Читать книгу Schulsozialarbeit in der Schweiz (E-Book) - Ueli Hostettler - Страница 12
2.1 Einführung ins Thema 2.1.1 Inhaltlicher Fokus des Kapitels und Fragestellungen
ОглавлениеDie Schulsozialarbeit hat sich als neues Handlungsfeld der Sozialen Arbeit im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe entwickelt und nach zunächst vereinzelten frühen Angeboten in der Westschweiz in den 1960er-Jahren seit Ende der 1970er-Jahre in der Deutschschweiz erst langsam, aber nachhaltig verbreitet (Baier, 2008; Vögeli-Mantovani, Grossenbacher, 2005). Unsere Zahlen zeigen, dass in den deutschsprachigen Kantonen derzeit über tausend Schulsozialarbeitende in der Primarstufe und Sekundarstufe I tätig sind (siehe Tabelle 2). An der Schnittstelle zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Schule unterstützen sie Kinder und Jugendliche bei einer für sie befriedigenden Lebensbewältigung (AvenirSocial, Schulsozialarbeitsverband [SSAV], o.J.). Die Angebote der Schulsozialarbeit fokussieren auf das Wohl der Kinder und Jugendlichen, richten sich aber auch an Schulleitungen, Lehrpersonen, Eltern und weitere Personen aus dem sozialen Umfeld der Schülerinnen und Schüler.
Durch die föderalistischen Strukturen und die hohe Autonomie der Gemeinden haben sich konzeptionell und strukturell sehr unterschiedliche Organisationsmodelle der Schulsozialarbeit herausgebildet. Sie unterscheiden sich beispielsweise in Bezug auf die personelle Ausstattung, die räumlichen Bedingungen in den Schulen oder auch hinsichtlich der Kooperationsstrukturen und Trägerorganisationen. Obwohl diese Aspekte einen entscheidenden Einfluss auf die Leistungen der Schulsozialarbeit haben, ist bisher nur wenig über die allgemeinen Rahmenbedingungen in der deutschsprachigen Schweiz bekannt. Dies hängt damit zusammen, dass die bisherige Forschungstätigkeit zur Organisation der Schulsozialarbeit geprägt ist von schul- oder projektbezogenen, teilweise regionalen Implementations- und Evaluationsstudien, deren Ergebnisse sich nicht ohne Weiteres für die ganze Deutschschweiz verallgemeinern lassen. Zwar gibt es mittlerweile erste kantonale Bestandsaufnahmen (Drilling et al., 2006; Fabian, 2012; Neuenschwander et al., 2007; Pfiffner et al., 2013), aber auf nationaler Ebene liegt unseres Wissens nur eine einzige Untersuchung vor (Gschwind, 2014).
Vor diesem Hintergrund beschreibt dieses Kapitel die Entwicklung und Organisation der Schulsozialarbeit in der deutschsprachigen Schweiz. Zuerst wird auf Basis bestehender Literatur zur Schulsozialarbeit die Entwicklung der Schulsozialarbeit seit den 1960er-Jahren nachgezeichnet. Anschliessend vergleichen wir unsere eigenen Daten zu den Rahmenbedingungen der Schulsozialarbeit mit den in der Fachliteratur und von den Fachorganisationen empfohlenen Richtlinien zu den Rahmenbedingungen und untersuchen, wieweit diese heute in der Praxis der Schulsozialarbeit umgesetzt sind. Dabei stehen die folgenden drei Fragestellungen im Mittelpunkt:
Wann und wie hat sich die Schulsozialarbeit entwickelt?
Wie ist die Schulsozialarbeit heute organisiert?
Welche Leistungen bietet die Schulsozialarbeit an?
Ziel der Analyse ist eine Bestandsaufnahme zur Verbreitung, Organisation und den Tätigkeitsbereichen der Schulsozialarbeit in der Deutschschweiz. Damit wird der aktuelle Zustand der Schulsozialarbeit dokumentiert und eine empirisch abgestützte Grundlage zur Weiterentwicklung der Schulsozialarbeit bereitgestellt.