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Toms Einführung zum Manuskript der Magdalena

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Ich habe mich mit dem Manuskript von Maria Magdalena sehr schwer getan. Das lag unter anderem daran, dass es sich hier um gechanneltes Material handelt und ich eigentlich annahm, dass ich diese Art des Schreibens seit dem Abschluss des Hathor-Buches (siehe Veröffentlichungen) hinter mir gelassen hätte.

Meiner Ansicht nach ist das Channeln eine fragwürdige Angelegenheit. Es kommt mir vor wie die Schlagnetz-Fischerei in den Wasserläufen der Camargue in Südfrankreich. Übrigens vermuten viele Menschen, dass Magdalena hier an Land gegangen war. Dort lässt man große Netze vom Ufer aus ins Wasser hängen, zieht sie ab und zu mit einer Winde hoch und schaut dann, was darin hängen geblieben ist.

Das Channeln erscheint mir sehr ähnlich. Durch unsere Psyche ziehen Strömungen, in denen so allerhand vor sich hin treibt. Manches davon ist interessant, manches wertlos und manches einfach nur wunderlich. Ab und zu verfängt sich etwas eindeutig Wertvolles im Channel-Netz, doch meistens ist es mit einer Menge Müll vermengt.

Meine ersten Erfahrungen mit dem Channeln hatte ich in den späten siebziger Jahren. Ein Freund von mir war in der medizinischen Forschung an der Duke Universität tätig und wir führten eine Reihe von Unter-suchungen über dieses Phänomen durch. Ich arbeitete zu jener Zeit in meiner psychotherapeutischen Praxis mit Hypnose und wir wollten wissen, was bei einem hypnotisierten Zustand an gechanneltem Material entstehen kann. Gleich am ersten Abend bekamen wir »Kontakt« mit einer großen Intelligenz, die wir euphemistisch »Big Dude« (großer Macker) nannten. Ich habe manchmal eine ziemlich respektlose Art, wie jeder weiß, der mich kennt. Big Dude sprach in der, für viele gechannelte Intelligenzen und Wesenheiten typischen weit ausholenden und pastoralen Art über mögliche Veränderungen auf der Erde und über die Zusammenhänge im Universum. Die Abschriften der Vorträge waren zwar spannend, doch nachdem wir uns drei Monate lang alle zwei Wochen zum Channeln getroffen hatten, kamen wir übereinstimmend zu dem Schluss, dass die Informationen nichts wirklich Substantielles enthielten und beendeten die Angelegenheit damit.

Als Psychotherapeut im Bereich der transpersonalen Psychologie habe ich im Laufe der Jahre viele Klienten erlebt, die channelten. Manche fühlten sich ganz wohl damit, andere störte es, wie zum Beispiel eine Frau, die ein Jahr lang jeden Morgen um drei Uhr geweckt wurde. Sie musste sich dann hinsetzen und Botschaften der »anderen Seite« aufzeichnen. Doch der anderen Seite von was? Ihre Protokolle sprachen von der heilenden Macht der Liebe, boten manchmal sinnvolle Lösungen für Probleme an, enthielten aber auch einiges, was mir, offen gesagt, ziemlich merkwürdig vorkam. Merkwürdig ist natürlich ein relativer Begriff. Was dem einen merkwürdig vorkommt, erscheint dem anderen als durchaus vernünftig. Die kulturellen Filter unserer Erfahrungen sind oft willkürlich und basieren auf erlerntem Unsinn. Als Psychotherapeut bestand meine Aufgabe darin, meinen Klienten zu helfen, mit ihrem transpersonalen Gelaber zurechtzukommen. Ich verwende diese Begriffe absichtlich, denn das kollektive Unbewusste ist mit allem Möglichen angefüllt. Es gibt geistige Wesenheiten aller Art, genau wie es Menschen aller Art gibt. Manche Bewohner des kollektiven Unbewussten sind brillant und wohlwollend, andere sind Idioten, die sich als spirituelle Wesen verkleidet haben .

Inzwischen erfreut sich das Channeln unter Laien und Professionellen zunehmender Beliebtheit. Ich sehe darin einfach ein Zeichen dafür, dass wir anfangen, Zugang zu unseren seelischen und spirituellen Tiefen zu erhalten. Immer mehr Menschen erleben spirituelle Krisen, die ihre Sichtweise der Welt plötzlich und nachhaltig durch tiefe spirituelle Erlebnisse verändern. Ich bin davon überzeugt, dass wir im Laufe der nächsten paar Jahrzehnte mit dem Auftauchen eines neuen Mythos im kollektiven Bewusstsein immer mehr dieser psycho-spirituellen Krisen erleben werden.

In diesem Zusammenhang ist Channeling nicht mehr als eine Botschaft aus der Tiefe. Und genau wie beim Fischen ist manches, was aus der Tiefe geholt wird, nicht der Mühe wert. Doch es wird mit an die Oberfläche des Bewusstseins gebracht, wie ein vergammelter Schuh oder eine rostige Bierdose.

Es kommt beim Channeln also sehr darauf an, das Wertvolle vom Wertlosen, das Bereichernde vom Gefährlichen zu trennen. Nur weil etwas von der anderen Seite kommt, ist es nicht glaubwürdiger als das, was irgendjemand auf der Straße sagt. Es ist sogar so, dass ich eher vorsichtiger werde, wenn mir jemand etwas zu lesen gibt und sagt, es wäre gechannelt. Und wenn sich Wesen von der anderen Seite bei mir melden, halte ich Ausschau nach logischen Fehlern und lege Fallen aus. Wenn sie diese Tests bestehen, bin ich eher bereit, das, was sie mir erzählen, in Erwägung zu ziehen. Doch auf jeden Fall fälle letztlich ich das Urteil. Wenn mir das Gesagte nicht sinnvoll erscheint, beschäftige ich mich nicht weiter damit.

Trotz all meiner Widerstände gegen das Phänomen des Channelns meldete sich eines Nachts in Zürich Maria Magdalena. Meine Partnerin Judi hatte mich gebeten, ob ich nicht irgendetwas über Magdalena in Erfahrung bringen könnte, da wir kurz darauf in Les-Saintes-Maries-de-la-Mer sein würden, wo Magdalena angeblich nach der Kreuzigung an Land gegangen sein soll.

Ich schloss meine Augen und versetzte mich in einen leichten hypnotischen Trance-Zustand. Vor meinem inneren Auge erschien unmittelbar ein Wesen, das sich als Maria Magdalena vorstellte. An jenem Abend begann sie den hier vorliegenden Text zu diktieren. Sie sprach viele Sitzungen lang mit größter Klarheit und Eindringlichkeit. Jedes Wort war präzise, und im Raum herrschte während der Sitzungen eine deutlich spürbare elektrische Spannung.

Inzwischen sind einige Monate vergangen, und ich schaue mit kritischem Blick auf das Manuskript. Die Aussicht, dem Berg gechannelter Bücher noch ein weiteres hinzuzufügen, verursacht mir Beklemmungen. Das erscheint mir als das Letzte, was die Menschheit jetzt braucht.

Doch andererseits habe ich noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Seit drei Jahrzehnten studiere ich die innere Alchemie. Dabei haben mich die Ähnlichkeiten und Unterschiede der alchemistischen Traditionen immer fasziniert. Meine Erfahrungen mit den unterschiedlichsten alchemistischen Methoden zur Transformation und Erhöhung des menschlichen Bewusstseins sind zu einem wichtigen Teil meines persönlichen Weges geworden. Aus dieser Perspektive betrachtet sind die von Magdalena dargestellten Techniken ziemlich außergewöhnlich. Als spiritueller Pragmatiker habe ich immer alles selbst ausprobiert – so auch hier. Magdalenas Techniken funktionieren jedoch nicht nur, sie tun es sogar außerordentlich gut. Ich muss sogar sagen, dass ihre Praxis die Wirkung all meiner anderen alchemistischen Übungen verstärkt hat, egal aus welcher Tradition sie stammen.

Aus all dem habe ich einen logischen Schluss gezogen. Dieses Material kann von unschätzbarem Wert sein, sowohl für all jene, die die Alchemie studieren, als auch für jene, die tiefer gehende Erfahrungen der spirituellen Transformation machen wollen und für diejenigen, die sich nach einer »Heiligen Beziehung« sehnen. Deshalb habe ich mich entschlossen, es zu veröffentlichen.

Mein nächstes Problem ist, dass ich es gerne genau nehme. Diese Geschichte lässt sich jedoch unmöglich beweisen. Das Ganze hat sich vor so langer Zeit abgespielt und es gibt so viele Versionen der Magdalenen-Legende, dass ich annehme, wir werden es nie sicher wissen, zumindest nicht aus objektiver Sicht.

Die Geschichte, die uns Magdalena im Verlaufe unserer Sitzungen vermittelte, hat mich tief berührt. Manche Aspekte davon berühren mich immer noch. Doch der größte Teil des Erzählten ist für mich nichts weiter als eine Geschichte, die wahr oder nicht wahr sein kann.

Als ein Mensch, der fest in den Grundsätzen der Logik verankert (manche würden vielleicht eher sagen »eingemauert«) ist, stört es mich, dass ich nicht sagen kann, ob diese Geschichte wahr ist oder nicht. Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass die Methoden und Einsichten, die Maria Magdalena vermittelt, außerordentlich sind. Also habe ich für mich die Geschichte zurück in den Fluss geworfen und die Methoden behalten. Ich möchte Sie einladen, das Gleiche zu tun. Lesen Sie es mit Ihrem eigenen Herzen und Verstand. Behalten Sie das, was Ihnen sinn- und wertvoll erscheint, und lassen Sie den Rest.

Mir ist klar, dass dieses Buch unterschiedliche Reaktionen auslösen wird. Ich halte es trotzdem für richtig, dieses Manuskript in die Welt zu entlassen. Auch wenn es nichts weiter erreichen sollte, als dass wir die angesprochenen Themen hinterfragen, ist seine Existenz gerechtfertigt. Schließlich ist es für die gesamte Christenheit an der Zeit, die falsche Bewertung des Weiblichen in Frage zu stellen.

Für diejenigen, die ein tieferes Verständnis der inneren Alchemie zur Transformation ihres Bewusstseins suchen, wird sich der Wert dieses Materials von selbst erschließen.

Als ich gerade das Manuskript noch einmal durchlas, geschah etwas Merkwürdiges: Ich sah das Material kritisch durch. Als ich darüber nachdachte, ob ich es veröffentlichen sollte oder nicht, erschien mir Isis – ja: Isis. Sie forderte mich auf, das Buch so schnell wie möglich fertig zu stellen.

Was soll man da noch tun?

Das Manuskript der Magdalena

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