Читать книгу The Japanese H-Manga Academy (of Rumoi) - Tuja Tiira - Страница 8
Telefonat 2
ОглавлениеIm Dunkel der Nacht war alles in Finsternis versunken, eine Welt der schwarzen Schatten. Draußen das Schwarz einer mondlosen Nacht.
Ich war mir nicht sicher, ob wir Neumond hatten oder der Mond nur noch nicht aufgegangen war. Zum Glück nahm mein Arbeitgeber das Gespräch gleich an.
"Hallo"
"Hallo Yukiko, hast du schon erste Kontakte geknüpft?"
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier bleibe."
"Dass musst natürlich du entscheiden. Aber du weißt ja, dass der Verlag dann laut Vertrag leider die vollen Flugkosten und die bis dahin angefallenen Gebühren für den Ausbildungskurs inklusive der Unterbringungskosten von dir zurückverlangen müsste. Außerdem ist laut Vertrag bei Nichterfüllung eine Ausfallzahlung von 50.000,- Euro zu zahlen. Dies gilt gegenseitig, der Verlag unterliegt denselben Verpflichtungen wie du. Wenn wir den Vertrag brechen würden, müssten auch wir dir 50.000,- Euro bezahlen."
"Wie bitte?"
"Du hast das unterschrieben, das Formular, das ich dir mit der Bitte um Unterschrift zugeschickt hatte. Ich kann da leider nichts machen."
"Was?"
"Hast du schon deine Lehrerin kennengelernt? Fumiko Furuhashi ist unter ihrem Pseudonym XYXY-Sensei5 sogar in Europa ein Begriff auf Grund ihrer Hentai-Yaoi-Manga6 . Du weißt, BL Boys-Love-Manga, Liebesgeschichten zwischen Jungen mit expliziten Darstellungen. Die Mädchen lieben sie. Als ihre Spezialität gilt die vielfältige Verwendung von Stofftieren. Ich denke, das ist auch für Deutschland ein vielversprechendes Marktsegment."
Auf einmal war mir klar, wie die Auswahl dieser Akademie zustande gekommen war. Und zumindest unter Fujoshi, den weiblichen Fans von sexuell expliziten Yaoi-Manga, war das Pseudonym von Fumiko Furuhashi vermutlich bekannt. Ich fragte mich, ob Nishizawa das gewusst hatte, als sie sagte, dass unsere Lehrerin als Mangaka nicht erfolgreich sei. Oder wusste hier niemand über ihr Pseudonym Bescheid? Woher wusste mein Arbeitgeber das? Allerdings war ich mir nun absolut sicher, dass ihm auch nicht klar gewesen war, was das 'H' im Begriff der 'H-Manga Academy (of Rumoi)' wirklich bedeutete.
"Ich glaube, dir ist selbst ein Irrtum unterlaufen, die Akademie ..."
"Entschuldige bitte, die Ampel schaltet auf Grün, ich muss Schluss machen."
Ich hatte ihn gerade über die Bedeutung des H aufklären wollen, doch natürlich war sein Telefon danach nicht mehr erreichbar. Ich seufzte. Wieso hatte ich ihm vertraut? Ich kannte meinen Arbeitgeber doch lange genug. Erneut entrang sich mir ein Seufzer. Zum Glück konnte mich hier niemand hören.
Doch auch dies war ein Irrtum, gerade als ich das Turmzimmer verlassen wollte, berührte eine Hand aus dem Schwarz der Nacht meine Schulter. Ich zuckte zusammen. Erst dachte ich, Nishizawa sei mir gefolgt, doch dann erklang eine klare tiefe Frauenstimme.
"Einsam ruft sie
die Geister der Nacht an:
Lasst mich ziehen!
Als eine Hand
im Dunkel sie berührt,
zuckt sie zurück."
Hinter mir stand eine junge Frau, die ich im Dunkel nicht bemerkt hatte, sie schien in meinem Alter zu sein, vielleicht auch geringfügig älter. Aber dieser Eindruck wurde vielleicht nur durch ihre altmodisches einfaches Kleid und ihre Stimme bewirkt, dabei entsprach ihr Aussehen, soweit ich das im Dunkel erkennen konnte, dem klassischen japanischen Schönheitsideal: Lange schwarze Haare umrahmten ein helles, fast blass wirkendes Gesicht mit dunklen Augen. Sie war schlank und größer als ich, aber nur wenig.
"So schwere Seufzer, du musst die Neue sein. Ich bin Aiko Takanashi."
"Ich bin Yukiko Müller. Ich bin gerade erst angekommen."
"Und du willst uns verlassen?"
Sie musste das Telefongespräch mitgehört haben.
"Ich bin unsicher. Ich komme mir hier irgendwie unpassend vor."
"Er wiegt so schwer,
ach, könnte sie fliehen
aus diesem Leib.
Ich glaube, es ist anders als du denkst, und gehen kannst du immer noch."
"Vielleicht."
"Horch in die Nacht. Hier ist es fast nie wirklich still, nur sind die Geräusche andere als in der Stadt."
Sie setzte sich auf die Reste eines alten Stuhles ans Fenster und bot mir auch einen Stuhl an, oder zumindest etwas, das einmal ein Stuhl gewesen war. Tatsächlich war ein Vielzahl an Tönen zu hören und unser Atem. Dann unterbrach eine Art Fauchen die Stille.
"Sind das Igel?"
"Igel gibt es auf Hokkaido nicht, nur Bären, bis zu drei Meter groß, und sie können über 400 Kilo schwer werden." Sie lachte wieder. "Die leben aber fast alle in den Schutzgebieten."
Eine Weile horchte ich noch in die Nacht, bis ich mich entschloss, schlafen zu gehen. Aiko blieb noch im Dunkel zurück.