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FRAGE 5

Gibt es Leben ohne Angst?

Ich schreibe diese Zeilen an einem Montagmorgen im März 2020. »Deutschland macht dicht«, titelte unsere lokale Tageszeitung an diesem Tag. Deutschland hatte seine Grenzen zu einigen Nachbarländern geschlossen. Die Angst vor dem Coronavirus ging um.

Angst ist normal. Ein Mensch, der keine Angst empfindet, ist krank. Die Angst ist ein eingebautes Alarmsystem des Menschen wie der Schmerz. Nicht schön, aber hilfreich. Der Schmerz signalisiert, dass etwas nicht in Ordnung ist. Es muss eine Ursache geben. Die muss man suchen und finden. Hoffentlich kann man sie beheben. Ich entsinne mich an ein Kind in der Familie eines Bekannten. Es hatte in Teilen des Kopfes kein Schmerzempfinden. Ein gefährlicher Tumor hatte sich gebildet, ohne dass der Junge Schmerzen spürte. Eine lebensbedrohliche Lage hatte sich entwickelt. Leider hatte keine Schmerzwarnung rechtzeitig darauf aufmerksam gemacht.

Natürlich sind Schmerzen nicht schön. Niemand wünscht sie sich. Aber es ist lebensgefährlich, wenn man keine Schmerzen empfinden kann.

Ähnlich ist es mit der Angst: Sie signalisiert, dass es eng wird. Sie weist auf eine Gefahr hin. Gut, wenn man sie erkennt und bekämpfen kann. Dann braucht man einen kühlen Kopf und eine ruhige Hand. Verantwortliches Handeln ist gefragt. Panische Reaktionen sind keine Hilfe. In Panik tut man etwas, um etwas zu tun, und fragt nicht danach, ob es hilfreich ist. In Panik trampeln sich Menschen tot, weil sie so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone fliehen wollen. Angst kann aber auch lähmen. Das sprichwörtliche Kaninchen starrt wie gelähmt auf die Schlange. Angst macht uns dann unfähig, überhaupt etwas zu tun.

Wenn der Angst-Alarm losgeht, brauchen wir Mut. Mut heißt: Ich sehe Möglichkeiten, etwas gegen die Gefahr zu tun. Vor Jahren gab es in Deutschland einen Bestseller über die Angst mit dem Titel »Flüchten oder Standhalten«1. Ein Arzt und Psychotherapeut schrieb über die Einsamkeitsangst als die Grundangst der Menschen. Und er schilderte, wie wir vor dieser Angst fliehen. Wir machen andere Menschen von uns abhängig oder wir werden anderen Menschen geradezu hörig, um nur ja nicht alleingelassen zu werden. Wir flüchten vor der Angst und schaffen dadurch nur größere Probleme. Der Autor suchte nach Möglichkeiten, wie wir dem Druck dieser Angst standhalten können. Übrigens kann auch Flucht eine angemessene Reaktion sein, wenn man eine Zuflucht findet, die Geborgenheit bietet und nicht größere Probleme schafft.

Ein Alarmsystem kann aber auch gestört sein. Der Alarm geht los, ohne dass er durch eine tatsächliche Gefahr ausgelöst wird. In solchen Angstzuständen brauchen wir fachkundige ärztliche Hilfe. Auf diese Besonderheit kann ich hier nicht eingehen. Ich will aber nicht versäumen, darauf hinzuweisen und dringend zu empfehlen, die ärztliche Hilfe auch zu suchen.

Wer Menschen ein Leben ohne Angst verspricht, belügt und betrügt sie. Jesus hat gesagt:

In der Welt habt ihr Angst.

Johannes 16,33

Das sagte er am Abend vor seiner Hinrichtung. Es gab jede Menge Gründe, Angst zu haben. Die Gefahren waren real und nicht eingebildet. Jesus stellt fest, dass die Welt voller lebensbedrohlicher Engpässe ist. Sie lösen auch bei den Leuten, die Jesus folgen, Angst aus. Das leugnet Jesus nicht.

Was hat er dagegenzusetzen? Er sagt: »In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.«

Müssen wir diese Behauptung nicht kritisch hinterfragen? In der gleichen Nacht hat Jesus aus Angst Blut geschwitzt. Die Bibel berichtet das ohne Beschönigung:

Und er geriet in Todesangst und betete heftiger. Und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen.

Lukas 22,44

Jesus geht im Gehorsam den Weg ins Leiden und Sterben. Erst nach seiner Auferstehung wird klar: Der Tod am Kreuz war keine Niederlage, sondern der Sieg der Liebe Gottes über die Zerstörungsmacht der Sünde, des Satans und des Todes. Gott selbst, der Richter, trägt in seinem Sohn Jesus das Gericht über die Sünde. Er geht stellvertretend durch den Engpass des Gerichtes Gottes. Er erleidet die tödliche Angst der Gottverlassenheit. So besiegt er die Mächte der Zerstörung.

Der Seelsorger Johann Christoph Blumhardt (1805–1880) hat gedichtet:

Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht,

sein wird die ganze Welt.

Denn alles ist nach seines Todes Nacht

in seine Hand gestellt.

Nachdem am Kreuz er ausgerungen,

hat er zum Thron sich aufgeschwungen.

Ja, Jesus siegt, ja, Jesus siegt!

Was ist die Schlussfolgerung?

Es gibt kein Leben ohne Angst, weil das Leben in unserer Welt uns immer wieder in bedrohliche Engpässe führt. Seitdem ich mich an Jesus, den Sieger über die zerstörerischen Mächte, halte, habe ich eine Zuflucht. Bei ihm bin ich geschützt. Er hilft mir durch.

Mir hilft es sehr, dass die Bibel mir in den Psalmen die Sprache für meine Gebet leiht, wenn mir selbst die Worte fehlen. Hier einige Beispiele:

Die Angst meines Herzens ist groß (Psalm 25,17).

Und mein Geist ist in mir geängstet, mein Herz ist erstarrt in meinem Leibe (Psalm 143,4).

Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe (Psalm 22,12).

Und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knechte, denn mir ist angst; erhöre mich eilends (Psalm 69,18).

Wenn mein Geist in Ängsten ist, so kennst du doch meinen Pfad (Psalm 142,4).

Ich will nicht verschweigen, dass die Bibel auch harte Worte zu diesem Thema enthält. Psalm 53 beginnt mit dem Satz: »Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott.« Dann werden schonungslos die Konsequenzen aufgezählt. In Psalm 53,6 heißt es: »Da erschrecken sie sehr, wo kein Schrecken ist.« Auch das müssen wir leider allzu oft beobachten. Wenn keine Ehrfurcht vor dem lebendigen Gott unser Leben bestimmt, tyrannisieren uns Menschenfurcht und Ängste vor allem Möglichen und Unmöglichen.

Kaum einer wird bezweifeln, dass Angst ein großes Thema in unserer Zeit ist. Das Thema Glück aber steht auf der Rangliste wahrscheinlich noch davor. Vielleicht hängen sie sogar miteinander zusammen.

Jesus vertrauen - aus gutem Grund

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