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Das Gold der Pharaonen

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Das Reich der Pharaonen konnte in seiner 3.000-jährigen Geschichte auf scheinbar unerschöpflichen Goldreichtum zurückgreifen. Schier unermesslich waren etwa die Gold-schätze, die dem jungen und dynastisch unbedeutenden Pharao Tutanchamun bei seiner Beerdigung beigegeben worden waren. 1922 wurden sie von dem britischen Archäologen Howard Carter entdeckt. Allein der massiv goldene Sarg wog über 110 Kilogramm. Und doch waren diese Schätze vermutlich kümmerlich im Vergleich zu den ungeheuren Kostbarkeiten, die den großen Pharaonen wie Ramses II. oder Amenophis III. ins Jenseits mitgegeben wurden. Doch diese Gräber sind schon vor hunderten, wenn nicht vor über tausend Jahren von Räubern geplündert worden. Die Spur dieses Goldes verliert sich auf den Märkten von Kairo und Alexandria.

Das älteste Gold-Bergwerk der Nilherrscher soll im Norden des Sudan gelegen haben. Im 20. und 19. Jahrhundert v. Chr. wurde damit begonnen, Gold in Minen bei Koptos, nördlich von Theben, am rechten Nilufer abzubauen. Das Gold stammte aus dem festen Gestein der Gebirge zu beiden Seiten des Wadi Hammamat, das zu einem bedeutenden Zentrum des Goldbergbaus in Ägypten wurde. Die Lage der Minen und die Verkehrswege dorthin sind auf einer Papyrusskizze festgehalten, die als älteste Bergbaukarte der Welt heute in Turin aufbewahrt wird.

Im Laufe der Zeit verlegte sich das Abbaugebiet des Goldes weiter nach Süden. Unter Amenophis III., der von 1386 bis 1349 v. Chr. lebte, sorgte kaum noch die Beute von Eroberungszügen für den Wohlstand des Landes, sondern vor allem die beträchtlichen Goldförderung im Revier um das Wadi und aus Kusch im fernen Nubien. Hier, im so genannten „Goldland“, wurde das Gold aus den Flüssen gewaschen.

Die ägyptische Hochkultur konnte so lange in Gold schwelgen, weil sich für ausgebeutete Lagerstätten stets reichlich Ersatz fand. König Tuschratta von Mitanni, dem Land, das sich über Nordmesopotamien, Nordsyrien und die Südosttürkei erstreckte, schrieb bezeichnenderweise um das Jahr 1370 v. Chr. an seinen Schwiegersohn Pharao Amenophis III.: „Mein Bruder möge Gold, das unbearbeitet ist, in großer Menge zu mir schicken, denn im Lande meines Bruders ist Gold so zahlreich wie Staub. Mögen die Götter fügen, dass das Gold im Lande Ägypten so überreichlich bleibt wie bisher.“

Dabei war der Abbau des begehrten Metalls zu den Zeiten der Pharaonen extrem aufwändig. Ein entsprechender Bericht von Agatharchides aus Knidos stammt zwar aus dem zweiten Jahrhundert v. Chr., aber die von ihm beschriebene Gewinnungs- und Anreicherungsmethode wird sich in nichts von jener früheren Zeit unterschieden haben: „Das goldhaltige Gestein, welches besonders hart ist, wird zunächst mit starkem Feuer erhitzt und, wenn es bröcklig geworden ist, von Hand weiter bearbeitet. Das weichere Gestein, das geringere Anforderungen nötig macht, lässt sich mit schweren Hämmern zerkleinern, die von Scharen apathischer Arbeitssklaven geschwungen werden.“

Das abgebaute Erz mit einem Gehalt von vielleicht fünf bis 20 Gramm Gold pro Tonne Gestein, wurde nach der Zerkleinerung in Mörsern fein gemahlen. Das Edelmetall ließ sich aus dem Mahlgut durch Schlämmen anreichern und vom wertlosen Gesteinsmehl trennen. In dem Bericht des Agatharchides wird zudem ausführlich die Scheidung von Rohgold und Silber durch Glühen mit Salz, die so genannte „Zementation“, beschrieben. Nach vorsichtigen Schätzungen können in der Gegend um das Wadi jährlich 750 bis 1.000 Kilogramm Gold gewonnen worden sein. In Nubien sind vermutlich jedes Jahr noch einmal die gleichen Mengen gefördert worden.

Das im ägyptischen Reich geförderte Gold war exklusiv den Pharaonen vorbehalten. Das Edelmetall, seine Verwendung und die Weitergabe waren das Monopol des Herrschers. Er konnte es nach Gutdünken für Tempel stiften, in Schatzhäusern horten oder auch verdienten Untertanen zum Geschenk machen. Goldartefakte aber blieben auf alle Fälle nur einem privilegierten Personenkreis vorbehalten. Für Untertanen außerhalb der höfischen Hierarchie war der Besitz tabu. Für Normalsterbliche war das Ausrauben von Gräbern der einzige Weg, um an Gold zu gelangen. Ein gefährliches Unterfangen, denn auf Grabraub stand die Todesstrafe.

Aufgrund des Goldmonopols der Pharaonen waren Goldschmiede-Werkstätten unmittelbar dem Hof oder einem Tempel zugeordnet. Die Handwerker der ägyptischen Antike entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte zu wirklichen Meistern ihres Fachs. Kaum eine Fertigungstechnik, die sie nicht auf dieses Edelmetall angewandt haben. Sie verstanden es, Goldfolien mit einer Dicke von nur einem Tausendstel Millimeter auszuschlagen, mit denen Möbel, Statuen und selbst die Spitzen von Obelisken vergoldet wurden. Schon in der 6. Dynastie – um 2400 v. Chr. – konnten die Handwerker Goldbleche auf Kupferunterlagen aufwalzen:eine Art „Golddoublee“. (Der Begriff für diese Art der Plattierung kam aber erst im 19. Jahrhundert n. Chr. auf.)

Kunst war damals kein Wert an sich. Sie wurde vor allem für den Totenkult entwickelt. Und das galt ganz besonders für Goldobjekte. Was wurde den Pharaonen, den Priestern oder auch hohen Beamten nicht alles an Grabbeigaben mitgegeben, um ein standesgemäßes Weiterleben im Jenseits sicher zu stellen: Goldumhüllungen für die Mumien, spezielle Herrschaftssymbole, kunstvoll verzierte Alltagsgegenstände und Statuen von Schutzgöttern. Das alles ließ die Toten-Kammern der Pharaonen zu wahren Schatzk ammern werden.

In der Vorstellung der Ägypter war Gold das Fleisch der Götter und Silber deren Knochen. Mit dem komplizierten und aufwändigen Toten-Ritual und der üppigen Beigabe von Edelmetallen sollte die Umwandlung eines irdischen Körpers in ein unvergängliches göttliches Wesen vollzogen werden. Die Verwendung von Gold, dessen Glanz den Sonnengott „Ra“ symbolisierte, erklärt sich aus der Vorstellung, dass nur dieses reine Metall ein reales Sinnbild des göttlichen Leibes sei.

Der Glanz der Pharaonen und der Einfluss des ägyptischen Reiches begannen ab dem achten Jahrhundert v. Chr. allmählich zu schwinden. Zwar ließ Nektanebos II. (360 – 343 v. Chr.) noch Goldmünzen zur Besoldung von 20.000 griechischen Söldnern prägen, die sein Land vom persischen Joch befreien sollten, doch das Reich fand nie wieder zur alten Stärke zurück. Am Ende waren es die Römer, die Ägypten zur Provinz degradierten und alle Kostbarkeiten fortschleppten, deren sie habhaft werden konnten.

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