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Am nächsten Morgen wurden wir schon früh durch das zwitschern der Vögel geweckt. Die Sonne ging gerade auf und auf den Grasspitzen glitzerte der Tau in den Sonnenstrahlen. Es war ein herrlicher Morgen. Hier in der Wildnis fühlte man sich so unendlich frei. Wir hatten ein paar Mückenstiche. Aber die Indianer gaben uns eine Salbe und damit waren die Mückenstiche auch schon vergessen.

Rene und Andreas standen auf und gingen ein wenig vom Lager weg, um sich die Gräser aus den Unterhosen zu pullen. Sie hatten überhaupt keine Schmerzen mehr, genau wie wir es ihnen prophezeit hatten. Nachdem sie wieder da waren, fragten sie Harry, ob sie am Abend wieder solche Schmerzen vom reiten haben würden. Harry erklärte ihnen, dass wir nur bis gegen Mittag reiten würden, dass sie ohne Sattel reiten und das die Wirkung der Medizin noch ein wenig anhalten würde.

Nach einem anständigen amerikanischen Frühstück mit Eiern, Bacon und Brot, machten die Männer die Pferde bereit und Lydia und ich räumten die Sachen zusammen und das Lager auf. Rene hatte jetzt ohne Sattel noch mehr Schwierigkeiten auf sein Pferd zu kommen. Thorben half ihm beim aufsteigen und einer der Indianer gab Andreas und Rene noch Ratschläge, wie sie sich ohne Sattel gut auf ihren Pferden halten konnten. Er erklärte ihnen, dass sie jetzt sehr vorsichtig mit ihren Schenkel arbeiten mussten. Wenn sie sich versuchten mit den Unterschenkeln an das Pferd zu drücken, um sich festzuhalten, würde ihr Pferd abzischen wie eine Rakete. Es war nicht einfach für sie, aber sie mussten jetzt gerade ohne Sattel, ganz locker auf ihren Pferden sitzen. Da wir aber nur im Schritttempo der Pferde vorwärts kamen, würde das sicher kein Problem sein.

Um auf die andere Ranch zu kommen, mussten wir über den Zaun. Er war nur ca. 1,50 Meter hoch, doch für Rene und Andreas wäre es unmöglich gewesen mit ihren Pferden darüber zu springen. Die Indianer und Bjarne sprangen vor. Dann kam Bjarne über den Zaun zurück geklettert und sprang nacheinander, mit Rene und Andreas Pferden rüber. Wir nahmen dem Transportpferd die Liege ab und hoben sie über den Zaun. Bjarne sprang dann mit dem Pferd auch noch rüber und machte die Liege wieder fest. Rene und Andreas kletterten über den Zaun und versuchten dann wieder auf ihre Pferde zu kommen. Bei Andreas war es kein Problem. Rene stellte sich auf einen umgestürzten Baum und kam diesmal auch ohne Probleme auf sein Pferd.

Umso höher die Sonne stieg, umso heftiger wurde sie. Es war für Ende September wirklich brütend heiß. Es war wirklich ungewöhnlich, da wir am nächsten Tag schon den ersten Oktober hatten. Einer der Indianer sagte, dass wir Regen bekommen werden. Rene und Andreas schauten zum Himmel. Sie konnten keine einzige Wolke entdecken und fragten ihn, ob er sich sicher ist. Der Indianer schnaubte etwas verächtlich durch die Nase und sagte, es wird innerhalb der nächsten Stunde regnen. Wir schauten gar nicht erst hoch. Wir wussten, wenn ein Indianer sagt, es wird Regen geben, dann wird es Regen geben. Und tatsächlich zog sich eine halbe Stunde später der Himmel zu und es gab einen ordentlichen Schauer. Der Regen tat wirklich gut und wir merkten, wie unsere Haut innerhalb kürzester Zeit runtergekühlt wurde. Der Schauer dauerte ungefähr 10 Minuten. Danach kam die Sonne wieder raus, aber es hatte sich ordentlich abgekühlt. Die Temperatur war aber noch sehr angenehm und unsere Sachen trockneten schnell. Wir kamen gut voran und Harry vermutete, dass wir wohl etwas früher am Treffpunkt sein würden.

Die Gegend wurde umso weiter wir kamen immer übersichtlicher und wir fragten uns, warum es fast keine großen Bäume oder Felsen gab. Thorben sagte, man könne anscheinend überall auf dem Areal eine Stadt bauen. Irgendwie war die Gegend sehr trostlos. Wir alle sprachen darüber wo, wie und wann die Stadt wohl stehen würde und was für Menschen da kommen würden, als plötzlich das Pferd von Andreas vorne hoch ging und laut wieherte. Andreas hielt sich erst krampfhaft fest, konnte dann aber ganz elegant abrutschen. Rene hatte sich so erschrocken, dass er seinem Pferd ausversehen die sprichwörtlichen Sporen gab und es losgaloppierte. Bjarne und Thorben versuchten Rene hinter her zu kommen. Die Indianer rutschten von ihren Pferden und versuchten das Pferd von Andreas zu beruhigen. Das Pferd beruhigte sich sehr schnell und die Indianer bearbeiteten das Pferd so, dass es sich hinlegte. Es wurde von einer Klapperschlange ins Bein gebissen. Die Indianer banden das Bein ab und einer von ihnen versuchte das Gift aus der Wunde zu saugen, dann schmierte einer eine fürchterlich stinkende Tinktur auf die Wunde. Das alles geschah innerhalb von wenigen Sekunden. Harry erklärte, dass wir nun ein paar Minuten warten müssten, ob die Behandlung gewirkt hat. Ansonsten würden sie das Pferd erlösen müssen.

Thorben, Rene und Bjarne kamen zurück getrabt. Bei Rene war anscheinend ein Knoten geplatzt, denn er saß ganz locker auf seinem Pferd und trabte, mit einem dicken Grinsen auf uns zu. Die Indianer freuten sich, denn ein Pferd merkt die Anspannung seines Reiters und fängt an seine Fehler auszubalancieren.

Nach einer kurzen Weile stand das Pferd von Andreas wieder auf und Harry sagte, dass es das Gift nicht geschafft hat das Pferd zu schwächen. Aber es wäre besser den Rest des Weges zu Fuß zu gehen. Es war nicht mehr weit und so gingen wir die restlichen paar Kilometer zu Fuß. Rene war nicht so begeistert. Jetzt hatte er endlich seine Angst verloren und musste zu Fuß gehen.

Wir mussten noch durch einen kleinen Wald gehen und dann erstreckte sich vor uns ein großes grünes Tal. So eine große, saftig grüne, freie Fläche hatten wir in Texas noch nie gesehen. Ein riesiges Feld, das fast komplett von Wald umgeben war. Ziemlich am Ende stand das Haupthaus. Wir gingen auf das Haus zu und sahen, dass überall Zäune standen, die aber von Sträuchern überwuchert waren. Wir glaubten, dass es sich um die Dressur-, Reit- und Springplätze handelte. Durch die Mitte der Plätze führte ein etwa 4 Meter breiter Gang bis zu den Stallungen die ungefähr 50 Meter rechts neben dem Haus lagen. Vor dem Haus war wohl mal ein riesiger gepflasterter Vorplatz, der jetzt aber völlig mit Unkraut überdeckt war. Ungefähr in der Mitte stand ein großer mit Feldsteinen gemauerter Brunnen. Das Haus war schon sehr alt und auch aus Steinen hoch gezogen. Überall am Haus wuchs Efeu. Einige Fenster und ein Teil der Türen waren mit dem Efeu überdeckt. Wir gingen zum Brunnen und versorgten erstmal unsere Pferde mit Wasser. Bei dem ersten Reitplatz schien der Zaun noch in Ordnung zu sein. Wir sattelten unsere Pferde ab und ließen sie auf den Platz. Die Pferde sprangen und rannten auf dem Platz hin und her. Man sah richtig, dass es ihnen Spaß machte und sie tobten sich richtig aus, bevor sie zu fressen anfingen.

Spencer und George waren noch nicht da und wir beschlossen erst einmal Mittag zu essen. Es gab Reste vom Abend zuvor. Die Indianer, die jetzt zu Bauunternehmern wurden, waren sich sicher, dass man dort genau die richtige Stelle für eine kleine Stadt hatte. Allerdings führte nur eine Straße von dem Haus weg. Aber mit einer Straße würden sie für ein Bauunternehmen dieser Größenordnung nicht auskommen. Man müsste irgendwo noch Bäume fällen und dann ein Weg bis zur Hauptstraße schaffen. Die Bäume die gefällt werden würden, würden wir auf jeden Fall irgendwo auf der Ranch neu anpflanzen. Für unseren Geschmack waren einfach zu wenig Bäume auf der Ranch. Wir nahmen uns vor in den nächsten Jahren ordentlich aufzuforsten. Vom Haus bis zur Straße waren es ungefähr 2 Kilometer. Da würden wir ordentlich etwas fällen müssen, da von der Straße bis zum Tal Bäume standen. Leider gab es auf der anderen Seite des Tals fast keine Bäume.

Es kommt ein Auto, sagte einer der Indianer. Es dauerte ungefähr drei Minuten, bis ein schwarzer Jeep die Straße zum Platz kam. Der Wagen wurde vor dem Haus geparkt. Spencer und seine Sekretärin stiegen aus. Die Sekretärin sah aus, als wenn sie viel zu tief in einen Tuschkasten geschaut hatte. Außerdem waren ihre High Heels mit mindestens 12 cm Absatz, der kurze enge Minirock und die Menge an Schmuck, der B. A Baracusus vom A-Team sicher neidisch gemacht hätte, mit Sicherheit nicht die richtige Kleidung für dieses Unternehmen. Sie stakste vorsichtig, mit einem Tablet in der Hand auf uns zu. Spencer ging in lockerem Schritt auf uns zu. Er hatte ihr mit Sicherheit gesagt, dass es ratsamer wäre mindestens Turnschuhe an zu ziehen. Spencer sah auch etwas albern aus, mit seiner Markensonnenbrille und den maßgeschneiderten Anzug. Wir kannten ihn ja nur in Freizeitkleidung. Aber er hatte wenigstens Turnschuhe an. Spencer und die Sekretärin gaben jedem die Hand und ich fragte mich, wie alt sie wohl war. Aber mit der ganzen Schminke und den offensichtlich vielen Besuchen im Solarium, konnte ich ihr Alter unmöglich erraten.

Spencer schaute sich um und stellte fest, dass es dort einfach wunderschön war und genau der richtige Fleck Erde für eine kleine Stadt. Er fragte, ob wir noch auf George warten sollen. Wir sagten, dass George ja nur schauen wollte und das wir ruhig schon anfangen könnten.

Wir gingen durch das Tal. Spencer und die Indianer unterhielten sich über das Bauvorhaben. Spencer war immer noch der Meinung, dass es nicht möglich war, innerhalb von einem halben Jahr eine Stadt für 20000 Menschen hoch zu ziehen. Die Indianer waren da allerdings anderer Meinung. Sie waren sich so sicher, dass sie mit Spencer wetten wollten. Erstmal wollten sie allerdings darüber sprechen, was als erstes passieren sollte. Die Indianer wollten bevor überhaupt irgendetwas in dem Tal passierte, die Tiere von dort fort bringen. Ich hatte keine Ahnung wie sie das anstellen wollten, aber ich war mir sicher sie würden es schaffen.

Mitten in den Gesprächen fuhren 3 dicke Mercedes auf den Hof. Eine Menge Leute stiegen aus und kamen zu uns ins Tal runter. Zwei Männer trugen Kameras auf der Schulter und filmten, wie George zu uns runter kam. Ich versteckte mich sofort hinter Thorben und Rene, da ich nicht gefilmt werden wollte. Doch das verstecken nützte nichts, denn George gab jedem die Hand und die Typen mit den Kameras filmten das Ganze. Nachdem George fertig war, erklärte er uns, dass sich BTC einer der größten Fernsehsender des Landes bei ihm gemeldet hat. Die hatten von dem Vorhaben erfahren und wollten alles filmen. Na, fragte ich, werden wir denn auch noch gefragt. George bat die vom Fernsehen und seine Leibwächter darum, dass er sich mit uns in Ruhe unterhalten dürfte. Die zogen alle wieder in Richtung des Hauses ab und George erklärte, dass die Amerikaner ja gerne wissen möchten, was mit den Flüchtlingen passierte. Außerdem wäre es ja auch eine super Werbung für die Indianer, dass es Geld in unsere Kassen spülen würde und was ihm nicht noch alles einfiel. Nachdem er uns alle Vorteile aufgezählt hatte, fragte er uns dann, ob wir es erlauben würden. Zu meiner Überraschung sagten die Indianer sofort, dass sie einverstanden wären, aber noch mit ihren Angestellten darüber sprechen müssten. Ich fragte die Indianer, wieso sie das machen wollten. Einer von ihnen sagte, dass sie hervorragende Arbeit machen würden, die meisten Menschen es ihnen aber nicht zutrauen würden, etwas anderes außer Tipis zu bauen. Das wäre ihre Chance es zu zeigen. Das leuchtete uns ein und Thorben und ich stimmten zu. Spencer freute sich sowieso, wenn er im Rampenlicht stand und stimmte natürlich auch zu. Seine Sekretärin war total aus dem Häuschen, das sie ins Fernsehen kommen würde. George rief die Leute wieder zu uns und erklärte, dass wir einverstanden wären. Ich fragte die kleine, runde Frau mit den kurzen Haaren, die offensichtlich das sagen hatte, was wir nun tun müssten. Einfach weiter wie bisher, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln.

Spencer meinte, das es sicher 1,5 – 2 Wochen dauern würde, bis die Gas, Wasser, Strom und Kanalisationsleitungen gelegt wären. Die Indianer stimmten ihm nur teilweise zu, denn erstmal müssten noch eine ganze Menge Bäume weg um eine zweite Straße zu schaffen. Spencer wollte erstmal mit einer Straße irgendwie anfangen und in der gleichen Zeit die Bäume fällen lassen. Thorben meinte, dass einer unserer Bekannten einen Harvester besaß, der sicher in wenigen Tagen die Bäume runter hätte und das er ihn sofort anrufen würde. Alle waren einverstanden und Thorben ging telefonieren. Einer der Kameraleute lief neben Thorben her und filmte ihm beim telefonieren. Rene, Andreas, Boris, Lydia und ich sahen uns an und wir wussten, dass es nicht lange dauern würde, bis Thorben einen von den Typen im besten Fall nur anknurrt. Als Thorben nach 5 Minuten zurückkam, lief der Kameramann immer noch neben ihm und filmte. Wir sahen an Thorbens Gesichtsausdruck, dass er schon genervt war. Aber unser Kumpel Joe wollte sich auf den Weg machen, um sich die Bäume anzusehen. Joe sagte Thorben am Telefon, das er zwar die Bäume fällen könne, aber im Moment keine Bäume mehr bei sich unterbringen könne. Auch die Baumstümpfe würden ein Problem werden, da er die Bäume im günstigsten Fall 20 cm über dem Boden abschneiden könnte. Super, sagte Spencer, ist natürlich klar, aber wie will man an die 200 Baumstümpfe innerhalb von ein paar Tagen aus der Erde bekommen. Mit nem Panzer, gröhlten Thorben und Rene gleichzeitig los. Sofort hatten die Beiden ein glitzern in den Augen, das man meist bei kleinen Kindern zu Weihnachten sieht, wenn sie ihre Geschenke auspackten. Wo wollt ihr denn einen Panzer herbekommen, fragte Spencer ungläubig. Aus der Garage, erwiderte Thorben etwas frech. Ich erklärte allen, das Thorben sich mal einen Leopard 2 gekauft hatte und das Ding, wie ich es nannte, bei uns in der Garage stand. Thorben und Rene waren Feuer und Flamme. Wären sie nicht schon ein wenig älter, wären sie sicher wie zwei kleine Jungs an den Händen haltend im Kreis gehüpft. Die kleine Runde Frau, die übrigens Babara hieß, war begeistert. Da kommt ja richtig Stimmung in die Sache, meinte sie. Ich fand das alles nicht so witzig, da Rene und Thorben sich nicht mehr wie Erwachsene benahmen. Ich sagte den Beiden sie sollen sich mal wieder ein wenig beruhigen und sich überlegen, wie sie das Ding denn her kriegen wollen. Über die Straße, sagte Thorben etwas verwundert. Genau, sagte ich, du fährst mit dem Ding einfach über die Straße hierher, super Idee. Wieso nicht, fragte er. Weil es ein deutscher Panzer ist und einige Amis es sicher nicht witzig finden, wenn überhaupt ein Panzer an ihnen vorbeiknackt. George meinte, wir sollen uns nicht streiten. Wir streiten nicht, keiften wir in an. In dem Moment fiel uns erst wieder ein, dass wir ja gefilmt wurden und ich wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken. George sagte, Thorben solle ihm die Strecke die er nehmen würde, sagen und er würde dann dafür sorgen, dass es bekannt wäre und er nicht aufgehalten wird. Thorben sagte zu ihm, einfach einmal rum, von Tor zu Tor. George wollte dann nur noch wissen, wie lange er brauchen würde und wann er los wollte.

Mein Handy klingelte und Franky war dran. Er war total aufgeregt und ich musste ihm sagen, dass er sich erstmal beruhigen sollte. Nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte, erzählte er mir, das ein Hubschrauber von BTC ständig über die Ranch fliegt. Der Hubschrauber würde wohl so tief fliegen, dass einige von den jungen Pferden und Kühen schon richtig Panik bekommen haben. Ich wurde sauer, das ging gar nicht und ich sagte Franky, das ich mich darum kümmern werde und wenn der Hubschrauber nicht in 15 Minuten weg wäre, er wieder anrufen sollte. Franky fragte, was der überhaupt bei uns wollte. Ich sagte ihm, das ich es ihm am Abend erzählen werde und das er niemanden Fremdes Auskunft über irgendetwas geben sollte und niemanden den wir nicht kennen auf die Ranch. Ich legte auf und fauchte Babara sofort an, was ein Hubschrauber ihres Senders über unserer Ranch zu suchen hatte. Wie bitte, fragte Thorben. Ich erzählte ihm, was Franky mir gerade erzählt hat. Jetzt knurrte Thorben Babara an, das wenn der Hubschrauber dort nicht sofort verschwinden würde, wir das Ganze ohne Fernsehteam machen würden. Wieso, fragte Babara, sie haben doch zugestimmt. Aber nur das sie die Arbeiten hier filmen und nicht das sie uns auf unserem Privatgelände beobachten, fauchte Thorben weiter. George und die anderen fanden es auch nicht so witzig. George befahl Babara sofort den Hubschrauber abzuziehen und das filmen auf den Bereich der Baumaßnahmen zu beschränken. Sie war sichtlich enttäuscht, doch sie musste sich fügen. Sie ging weg um zu telefonieren und da Franky nicht mehr anrief, hatte sie den Hubschrauber wohl abgezogen.

Spencer und die Indianer hatten tatsächlich Wetten abgeschlossen. Spencer war immer noch der Meinung, dass selbst wenn alle Leitungen gelegt wären, es nicht möglich wäre innerhalb von einem halben Jahr eine Stadt für 20000 Menschen aus dem Boden zu stampfen. Die Indianer hielten dagegen, sie waren sich sicher, dass sie es schaffen würden. Ich glaubte es auch nicht, aber die Indianer waren immer für Überraschungen gut. Am nächsten Tag sollten schon die ersten Bagger kommen und das Tal ebnen. Spencer wollte so schnell wie möglich die Skizzen für die Häuser und alles was dazu gehörte fertig stellen. Natürlich würde er es unter den Leuten bei sich im Büro aufteilen, alleine würde er es nicht schaffen rechtzeitig fertig zu werden. Wir gingen alle gemeinsam zum Haupthaus. George hatte den Schlüssel mitgebracht und schloß das Haus auf. Es war immer noch in einem erstaunlich guten Zustand. Die Sekretärin von Spencer holte Klebestreifen und Zettel aus dem Auto. Dann suchten wir, George, Spencer und das Fernsehteam sich jeder ein Zimmer aus. Für die Indianer gab es 6 einzelne Zimmer, da sie ihre Leute ja irgendwo unterbringen mussten. Ich rief eine Sanitärfirma an, die nachsehen sollte, ob alle Rohrleitung und Sanitäranlagen noch in Ordnung waren. Sie wollten sich sofort auf den Weg machen, wahrscheinlich auch, weil ich ihnen sagte, dass es gefilmt werden würde. Die Sekretärin teilte die 4 Badezimmer nach Frauen und Männern ein, damit es ja keine Reibereihen geben würde. Jeder war für die Einrichtung seines Zimmers natürlich selber verantwortlich.

Wir hörten wie ein Auto auf den Hof fuhr. Joe rief ins Haus und wir gingen zu ihm. Wir sagten, er soll sich ein Zimmer aussuchen für seine Pausen oder ähnliches. Joe nahm gleich das erste Zimmer an dem kein Zettel war und dann gingen wir wieder raus. Joe war ein sehr gemütlicher Mensch. Er war an die 2 Meter groß und wog mindestens 150 kg. Er hatte einen Vollbart der ihm bis zur Gürtelschnalle reichte. Dafür hatte er aber eine Halbglatze in der alle Haarfarben vertreten waren, die es gab. Spencer und seine Sekretärin verabschiedeten sich. Sie wollten sofort mit ihrer Arbeit beginnen. Ich blieb am Haus, denn ich wollte mal zu Hause anrufen und nach dem rechten fragen. Eigentlich wollte einer der Kameramänner bei mir bleiben und mich filmen, aber das wurde ihm untersagt, da es ein privates Gespräch werden sollte. Alle anderen gingen los um eine geeignete Stelle für die Baumfällaktion zu finden.

Ich rief zu Hause an und Brenda ging ans Telefon. Sie erzählte, dass der Hubschrauber die Tiere auf dem Hof aufgescheucht hätte und das alle, bis auf sie und Claire auf der Suche nach einem Pferd waren, das ausgebüxt war. Die drei Betreuer wurden am Tag vorher vormittags abgeliefert. Sie wollten nicht in eine extra Unterkunft und sind gleich zum Schichtwechsel in die Bungalows bei den Kindern eingezogen. Justin hatte mit Samanta zusammen in Windeseile neue Dienstpläne erstellt. Die Betreuer würden sich, nach Justins Aussage, sehr gut in das Team finden. Der Englischlehrer war wohl ein junger sehr gutaussehender Mann, denn Brenda und Lena waren hin und weg von ihm. Ich wurde von Brenda noch an Claire weiter gereicht die mir alles was Brenda erzählt hatte noch einmal wiederholte, sogar das mit dem feschen Englischlehrer. Ich bat Claire, Franky sobald er von der Suche zurück war, zu sagen, dass er bitte mit dem Pferdetransporter auf die andere Ranch kommen sollte.

Eigentlich hätten wir uns die Reiterei sparen können, da wir die Stadt ja sowieso am Haupthaus anfangen würden zu bauen. Aber das konnte man natürlich nicht wissen. Thorben und ich waren zwar vor 4 Jahren schon einmal hier, aber zwischendurch hatte hier mit Sicherheit schon mal jemand einen Rasenmäher oder so etwas rüber gejagt. Ich hatte es wesentlich dichter bewachsen im Kopf. Oder ich hatte einfach nicht darauf geachtet, da ich mich schon in unser Haus verliebt hatte.

Die Sanitärfirma fuhr auf den Hof und der eine Kameramann, der zwar in der Nähe blieb, aber mich nicht beim telefonieren filmte, drehte sofort wieder los. Ich ging mit den beiden Männern durchs Haus und sie schauten sich alles an und überprüften jeden Wasserhahn und jede Toilettenspülung. Am Ende waren sie der Meinung, dass die Sanitäranlagen noch keine 20 Jahre alt waren, noch funktionieren würden und wir die Wasserleitungen nur ordentlich durchspülen sollten. Sie verabschiedeten sich und sagten, dass sie sich freuen würden, wenn sie den Auftrag für die Installation der Wasserleitungen bekommen würden.

Nach einer Stunde kamen die anderen zurück. Sie hatten eine geeignete Stelle gefunden und Joe wollte gleich morgen mit den Arbeiten anfangen. Die Bäume würden sie an die Seite der neuen Straße legen. Die Baumstümpfe wollten Thorben und Rene dann mit dem Panzer raus ziehen und zu einem großen Haufen zusammen tragen. Wenn alle arbeiten abgeschlossen wären, wollten sie ein großes Festfeuer veranstalten. Die Leute vom Fernsehen waren begeistert. Mit so viel Action hatten sie nicht gerechnet. Sie fanden es nur ein wenig schade, dass die Indianer sobald sie anfingen zu arbeiten, nicht in ihrer Indianerkleidung arbeiten wollten.

Ein halbes Jahr Amerika

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