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Kapitel 7
ОглавлениеKommissar Kai Kühn, Baujahr `64, war seit 27 Jahren Polizist. Nach seiner Ausbildung war er eine Zeitlang auf Streife gegangen um dann, als sich die Möglichkeit für ihn eröffnet hatte, die Laufbahn bei der Kriminalpolizei einzuschlagen.
Kühn war 1,74 groß und breitschultrig. Aus dem knapp 74 kg schweren athletischen Typen von einst war über die Jahre nach und nach ein knapp 100 kg schwerer Kerl herangewachsen der einen ordentlichen Ranzen vor sich herschob den der eine oder andere hinter vorgehaltener Hand auch als ausgewachsenen Bierbauch bezeichnete. Seine einst dichte Haarpracht war längst einer speckigen Glatze gewichen. Kühn wusste das er ein fetter Sack war, aber das ging ihm so ziemlich am Arsch vorbei. Er ließ die Jungen einfach reden, man würde sehen oder auch nicht, wie die in zwanzig Jahren aussehen würden, wenn er in Rente ging.
Das Leben als Kleinstadtbulle war nicht gerade das, was man sich als jemand der gerne Krimis im Fernsehen sah, so unter dem typischen Polizeileben vorstellte. In der Hauptsache waren es Einbrüche oder kleinere Raub- und Betrugsdelikte mit denen er sich herumschlagen musste. Natürlich gab es auch Ausnahmen in dieser Routine, aber das waren eine Hand voll Fälle, die sich in den letzten 20 Jahren hier im tiefen, hessischen, mittleren Westen abgespielt hatten. Wenn es nach Kühn gegangen wäre, würde das auch reichen, aber ihn fragte ja niemand. Da war das durchgeknallte SM Pärchen, das vor vielen Jahren ein Mädchen aus einer Discothek entführt und grausam zu Tode gefoltert hatte, ein sehr interessanter Fall. Der Rentner der seinen Nachbar mit der Axt erschlug, weil dieser sich über den Lärm, den der Alte beim Holz hacken machte, beschwert hatte, die Frau die ihre Zwillings-Babys in der Badewanne ertränkte, nur weil ihr die ganze Sache mit dem Kinder großziehen über den Kopf gewachsen war … und so weiter und so fort, der ganz normale Wahnsinn eben.
Aber diese Fälle waren alle schon länger her und in den letzten zwei bis drei Jahren war es eigentlich sehr ruhig gewesen. Kaum hatte Kühn sich auf den Drehstuhl an seinem Schreibtisch fallen gelassen, da klingelte auch schon das Telefon. An Hand der Rufnummernanzeige erkannte Kühn, dass der eingehende Anruf vom Büro schräg gegenüber kam, das die Kollegen der soeben zu Ende gehenden Nachtschicht beherbergte.
„Kühn, wo drückt der Schuh.“
„Hallo Kai, gut ausgeschlafen oder hast du gestern Abend einen drauf gemacht ?“
Kühn zog die Stirn in Falten.
„Was liegt an Manu ?“
„Unten in der Arrestzelle sitzen zwei Typen, die gestern Abend bei einer Kontrolle mit Cannabis aufgefallen sind. Könntest Du die heute Vormittag verhören und das Protokoll schreiben ?“
Kühn schnaufte und fuhr sich mit der Hand über die Glatze.
„Blöde Frage, bleibt mir ja kaum etwas anderes übrig oder ? Aber Manu, tu mir einen Gefallen. Bevor Du mir einen von den Burschen ins Büro schickst, lass mich erst mal einen Kaffee aufsetzen. Ein Hörnchen oder ein Brötchen mit irgend etwas drauf wären auch nicht schlecht. Gib mir eine Viertelstunde, ist das o.k.?“
Kühns Kollegin am anderen Ende der Leitung lachte laut in den Hörer. „Mensch Kühni, ganz der Alte was ? Kaffee kannst Du Dir bei uns im Büro abholen, wir haben noch jede Menge und der ist auch relativ frisch. Wenn Du willst, kannst Du auch einen Hamburger von mir haben, ist allerdings kalt. Den habe ich heute Nacht nicht mehr geschafft.“ Kühn schnaufte in den Apparat, „also ein Kaffee und ein kalter Burger, hört sich doch sehr gut an. Bin in drei Minuten drüben bei euch“.
Kühn unterbrach die Verbindung und lehnte sich zurück.
Alles deutete darauf hin das ein wunderschöner Arbeitstag im Kreise seiner lieben Kollegen seinen Anfang nahm.