Читать книгу Der Himmel erst ist mein Limit - TUEN MAGO - Страница 16
ОглавлениеNun zum weiteren Verlauf des Jahres 1991:
Im Herbst 1991 kam mein damaliger Gruppenleiter bei der Telekom, Trupp MGF, auf uns Mitarbeiter zu und fragte, ob wir nicht Lust hätten den Osten mit Telefonleitungen zu versorgen?
Wir schauten uns alle an, und Josef und ich waren uns direkt einig. Ja, wir stürmen in den Osten, wir werden den Osten mit Telefonleitungen und Telefonen versorgen. Uns war in dem Moment überhaupt nicht klar auf welchen Trip wir uns einlassen würden. Kurz nach der Wende – Mauerfall und Wiedervereinigung der Deutschen, sind wir als einer der ersten Trupps in den Osten gezogen, um dieses Land wieder „aufzubauen“. Unsere Basis war in Cottbus. Cottbus ist eine ca. 100.000 Einwohnerstadt, nahe der polnischen Grenze gelegen. Wir haben natürlich gedacht, es wäre ähnlich wie in der Domstadt am Rhein: Bars, Restaurants, Cafés, Night Life… aber so etwas gab es zu dieser Zeit in Old East Germany nicht. Es war tote Hose, aber egal, es war ein geiler Trip, der mein Leben nachhaltig verändern sollte. Meine Kollegen Josef und Claus fuhren dann Ende November als erste in den Osten.
Ich konnte erst zwei Wochen später fahren, musste noch ein Projekt in der Domstadt zu Ende bringen und sollte im Dezember zur Einheit stoßen.
So begann für mich das Abenteuer Ost.
Josef kam übers Wochenende mit einem der T3 Bullis nach Hause um mich abzuholen.
Mein Trip in den Osten der Republik begann an einem verregneten Montag, 4:00 Uhr morgens, West Germany.
Wir trafen uns, wie gesagt gegen 4:00 Uhr in der Domstadt am Rhein. In der Postzentrale wurde der Bulli mit Material, welches wir noch benötigten, voll bis unters Dach gepackt, und auf gings gen Osten.
Die Fahrt führte von der A1 übers Kamener-Kreuz auf die A2 bis wir in Helmstedt „rüber“ machten. Die alte Transitstrecke rief Erinnerungen wach.
Ich war 1986 mit meiner Schulklasse auf Klassenfahrt nach Berlin mit dem Bus genau über diese Straße gefahren.
1986 gab es aber noch Ost- und West Germany, es war die Zeit des Kalten Krieges.
Die Klassenfahrt mit dem Bus nach Berlin sollte auch ein besonderes Erlebnis für mich werden.
In Helmstedt war die Grenzkontrolle. Alles war im Vorfeld geklärt, sogar wer wo im Bus sitzt musste vor der Fahrt bei der DDR-Behörde mitgeteilt werden. Unser Bus wurde an der Grenze raus gewunken. Zwei bewaffnete Grenzbeamte kamen zu uns in den Bus. Einer sammelte alle Pässe ein, der andere beobachtete uns genau. Im Bus war es totenstill. Man hätte eine Stecknadel auf den Boden fallen hören. Nach einer gefühlten Ewigkeit bekamen wir unsere Pässe zurück und durften weiterfahren. Während der Fahrtstrecke im Osten, der sogenannten Transitstrecke, durfte nicht angehalten werden. Die Strecke verlassen durften wir natürlich auch nicht. Es ging schnurstracks nach Berlin, ich glaube irgendwo Höhe Potsdam sind wir wieder zurück in die BRD.
Im Verlaufe der Klassenfahrt haben wir an einem Tag auch OST- Berlin besucht. Es war für uns alle ein bisschen spooky. Beim Grenzübertritt mussten wir 25 DM gegen 25 Mark DDR-Spiel-Geld tauschen. Zwangsumtausch. Ich sage bewusst „Spiel-Geld“, weil dieses Geld nur in der DDR einen Wert hatte.
Die DDR hat ja im Grunde nicht wirklich produziert, der Staat hatte alles unter Kontrolle und hat den Bürgern diese Ostmark gegeben. In der DDR kostete alles irgendwie nichts. Wir konnten an diesem Tag für die 25 DDR-Mark essen und trinken, Zigaretten kaufen, und hatten trotzdem am Ende des Tages fast alle noch 15 DDR-Mark in der Tasche. Für diesen wahrscheinlichen Fall, dass wir Geld übrig hatten, wurde uns im Vorfeld ein wenig Angst gemacht. Auf keinen Fall sollten wir unser restliches Geld an irgendwelche Leute an der Grenze abgeben. Die „Stasi“ Leute waren allgegenwärtig. So schlimm war’s am Ende dann doch nicht.
Etwas beängstigend war eigentlich nur der Grenzübertritt. Man musste in eine dunkle Kammer gehen, den Pass in einen Schlitz legen, der Pass wurde hinter einer schwarzen Scheibe kontrolliert. Etwa fünf Minuten musste man im Dunkeln warten, irgendwann wurde der Pass zurück gereicht und die Schleusentüre geöffnet. Das war schon alles ein bisschen komisch, aber na ja, so war das halt in Old East Germany