die sich vor ihm auftat, begeisterte ihn nicht.
Talkien hatte bei der letzten Rast im Wald die Karte studiert und hatte ihm bereits eröffnet, dass sie die Baumgrenze erreichen würden, doch Swon hatte sich etwas mehr davon versprochen.
Wahrscheinlich hatte er insgeheim damit gerechnet, schon einen Blick auf die rote Stadt erhaschen zu können.
So jedoch wusste er, dass ihm mindestens zwei weitere Tage im Sattel bevorstanden, und obwohl er sich in letzter Zeit beinahe an den Geruch von Leder und Pferdeschweiß gewöhnt hatte, spürte er doch keine rechte Leidenschaft dafür.
Gegen einen Tag Pause, ein frisch gekochtes Mahl und eine Nacht in einem weichen Bett hätte er nichts gehabt.
Doch Kandelar war nicht in Sichtweite, und seine Träume und Sehnsüchte würden noch etwas warten müssen.
Wenn es diesen Tag Pause überhaupt jemals geben wird, dachte er.
Denn noch immer trieb der Jäger zur Eile und noch immer beschränkten sich ihre Pausen auf wenige Augenblicke Schlaf, etwas zu essen und das Versorgen der Pferde.
Talkien hatte die Karte vor sich auf dem Sattel ausgebreitet und studierte die Zeichnungen darauf.
Dann betrachtete er, in einem weiten Kreis reitend, den Boden.
»Er ist immer noch vor uns«, stellte der Jäger fest.
Er nannte keinen Namen, doch Swon wusste auch so, wer gemeint war. Die Gedanken Talkiens kreisten nur um den Mann, den sie verfolgten.
Der Junge warf einen weiten Blick in die Ebene und betrachtete ebenfalls den Boden, der von Pferdelänge zu Pferdelänge steiniger wurde. Und er ahnte, dass es von nun an weit schwieriger werden würde, der Spur des Lords zu folgen.
Talkien ließ sich davon nicht beeindrucken. Er schien etwas gefunden zu haben, denn er drehte sein Pferd um einen Felsen und winkte den Jungen zu sich.
Swon drängte den Rotbraunen neben den Schimmel und folgte dem ausgestreckten Arm des Jägers.
»Er hat hier eine längere Pause gemacht«, sagte Talkien triumphierend.
Und Swon bemerkte nun auch die notdürftig verdeckten Überreste eines Feuers und einige schwarze Haare, die in einem der dornigen Büsche hingen.
»Wir haben aufgeholt«, stellte Talkien mit unüberhörbarem Stolz in der Stimme fest.
»Der Schwarze scheint einige Zeit damit verbracht zu haben, sein weiteres Vorgehen zu überdenken.« Er zeigte in die Ebene. »Und doch führt ihn sein Weg nun nach Kandelar.« Er runzelte die Stirn. »Eigentlich hatte ich fest damit gerechnet, dass er die Stadt umgeht.«
Er zuckte die Achseln. »Und wenn schon«, sagte er. »Das ändert nichts an unserem Plan. Wir werden uns wiederholen, was uns gehört.«
Welchen Plan sie hatten, konnte Swon nicht genau erkennen, und die gute Laune des Jägers konnte er erst recht nicht teilen.
Die Aussicht, dem Unheimlichen näher zu kommen, beunruhigte ihn, und das Verlassen der Bäume vermittelte ihm ein Gefühl von Schutzlosigkeit.
Trotzdem blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Pferd anzutreiben und dem Jäger in die steinige Ebene zu folgen.
Und obwohl er die Umgebung ganz genau im Auge behielt, bemerkte er nicht, dass sie schon seit geraumer Zeit verfolgt wurden...