Читать книгу Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Achter Band: enthaltend Kapitel 15 und 16. - Т.Б. Маколей, Томас Бабингтон Маколей - Страница 10
Funfzehntes Kapitel.
Wilhelm und Marie
Johann Hampden’s Böswilligkeit
ОглавлениеDoch auch ein feindlicher Zeuge trat auf: Johann Hampden, der durch kriechende Bitten und enorme Bestechungen seinen Hals vom Strange gerettet hatte. Er war jetzt ein mächtiger und angesehener Mann, gehörte zu den Häuptern der dominirenden Partei im Hause der Gemeinen und war bei alledem einer der unglücklichsten Menschen auf Gottes Erde. Die Erinnerung an die jämmerliche Figur, die er vor den Schranken der Old Bailey gespielt, verbitterte sein Gemüth und trieb ihn an, sich ohne Gnade an Denen zu rächen, welche direct oder indirect etwas zu seiner Demüthigung beigetragen hatten. Er war von allen Whigs der intoleranteste und allen Amnestieplänen am hartnäckigsten opponirende. Das Bewußtsein, sich eine Blöße gegeben zu haben, machte ihn eifersüchtig auf seine Würde und ungemein empfindlich. Er paradirte beständig mit seinen Diensten und seinen Leiden, als ob er durch diese prahlerische Darlegung den Schandfleck, den nichts vor seinen eigenen Augen verbergen konnte, wenigstens vor Andern zu verbergen gehofft hätte. Nachdem er schon seit mehreren Monaten im Hause der Gemeinen heftig gegen Halifax haranguirt hatte, trat er jetzt auf, um vor den Lords gegen ihn den Zeugeneid zu leisten. Die Scene war interessant. Der Zeuge sagte von sich selbst, er habe sein Vaterland gerettet, habe die erste Idee der Revolution gehabt und habe Ihre Majestäten auf den Thron gesetzt. Dann versuchte er zu beweisen, daß durch die Machinationen des Lord Geheimsiegelbewahrers sein Leben gefährdet worden sei, ein Versuch, der sein Ziel gänzlich verfehlte und auf Den zurückfiel, von dem er ausgegangen. Hampden mußte eingestehen, daß er seine Gattin zu dem Manne, gegen den er jetzt auftrat, geschickt hatte, um seine Fürsprache zu erbitten. „Ist es nicht sonderbar,” sagte Halifax, „daß Sie die Verwendung eines Mannes nachsuchten, dessen Machinationen Ihren Kopf in Gefahr gebracht hatten?” – „Keineswegs,” erwiederte Hampden, „denn an wen anders hätte ich mich wenden sollen als an die Männer, welche am Ruder waren? Ich wendete mich an Lord Jeffreys, ich wendete mich an Pater Petre und zahlte ihnen sechstausend Pfund für ihre Dienste.” – „Nahm Lord Halifax ebenfalls Geld?” – „Nein, das kann ich nicht sagen.” – „Und sandten Sie nicht Ihre Gemahlin zu ihm, Mr. Hampden, um ihm für seine Güte zu danken?” – „Ja, ich glaube, dies that ich,” antwortete Hampden; „aber ich wüßte nicht daß diese Güte einen reellen Nutzen für mich gehabt hätte. Wäre dem nicht so, so würde ich Mylord verbunden sein, wenn er mir sagen wollte, worin dieser Nutzen bestanden hätte.” So schmählich das Auftreten dieses entarteten Erben eines berühmten Namens vor den Schranken der Old Bailey gewesen war, vor dem Mordausschusse spielte er eine noch schmählichere Figur.31 Es ist eine erfreuliche Erscheinung, daß eine Person, die viel schwerere Unbill erfahren hatte, deren Character aber von dem seinigen weit verschieden war, die hochherzige Lady Russell, gegen die Ungerechtigkeit remonstrirte, mit der die extremen Whigs Halifax behandelten.32
Johann Hampden’s Bosheit war indessen weder ermüdet noch beschämt. Wenige Tage später hielt er in einem Ausschusse des gesammten Hauses der Gemeinen zur Inbetrachtnahme der Lage der Nation eine hämische Rede, in der er alles Mißgeschick des Jahres dem Einflusse der Männer zuschrieb, welche in den Tagen der Ausschließungsbill vom Parlamente getadelt worden seien, der Männer, die zwischen Jakob und Wilhelm die Vermittler hätten spielen wollen. Der König, sagte er, müsse sämmtliche drei Cavaliere, welche nach Hungerford gesandt worden seien, um mit ihm zu unterhandeln, aus seinem Staatsrathe und aus seiner Nähe entfernen. Hierauf sprach er von der Gefahr, Männer von republikanischen Grundsätzen anzustellen. Dies sollte ohne Zweifel eine Anspielung auf den Hauptgegenstand seiner unversöhnlichen Bosheit sein, denn es war wohlbekannt, daß Halifax, obwohl von Natur gewaltsamen Veränderungen abgeneigt, in seinen politischen Ansichten ein Republikaner war und oft sehr geistreich und humoristisch gegen die erbliche Monarchie sprach. Die einzige Wirkung des gegen ihn gerichteten Ausfalls bestand jedoch darin, daß er ein höhnisches Gelächter hervorrief. Wie konnte ein Hampden, der Enkel des großen Führers des Langen Parlaments, ein Mann, der sich rühmte, mit Algernon Sidney gegen das königliche Haus conspirirt zu haben, das Wort Republikaner als einen Ausdruck des Vorwurfs gebrauchen! Als der Sturm des Gelächters sich gelegt hatte, standen mehrere Mitglieder auf, um den angeklagten Staatsmann zu rechtfertigen. Seymour erklärte, daß, so sehr er auch die Art und Weise, wie die Verwaltung in der letzten Zeit geführt worden sei, mißbillige, er dem vom Johann Hampden vorgeschlagenen Beschlusse doch nicht beitreten könne. „Blicken Sie wohin Sie wollen,” sagte er, „auf Irland, auf Schottland, auf die Flotte, auf die Armee, überall werden Sie reichliche Beweise von schlechter Verwaltung finden. Wenn der Krieg von den nämlichen Händen fortgeführt wird, so haben wir nichts Besseres als eine Wiederholung der nämlichen Unfälle zu erwarten. Aber ich bin nicht geneigt, Männer wegen der besten Handlung, die sie in ihrem Leben gethan, zu verdammen, Männer deshalb zu verdammen, weil sie versuchten, durch rechtzeitiges Vermitteln einer Revolution vorzubeugen.” Ein andrer Sprecher sagte ganz richtig, daß Halifax und Nottingham ins holländische Lager gesandt worden seien, weil sie das Vertrauen der Nation besessen und weil sie allgemein als Feinde der Dispensationsgewalt, der papistischen Religion und des französischen Einflusses bekannt gewesen seien. Es wurde endlich beschlossen, daß der König in allgemeinen Ausdrücken ersucht werden solle, die Urheber der neuerlichen Mißgriffe ausfindig zu machen und zu entfernen.33 Es wurde ein Ausschuß zur Entwerfung der Adresse ernannt, und Johann Hampden, als Präsident desselben, setzte eine Vorstellung in so hämischen Ausdrücken auf, daß bei Verlesung derselben im Hause der Gemeinen sein eigner Vater sich mißbilligend darüber äußerte und ein Mitglied ausrief: „Das soll eine Adresse sein? Ein Libell ist es!” Nach einer heißen Debatte wurde die Adresse wieder an den Ausschuß verwiesen und nicht wieder erwähnt.34
Die Erbitterung, welche ein großer Teil des Hauses gegen Halifax empfunden, begann in der That nachzulassen. Es war bekannt, daß er bereits aufgehört hatte, ein vertrauter Rathgeber der Krone zu sein, obgleich er das Geheimsiegel noch nicht förmlich abgegeben. Die Macht, die er während der ersten Monate der Regierung Wilhelm’s und Mariens besessen, war auf den kühneren, minder skrupulösen und praktischeren Caermarthen übergegangen, gegen dessen Einfluß Shrewsbury vergebens ankämpfte. Persönlich stand Shrewsbury sehr hoch in der königlichen Gunst; aber er war ein Oberhaupt der Whigs und wurde, wie alle Parteiführer, oft wider seinen Willen von Denen vorwärts getrieben, die ihm folgen zu wollen schienen. Er selbst war zu einer milden und gemäßigten Politik geneigt, aber er besaß nicht die nöthige Festigkeit, um der geräuschvollen Zudringlichkeit, mit der Politiker wie Johann Howe und Johann Hampden Rache an ihren Feinden verlangten, Widerstand zu leisten. Sein Rath hatte daher zu dieser Zeit wenig Gewicht bei seinem Gebieter, der die Tories zwar weder liebte noch ihnen traute, aber fest entschlossen war, sie nicht zu proscribiren.
Unterdessen beschlossen die Whigs, die sich bewußt waren, neuerdings in der Meinung des Königs sowohl wie der Nation gesunken zu sein, einen kühnen und schlauen Versuch zu machen, von Beiden unabhängig zu werden. Ein genauer Bericht über diesen Versuch kann aus dem spärlichen und weit verstreuten Material, das auf uns gekommen ist, nicht zusammengestellt werden. Doch ist die Geschichte auch so wie sie auf uns gekommen, immerhin interessant und lehrreich.
31
Der Bericht befindet sich in den Protokollen der Lords vom 20. Dec. 1689. Hampden’s Vernehmung fand am 18. Nov. statt.
32
Dies geht meiner Ansicht nach klar hervor aus einem Briefe von Lady Montague an Lady Russell, datirt vom 23. Dec. 1689, drei Tage nach der Berichterstattung des Mordausschusses.
33
Commons’ Journals, Dec. 14. 1689; Grey’s Debates; Boyer’s Life of William.
34
Commons’ Journals, Dec. 21; Grey’s Debates; Oldmixon.