Читать книгу Die Heirath im Omnibus - Уилки Коллинз, Elizabeth Cleghorn - Страница 7

Erster Band
Siebentes Kapitel

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Ich hatte eben einen vierteljährigen Betrag des mir ausgesetzten Taschengeldes erhalten und war in die City gegangen, um die Anweisung darauf bei dem Bankier meines Vaters umzusetzen.

Nachdem ich mein Geld eingestrichen, überlegte ich einen Augenblick, auf welche Weise ich den Rückweg machen sollte.

Anfangs wollte ich zu Fuße gehen und dann eine Droschke nehmen.

Während ich über diesen ernsten Gegenstand nachdachte, fuhr ein Omnibus an mir in westlicher Richtung vorbei. Einem ganz mechanischen Impulse gehorchend, winkte ich dem Conducteur, Halt zu machen, und stieg ein.

Diese Bewegung war indessen nicht rein mechanisch, wie ich so eben sagte. Wenn ich auch zu jener Zeit noch in keiner andern Beziehung Anspruch auf den Namen eines Schriftstellers gehabt hätte, so besaß ich doch wenigstens einen natürlichen Hang, bei Andern die hervorspringenden Züge ihres Charakters zu entdecken, und – was die Folge davon ist – ich fand ein wirkliches Vergnügen darin, Charaktere von allen Arten überall zu studiren, wo der Zufall sie mir entgegenführte.

Schon früher war ich mehr als ein Mal in einen Omnibus gestiegen, um mir durch Beobachtung der Passagiere ein Vergnügen zu bereiten. Ein Omnibus ist mir immer vorgekommen wie ein ambulantes Ausstellezimmer, welches allen Excentricitäten der menschlichen Natur gewidmet ist.

Ich kenne kein anderes Terrain, auf welchem der Zufall mit größerer Bizarrerie in wenig Augenblicken Personen aus allen Klassen und von jedem Temperamente zusammenführt und gruppiert, und wo diese Annäherung die schneidendsten Gegensätze zur Folge hat.

Schon durch Beobachtung der Art und Weise, auf welche die verschiedenen Leute in das Fuhrwerk steigen und darin Platz nehmen, bekommt man einen Ueberblick über die mannigfachen Varietäten des menschlichen Charakters, der nicht weniger verschieden ist als das menschliche Gesicht.

In einem Omnibus zu fahren, ist für mich immer ein Vergnügen gewesen, welches ich mit dem vergleichen möchte, welches mir die erste Lectüre eines amüsanten Buches verursacht.

Ich stieg daher in diesen Omnibus und begann die Originale zu studiren, die sich darin fanden.

Es dauerte nicht lange, so machte der Omnibus abermals Halt, um zwei Damen einsteigen zu lassen.

Die, welche zuerst einstieg, war eine Person von reifem Alter, mit blassen, sanften Zügen und von augenscheinlich sehr schwächlicher Gesundheit.

Die zweite war ein junges Mädchen.

Kaum hatte sich dieses junge Mädchen mit ihrer Begleiterin auf die mir gegenüber befindliche Bank niedergesetzt, so fühlte ich ihre unmittelbare Einwirkung auf mich – eine Einwirkung, die ich nicht beschreiben kann – eine Einwirkung, wie ich in meinem Leben noch nie eine ähnliche empfunden und wie ich niemals wieder eine empfinden werde. Ich hatte den Arm ausgestreckt, um sie zu stützen, als sie an mir vorbeiging. Ich berührte ihre Hand nur einen Augenblick lang, aber wie lange dauerte das Gefühl dieser Berührung! Es war, als durchrieselte es meinen ganzen Körper, als ließe es alle meine Nerven erbeben und vervielfältigte sich mit den schnelleren Schlägen meines Herzens.

Es war, als wenn ich sie schon in einem früheren Leben gekannt hätte, als ob ich für sie, oder sie für mich gestorben wäre, nachdem wir in einer entschwundenen Welt mit einander gelebt, und als ob wir jetzt wieder erwachten und uns zu einem neuen Dasein auf einer neuen Erde wieder vereinigt sähen.

Jedoch, ich sage es nochmals, ich kann nur durch halb sinnlose Phrasen die geheimnisvolle Gewalt beschreiben, welche mich mit Leib und Seele in dem Augenblicke zu ihr hinzog wo sie vor meinen Augen erschien.

Uebte auch ich denselben Einfluß auf sie? Oder ging diese magnetische Strömung bloß von ihr zu mir, ohne wieder zu mir zurückzukehren? Ohne Zweifel mußte ich es bald erfahren – doch nein, dazu bedurfte es Zeit, viel Zeit.

Ihr Schleier war herabgezogen, als ich sie zum ersten Male sah. Ihre Züge, der Ausdruck ihres Gesichtz waren mir nicht deutlich sichtbar.

Ich erkannte bloß, daß sie jung und schön war; wenn ich mir aber außerdem auch viel dachte, so sah ich doch wenig.

Von dem Augenblicke an, wo sie in den Omnibus stieg, habe ich keine Erinnerung mehr von dem, was darin vorging. Ich weiß nicht mehr, welche neue Passagiere man aufnahm oder welche ausstiegen.

Ich weiß auch nicht, ob die durch das Einsteigen der beiden Damen unterbrochene Conversation wieder aufgenommen ward oder nicht.

Meine bis dahin sehr thätige Beobachtungsgabe war wie vernichtet.

Wie seltsam, daß der launenhafte Einfluß des Zufalls die Thätigkeit unsrer Geisteskräfte bestimmen, daß ein Nichts die geheimnißvollen und complicirten Triebfedern unsrer Intelligenz in Bewegung setzen und daß abermals ein Nichts ihren Gebrauch wiederum hemmen kann!

Die Heirath im Omnibus

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