Читать книгу Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22. - Т.Б. Маколей, Томас Бабингтон Маколей - Страница 25

Einundzwanzigstes Kapitel.
Wilhelm III
Krieg in den Niederlanden; der Marschall Villeroy

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Inzwischen waren die Blicke von ganz Europa mit gespannter Erwartung auf die Niederlande gerichtet. Der große Feldherr, der bei Fleurus, bei Steenkerke und bei Landen gesiegt, hatte keinen ihm Ebenbürtigen zurückgelassen. Aber Frankreich besaß noch Marschälle, die sich für hohe Commandos sehr wohl eigneten. Catinat und Boufflers hatten bereits Beweise von Tüchtigkeit, Entschlossenheit und Eifer für die Interessen des Staats gegeben. Jeder dieser beiden ausgezeichneten Offiziere wurde ein Luxemburg’s würdiger Nachfolger und ein Wilhelm’s würdiger Gegner gewesen sein, aber ihr Gebieter zog zu seinem Unglücke Beiden den Herzog von Villeroy vor. Der neue General war Ludwig’s Spielkamerad gewesen, als sie Beide noch Kinder waren, war dann ein Günstling geworden und hatte nie aufgehört, es zu sein. In den äußern Vorzügen, wegen denen die französische Aristokratie damals in ganz Europa berühmt war, zeichnete sich Villeroy selbst unter der französischen Aristokratie aus. Er war von hoher Statur und hatte angenehme Züge, seine Manieren waren von edler und etwas hochmüthiger Artigkeit, sein Anzug, sein Ameublement, seine Equipagen und seine Tafel prächtig. Niemand erzählte eine Anekdote mit größerer Lebendigkeit; Niemand ritt besser bei einer Jagdpartie; Niemand hatte mehr Glück bei dem schönen Geschlecht; Niemand setzte und verlor Haufen von Gold mit liebenswürdigerem Gleichmuth; Niemand kannte die Abenteuer, die Freunde und die Feinde der Herren und Damen, welche täglich die Säle von Versailles füllten, genauer als er. Besonders zwei Charactere hatte dieser vollendete Cavalier seit vielen Jahren studirt und alle ihre Falten und Winkel kennen gelernt: den Character des Königs und den der Frau, die in Allem, dem Namen ausgenommen, Königin war. Damit aber waren Villeroy’s Kenntnisse zu Ende. In der Literatur sowohl wie in geschichtlichen Dingen war er völlig unwissend. Im Staatsrathe öffnete er nie den Mund, ohne sich Blößen zu geben. Für den Krieg besaß er keine einzige Qualification außer dem persönlichen Muthe, den er mit der ganzen Klasse gemein hatte, der er angehörte. In jeder wichtigen Krisis seiner politischen und militärischen Laufbahn war er abwechselnd trunken von Arroganz oder völlig muthlos. Kurz bevor er einen bedeutungsvollen Schritt that, war sein Selbstvertrauen grenzenlos; er hörte auf keinen Rath und ließ den Gedanken, daß ein Fehlschlagen möglich sei, gar nicht in sich aufkommen. Bei der ersten Niederlage aber gab er Alles verloren, wurde unfähig zu leiten und anzuordnen und rannte in hilfloser Verzweiflung hin und her. Ludwig liebte ihn jedoch, und man muß Villeroy die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er Ludwig ebenfalls liebte. Die Güte des Gebieters war gegen alles Unheil probefest, das die Unbesonnenheit und Schwäche des Dieners über sein Königreich brachte, und die Dankbarkeit des Dieners äußerte sich bei mehr als einer Gelegenheit nach dem Tode des Gebieters in ehrenvoller, wenn auch nicht wohlbegründeter Weise.44

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Eine treffliche Characteristik Villeroy’s befindet sich in Saint-Simon’s Memoiren.

Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22.

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