Читать книгу Unser Mann aus Italien Berlin 1968 Kriminalroman Band 38 - Tomos Forrest - Страница 6
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Bernd Schuster ließ seinen silbergrauen Mercedes hart am Rande des Rastplatzes ausrollen. Er stellte den Motor ab und schaltete die Scheinwerfer aus. Dann stieg er aus und lauschte in die Dunkelheit hinein. Eine kühle Brise fauchte ihm ins Gesicht. Die Luft roch würzig nach dem brakigen Wasser aus dem Bruch. Bernd gab der Tür einen leichten Schubs. Sie fiel mit einem satten Geräusch ins Schloss.
Über dem weiten Feld lag eine fast greifbare Stille.
Bernd versuchte die Dunkelheit zu durchdringen. Sobald der Halbmond für wenige Augenblicke zu seinem Recht kam, erkannte Schuster einiges von seiner Umgebung.
Jochen Gerstner schien noch nicht da zu sein. Jedenfalls konnte ihn Bernd nirgendwo entdecken. Schuster fingerte seine Roth Händle heraus und steckte sich eine davon an. Er lehnte sich an seinen Wagen und wartete rauchend.
Als die Zigarette zur Kippe geworden war, schnippte er sie in den Abend hinein. Er begann es befremdend zu finden, dass Jochen immer noch nicht aufgetaucht war, denn Gerstner war bekannt dafür, dass er zumeist zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit am Treffpunkt erschien.
Bernd stemmte sich von seinem silbernen Flitzer ab. Er schritt langsam über den zugewucherten Weg auf die Flugplatzmitte zu. Während er über Stock und Stein stakte, prüfte er den Sitz seiner Pistole. An dieser Sache war ihm irgendetwas nicht geheuer. Das stank buchstäblich zum Himmel. Deshalb war der Detektiv auf der Hut.
Ohne besonderen Grund strebte Bernd Schuster der windschiefen Bretterhütte entgegen.
Als er sie erreicht hatte, schaute er sich lauschend um. Ringsherum lag friedliche Natur. Ausgebreitet zu einem schwarzen Teppich.
Die Tür der Hütte stand offen. Bernd Schuster wandte sich ihr zu.
„Jochen?“, fragte er in die Dunkelheit hinein.
Keine Antwort.
„Jochen?“
Wieder nichts. Nur das leise säuselnde Geräusch von Luft, die durch irgendwelche Ritzen strich. Es klang unheimlich, hörte sich an, als ob zwei Gespenster sich flüsternd unterhielten. Bernd zog seine Waffe aus dem Schulterhalfter, entsicherte sie und trat entschlossen auf die Hüttentür zu.
Plötzlich hatte er den Geruch des Todes in der Nase.
Es ist Tatsache. Man kann den Tod riechen. Wenn man ihm bereits so oft begegnet ist wie Bernd Schuster, erkennt man ihn sofort.
Bernd schnellte in die Hütte hinein. Er erriet sogleich, was ihn dort drinnen erwartete. Und er fand in derselben Minute auf eine grauenvolle Weise bestätigt, dass ihn sein Gefühl nicht betrogen hatte.
Ein Körper lag auf dem Boden.
Die Glieder verrenkt. Das bleiche Gesicht verzerrt. Die Augen in namenloser Furcht weit aufgerissen.
Jochen Gerstner.
Seine Hände waren selbst im Tod noch verkrampft. Er erweckte den Eindruck, als hielte er das Leben immer noch verzweifelt umklammert, als wollte er es unter keinen Umständen loslassen, doch das Leben kannte viele Tricks, um einen Körper wie diesen trotzdem zu verlassen. Eine dunkle Blutlache breitete sich unter dem zerschossenen Leib aus. Bernd beugte sich schaudernd zu dem Leichnam hinunter. Er zählte neun Einschüsse. Und einer war genauso tödlich gewesen wie der andere.