Читать книгу Politkarikaturen, Kommentare und Satiren - Udo Geißler - Страница 11
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chon als Kind im Sandkasten erlebt man den Unterschied zwischen schöpferischen, kons-truktiven und heimtückischen, destruktiven Menschen. Es gibt immer Kinder, die Sandbur-gen bauen, und jene, die in diese hineinspringen, sobald der Erbauer sich abwendet.“ Diese Zeilen stammen aus Roland Woldags Artikel „Die Gau-ner hetzen“. Die wichtigste Sandkastenfrage lau-tet dabei: Warum lässt sich der Konstruktive diese Heimtücke (vermutlich) so einfach gefal-len?
Ist es falsche Toleranz? Ein Sich-selbst-Belügen? Die Angst vor der richtigen Antwort und der da-raus folgenden Konsequenz? Hat der Schöpferi-sche bereits die Idee einer viel mächtigeren Sandburg im Kopf? Braucht er gar die Konfron-tation mit der Gemeinheit, weil er instinktiv merkt, wie ihn die richtige Mischung aus beiden Prinzipien reifen lässt?
Am wahrscheinlichsten ist es jedoch, dass dem fleißigen Sandburgbauer, der sich abgewendet und somit das Geschehene nicht gesehen hatte, vom Sandburgzerstörer etwas weisgemacht wurde.
So eine Geschichte könnte beispielsweise auf ein versehentliches Ausrutschen oder gegensei-tiges Schubsen hinauslaufen, was aber im letzten Fall bedeuten würde, einen Dritten als mögli-chen Beteiligten noch schnell überrumpeln zu müssen, damit das Geschilderte zumindest eini-germaßen plausibel klingt.
Neben der (fadenscheinigen) Story ist jedoch ein Aspekt zur Rettung der angespannten Lage viel entscheidender. Wie – also mit welcher Gestik, vor allem aber mit welchem aufgesetzten Ge-sichtsausdruck – schafft es der Destruktive, seine Tat zu verschleiern oder zu verharmlosen? Im-merhin droht ihm möglicherweise der Verlust eines Freundes, den er in der Zukunft – beispiels-weise in der Schule – vielleicht noch gut gebrau-chen kann. Außerdem ist die Gefahr noch nicht
gebannt, in eine körperliche Auseinanderset-zung zu geraten. Und so lotet der Heimtückische schon im Kindesalter ganz genau aus, welche Maske aufgesetzt werden muss, um sein Ziel zu erreichen.
Ist die „Nettigkeitsmaske“ am besten geeig-net? Die „Beste-Freunde“-Maske? Oder etwa die „Tut mir leid, aber es war doch nur ein Verse-hen“-Maske?
Mit ziemlicher Sicherheit setzt der Hinterhältige verschiedene und der jeweiligen Situation ange-messene Masken auf, die ihm letzten Endes wohl Erfolg bescheren. Von früh an lernt er durch diese oder ähnliche Konstellationen die Fähig-keit zur Manipulation. Er schafft es, dass die Menschen ihn so sehen, wie er es möchte. Die Wirklichkeit hingegen bleibt verborgen.
Was bereits im Sandkasten bestens funktioniert, setzt sich in der Schule, an der Uni und im späte-ren Beruf fort und wird laufend weiter verfei-nert. Roland Woldag bringt es wieder auf den Punkt, indem er ausführt, dass die ehrgeizigsten der Sandburgen-Zertreter „besessen davon sind, alle Strukturen, die auch nur im Ansatz funktio-nieren, radikal zu zertrampeln und umzukrem-peln“.
Aber was passiert mit den konstruktiven Men-schen? Sie besitzen nach wie vor keine Macht, weil sie – im Gegensatz zu den Destruktiven – niemals gelernt haben, sich diese zu ergaunern und alles dafür zu tun, um sie zu erhalten.
Viele derjenigen, die sich täglich abrackern, stellen irgendwann ernüchtert fest, wie ihnen der Lohn ihrer Arbeit regelrecht unter den Hän-den verrinnt.
Außerdem verschlechtern sich allmählich ihre Lebensumstände, weil sie von den notorischen Lügnern mit den schönen Masken, die sich mitt-lerweile in Führungspositionen eingenistet haben, erneut malträtiert werden.
Wenn die Masken fallen
Konstruktive Menschen haben es selbst in der Hand!
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