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Erster Band
Zwölftes Kapitel

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Die Morgenstunden waren vergangen; der Mittag war gekommen und verstrichen, Mr. Brock hatte seine Heimreise angetreten.

Die beiden jungen Leute waren, nachdem sie im Hafen von Douglas von dem Pfarrer Abschied genommen hatten, nach Castletown zurückgekehrt und hatten sich dort an der Thür des Hotels von einander getrennt; Allan war nach dem Strande hinabgegangen, um nach seiner Jacht zu sehen, und Midwinter ins Haus, um die Ruhe zu suchen, deren er nach der schlaflosen Nacht bedurfte.

Er verdunkelte das Zimmer und schloß die Augen – doch der Schlaf kam nicht. An diesem ersten Tage der Abwesenheit des Pfarrers vergrößerte seine empfindsame Natur sich die Verantwortlichkeit, die er jetzt an Mr. Brocks Stelle übernommen hatte, in übertriebener Weise. Eine nervöse Angst, Allan selbst nur auf ein paar Stunden allein zu lassen, erhielt ihn wach und in Zweifel, bis es ihm eher eine Erleichterung als ein Opfer war, sein Bett wieder zu verlassen und Allan nach dem Strande und der Jacht zu folgen.

Die Ausbesserungen, deren das kleine Fahrzeug bedurfte, waren fast beendet. Es war ein heiterer, windiger Tag; das Land lag lachend im Sonnenschein da, das blaue Meer breitete sich unter dem wolkenlosen Himmel aus; die Wellen hüpften in der goldenen Gluth und die Leute sangen bei ihrer Arbeit. Als Midwinter in die Kajüte hinabstieg, fand er seinen Freund eifrig beschäftigt, Ordnung in derselben herzustellen. Für gewöhnlich der unsystematischste Mensch von der Welt, fühlte Allan sich von Zeit zu Zeit unwiderstehlich von dem Gedanken an die Vortheile ergriffen, welche die Ordnung dem Menschen bietet, und zu solchen Zeiten bemächtigte sich seiner eine wahre Raserei der Ordnung. Als Midwinter zu ihm herein sah, kniete er auf dem Boden und war mit einem Eifer, der sich gar komisch ausnahm, damit beschäftigt, die saubere kleine Kajütenwelt in ein wahrhaft ursprüngliches Chaos zu verwandeln – anstatt sie in Ordnung zu bringen.

»Hier hast Du eine schöne Confusion!« rief Allan, sich mit großer Gemüthsruhe von dem Schauplatze seiner von ihm selbst geschaffenen Unordnung erhebend. »Weißt Du was, mein lieber Junge, ich fange an zu glauben, daß ich es lieber hätte bleiben lassen sollen.«

Midwinter lächelte und kam seinem Freunde mit der den Seeleuten eigenen Gewandtheit im Ordnen zu Hilfe.

Der erste Gegenstand, dem er begegnete, war Allan’s Toilettenkästchen, das Unterste zu oberst gekehrt, während sein Inhalt in der Gesellschaft des Flederwisches und des Staubbesens auf dem Fußboden zerstreut lag. Als Midwinter die zur Ausstattung des Toilettenkästchens gehörigen Gegenstände wieder der Reihe nach jeden an seine Stelle legte, traf er unvermuthet auf ein Miniaturgemälde. Von der altmodischen ovalen Form, welches zierlich mit kleinen Diamanten eingefaßt war.

»Du scheinst hierauf keinen großen Werth zu legen«, sagte er. »Was ist es?«

Allan beugte sich über ihn hin und betrachtete das Bildchen.

»Es gehörte meiner Mutter«, antwortete er, »und ich lege den größten Werth darauf, denn es ist ein Porträt meines Vaters.«

Midwinter gab das kleine Gemälde schnell in Allan’s Hände und zog sich nach dem entgegengesetzten Ende der Kajüte zurück.

»Du weißt selbst am besten, wo Du die Sachen in Deinem Toilettenkästchen zu haben wünschst«, sagte er, Allan den Rücken zuwendend. »Ich will auf dieser Seite Ordnung herstellen und Du sollst dasselbe dort thun.«

Er fing an, die auf dem Kajütentische und dem Fußboden liegenden Gegenstände zu ordnen. Doch schien es fast, als ob das Schicksal beschlossen hätte, ihm an diesem Tage alle Gegenstände in die Hände zu führen, die Allan persönlich gehörten, mochte er sich beschäftigen wie und wo er wollte. Einer der ersten Gegenstände, der ihm ausstieß, war Allan’s Tabakbüchse, in dem sich ein, dem Umfange nach zu urtheilen, mit Einlagen beschwerter Brief befand, der die Stelle des fehlenden Deckels vertreten mußte.

»Wußtest Du, daß Du dies hier hineingethan hattest?« frug er. »Ist dieser Brief von Wichtigkeit?«

Allan erkannte denselben augenblicklich. Es war der erste einer kleinen Anzahl von Briefen, die den Seglern auf ihrer Vergnügungsfahrt nach der Insel Man nachgeschickt worden waren – der Brief, dessen der junge Armadale kurzweg als eines Schreibens erwähnte, das ihm wieder allerlei Langweiliges von jenen niemals fertig werdenden Advokaten« bringe, und den er dann in seiner gewohnten unbekümmerten Weise ohne weiteres bei Seite gelegt hatte.

»Das kommt davon, wenn man ganz besonders ordentlich ist«, meinte Allan; »dies ist ein Beispiel meiner außerordentlichen Sorgfalt. Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber ich habe den Brief absichtlich dort hineingelegt. Jedes mal, wenn ich die Tabakbüchse öffnete, weißt Du, mußte ich diesen Brief sehen, und jedes mal, wenn ich den Brief sah, mußte ich unfehlbar daran erinnert werden, daß ich denselben beantworten müsse. Es ist dies gar nicht zum Lachen; es war ein vollkommen vernünftiges Verfahren – wäre ich mich nur zu erinnern im Stande gewesen, wo ich die Tabakbüchse hingestellt hatte. Gesetzt, ich knüpfte diesmal einen Knoten in mein Taschentuch? Du hast ein wunderbares Gedächtniß, mein lieber Junge; vielleicht erinnerst Du mich im Laufe des Tages daran, falls ich jetzt den Knoten vergessen sollte.«

Hierin erblickte Midwinter die erste Gelegenheit, sich in Mr. Brocks Abwesenheit an dessen Stelle nützlich zu machen.

»Hier ist Dein Schreibpult«, sagte er; »warum den Brief nicht sogleich beantworten? Wenn Du ihn wieder bei Seite legst, so könntest Du ihn abermals vergessen.«

»Sehr wahr«, erwiderte Allan. »Aber das Schlimmste an der Sache ist, daß ich noch nicht ganz mit mir einig bin, welche Art von Antwort ich schreiben soll. Ich bedarf eines Rathes. Komm und setze Dich hierher und dann will ich Dir die ganze Geschichte erzählen.«

Mit seinem lauten, knabenhaften Lachen – das in Midwinter, der sich von seiner Fröhlichkeit angesteckt fühlte, ein Echo fand – strich er einen bunten Haufen von Gegenständen von dem Kajütensofa und machte auf demselben Platz für sich und seinen Freund. Die Beiden setzten sich voll jugendlichen Uebermuthes nieder, um über einen, in eine Tabakbüchse verlegten Brief eine Consultation zu halten. Es war dies ein denkwürdiger Augenblick für sie, wie leicht sie auch die Sache zur Zeit nehmen mochten. Ehe sie sich wieder von ihren Plätzen erhoben, hatten sie zusammen den ersten unwiderruflichen Schritt auf dem dunklen und verworrenen Pfade ihrer Zukunft gethan.

Die Sache, in Bezug auf welche Allan jetzt den Rath seines Freundes verlangte, verhielt sich in Kürze folgendermaßen:

Während die Erbschaftsangelegenheiten wegen des Besitzthums von Thorpe-Ambrose geordnet wurden und der neue Eigenthümer desselben sich noch in London aushielt, war nothwendigerweise auch die Frage entstanden, wer die Güter in Zukunft verwalten solle. Der Verwalter, welcher bisher der Familie Blanchard gedient, hatte ohne Zeitverlust geschrieben und seine Dienste auch dem neuen Herrn ungetragen. Obgleich ein vollkommen fähiger und zuverlässiger Mann, hatte er doch bei diesem keine Gunst gefunden. Indem Allan, wie gewöhnlich, nach seinen ersten Eingebungen gehandelt und für alle Fälle beschlossen hatte, Midwinter dauernd zu Thorpe-Ambrose zu installieren, war er zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Verwalterstelle genau die Stelle sei, die seinem Freunde zusage – und zwar aus dem einfachen Grunde, weil dies seinen Freund nöthigen würde, bei ihm auf dem Gute zu bleiben. Er hatte deshalb das ihm gemachte Anerbieten abgelehnt, ohne Mr. Brock zu Rathe zu ziehen, dessen Mißbilligung er zu fürchten Ursache hatte, und ohne Midwinter etwas davon zu sagen, der wahrscheinlich eine Stelle zurückgewiesen hätte, für die er durch sein früheres Leben nicht im mindesten befähigt war. Diese Bestimmung Allan’s hatte eine weitere Correspondenz zur Folge gehabt und zwei neue Schwierigkeiten herbeigeführt, welche auf den ersten Anblick ein wenig widerwärtig aussahen, die aber Allan mit Hilfe seiner Rechtsanwälte bald aus dem Wege räumte. Die erste Schwierigkeit, die Rechnungsbücher des abgehenden Verwalters zu prüfen, ward gelöst, indem man einen Buchhalter von Profession nach Thorpe-Ambrose sandte; die zweite Schwierigkeit, nämlich über die leere Wohnung des Verwalters in vortheilhafter Weise zu verfügen, ward dadurch beseitigt, daß man die Wohnung auf die Liste eines thätigen Hausagenten der benachbarten Grafschaftsstadt setzen ließ. In diesem Stadium hatte sich die Sache befunden, als Allan London verlassen. Er hatte nicht weiter an dieselbe gedacht oder ferner etwas über dieselbe gehört, bis ihm ein Brief von seinen Advokaten nach der Jnsel Man gefolgt war, welchem zwei Anerbietungen in Bezug auf die Wohnung beigeschlossen waren, die beide an demselben Tage eingelaufen waren. Der Brief enthielt die Bitte um möglichst baldige Nachricht, welche der beiden Anerbietungen er anzunehmen beabsichtige.

Da Allan, nachdem er den Gegenstand einige Tage vergessen, jetzt die Nothwendigkeit einer Entscheidung vor sich sah, gab er seinem Freunde die beiden Anträge und ersuchte ihn, nachdem er ihm eine verworrene Auseinandersetzung der Sachlage gegeben, um seinen Rath. Allein anstatt die Anerbietungen zu lesen, legte Midwinter dieselben ohne alle Ceremonie bei Seite und that die beiden sehr natürlichen und für Allan sehr unbequemen Fragen, wer der neue Verwalter sei und weshalb er in Allan? Hause wohnen solle?

»Ich will Dir sagen, wer, und ich will Dir sagen, warum – wenn wir nach Thorpe-Ambrose kommen«, erwiderte Allan. »Inzwischen wollen wir den Verwalter X. Y. Z. nennen und sagen, er wohnt bei mir, weil ich verdammt strenge bin und ihm mit eigenen Augen auf die Finger sehen will. Du brauchst nicht so erstaunt auszusehen; ich kenne den Mann vollkommen, und man muß vorsichtig mit ihm zu Werke gehen. Wenn ich ihm die Verwalterstelle schon früher antrüge, so würde er in seiner Bescheidenheit Nein sagen. Stürze ich ihn aber, ohne ihm vorher ein Wort davon zu sagen und zu einer Zeit, wo Niemand zur Hand ist, um an seine Stelle zu treten, über Hals und Kopf in dieselbe hinein, so wird ihm nichts weiter übrig bleiben als mein Interesse zu berücksichtigen und »Ja« zu sagen. X. Y. Z. ist durchaus kein übler Bursche, kann ich Dir sagen. Du wirst ihn sehen, wenn wir nach Thorpe-Ambrose kommen, und ich denke mir, daß Ihr beide sehr gut mit einander auskommen werdet.«

Das lustige Funkeln in Allan’s Auge und die bedeutungsvolle Schlauheit in seiner Stintme würden einem glücklichen Menschen sein Geheimniß verrathen haben. Midwinter aber war ebenso weit entfernt, dasselbe zu ahnen, wie die Zimmerleute, die über ihnen auf dem Verdeck der Jacht arbeiteten.

»Befindet sich augenblicklich kein Verwalter auf dem Gute?« frug er und sein Gesicht verrieth, daß er keineswegs mit Allan’s Antwort zufrieden war. »Werden die Geschäfte inzwischen völlig vernachlässigt?«

»Durchaus nicht!« erwiderte Allan. »Die Geschäfte gehen mit schwellendem Segel und günstigem Wind.« Ich scherze nicht, ich drücke mich nur bildlich aus. Ein echter Buchhalter hat seine Nase in die Bücher gesteckt, und ein gesetzter Advokatenschreiber zeigt sich wöchentlich einmal im Bureau. Das sieht doch nicht etwa wie Vernachlässigung aus, wie? Laß den neuen Verwalter für jetzt in Ruh’ und sage mir lieber, welchen der beiden Miethanträge Du an meiner Stelle annehmen würdest.«

Midwinter öffnete die beiden Anerbietungen und las dieselben aufmerksam durch.

Die erste derselben kam von keiner geringeren Person als dem Advokaten von Thorpe-Ambrose, welcher Allan die Nachricht von dem ihm zugefallenen großen Vermögen nach Paris gemeldet hatte. Dieser Herr schrieb selbst; er sagte, er habe längst das Häuschen bewundert, welches allerliebst innerhalb der Parkanlagen von Thorpe-Ambrose gelegen sei. Er sei Junggeselle, dem Studium ergeben, und wünsche sich nach den ermüdenden Geschäftsstunden in ländliche Einsamkeit zurückzuziehen; auch glaube er versichern zu dürfen, daß Mr. Armadale, wenn er ihn als Miether annähme, einen friedlichen Nachbarn in ihm finden und die Wohnung in zuverlässige und sorgfältige Hände geben würde.

Das zweite Anerbieten kam durch den Hausagenten und von einem Fremden. Der Herr, welcher das Häuschen zu miethen wünschte, war ein Offizier außer Diensten, ein Major Milroy. Seine Familie bestand blos aus einer Gattin, welche leidend war, und einem einzigen Kinde – einer jungen Dame. Seine Empfehlungen waren untadelhaft, und auch er wünschte besonders deshalb dieses Häuschen zu miethen, weil die vollkommen ruhige Lage desselben genau das war, was Mrs. Milrotys schwacher Gesundheitszustand erforderte.

»Nun! Welchem Stande soll ich den Vorzug geben?« frug Allan. »Dem Soldatenstande oder dem Rechtsfache?«

»Es scheint mir darüber kein Zweifel obzuwalten«, sagte Midwinter. »Der Advokat hat bereits mit Dir correspondirt und hat deshalb die besten Ansprüche.«

»Ich wußte, daß Du dies sagen würdest. Alle die tausendmal, daß ich andere Leute um Rath befragte, habe ich noch nie den Rath erhalten, den ich mir wünschte. Nehmen wir zum Beispiel diese Vermiethung. Ich selbst bin durchaus auf der andern Seite; ich wünsche mir den Major.«

»Warum?«

Der junge Armadale deutete mit dem Zeigefinger auf diejenige Stelle im Briefe des Hausagenten, welche die Familie des Majors aufzählte und folgende drei Worte enthielt – »eine junge Dame.«

»Ein dem Studium ergebener Junggeselle ist kein interessanter Spaziergänger in meinen Anlagen«, sagte Allan; »eine junge Dame aber ist dies. Ich bezweifle nicht im mindesten, daß Miß Milroy ein allerliebstes Mädchen ist. Ozias Midwinter mit dem ernsten Gesicht, denke Dir nur ihr hübsches Musselinkleid zwischen Deinen Bäumen, indem sie sich auf Deinem Grund und Boden Uebertretungen erlaubt; denke Dir, wie ihre anbetungswürdigen Füßchen in Deinem Obstgarten herum trippeln und ihre reizenden, frischen Lippen Deine reifen Pfirsichen küssen; male Dir ihre kleine runde Hand aus, wie sie unter Deinen ersten Veilchen sucht, und ihre kleine weiße Nase, wie sie den Duft Deiner Theerosen einsaugt. Was hat der studirende Junggeselle mir für alles dies zu bieten? Höchstens einen rheumatischen braunen Gegenstand in Gamaschen und Perrücke. Nein, nein! Die Gerechtigkeit ist zwar eine gute Sache, mein lieber Freund, aber glaube mir, Miß Milroy ist eine bessere!«

»Kannst Du irgendetwas in der Welt mit Ernst behandeln, Allan?«

»Ich will es versuchen, wenn Du es wünschest. Daß ich den Advokaten nehmen sollte, weiß ich recht wohl; aber was kann ich thun, wenn die Majorstochter mir fortwährend im Kopfe herumgeht?«

Midwinter führte die Sache entschlossen auf den richtigen und verständigen Gesichtspunkt zurück und machte Allan mit der ganzen Beredsamkeit, die ihm zu Gebote stand, auf denselben aufmerksam. Nachdem Allan ihn mit exemplarischer Geduld bis zu Ende angehört, strich er abermals einen bunten Haufen von Gegenständen vom Kajütentische herunter und nahm einen halben Kronenthaler aus der Westentasche.

»Ich habe einen ganz neuen Einfall«, rief er. »Ueberlassen wir es dem Zufalle.«

Die Lächerlichkeit dieses Vorschlages war unwiderstehlich. Midwinters Ernst ließ ihn im Stich.

»Ich will drehen«, sagte Allan, »und Du sollst rathen. Wir müssen natürlich der Armee den Vorrang gestatten; sagen wir also Kopf – der Major, Wappen – der Advokat. Das erste Umdrehen entscheidet. Jetzt geht? los, aufgepaßt!«

Damit drehte er die Münze und sie tanzte auf dem Kajütentische herum.

»Wappen!« rief Midwinter, auf Allan’s Knabenscherz eingehend.

Die Münze fiel mit dem Kopfe nach oben auf dem Tische nieder.

»Du willst doch nicht sagen, daß Du es wirklich im Ernste meinst!« sagte Midwinter, wie der Andere sein Schreibepult öffnete und seine Feder ins Tintenfaß tauchte.

»O, das sollt’ ich meinen!« erwiderte Allan. »Der Zufall ist auf meiner und Miß Milroy’ Seite und Du bist überstimmt mit zwei Stimmen gegen eine. Es nützt nichts, darüber zu reden, Der Major hat oben gelegen; der Major soll die Wohnung haben. Ich werde es nicht den Advokaten überlassen, denn sie würden mich nur mit noch mehr Briefen quälen; ich will selbst an den Major schreiben.«

Er schrieb seine Antworten auf die beiden Anträge buchstäblich in zwei Minuten. Die an den Hausagenten lautete: »Mein Werther Herr! Ich nehme Major Milrotys Anerbieten an; lassen Sie ihn einziehen, sobald es ihm beliebt. Aufrichtig der Ihre, Allan Armadale.« Und die an den Advokaten: »Mein Werther Herr! Ich bedanke, daß die Verhältnisse mich verhindern, Ihr Anerbieten anzunehmen. Aufrichtig der Ihre.«

»Die Leute machen ein solches Aufheben über das Briefschreiben. Ich finde es sehr leicht.«

Er schrieb die beiden Adressen und versah die Briefe mit Postmarken, indem er lustig vor sich hin pfiff. Während er geschrieben hatte, hatte er nicht bemerkt, wie sein Freund sich inzwischen beschäftigte. Als er aber mit den Briefen fertig war, fiel es ihm auf, daß plötzlich eine tiefe Stille in der Kajüte herrschte, und wie er aufblickte, sah er, daß Midwinter’s Aufmerksamkeit in seltsamer Weise auf die Münze geheftet war, welche auf dem Tische lag. Allan stellte erstaunt sein Pfeifen ein.

»Was in aller Welt machst Du da?« frug er.

»Es lag mir etwas im Sinne«, sagte der Andere.

»Was?«

»Der Gedanke, ob es wirklich einen Zufall giebt«, entgegnete Midwinter, ihm sein Geldstück zurückgebend.

Eine halbe Stunde später waren die beiden Briefe auf die Post gegeben, und Allan, dem die unausgesetzte Beaufsichtigung der Ausbesserungen an Bord seiner Jacht bisher wenig Muße am Lande gestattet hatte, machte den Vorschlag, sich durch einen Spaziergang in Castletown die Zeit zu verkürzen. Selbst Midwinter’s nervöse Aengstlichkeit, Mr. Brock’s Vertrauen zu verdienen, konnte gegen diesen harmlosen Vorschlag nichts einzuwenden finden, und die beiden jungen Männer machten sich deshalb auf, um die Hauptstadt der Insel Man in Augenschein zu nehmen.

Ende des ersten Bandes

Armadale

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