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Kapitel 7

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»Ich glaube, ich verliere den Verstand«, sagte Richard ein paar Tage später.

Maitland nippte an seinem Bier. »Kumpel, den hast du schon vor Jahren verloren.«

»Ich meine es ernst, Mike. Ich war noch nie so ernst in meinem Leben.«

Maitland bemerkte, dass dem wirklich so war, und schluckte die Klugscheißerkommentare herunter, die ihm auf der Zunge lagen. Richard sah scheiße aus. Er war dünner geworden und dunkle Schatten lagen unter seinen Augen. Seine Hände zitterten, und da war etwas, nun ja, Beängstigendes an ihm. Wie ein Unfallopfer, das kurz vor dem Schock stand.

»Erzähl‘ mir davon«, sagte Maitland.

Richard sah ihn nur an oder vielleicht durch ihn hindurch, als stünde etwas hinter ihm, das ihm furchtbare Angst machte. »Es geht um Holly. Ärger mit Holly.«

»Nicht das Baby …«

Richard schüttelte den Kopf und öffnete sein Bier. »Nicht das, was du denkst. Das würde ich, ehrlich gesagt, begrüßen. Wenigstens … wenigstens wäre das normal.«

»Vielleicht solltest du mir einfach sagen, was los ist.«

Sie waren seit Jahren Freunde. Sie hatten in der gleichen Liga gebowlt, zusammen Slowpitch-Softball gespielt, viel Bier getrunken und lange Gespräche geführt. Richard war sogar Trauzeuge bei Maitlands zweiter Hochzeit gewesen, obwohl auch diese Beziehung nur einige Monate gehalten hatte wie die meisten anderen zuvor. Richard kannte niemanden, dem er mehr vertrauen würde als Maitland, dennoch war der Gedanke, sich ihm anzuvertrauen, all das tatsächlich in Worte zu fassen, mehr als er ertragen konnte.

»Komm schon, Richard. Du weißt, du kannst mir alles sagen.«

»Wirklich?«

»Ja.« Er meinte es ernst.

»Okay … okay, los geht’s. Holly ist, nun, nicht sie selbst in letzter Zeit. Und ich meine damit nicht, dass sie launisch oder etwas zickig ist, wie schwangere Frauen es nun mal sind, sondern sie ist wie eine andere Person. Tatsächlich glaube ich, dass sie besessen ist.«

Maitland saß da und wartete auf die unvermeidliche Pointe. »Du meinst also … was? Besessen von einem Dämon oder Geist, so was in der Art?«

»Ja. So etwas.«

»Komm schon, Richard. Das ist nicht lustig.«

»Das ist es definitiv nicht.«

Und dann legte er richtig los. Er öffnete seinen Mund und schien ihn nicht wieder schließen zu können, als die Worte und all der Wahnsinn aus ihm heraussprudelten wie Flutwasser bei einem Dammbruch. Er ertränkte Maitland fast darin, bevor er zum Ende kam. Aber er hatte alles gesagt. Hollys andere Persönlichkeit, ihre Forderungen nach rohem Fleisch und Blut, die offensichtlichen Fälle von Telekinese und möglicherweise sogar Telepathie, die Aussage, dass sich ihr Baby geteilt hatte wie eine Amöbe. Jede seltsame, unwahrscheinliche und geradezu unmögliche Begebenheit, die er in den letzten drei bis vier Wochen erlebt hatte.

»Ich habe ihr diesen Fetal-Doppler gekauft, Mike. Das ist eines dieser Dinger, mit denen man den Herzschlag vom Baby hören kann … nur, ich glaube, sie nutzt es für etwas anderes.«

Maitland trank sein Bier aus. Trotzdem blieb seine Kehle trocken. »Zum Beispiel … wofür könnte sie es denn sonst benutzen?«

Richard grinste über den Rand seines Kruges. »Sie … sie hört, was die Babys erzählen. Ich habe sie letztens belauscht. Sie hat mit jemandem da drin geredet. Ich stand auf der anderen Seite der Tür und versuchte sie zu verstehen, aber es war zu leise, also öffnete ich die Tür einen Spalt und sie hatte die Dopplersonde auf ihrem Bauch. Sie saß dort, Mike, saß auf dem Bett … ihre Augen silberfarben und glänzend, dieses schreckliche Grinsen auf ihrem Gesicht. Sie nickte und nickte und sagte so einen Mist wie: Ja, doch, meine Engel, ich höre euch. Ich kann hören, was meine Babys sagen. Es wird die Zeit kommen, ja, wenn wir all das bekommen, was uns versprochen wurde. Oh ja, meine Engel, wir werden das Blut und Fleisch aller Söhne und Töchter haben, all diese kleinen Knochen, die wir begehren … man wird uns unser Geburtsrecht nicht verweigern, ihre weichen rosa Kehlen nicht verweigern … Solche Sachen sagt sie, Mike. Ich habe gehört, wie sie das gesagt hat, als würde sie nur wiederholen, was man ihr erzählt.

Ich … ich hatte solche Angst, Mike. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie solche Angst. Und diese Stimme, mit der sie spricht, das ist nicht ihre Stimme … es ist eine alte Stimme, rau und kratzig wie die einer alten Vettel.« Richard stürzte sein Bier runter und studierte die Leere in seinem Krug, als würde er in sein Innerstes sehen. »Dann … Holly wurde plötzlich still, drehte sich und sah mir in die Augen … und diese Augen, Jesus, Mike, so etwas habe ich nie zuvor gesehen. So leer, so tot, so seelenlos. Puppenaugen. Und sie sagte: Stimmt, meine Babys, ihr habt recht. Der mickrige Wurm belauscht uns, schnüffelt uns nach. Du wirst uns nicht verraten, Richard, denn niemand würde dir je glauben. Die Zeit wird kommen, und bald werden diejenigen, die vom wahren Glauben sind, berufen werden.«

»Das reicht, Richard«, sagte Maitland. Er sah wütend aus, als ob er nichts lieber tun wollte, als Richard mit der Faust ins Gesicht zu schlagen und dann immer weiter draufzuhauen. »Ich habe genug gehört. Jetzt möchte ich, dass du einmal tief einatmest. Ich möchte, dass du dort sitzt und darüber nachdenkst, was du mir gerade erzählt hast, und dann möchte ich, dass du mir die Wahrheit sagst. Denn wenn du mir einen Bären aufgebunden hast, dann werde ich rüberkommen und dir so fest in den Hintern treten, dass sich deine Mutter im Grabe umdreht. Falls du die Wahrheit sagst … nun, dann jagst du mir eine Scheißangst ein.«

Richard brauchte nicht lange. »Es ist die Wahrheit.«

Maitland nickte nur. Er winkte die Kellnerin heran und bestellte zwei weitere Bier und zwei Jack-Daniel’s-Shots. Als sie gebracht wurden, tranken Richard und er schweigend.

»In Ordnung«, sagte Maitland. »Ich weiß nicht, was ich dir raten soll. Was ist mit ihrer Ärztin? Da könnte man anfangen.«

»Sie weigert sich, zu ihrer Ärztin zu gehen, zu irgendeinem Arzt. Sie will nicht einmal mehr Ultraschallbilder.«

»Okay, es gibt eine Sache, die du tun könntest. Aber es ist eine ziemlich hässliche Sache.«

»Was?«

»Lass sie einweisen. Lass einen Psychologen kommen und sie sich anschauen. Wenn er dann all das sieht, was du siehst, wird er die Papiere ausstellen, und alles, was du tun musst, ist, sie zu unterschreiben.«

Richard schüttelte den Kopf. »Das wird nichts nützen. Bei anderen Leuten ist sie nur Holly. Ich wäre derjenige, den sie einweisen würden.«

»Was ist mit der medizinischen Versorgung?«

»Sie hat eine Hebamme. Mrs. Crouch.«

Richard erklärte ihm, dass er den Namen selbst erst vor ein paar Tagen gehört hatte. Anscheinend kam diese mysteriöse Mrs. Crouch nur, wenn er nicht da war. »Holly sagte … die andere Holly sagte, dass Mrs. Crouch sich um sie kümmert und ich zurück zur Arbeit gehen kann. Ich werde nicht länger gebraucht oder bin erwünscht. Sie ist auch diejenige, so sagt Holly, die ihr das Buch über Hexen gebracht hat.«

Maitland nickte nur. »Zum Teufel, ich weiß einfach nicht, was ich dir raten soll. Ich wünschte, es gäbe irgendetwas, was ich tun könnte.«

»Es gibt etwas.«

Richard erklärte, dass er morgen zurück ins Büro gehen würde. Dass Holly dann allein wäre und er darauf wettete, dass diese Mrs. Crouch in seiner Abwesenheit auftauchen würde.

»Und du möchtest, dass ich da bin, wenn sie kommt?«

»Nein, ich möchte, dass du weiter hinten in der Straße parkst und ihr Autokennzeichen herauskriegst oder irgendwas. Ich will, dass du herausfindest, wer diese Frau ist. Bitte, Mike, ich brauche deine Hilfe. Du beschattest tagtäglich Leute. Das ist dein Job.«

»Komm schon, lass das mit dem Degen-und-Mantel-Zeug, ich bin nur ein Versicherungsermittler, kein Polizist.«

»Schon klar, aber du weißt, wie man all die schmutzigen Details aufdeckt, nicht wahr? Und viele deiner Freunde sind Polizisten.«

Maitland zuckte mit den Schultern. »Ich schätze, ich könnte zufällig in der Gegend sein.«

Richard lächelte.

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