Читать книгу Nakkita - Udo Meeßen - Страница 6

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Nadja die Schrauberin

„Wow, die ist ja lecker,“ entfuhr es dem Auszubildenden Thomas Kroll und er pfiff anerkennend durch die Schneidezähne, als die Brünette zögernd die Werkstatt betrat.

„Oups?“ fragte seine Chefin, Nadja Pfeifer und kam um dem VW-T9, an dessen Motor sie schraubte, herum, „Jou, die ist wirklich hübsch.“

„Genau Ihre Kragenweite, hm?“ frotzelte Kroll, weil es kein Geheimnis war, dass seine Chefin lesbisch war und auf zierliche, kleine Frauen stand.

„Ganz genau, Kleiner… Hallo. Was kann ich für Sie tun?“

„Hallo. Sind Sie Frau Pfeifer?“

„Die bin ich.“

„Ich bin hier weil… Also Ihre Freundin, die Polizistin…“

„Rosy?“

„Ja, Roswitha Schleimer. Sie sagte, Sie könnten meine Nakky reparieren.“

„Ihre Nakky? Sie meinen einen Nakkita?“

„Ja. Ein 33er GTC. Mir ist vorhin einer rein gefahren und hinten ist alles kaputt.“

„Na, dann sehen wir uns das mal an,“ meinte Pfeifer, säuberte ihre Hände und nahm Tanja an der Hand, um sich zu deren Wagen führen zu lassen.

„Ui, der ist ja schick. Das ist eine Sonderlackierung?“

„Ja, Hat mich damals 2.000 Euro Aufschlag gekostet.“

„Der ist ab Werk so lackiert?“

„Ja.“

„Gut, dann kann ich den Lack auch besorgen. Ansonsten würde es schwer und ich müsste ihn extra mischen lassen.“

„Schon klar.“

Nadja umrundete kopfschüttelnd den Wagen und kalkulierte im Geist den Aufwand für die Reparaturen.

„Wer macht so ein schönes Auto kaputt? Besoffen?“

„Nee. Ein arrogantes Arschloch in einem fetten SUV, welches viel zu schnell in ein Wohngebiet fährt. Dem war scheißegal, dass er meine Nakky kaputt gemacht hat.“

„Stellen Sie Strafantrag?“

„Auf jeden Fall und die Polizei auch.“

„O.k. Steckt der Schlüssel?“

„Hier, nehmen Sie.“

„Gut. Ich fahr den Wagen mal auf die Bühne, um ihn mir von unten anzusehen. Wenn der Rahmen etwas abbekommen hat, wirds schwer und richtig teuer.“

„Dann hoffe ich, dass da nicht auch was kaputt ist. Ich liebe meine Nakky.“

„Aus wievielter Hand haben Sie das Auto?“

„Ich bin die Erstbesitzerin. Das ist mein erstes Auto und ich hab’s damals von meinem Lehrgehalt bezahlt. Vier Jahre hab ich brav bezahlt und Nakky hat mich nie im Stich gelassen.“

„Dann hoffe ich für Sie, dass ich Nakky wieder flott bekomme,“ sagte Nadja mit leiser Stimme, weil wieder Tränen in Tanjas Augen standen und ihr das sehr nahe ging.

Als sie in den Wagen stieg, sah sie die Abschrift des Unfallberichts auf dem Beifahrersitz und beschloss Tanja zu bitten, davon eine Kopie machen zu dürfen, weil sie dann direkt mit der Versicherung abrechnen könne.

Zehn Minuten später stand fest, dass der Rahmen des Nakkita keinen Schaden genommen hatte und es lediglich Blech, sowie Kunststoff war, was repariert oder erneuert werden musste.

„Mit der Felge haben wir Glück, Tan… äh, Frau Sorg. Borbet hat das Modell noch im Katalog.“

„Toll. Dann kann ich weiter mit den Allus fahren. Ich meine, ich muss mich nicht an Neue gewöhnen.“

„Genau.“

„Und den Rest bekommen Sie hin? Also auch den Lack?“

„Sicher. Wenn ich mit Nakky fertig bin, ist sie wieder so hübsch wie vorher.“

„Und was kostet das? Ihre Freundin meinte, die Versicherung zahlt nur den Zeitwert des Autos.“

„Schon. Allerdings richtet sich die Versicherung nach dem Gutachten. Ich bin Werkstattpartner von Opel und wenn ich die Angelegenheit direkt mit der Versicherung abwickle, kommt der Gutachter zu mir. Der beurteilt den Zeitwert nicht einfach am Alter, sondern auch am Zustand des Wagens und Dein Auto ist quasi neuwertig und top in Schuss. Da kommen locker 4.500 Euro als Wertangabe raus und ich kann das alles dafür machen.“

„Also ist das eigentlich kein Totalschaden?“

„Nee. Für die Versicherung geht das rechnerisch null auf null und die werden zahlen. Ich hab denen gerade den Unfallbericht gefaxt.“

„Und Sie kommen mit 4.500 aus?“

„Sicher. Sie dürfen den Mädchen-Rabatt nicht vergessen.“

„Den Mä… oh, verstehe. Sie ticken auch so.“

„Sie auch?“

„Ich auch.“

„Fein. Also… ich gestalte meine Preise natürlich nach wirtschaftlichen Aspekten, aber bei einem Nakkita GTC spricht mein Herz ein Wörtchen mit. Und wenn die Besitzerin dann auch noch so ausgesprochen hübsch ist und ihr Auto so sehr liebt, spricht mein Herz ein bisschen lauter.“

„Du findest mich hübsch?“

„Ja, unbedingt. Du passt perfekt in mein Beuteschema und wären wir uns irgendwo in einer Bar begegnet, hätte ich den großen Bagger raus geholt.“

„Und machst Du Deine Kalkulation von etwas abhängig?“

„Huch? Du meinst… Nee. Diesbezüglich erwarte ich sicher nichts von Dir. Du bekommst den Mädchen-Rabatt und gut ist es.“

„O.k. Dann würde ich… wobei… Du trägst nen Ehering. Also lass ich das besser.“

„Oh? Also der Ring… den trag ich nur noch aus Gewohnheit. Ich bin seit einigen Jahren geschieden.“

„Also wäre da Platz für mich? Ich meine, ich finde Dich auch sehr hübsch. Sogar richtig lecker und ich mag Dich.“

Nadja musterte die 161 Zentimeter Tanjas aufmerksam, suchte in deren Gesicht nach Anzeichen von Kalkül, aber diese sah sie offen und ehrlich an, sprach offenbar aus dem Herzen.

„Du findest mich wirklich hübsch? Bin ich Dir nicht zu groß und zu.. na ja… zu viel Frau?“

„Nee, Du bist genau richtig. Wie sagtest Du? Du passt perfekt in mein Beuteschema. Ich mag wenn sie etwas größer und kräftiger ist. Ich mag, wenn da etwas ist an das ich mich kuscheln kann und Du bist sicher nicht zu viel Frau, sondern gerade richtig.“

Tanja sah Nadja offen an und setzte dann spontan hinzu:

„Und ich hätte gerne selber so eine schöne Oberweite, aber bei mir sähe das wohl doof aus. Ich meine, Körbchengröße D an mir sähe nicht wirklich toll aus, oder?“

„D sind die nicht. Die sind C,“ amüsierte Nadja sich, „und Deine sind A, oder? Genau das, was ich mag.“

„Irgendwo zwischen A und B. Himmel, wir quatschen über unsere Titten.“

„Tjo… Unter Deinem Kleidchen zeichnet sich kein BH ab. Also sind die schön fest und handlich.“

„Bevor ich jetzt durchdrehe. Lass uns den Papierkram erledigen und… Shit… ich brauch doch ein Auto.“

„Und? Du hast Anspruch auf einen Mietwagen. Du bekommst einen schicken Astra von mir für die Dauer der Reparatur. Ich klär das mit der Versicherung… Die hat übrigens gerade eine Mail geschickt. Der Gutachter kommt morgen und die vorläufige Zusage liegt schon vor.“

Nadja nahm das Telefon, wählte eine Nummer und sprach kurz, nannte dabei die von der Versicherung genannte Vorgangsnummer und bat um grünes Licht für den Mietwagen. Nach zwei Minuten beendete sie das Gespräch und sah Tanja lächelnd an.

„Das mit dem Astra ist geritzt, Süße. Der ist zwar ein wenig kleiner als der Nakkita, aber das dürfte bei Deinen 160 Zentimetern kein Problem sein.“

„161, bitte. Mach mich nicht kleiner als ich bin, Süße.“

„Oups. Dann 161. Ein Zentimeter mehr Tanja für mich. Hier… Unterschreib bitte dort und dort. Dann sind wir mit dem Papierkram durch.“

Tanja unterschrieb mit zitternden Fingern und war froh, als Nadja die Unterlagen in eine Ablage legte, der geschäftliche Teil also erledigt war, weil sich in ihrem Kopf die Gedanken überschlugen. Schon als sie die Werkstatt betrat und sie Nadja sah, wurde ihr warm, weil sich ihre Libido regte. Sie war seit vier Jahren ohne Partnerin und da sie Schichtführerin auf Nachtschicht war, hatte sie kaum Gelegenheit mal auszugehen, um Kontakte zu knüpfen.

Wenn Andere sich in den Bars herumtrieben, arbeitete sie und wenn Andere ihrem Tagwerk nachgingen, schlief sie allein in ihrem Bett. Das passte hinten und vorne nicht und da kam ihr Nadja gerade recht.

„Ich will ehrlich sein, Nadja.“

„Was?“

„Ich geb zu, dass ich geil auf Dich bin. Aber das ist es nicht nur. Ich will kein Snack für Dich sein. Verstehst Du das?“

„Du meinst bumsen und Tschüss? Nee, nee. So eine bin ich nicht. Ich suche nach Einer die mehr als nur bumsen will. Und ich würde Dich nicht nur deswegen anbaggern.“

„Dann würd ich Dich gerne zum Essen einladen. Ich müsste zwar eigentlich ratzen… nee heut ist ja Samstag.“

„Du müsstest jetzt schlafen? Also, wenn es nicht Samstag wäre?“ fragte Nadja, erhob sich von ihrem Platz und umrundete ihren Schreibtisch. Dann nahm sie Tanja an der Hand, führte sie zu einem Sofa in einer Ecke ihres Büros und zog sie dort auf ihren Schoß.

„Ja. Ich bin Schichtführerin der Qualitätskontrolle bei Schildmann-Motoren und mache seit Jahren Nachtschicht.“

„Ui? Du kennst Dich mit Motoren aus?“

„Ich hab bei Schildmann Mechatronikerin gelernt, wurde nach der Lehre übernommen und die haben mir auf dem zweiten Bildungsweg das Studium zu Ingenieurin finanziert.“

„Also könntest Du, wenn Deine Nacky was am Motor hat, selber Hand anlegen?“

„Sicher. Am Motor, der ganzen Elektronik und Elektrik mache ich schon immer alles selber.“

„Cool. Meine Süße ist sich nicht zu schade, sich die Finger schmutzig zu machen.“

„Ganz bestimmt nicht. Öl an den Händen ist für mich wie Hautlotion.“

„Wir beide passen zusammen, hm?“

„Ich glaub ja. Und wie sieht das aus… gehen wir was essen, oder musst Du noch hier bleiben?“

„Nö. Heut ist Samstag. Thomas, mein Azubi, ist nur hier, weil er an seinem Corsa schraubt und ich knabber an diesem blöden Diesel. Der lässt mir keine Ruhe.“

„Was hat der Diesel denn?“

„Keine Ahnung. Laut Fehlerprotokoll war ein Injektor im Eimer. Den hab ich ausgetauscht, aber der Bock will noch immer nicht anspringen und jetzt steht da eine Fehlermeldung, welche nirgends beschrieben ist.“

„Soll ich mal gucken?“

„Hm… Du kennst Dich mit Motoren besser aus als ich. Mach mal, bitte. Ich stehe mit den VW-Motoren eh auf Kriegsfuß. Die sind total überzüchtet und so gebaut, dass man grundsätzlich teures Spezialwerkzeug braucht.“

„Öh… Das ist aber bei Opel nicht anders, oder?“

„Schon… Nur übertreibt Volkswagen es da ein wenig. Ist zumindest meine Meinung. Komm, ich zeig Dir die Karre.“

Tanja nahm die Maschine des T9 kurz in Augenschein, sah, dass Nadja sauber gearbeitet hatte und der Motor überall dicht war, es also eigentlich keine Probleme geben dürfte. Also ließ sie sich das Fehlerprotokoll geben und studierte es einen Moment. Dann sah sie sich suchend in der Werkstatt um.

„Was suchst Du?“

„Ein Multimeter, Süße.“

„Da drüben, oberste Schublade links in der Werkbank.“

Tanja nahm das Gerät, bat Nadja, die Zündung des Wagens anzuschalten, aber nicht zu starten und setzte die Prüfspitzen nacheinander an verschiedene Punkte im Motorraum.

„Hast Du eine Crimp-Zange hier?“

„Klar doch. Hier nimm.“

„Danke, Schatz.“

Tanja nahm die Zange, zog einen Stecker aus einem der Module am Motorblock und presste diesen mit dem Werkzeug zusammen, bis es vernehmlich knackte. Dann steckte sie ihn zurück an seinen Platz und nahm erneut das Multimeter zur Hand.

„Na, dann. Starte mal.“

„Wow! Der brummt wie ein Bärchen. Klasse! Was hast Du gemacht?“

„Der Fehlercode ‚EF007A‘ ist ähnlich der Fehlercodes bei den Flugzeugmotoren, welche wir bauen. Bei uns heißt EF, dass etwas in der Elektronik nicht stimmt, aber nicht richtig lokalisiert werden kann. Also kommt irgendwo ein Signal nicht an.“

„Okay? EF steht also für ein nicht spezifiziertes Problem in der Elektrik. Das merke ich mir.“

„Der Rest war dann einfach. Ich hab mir einfach die Kabel und Stecker angesehen und Durchgänge gemessen. Der Stecker hier saß nicht richtig in der Buchse, also hab ich mal nachgesehen und festgestellt, dass einige Kontakte nicht richtig griffen, weil die Halbschalen nicht korrekt zusammen saßen. Stecker richtig zusammen gepresst, wieder rein und Motor läuft.“

„Aua. Der Stecker kommt vom Steuerrelais für die Injektoren. Denn musste ich raus holen, um an die Injektoren zu kommen und dabei mit einer Zange arbeiten, weil ich ihn nicht raus bekam.“

„Und dabei hast Du ihn versehentlich aufgehebelt.“

„Da hätte ich mir noch Wochen lang einen Wolf gesucht, Süße. Danke, danke.“

„Bitte, bitte. Dann können wir jetzt essen gehen, oder?“

„Ja. Los komm. Ich zieh mich nur schnell um und mach mich straßentauglich. Im ölverschmierten Overall geh ich nicht in ein Restaurant.“

„O.k. Ich warte hier.“

„Huch? Warum? Ich schäme mich nicht, mich vor Dir auszuziehen.“

„Das glaube ich Dir. Aber ich möchte nachher ein hübsches Überraschungspaket auspacken können. Wenn ich Dich jetzt schon in Unterwäsche sehe, ist die Überraschung doch futsch.“

„Öh… Da hast Du wohl recht und ich werd den Feinripp gegen was Hübsches tauschen. Feinripp ist zwar praktisch unterm Overall, aber sicher nicht hübsch. Gib mir ein paar Minuten.“

-*-

Als Nadja ein paar Minuten später das Zimmer hinter ihrem Büro verließ, blieb Tanja für einen Moment die Spucke weg. Nadja hatte sich in einem leichten Sommerkleid, welches ihre Taille betonte und im knielangen Rockteil weit schwang, sowie weißen Nylons und – um nicht noch größer gegenüber Tanja zu sein – flachen, weißen Pumps verpackt.

„Wow. Du bist schön, Schatz. Einfach zum knutschen schön.“

„Danke, Süße. Freut mich, dass ich Dir gefalle. Für Dich möchte ich richtig hübsch sein.“

„Und Du verzichtest auf High-Heels, obwohl die Dir noch besser stehen würden.“

„Für Dich. Sonst musst Du Dir doch den Hals verrenken, wenn ich Dich küssen will.“

„Apropos küssen… Wird Zeit für den ersten Kuss, oder?“

„Jaa. Komm mal her, Schatz.“

‚Shit. Die Kleine wär genau meine Kragenweite und jetzt knutscht sie mit der Chefin. Gibt‘s denn keine normalen Frauen mehr? Müssen die alle lesbisch sein?‘

Nakkita

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