Читать книгу Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22. - Т.Б. Маколей, Томас Бабингтон Маколей - Страница 31

Einundzwanzigstes Kapitel.
Wilhelm III
Verhaftung Boufflers’

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Die Ceremonie war jetzt vorüber, und Boufflers ritt weiter; aber er hatte erst eine kurze Strecke Wegs zurückgelegt, als er von Dykvelt angehalten wurde, der die verbündete Armee als Deputirter der Generalstaaten begleitete. „Sie müssen in die Stadt zurückkehren, mein Herr,” redete Dykvelt ihn an. „Der König von England hat mir befohlen, Ihnen zu sagen, daß Sie sein Gefangener sind.” Boufflers war außer sich vor Wuth. Seine Offiziere schaarten sich um ihn und schwuren, ihn bis zum letzten Athemzuge zu vertheidigen: Aber von Widerstand konnte nicht die Rede sein, denn eine starke Abtheilung holländischer Reiterei kam heran, und der Brigadier verlangte den Degen des Marschalls. Der Marschall äußerte laut seinen Unwillen. „Das ist ein abscheulicher Wortbruch! Lesen Sie die Bedingungen der Kapitulation. Was habe ich gethan, um einen solchen Affront zu verdienen? Habe ich mich nicht als Mann von Ehre benommen? Muß ich nicht als ein solcher behandelt werden? Bedenken Sie wohl was Sie thun, meine Herren. Ich diene einem Gebieter, der mich rächen kann und wird.” – „Ich bin Soldat, mein Herr,” entgegnete der Brigadier, „und es ist meine Pflicht, erhaltenen Befehlen zu gehorchen, ohne mich um das Weitere zu bekümmern.” Dykvelt erwiederte sodann ruhig und artig auf die unwilligen Aeußerungen des Marschalls: „Der König hat nur mit Widerstreben das von Ihrem Gebieter gegebene Beispiel nachgeahmt. Die Soldaten, welche die Besatzungen von Dirmuyden und Deynse bildeten, sind trotz gegebenen Zusicherungen als Gefangene nach Frankreich geschickt worden. Der Fürst, dem sie dienen, würde seiner Pflicht gegen sie uneingedenk sein, wenn er nicht Wiedervergeltung übte. Se. Majestät hätte mit vollem Rechte alle Franzosen, die in Namur waren, zurückhalten können. Aber er will einem Präcedenzfalle, den er mißbilligt, nicht so weit Folge geben. Er hat beschlossen, Sie, und nur Sie allein gefangen zu nehmen, und Sie dürfen eine Maßregel, welche thatsächlich ein Zeichen seiner besonderen Achtung gegen Sie ist, nicht als eine Beleidigung ansehen. Wie kann er Ihnen ein glänzenderes Compliment machen, als indem er Ihnen beweist, daß er Sie als ein vollkommenes Aequivalent für die fünf- bis sechstausend Mann betrachtet, welche Ihr Souverain widerrechtlich als Gefangene zurückhält? Ich will Sie sogar noch jetzt ungehindert Ihres Weges ziehen lassen, wenn Sie mir Ihr Ehrenwort geben, wieder hierher zurückzukehren, im Fall die Besatzungen von Dirmuyden und Deynse nicht binnen vierzehn Tagen in Freiheit gesetzt werden.” – „Ich weiß nicht, warum mein Gebieter jene Soldaten zurückhält, und daher kann ich Ihnen keine Hoffnung darauf machen, daß er sie freilassen wird. Sie haben eine Armee hinter Sich; ich bin allein; handeln Sie nach Ihrem Belieben.” Er lieferte seinen Degen ab, kehrte nach Namur zurück und wurde von dort nach Huy gebracht, wo er einige Tage in luxuriöser Ruhe verlebte, nach Gefallen ausgehen und ausreiten durfte wann er wollte, und von Denen, die ihn bewachten, mit ausgezeichneter Rücksicht behandelt wurde. In der kürzesten Zeit, in der es möglich war, von dem Orte, wo er in Haft gehalten wurde, an den französischen Hof zu schreiben und Antwort zurück zu erhalten, empfing er die Ermächtigung, zu versprechen, daß die Besatzungen von Dirmuyden und Deynse zurückgeschickt werden sollten. Er wurde sogleich in Freiheit gesetzt und reiste nach Fontainebleau ab, wo ein ehrenvoller Empfang seiner wartete. Er wurde zum Herzog und Pair ernannt. Damit er den nöthigen Aufwand seiner neuen Würden bestreiten konnte, erhielt er zugleich eine bedeutende Summe Geldes, und Ludwig bewillkommnete ihn in Anwesenheit des gesammten französischen Adels mit einer herzlichen Umarmung.58

In allen gegen Frankreich verbündeten Ländern wurde die Nachricht von dem Falle Namur’s mit Freude begrüßt; bei uns aber war der Jubel am größten. Seit mehreren Generationen hatten unsere Vorfahren zu Lande keine bedeutende Waffenthat gegen auswärtige Feinde vollführt. Wir hatten zwar unseren Bundesgenossen zuweilen kleine Hülfscorps geliefert, welche die Ehre der Nation in gutem Ansehen erhielten. Aber von dem Tage an, wo die beiden tapferen Talbot, Vater und Sohn, in dem vergeblichen Versuche, Guienne wieder zu erobern, umgekommen waren, bis zur Revolution, hatte auf dem Continent kein Feldzug stattgefunden, in welchem die Engländer eine Hauptrolle gespielt hätten. Endlich hatten unsere Vorfahren nach einer Pause von nahe an dritthalb Jahrhunderten wieder angefangen, den Kriegern Frankreich’s die Palme des militärischen Ruhmes streitig zu machen. Es war ein harter Kampf gewesen. Das Genie Luxemburg’s und die ausgezeichnete Disciplin der Haustruppen Ludwig’s hatten in zwei großen Schlachten die Oberhand behalten; aber der Ausgang dieser Schlachten war lange zweifelhaft gewesen, der Sieg war theuer erkauft worden, und der Sieger hatte nicht viel mehr gewonnen als die Ehre, Herr des Schlachtfeldes geblieben zu sein. Inzwischen bildete er selbst seine Gegner aus. Die Rekruten, welche seine strenge Schule überlebten, wurden rasch Veteranen. Steenkerke und London hatten die Freiwilligen gebildet, welche Cutts durch die Palissaden von Namur folgten. Der Ausspruch aller großen Krieger, welche sämmtliche Nationen des westlichen Europa’s an den Zusammenfluß der Sambre und Maas gesandt hatten, lautete, daß der englische Subalternoffizier und der englische Gemeine keinem Subalternoffizier und keinem Gemeinen der Christenheit nachstehe. Die englischen Offiziere höheren Ranges dagegen wurden kaum für würdig erachtet, eine solche Armee zu commandiren. Cutts hatte sich zwar durch seine Unerschrockenheit ausgezeichnet. Aber selbst Diejenigen, die ihn am meisten bewunderten, gestanden zu, daß er weder die Befähigung noch die Kenntnisse besaß, deren ein General bedurfte.

Die Freude der Sieger wurde erhöht durch die Erinnerung an die drei Jahre früher auf dem nämlichen Punkte erlittene Niederlage und an den Uebermuth, mit welchem ihr Feind damals über sie triumphirt hatte. Jetzt war die Reihe zu triumphiren an ihnen. Die Holländer prägten Denkmünzen, die Spanier sangen Te Deums. Es erschienen eine Menge theils ernster, theils launiger Gedichte, von denen nur eines uns erhalten worden ist. Prior travestirte mit köstlichem Geist und Humor die bombastischen Verse, in welchen Boileau die erste Einnahme von Namur verherrlicht hatte. Die beiden Oden, welche nebeneinander gedruckt erschienen, wurden mit großem Vergnügen gelesen, und die Kritiker bei Will’s erklärten, daß England sowohl im Witz als in den Waffen den Sieg davon getragen habe.

Der Fall von Namur war das große militärische Ereigniß dieses Jahres. Der türkische Krieg beschäftigte noch immer einen großen Theil der kaiserlichen Truppen mit unentscheidenden Operationen an der Donau. Weder in Piemont noch am Rhein geschah etwas Erwähnenswerthes. In Catalonien erlangten die Spanier einige unbedeutende Vortheile, die sie ihren englischen und holländischen Bundesgenossen verdankten, welche alles Mögliche gethan zu haben scheinen, um einer Nation zu helfen, die niemals sonderlich geneigt gewesen ist, sich selbst zu helfen. Die Ueberlegenheit England’s und Holland’s zur See war jetzt notorisch erwiesen. Während des ganzen Jahres war Russell der unbestrittene Herr des mittelländischen Meeres, fuhr zwischen Spanien und Italien hin und her, bombardirte Palamos, verbreitete Schrecken längs der ganzen Küste der Provence und hielt die französische Flotte im Hafen von Toulon eingeschlossen. Mittlerweile war Berkeley der unbestrittene Herr des Kanals, kreuzte angesichts der Küsten des Artois, der Picardie, der Normandie und der Bretagne, warf Bomben nach Saint-Malo, Calais und Dünkirchen und brannte Granville bis auf den Grund nieder. Ludwig’s Flotte, welche fünf Jahre früher die furchtbarste in Europa gewesen, die unbehindert von den Dünen bis Land’s End umhergefahren war, die bei Torbay geankert und Teignmouth in Asche gelegt hatte, gab jetzt kein Lebenszeichen mehr, außer durch das Plündern von Kauffahrern, welche nicht von Kriegsschiffen begleitet waren. In diesem einträglichen Kriege waren, die französischen Kaper gegen Ende des Sommers sehr glücklich. Mehrere mit Zucker beladene Schiffe aus Barbados wurden aufgebracht. Die Verluste der unglücklichen, von Schwierigkeiten schon umgebenen und durch grenzenlose Verschwendung in Bestechungen sehr geschwächten Ostindischen Compagnie waren enorm. Fünf große aus den östlichen Meeren zurückkehrende Schiffe mit Ladungen, deren Werth allgemein auf eine Million geschätzt wurde, fielen in die Hände des Feindes. Diese Unfälle erregten einiges Murren auf der Börse. Im Ganzen aber war die Stimmung der Hauptstadt und der Nation besser als sie seit einigen Jahren gewesen.

Inzwischen fanden in London Ereignisse statt, welche kein früherer Geschichtsschreiber der Erwähnung werth gehalten hat, die aber von weit größerer Wichtigkeit waren als die Waffenthaten von Wilhelm’s Armee oder von Russell’s Flotte. Ein großes Experiment wurde gemacht, eine große Revolution war im Gange: es waren Zeitungen erschienen.

58

Boyer’s History of King William III., 1703; Nachschrift zu dem Monthly Mercury, vom August 1695; London Gazette vom 9. und 12. Sept.; Blathwayt an Lexington, 6. Sept.; Saint-Simon; Dangeau.

Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22.

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