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FRAGE 1

Haben wir Gott vergessen?

»Sie haben Gott vergessen. Und sie haben vergessen, dass sie Gott vergessen haben.« So beschrieb ein Beobachter die Einstellung vieler Menschen in Deutschland zum Glauben an Gott. Gott ist für viele kein Thema. Sie sind nicht gegen ihn. Sie wüssten nicht einmal, wogegen sie sein sollten. Aus den auch nicht mehr so ganz neuen Bundesländern Deutschlands wird berichtet, dass jemand gefragt wurde: »Sind Sie Christ oder Atheist?« Er soll geantwortet haben: »Weder noch. Ganz normal.«

Ganz normal heißt: Gott ist kein Thema. Gott kommt in seinem Leben nicht vor. Er hat sich nie gegen Gott entschieden. Schon die Großeltern sind aus der Kirche ausgetreten. Er braucht Gott nicht. Und er vermisst ihn nicht. Ihm fehlt nichts.

Was soll man darauf sagen?

Meine Antwort: »Mag sein, dass du sogar vergessen hast, dass du Gott vergessen hast. Ich habe eine Überraschung für dich: Gott hat dich nicht vergessen. Und daran möchte ich dich erinnern.« Das ist ein Zweck dieses Buches.

Viele scheinen zu meinen, dass Gott nicht existiert, wenn sie nicht an ihn glauben. Sie hätten recht, wenn Gott nur ein Produkt unseres Denkens und unserer Wünsche wäre. Dann würde er eben nur in unserer Vorstellung existieren. Wie ein Bild, das von einem Beamer auf die Leinwand projiziert wird. Wenn der Beamer ausgeschaltet wird, ist auch kein Bild mehr auf der Leinwand.

Mit unseren Gottesvorstellungen ist das so eine Sache. Sie sind wie die Bilder, mit denen wir unsere Wohnungen schmücken. Wir haben sie selbst ausgesucht. Sie gefallen uns. Sie passen irgendwie zu unserem Leben. Sie sind nicht die tragenden Mauern des Hauses. Sie sind Dekoration. Manche mögen kahle Wände und hängen sich keine Bilder auf. Geschmackssache.

Manche lieben abstrakte Gottesbilder. Für diese Menschen gibt es Gottesbilder, die von klugen Leuten erdacht wurden: Gott ist das höchste Gut, der unbewegte Beweger, der Grund allen Seins. Manche nennen Gott ein höheres Wesen oder eine höhere Macht. Vielleicht hat er die Welt gemacht wie ein Uhrmacher eine Uhr. Jetzt läuft die Uhr ohne den Uhrmacher. So oder ähnlich sehen die Gottesbilder aus, die in Europa seit etwa 300 Jahren in Mode sind. Diese Gottesvorstellungen sagen, dass Gott mit unserem Leben aktuell nichts zu tun hat. Er greift nicht in die Geschichte ein. Auch nicht in unser persönliches Leben.

Viele ziehen daraus verständlicherweise die Konsequenz, dass man eine solche Vorstellung von Gott gar nicht braucht. Es reiche völlig aus, sich mit den Gesetzmäßigkeiten vertraut zu machen, nach denen Natur und Geschichte und unser Leben funktionieren.

Interessanterweise hat Gott sich zu diesem Thema selbst zu Wort gemeldet. Die Zehn Gebote beginnen mit einer Selbstvorstellung Gottes.

Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

2. Mose 20,2-3

Das in großen Buchstaben geschriebene HERR gibt in der Übersetzung Martin Luthers wieder, dass hier im hebräischen Urtext der Gottesname JAHWE steht. Damit folgte Luther der jüdischen Tradition. Juden wollten den Namen Gottes auch beim Lesen des Bibeltextes nicht aussprechen – aus Furcht, sie könnten ihn missbrauchen.

Gott offenbart sich am Sinai Mose und dem Volk Israel mit Namen. Er will persönlich bekannt und angesprochen werden. Er will zu Israel gehören – »dein Gott«. Diese Zugehörigkeit beweist Gott durch die Befreiung seines Volkes Israel aus der Knechtschaft in Ägypten. Seine Liebe ist also kein gedachtes Prinzip, sondern die eine Wirklichkeit, die sich in Gottes Handeln in der Geschichte offenbart.

Nennen wir diesen ersten Satz der Zehn Gebote getrost die Liebeserklärung Gottes an sein Volk Israel. Aus dieser Liebeserklärung folgt der Bundesschluss mit Israel am Sinai. Die Zehn Gebote sind die Regeln für das Leben in diesem Bund, den Gott gestiftet hat.

Weil Gott sich offenbart hat, kennen die Israeliten den Schöpfer der Welt. Darum müssen und sollen sie keinen anderen Göttern dienen. Es folgt logischerweise das zweite Gebot:

Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.

2. Mose 20,4-6

Wenn Gott sich nicht offenbart, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns unsere eigenen Vorstellungen davon zu machen, ob es ihn gibt und wenn ja, wie er sein könnte. Die Bildergalerie reicht so weit wie das Vorstellungsvermögen der Menschen. Bei allem Respekt vor menschlichen Versuchen – sie führen uns immer nur zu uns selbst zurück. Unsere Vorstellungen sind nicht größer als unser Gehirn, das sie produziert.

Die Bibel beurkundet uns die Offenbarung des lebendigen Gottes. Wir dürfen ihn mit Namen kennen und anrufen. Das dritte der Zehn Gebote warnt uns vor dem Missbrauch des Namens Gottes durch gedankenloses Geschwätz oder magischen Missbrauch.

Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.

2. Mose 20,7

Das scharfe Verbot des Missbrauchs unterstreicht das wunderbare Angebot des rechten Gebrauchs im vertrauensvollen, ehrfürchtigen Gebet. Gott will tatsächlich, dass sein Volk Nöte und Sorgen, aber auch Freude und Dank in Gebeten persönlich ausdrückt.

Aber gilt das alles nicht nur dem Volk Israel? Die namentliche Offenbarung Gottes ging an Mose. Israel erlebte die wunderbare Retterliebe und Macht Gottes, als es aus der Knechtschaft in Ägypten geführt wurde. Der Bund am Sinai wurde mit dem Volk Israel geschlossen. Gilt das auch uns, wenn wir nicht zum Volk Israel gehören?

Schon bei der Berufung Abrahams hat Gott angekündigt:

Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.

1. Mose 12,3

Die Geschichte Gottes mit Israel geht von Abraham über Mose und den König David zum Messias Jesus von Nazareth. Gott befiehlt Josef und Maria, dass sie das Kind Jesus nennen sollen. Jesus ist die griechisch gesprochene Form des hebräischen Namens Jeschua. Jeschua bedeutet »JAHWE rettet«. Gott offenbart sich also auch in Jesus mit seinem Namen. Er will, dass wir alle ihn persönlich kennen und anreden. Im Alten und im Neuen Testament finden wir das Versprechen Gottes:

Wer den Namen des HERRN anrufen wird, der soll errettet werden.

Joel 3,5; Apostelgeschichte 2,21; Römer 10,13

Die Einladung gilt allen Menschen auch außerhalb des Volkes Israel. Wir dürfen durch Jesus Christus Gott persönlich kennen. Die Einladung richtet sich auch an alle, die Gott vergessen haben.

Sicher ist, dass viele Fragen, die wir Menschen stellen, durch Jesus beantwortet werden. Ich werde das in diesem Buch noch ausführen. Noch wichtiger aber ist, dass wir zur Kenntnis nehmen: Gott stellt Fragen an uns. Er tut es, seitdem Menschen ihm den Rücken gekehrt haben. Er ruft den ersten Menschen, der sich auf der Flucht vor Gott versteckt: »Wo bist du?« (1. Mose 3,9). Er fragt den Brudermörder Kain: »Wo ist dein Bruder Abel?« (1. Mose 4,9). Klar, solche Fragen wollen wir nicht hören. Wir haben andere Interessen und andere Fragen. Aber wer sich Gottes Fragen stellt, wird vielleicht entdecken, dass seine eigenen Fragen verändert werden.

Ich habe die spöttische Kritik immer wieder gehört: »Die Christen beantworten Fragen, die keiner stellt.« Auch Christen merken das selbstkritisch an. Sie bemühen sich dann mithilfe der Psychologie darum, die Fragen zu finden, die Menschen wirklich bewegen. Wollen wir nicht alle geliebt werden? Sehnen wir uns nicht nach Wertschätzung und Anerkennung? Wünschen wir uns nicht alle Gemeinschaft, die uns stärkt, aber nicht erdrückt? Suchen wir nicht alle Hilfe in unseren Ängsten? Suchen wir nicht alle Heilung von körperlichen und seelischen Krankheiten?

Wenn wir in die Bibel schauen, sehen wir, dass Jesus vielen Hilfe suchenden Menschen aus ihren Nöten geholfen hat. Also ist es richtig, wenn Christen sich um die Nöte ihrer Mitmenschen kümmern. Jesus aber beließ es nicht bei der erbetenen Hilfe.

Durch die vielen Heilungen und andere wunderbare Hilfen wurde Jesus sehr beliebt. Die Leute wollten ihn sogar zum König machen, lesen wir in Johannes 6,15. Aber Jesus entzieht sich diesem Wunsch. Er erklärt ihnen, dass er durch Hingabe seines Lebens zum Brot des Lebens für die Menschen werden muss. Das kommt gar nicht gut an. Die Massen wenden sich enttäuscht von ihm ab. Sie verstehen nicht, was er will.

Jesus arbeitete nicht wie ein Kaufmann nach dem Prinzip von Nachfrage und Angebot. Wer Waren anbietet, die keiner will, bleibt darauf sitzen. Jesus macht das Angebot der Versöhnung des gottvergessenen Menschen mit Gott, obwohl es eigentlich keiner zu brauchen meint. Er bleibt bei seinem Angebot. Und auch seine Boten wie der Apostel Paulus bleiben bei diesem Angebot:

Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber … Darum bitten wir an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!

2. Korinther 5,19-20

Bei diesem Angebot bleibe ich auch in diesem Buch. Ich möchte viele Fragen beantworten, die Menschen heute stellen. Aber ich möchte gleich zu Anfang darauf hinweisen: Wir Boten des Evangeliums von Jesus sind keine Händler, die Kunden gewinnen wollen. Darum leitet uns auch nicht der Grundsatz »Der Kunde ist König«.

Meine eigene Erfahrung ist, dass Jesus Antworten gibt, die bei mir die notwendigen Fragen wecken und viele meiner Fragen in eine neue Richtung gelenkt haben. Natürlich wünsche ich mir, dass Sie, meine Leser, sich auf diese Erfahrung ebenfalls einlassen. Testen wir das gleich mit der nächsten Frage: Wer bin ich?

Jesus vertrauen - aus gutem Grund

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