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Gedicht Nummer zwei

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Nachdem der Notarzt beim Beerdigungszug eingetroffen war, konnten Beltel und Funk sich wieder ihrer eigentlichen Arbeit widmen. Aber sie hatten in Schweinheim weniger Glück als in Loch. Der Erdbeerbauer war in Euskirchen unterwegs und niemand vermochte zu sagen, wann er zurückkam. Unter den Saisonarbeitern war kein Übersetzer, so dass keine Verständigung stattfinden konnte. Dann kam der Anruf von den Rheinbacher Kollegen. Beltel erfuhr von Klötschs Verletzung und dass er sich im Krankenhaus Euskirchen befand. Beltel wollte sich unbedingt die als Falle konstruierte Nagelpistole ansehen. Die Befragung in Schweinheim musste später nachgeholt werden.

Vor dem Waldhotel Rheinbach standen zwei Streifenwagen, sowie ein Fahrzeug von der Spurensicherung. Die Treppen wurden noch untersucht, so dass Beltel und Funk noch nicht ins Hotelinnere durften. Ihre Geduld wurde nicht zu sehr strapaziert. Nur etwa zehn Minuten nach ihrer Ankunft trat Wolfgang Langen von der Spurensicherung nach draußen. Den Zettel in seiner rechten Hand hielt er mit einer Pinzette in Augenhöhe.

»Hans, Manfred«, er nickte den Kollegen zu, »das hing in einem der unteren Räume hinter die Tür geklebt.«

Beltel hatte seine Brille schon aufgesetzt.

Schaffe, schaffe Häusle baue

Las Dir nix vom Nirbach klaue

Dieses miese, üble Schwein

Zerstört den Traum vom Eigenheim

Kassiert nur Dein gutes Geld

Liefert nicht das, was Du bestellt

Nie mehr geh in die Psychiatrie

Vielmehr fick diesen Kerl ins Knie

»Was soll das denn nun schon wieder?« Beltel steckte seine Brille in die Innentasche seines Jacketts.

»Unser Poet hat sich wieder gemeldet«, sagte Funk. »Ich habe es geahnt. Die erste Botschaft kam mir allerdings weniger verschlüsselt vor.«

Langen übergab den Zettel einem Kollegen, der das Papier sorgfältig eintütete.

»Die zweite Botschaft?«, hakte der Mann von der Spurensicherung nach.

Funk ging zum Auto und holte das Tütchen, in das er die ersten Gedichtzeilen gesteckt hatte. »Ja, das hier hatten wir heute Morgen unter dem Scheibenwischer.«

Wolfgang Langen nahm das Tütchen entgegen. Durch die Folie hindurch konnte er die Zeilen lesen. »Hört sich echt schräg an. Wer soll denn diese Ivonna Martiniak sein?«

Funk erklärte kurz, was sie bezüglich Ivonna Martiniaks Schwangerschaft herausgefunden hatten.

»Scheint, als ob da jemand Spuren legt. War dieser Nirbach nicht Bauunternehmer?«, fragte Langen.

Beltel nickte. »Schaffe, schaffe Häusle baue. In diesen Zeilen spielt der anonyme Schreiber anscheinend auf unschöne Erfahrungen mit dem Bauunternehmer Nirbach an.«

»Unschöne Erfahrungen ist sehr mild ausgedrückt«, sagte Funk. »Dieses miese, üble Schwein. Da schreit jemand ziemlichen Hass heraus.«

»Genau wie du sagst, Wolfgang, jemand legt Spuren. Mit den ersten Reimen hat er uns auf einen zweiten Verdächtigen aufmerksam gemacht. Wenn wir erfahren, was hinter diese Zeilen steckt, werden wir wahrscheinlich auf eine weitere oder vielleicht sogar mehrere Personen stoßen, die ein Motiv für den Mord an Nirbach hatten«, schlussfolgerte Beltel.

Bevor Langen oder Funk antworten konnten, klingelte Beltels Handy. Sein Gesicht verfinsterte sich. Er stellte ein paar knappe Fragen, lauschte und legte dann auf.

»Ralf Schmitter und Jessica Carlius sind in einer Scheune aufgespürt worden«, erklärte er.

»Schön«, sagte Funk. »Damit hätten wir schon mal den Hauptverdächtigen.«

Beltel schüttelte missmutig den Kopf. »Sie sind entwischt, und bei der Durchsuchung der Scheune wurde eine Waffe gefunden. Der Junge hatte also eine Waffe dabei. Die hat er wohl in der Eile liegengelassen.«

»Dieser Fall beginnt mir langsam wirklich zu stinken«, fluchte Funk.

»Ich beneide euch nicht, Kollegen. Das Einzige, was ich jetzt für euch tun kann, ist mit der Arbeit dort drinnen weiterzumachen. Vielleicht finden wir ja noch was Interessantes«, sagte Langen.

Kaum hatte er ausgesprochen, trat einer seiner Mitarbeiter nach draußen. »In einem der Kellerräume haben wir Flusen auf dem Boden gefunden. Wahrscheinlich von einem Schlafsack«, erklärte der Mann.

Langen wandte sich noch mal an Beltel und Funk: »Ihr seht, in den Räumen ist noch was zu holen. Wir geben euch Bescheid.«

Tod eines Jagdpächters

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