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Mit der Bibel umgehen – vier Ziele

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Wir wollen der Bibel Richtlinien fürs Leben entnehmen, das ist klar. Wie genau das funktioniert, ist leider weniger klar. Hier einige meiner eigenen Prioritäten für den Umgang mit der Bibel.

1. Ich will Texte sprechen lassen, und sie nicht nur benutzen, um Gesamttheorien zu konstruieren. Ich bin davon überzeugt, dass Gottes Geist uns formt, wenn wir die Bibel auf uns wirken lassen. Wir hören zu, wir begreifen, was ein Text vermitteln will, wir lassen uns ansprechen. Wir suchen nicht eine »versteckte Botschaft«, die den Text selbst womöglich überflüssig macht. Das Ziel ist eher, die Herausforderungen und Einladungen des Textes zu verinnerlichen, uns vom Wort Gottes durchdringen zu lassen, damit es in uns weiterleben und uns in konkreten Situationen leiten kann. Vor allem die letzten drei Beiträge dieses Buches verfolgen dieses Ziel. Der Bibelausleger Walter Brueggemann redet davon, dass die biblischen Texte die Grundlage unseres Vorstellungsvermögens bilden. Das ist das Ziel. Wir suchen nicht ein Gesamtbild, nicht die »einzig richtige Position«, die durch das Harmonisieren aller aus dem Text entwickelten Prinzipien formuliert würde.

2. Ich will biblische Vorgehensweisen, nicht einfach nur Antworten suchen. Jeder will Antworten haben. Ist Scheidung erlaubt? Ist vorehelicher Geschlechtsverkehr Sünde? Wäre es richtig oder falsch, mein Geld da und dort zu investieren? Viel mehr als einfache Antworten finden wir in der Bibel Hilfestellungen, verantwortlich mit unseren Fragen umzugehen. Wir finden Anweisungen, welche Haltungen notwendig sind, um einen Konsens zu finden. Wir werden ermutigt, auf Gottes Geist, auf sein Wort und aufeinander zu hören, um Antworten zu finden, die Gottes Zustimmung erhalten. Klare Antworten finden wir zwar auch – aber nur manchmal.

3. Ich will bei ethischen Themen Gottes Absichten und nicht nur geltende Vorschriften entdecken. »Was hat euch Mose vorgeschrieben?« fragte Jesus einmal. Als die Pharisäer anfingen, eine Bibelstelle zu zitieren, unterbrach er sie: »Falsche Stelle!« Gottes ursprüngliche Absicht war eine andere als die in ihrem bevorzugten Text zitierte (siehe Markus 10,2–9). Wenn wir die Antworten auf konkrete Fragen an den »falschen« biblischen Stellen suchen, dann ist das nicht biblisch, selbst wenn wir Kapitel und Vers nennen. Mancher würde am Ende seines Bibelstudiums gerne »die geltenden Vorschriften« aufstellen, damit alles ein für allemal geregelt ist. Doch wenn wir uns auf Gottes Absichten und nicht auf Regeln konzentrieren, finden wir ein gutes Gleichgewicht von Normen und Freiheit.

4. Ich will die Vielfalt der Bibel und die des Lebens wahrnehmen. Die Bibel ist deswegen vielfältig, weil das Leben vielfältig ist. Gott bleibt in allen Situationen gnädig, liebevoll und treu. Oft handelt er aber in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich. Und auch darin ist er ein Vorbild für uns. Wir sind keine »Fälle«, wir sind Menschen. Die Bibel lässt uns Themen häufig aus verschiedenen Gesichtspunkten betrachten. Und das hilft uns, Gottes Wege zu finden, wenn wir versuchen, Menschen in ihren jeweiligen Situationen zu begleiten – wenn wir ihnen helfen, Jesus zu begegnen, Nachfolge neu zu entdecken, verantwortlich zu handeln. Wir lassen die Vielfalt der Bibel stehen und vertrauen darauf, dass Gottes Geist und die christliche Gemeinschaft uns helfen, in konkreten Situationen zu beurteilen, welche biblischen Bilder und Botschaften unser Handeln bestimmen sollen. Ohne Richtlinien kommen wir nicht aus. Aber Menschen ohne Rücksicht auf ihre aktuelle Lebenssituation in vorgefertigte Formen zu pressen, das ist nicht der biblische Weg, ist nicht im Sinne Jesu.

Verantwortlich leben

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