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ОглавлениеReifenspuren im Gesicht
Montag 13. Mai 2047, 8:15 Uhr, Eisbergen im Südosten von Porta Westfalica auf einer Feldstraße namens Regensbruch zwischen Feldern im Norden der Siedlung:
Kriminalkommissarin Charlotte Bauer wies sich gegenüber der Polizistin an der Absperrung als Kripo-Beamtin aus und bewegte sich in Richtung der Leiche, an welcher sich Thomas Berger, ein Forensiker, zu schaffen machte.
„Moin, Tom. Was haben wir hier?“
„Großen Mist, Charly. Fußgänger fanden vor einer halben Stunde diese Leiche auf dem Acker.“
„Der liegt noch da, wo er lag? Du sagtest auf dem Acker und jetzt liegt der Tote hier auf dem Asphalt.“
„Ja. Dumm gelaufen. Einer der Spaziergänger war der Meinung, den Toten bergen zu müssen und sie haben ihn hier her geschleift.“
„Hm… kannst Du sagen, wo die Leiche vorher lag?“
„Das ja. Da liegt das Toupet des Mannes auf dem Acker und die Spaziergänger schwören, dass er direkt daneben gelegen hat.“
„O.k. Ich nehme an, Du hast Dir das alles schon angesehen und eine Theorie.“
„Jou. Da sind eindeutig Reifenspuren im Acker und,“ Berger wies auf das Gesicht des Mittfünfzigers, „in seinem Gesicht auch. Der Mann ging wohl spazieren, wurde von einem PKW von der Straße gejagt, kam ins Straucheln und wurde dann mehrfach überrollt. So wie ich das sehe, ist das Mord und deshalb haben die Kollegen von der Bereitschaft Dich angerufen.“
„Einmal überfahren wäre ein Unfall. Aber die Reifenspuren sagen Dir, dass er mehrfach überrollt wurde und dann gebe ich Dir recht. Es war eine Hinrichtung, ein gezielter Mordanschlag. Was hast Du noch, Tom?“
Thomas führte Charlotte auf den Acker und wies auf eine Stelle in der aufgebrochenen Erdkruste.
„Siehst Du die Delle dort?“
„Ja.“
„Das ist eine Bodenwelle und der Wagen hat mit dem Endtopf seines Auspuffs aufgesetzt. Daher der ovale Abdruck im Boden. Das bedeutet, dass es ein tiefer gelegter PKW war. Ein Auto mit normalem Fahrwerk oder gar ein SUV hätte dort nicht aufgesetzt.“
„O.k. Hast Du noch Etwas für mich?“
„Nein, im Moment hab…“
„Aber ich hab hier etwas, Frau Kommissarin!“
„Aha? Wie heißen Sie, Frau Kollegin?“
„Roswitha Schleimer, Erste Polizeikommissarin Roswitha Schleimer, Frau Kommissarin.“
„O.k. Ich bin KK Bauer, oder lieber Charly. Also was haben Sie, Rosy?“
„Hier steckt ein Auspuffzierrohr im Boden, Charly.“
„Ein Auspuff-was?“
„Das Endrohr des Serien-Auspuffs wird gekürzt und darauf ein verchromtes Zierrohr gesteckt, um den Auspuff edler aussehen zu lassen,“ erklärte Schleimer, welche in ihrem Dienst als Polizistin auf Streife nahezu täglich mit oftmals unzulässigem optischen Tuning von Fahrzeugen konfrontiert wurde.
„Verstehe. Das dient nur der Optik und stammt wohl vom Tatfahrzeug.“
„Exakt. Und es ist speziell, Charly.“
„Aha? Inwieweit?“
„Zum einen ist da das E im Oval eingeprägt. Also ist es ein Anbauteil mit EU-Zulassung und allgemeiner Betriebserlaubnis. Und zu anderen… das eine Ende ist rund wie das Endrohr des Auspuffs und jetzt sieh Dir das andere Ende an.“
„Hm… das ist herzförmig? Das sieht irgendwie nach einem… Mädchen-Auto aus? Ist es das?“
„Genau. Welcher Kerl würde wohl ein verchromtes Endrohr in Herzform an seinem Auto haben wollen. Ich meine… wenn er nicht gerade schwul ist.“
„Da stimme ich zu. Tom, pack das bitte auch ein. Danke, Rosy.“
„Bitte, bitte, Charly. Das ist mein Job. Und… Moment…“
„Hast Du noch etwas?“
„Ich denke ja,“ sagte Schleimer und zog das Diensthandy aus ihrer Brusttasche, „ich habe am Samstag einen Verkehrsunfall im Postillionweg aufgenommen und Fotos vom geschädigten Fahrzeug gemacht… Moment… Ah ja… Guck.“
Schleimer hielt Charlotte das Diensthandy hin und diese sah auf dem Display das Foto von Tanjas beschädigtem Nakkita mit zwei verchromten, herzförmigen Endrohren.
„Shit. Die sehen aus, wie das hier?“
„Jou. Das ist ein 33er Opel Nakkita GTC in den ein Porsche Cheyenne rein geknallt ist.“
„Lass mich raten,“ mischte Berger sich ein, „der GTC ist türkis lackiert.“
„Öh, ja. Wie kommen Sie darauf, Herr Berger?“
„Tom, bitte.“
„O.k. Tom.“
„Weil ich hier Lacksplitter habe und diese sind türkis, Rosy.“
„Jetzt… Ich hab den Toten noch nicht gesehen… dürfte ich, Charly?“
„Sicher, Rosy. Sieh ihn Dir an. Kein schöner Anblick.“
„Keine Sorge. Ist nicht meine erste Leiche… Shit… Ich kenne den Mann.“
„Wie das?“
Schleimer nahm wieder ihr Handy, wählte ein weiteres Bild aus der Galerie und zeigte es Charlotte.
„Daher, Charly. Das ist der Porsche mit dem der Wagen von Frau Sorg beschädigt wurde und jetzt, auf dem nächsten Bild… das ist der Fahrer des SUV, ein gewisser Hans Burgmeister und der liegt da drüben und ist tot.“
„Burgmeister beschädigt den Wagen von dieser Sorg und die fährt ihn platt?“
„Der hat sich ziemlich abfällig über sie und ihr geliebtes Auto geäußert und interessierte sich nicht die Bohne dafür, dass die Kleine geweint hat. Das könnte ein Motiv sein, oder? Und… wie viele Nakkita in türkis mit herzförmigen Endrohren hast Du schon gesehen?“
„Eher keinen. Mein GTC war wie die meisten Anthrazit-Metallic.“
„Du hast auch mal einen GTC besessen?“
„Klar doch. Ich war auch mal jung, Rosy. Und der Nakkita GTC war damals DAS Mädchen-Auto neben Mini-Cooper und Nissan Micra. Und… na ja… ich hab meine Nacky geliebt.“
„Tanja Sorg liebt ihre Nakki auch und das ging Burgmeister am Arsch vorbei.“
„Dann müssen wir Sorgs Nakkita finden. Hast Du ihre Adresse noch im Kopf?“
„Sicher. Und ich weiß auch, wo der Wagen wahrscheinlich ist.“
„Wie das?“
„Meine Freundin Nadja betreibt eine Werkstatt mit Vertrag von Opel. Sie liebt die Nakkita und macht Frauen immer wieder einen sogenannten Mädchen-Rabatt, wenn es um Reparaturen an solchen Autos geht. Ich hab sie Frau Sorg empfohlen.“
„Dann sehen wir uns die Nakky von Frau Sorg mal an. Bist Du hier fertig, Tom?“
„Jou. Der Pathologe rückt schon an und kann Burgmeister mitnehmen. Der ist es übrigens laut Personalausweis und Führerschein in seiner Brieftasche wirklich.“
„Dann kommst Du bitte mit. Rosy, gib Tom bitte die Anschrift der Werkstatt.“