Читать книгу An Tagen Des Ewigen Nebels - Ulrich Paul Wenzel - Страница 7
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ОглавлениеVor drei Wochen
»Das Essen war fantastisch, Schatz. Hattest du mir nicht gesagt, dass du nicht kochen könntest?« Hannah ergriff Alans Hand, streichelte sie zärtlich und warf ihm einen verliebten Blick zwischen den beiden flackernden Kerzen hindurch zu.
»Ich sagte, ich könne nicht besonders gut kochen, aber manchmal gelingt es besser als man denkt. Vietnamesisch ist im Augenblick meine Lieblingsrichtung.« Alan schmunzelte. Ihre Streicheleinheiten brachten ihn fast zum Schnurren.
»Schläfst du heute hier, Hannah?«
»Soll ich denn?« fragte sie mit einem verführerischen Augenaufschlag.
»Mein Angebot steht.«
Sie stand auf, kam um den Esstisch herum und bedeutete Alan, dass sie auf seinem Schoss Platz nehmen wollte. Nachdem sie sich niedergelassen hatte, schlang sie die Arme um seinen Hals. »Dann nehme ich dein Angebot an«, sagte sie leise und küsste ihn auf die Stirn. Für einen Moment verharrte sie, ihren Kopf auf seine Schulter gelehnt und genoss seine Nähe.
»Komm, wir bringen das Geschirr in die Küche und trinken noch ein Glas Rotwein«, sagte sie und glitt von seinem Schoss.
»Ich würde gerne noch einmal die CD hören, die du vorhin gespielt hast. Wer war das noch mal?«
»Paul Anka. Sie liegt auf dem Player. Du kannst sie einlegen.«
Grade als Alan mit der Pfanne und zwei Gläsern auf dem Weg in die Küche war, klingelte es an der Haustür.
»Wer kann das denn sein, Schatz?«, fragte Hannah und sah Alan irritiert an.
»Keine Ahnung.« Alan setzte seinen Weg in die Küche fort, stellte das Geschirr ab und kehrte in den Flur zurück. Als er die Wohnungstür öffnete, blickte auf die riesige Gestalt seines Nachbarn und Freundes Siegmar Windler.
»Hallo Alan. Wir stören doch nicht, oder? Nur auf ein Gläschen«, polterte Siegmar und schwenkte eine Rotweinflasche in der Hand. Hinter Siegmars Rücken erkannte er die grazile Gestalt von Siegmars Frau Susanne, die verlegen lächelte. »Wir haben auf dem Balkon noch Licht bei dir gesehen und dachten, wir könnten einfach noch mal vorbeischauen.«
Ohne Alans Antwort abzuwarten schob sich Siegmar in die Wohnung. Jeder Versuch, ihn zu stoppen, das wusste Alan, wäre unweigerlich fehlgeschlagen.
»Nur kurz, Alan«, flüsterte Susanne, mit einem Blick, der du kennst ihn doch signalisierte und folgte ihrem Mann in die Wohnung.
Alan hätte es sich denken können. Siegmar und Susanne schauten nicht das erste Mal so unvermittelt beim ihm vorbei, allerdings klopften sie bisher immer an der Tür. Hatten sie schon etwas geahnt? Bevor er Hannah kennengelernt hatte, freute er sich auf diese spontanen Besuche seiner Nachbarn, mit denen ihm seit ein paar Jahren eine enge Freundschaft verband. Heute war diese Freude nicht so ausgeprägt. Er wollte den beiden schon lange seine neue Liebe vorstellen, konnte sich aber nie dazu durchringen. Nicht einmal am letzten Freitag, als Hannah ihre Kinder bei sich zu Hause hatte und er von Siegmar und Susanne zum Essen eingeladen worden war. Siegmar fing wie üblich an zu fragen, wann denn endlich mal eine Frau bei ihm einziehen würde. Sein Spezialthema. Es war die Gelegenheit, doch irgendetwas hinderte ihn daran, sich zu offenbaren. Wahrscheinlich war es die Unsicherheit, ob es denn überhaupt etwas Ernsthaftes mit Hannah werden würde. Vielleicht würde es wieder nur eine kurze Romanze sein, wie einige Male zuvor geworden und dann hätte Siegmar wieder gelästert. Nichts hätte er peinlicher empfunden, als eine Frau zu präsentieren, die bald darauf wieder verschwunden war. Da sie meistens in Hannahs Wohnung waren, konnten Siegmar und Susanne von Hannahs Existenz kaum etwas mitbekommen haben, allerdings merkte Siegmar beim Fußball einmal an, man sähe sich in letzter Zeit etwas weniger.
»Oh«, rief Siegmar überrascht, als er Hannah erblickte, »wir stören wohl doch?« Mit einem Grinsen im Gesicht drehte er sich zu Alan um, der ihm gefolgt war. Natürlich stört ihr, dachte Alan, aber das konntet ihr ja nicht wissen. »Nein, wir waren sowieso gerade mit dem Essen fertig.«
»Das ist Hannah«, machte er Siegmar und Susanne mit seiner neuen Freundin. Auch Hannah wusste bisher nur wenig von Alans Nachbarn, außer dass sie schon ein paar Mal seine Pflanzen gegossen hatten.
»Endlich mal wieder eine Frau im Haus, was Alan?«, sagte Siegmar in seiner polternden Tonlage und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich dachte schon, das wird nichts mehr.«
»Siggi«, zischte Susanne.
»Setzt euch einfach, ich hole ein paar Gläser.« Mit einem entschuldigenden Blick zu Hannah nahm Alan das restliche Geschirr vom Esstisch und brachte es in die Küche.
»Ich hoffe, es macht dir nicht allzu viel aus, Schatz«, sagte er mit gedämpftem Ton zu Hannah, die ihm gefolgt war. »Das war jetzt nicht so geplant.« Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Die überraschen mich öfter einmal. Sie sind aber ganz gut drauf«. Hannah spürte, dass ihm Siegmars unangenehm war. »Mach dir keine Gedanken. Ist schon okay.«
Siegmar und Susanne waren auf den Balkon gegangen.
»Ich habe hier übrigens etwas ganz Auserlesenes«, stellte Siegmar fest und entkorkte die mitgebrachte Flasche Rotwein mit der Attitüde eines Kenners. »Ein Chateau Aney. Haute Medoc. Nicht ganz billig. So etwas trinkt man nur mit ganz besonderen Freunden.«
»Mach nicht immer so eine Show, Siggi«, raunte Susanne und schüttelte genervt den Kopf. Susanne hatte vor einem halben Jahr ihren fünfzigsten Geburtstag gefeiert. Sie war immer noch eine attraktive Erscheinung. Ihre dunkelblonden, kurzen Haare, die modische Brille mit rotem Gestell und ihre markanten Gesichtszüge verliehen ihr eine avantgardistische Note.
»Und?«, fragte Siegmar, nachdem sie miteinander angestoßen hatten. »Ist das was?«
»Ein toller Wein. Hol doch die anderen Flaschen auch gleich«, scherzte Alan und grinste Siegmar an.
»Die gibt es beim nächsten Mal. Wir kommen jetzt jeden Abend«, gab Siegmar schmunzelnd zurück. »Seit wann kennt ihr beiden euch eigentlich?«
»Seit drei Wochen«, sagte Alan.
»Und das haben wir nicht bemerkt, Mäuschen«, sagte Sigmar zu Susanne gewandt.
»Wo du doch sonst immer alles mitbekommst.« Susanne und musste lachen.
»Du hättest ja wirklich mal etwas sagen können, Kumpel«, wandte sich Siegmar mit gespielter Entrüstung an Alan.
»Wir waren meistens bei mir«, schaltete sich Hannah ein.
»Aber schön, dass wir uns kennengelernt haben.« Susanne nickte Hannah zu. Alle stießen miteinander an.
»Und ich dachte schon, das wird gar nichts mehr mit dir und den Frauen«, sagte Siegmar süffisant.
»Das hast du bereits erwähnt, Siggi«, sagte Susanne genervt.
Dass Siegmar es sich nicht verkneifen konnte, auf diesem Thema herumzureiten, hatte Alan geahnt. Dabei grinste Sigmar übers ganze Gesicht, das von buschigen Augenbrauen und einem schmalen, grauen Oberlippenbart dominiert wurde. Zusammen mit seiner Körpergröße von knapp zwei Metern, dem kantigen, kahlgeschorenen Schädel, war er eine furchteinflößende Erscheinung.
»Seit wann bist du noch mal mit deiner Ex auseinander?«, fragte Siegmar.
»Sag mal, Siggi, das ist doch jetzt völlig uninteressant«, mischte sich Susanne ein.
»Schon lange.« antwortete Alan einsilbig. Er verspürte nicht die geringste Neigung, über Diana zu reden, schon gar nicht im Beisein von Hannah. Um das Thema abzuwürgen, zog er ein Päckchen Zigaretten aus der Hosentasche und hielt sie Siegmar und Susanne entgegen.
»Du weißt doch, dass ich dein Zeug nicht rauche«, sagte Siegmar und holte seine eigenen hervor. Susanne bediente sich dankend. Siegmar gab Feuer.
»Du rauchst nicht?«, fragte er Hannah.
»Nein.«
»Dann bist du die einzige Vernünftige hier in der Runde.«
»Susanne und Siegmar kenne ich übrigens seit vier Jahren, Hannah«, sagte Alan und hoffte inständig, dass Siegmar nicht noch einmal auf Diana zurückkommen würde.
»Fünf«, mahnte Siegmar an, »ich kenne dich fünf Jahre.«
»Ist das wirklich schon fünf Jahre her?«
»Ja, vor fünf Jahren bin ich in den Verein eingetreten. Und ihr beide kennt euch übrigens erst drei Jahre.« Er sah Susanne und Alan abwechselnd an.
»Du hast Recht, Siegmar«, sagte Alan nachdenklich, »vor drei Jahren bin ich hier eingezogen.« An Hannah gewandt fuhr er fort: »Siegmar hat mir übrigens diese Wohnung vermittelt und seitdem sind wir befreundet.«
Hannah nickte anerkennend.
Sie redeten noch eine Weile über Belanglosigkeiten, über das Hochdruckgebiet, das gerade über Europa lag und ihnen diesen lauen Sommerabend bescherte, über den Berliner Wohnungsmarkt, als Hannah von ihrer Wohnungssuche berichtet hatte und über Wohnungen überhaupt und irgendwann merkte Susanne an, dass sie am nächsten morgen früh aufstehen müsste, um nach Rostock zu kommen. Alan atmete durch. Es war halb elf, als sich Siegmar und Susanne verabschiedeten.
Hannah hatte ihren nackten Körper ganz eng an ihn geschmiegt und ihr linkes Bein über seine Hüfte gelegt.
»Ich weiß nicht, Schatz, aber irgendwie passen die beiden nicht zusammen«, sagte sie, während ihre Finger an seinem Ohrläppchen spielten.
»Ja, sie sind sehr unterschiedlich, aber so ganz gleich ticken wir ja auch nicht, oder?« Alan streichelte ihre Halspartie.
»Das meine ich gar nicht. Ich glaube, mit Susanne kann ich gut klarkommen, sie ist eine feinsinnige Frau, aber Siegmar wirkt auf mich sehr hölzern. Ich weiß gar nicht, wie sie es mit dem aushält.«
»Du hast ja Recht, Hannah. Siegmar ist ein bisschen rustikal, aber ansonsten ein herzensguter Mensch. Ich kenne ihn wie gesagt fünf Jahre und kam mit ihm immer gut aus.«
»Entschuldige Alan, aber der Mann erinnert mich an einen belgischen Kameramann, der mir damals in Bagdad ein paar Mal über den Weg gelaufen war. Arbeitete für Al-Jazeera und kam mit der typischen Attitüde eines Söldners daher. Grobschlächtig und laut. Hatte bis spät in der Nacht harte Sachen gesoffen und versucht, jede Frau in sein Feldbett zu bekommen. Ich hatte regelrecht Angst vor dem.«
»Siegmar ist ganz anders, glaube es mir, Schatz.«
»Ging mir einfach nur so durch den Kopf. Du hast ihn beim Fußball kennengelernt?«
»Ja.«
»Und seit dieser Zeit seid ihr auch privat befreundet?«
»Es fing ein bisschen später an. Am Anfang haben wir zunächst nur zusammen das eine oder andere Bier nach dem Spiel getrunken. Eine engere Freundschaft entstand erst, als sich meine Ex von mir getrennt und unsere gemeinsame Wohnung verlassen hatte. Ich wollte auch nicht länger bleiben und wie es der Zufall wollte, wurde bald darauf diese Wohnung hier frei.«
»Und danach habt ihr euch öfter zu dritt getroffen?«
»Sie haben mir beim Renovieren und beim Umzug geholfen und von da an sind wir immer enger zusammengekommen.«
Alan ließ seine Hand an Hannahs Rücken hinuntergleiten. Er spürte ihre harten Brustwarzen auf seine Haut und gleichzeitig seine Erektion.
»Das war übrigens eine beschissene Zeit für mich«, fuhr er fort, »und ich bin Siegmar und Susanne auch dankbar dafür, dass sie mir eine gute Abwechslung waren. Ich hatte mich nach der Trennung von Diana voll in die Arbeit gestürzt und ständig Berge von Akten mit nach Hause geschleppt. Auch am Wochenende. Und wenn ich nicht mehr weiterkam, habe ich das Fernsehgerät eingeschaltet und bin durch die Kanäle gezappt, bis ich irgendwann einschlief.«
»Das ist ja schrecklich.«
»Ja, das war wirklich keine schöne Zeit. Eines Abends klopfte es und Siegmar und Susanne standen an der Wohnungstür.«
»Wie heute Abend«, bemerkte Hannah.
»Genauso wie heute Abend, nur das sie damals und seitdem immer geklopft haben. Einfach so. Ganz spontan. Auf ein Glas Wein.« Alan hatte den kleinen Leberfleck auf ihrem Rücken ertastet und umkreiste ihn mit dem Finger. »Das war übrigens auch die Zeit, wo ich angefangen habe zu kochen«, fuhr er fort. »Wir haben ein paar Mal zusammen gekocht. Vorher stand jeden zweiten Abend der Pizzabote an meiner Wohnungstür. Ich war wirklich dankbar für die Abwechslung.«
»Warum hat sich deine Frau von dir getrennt?«, fragte Hannah. Er zuckte zusammen. Die Frage hat irgendwie eine investigative Färbung. Gut, sie ist Journalistin. Aber warum will sie das wissen? Gerade jetzt im Bett. Will sie die Grundfeste ihrer Beziehung hinterfragen oder ist es die typische Neugier einer Frau? Natürlich hatte Siegmar sie mit seinem Gequatsche darauf gebracht.
»Das ist ganz einfach zu erklären, Schatz. Wir hatten total unterschiedliche Zielvorstellungen. Sie wollte Karriere machen und ich hätte mich lieber um Kinder gekümmert. In diesem Spannungsfeld bewegte sich unsere Beziehung von Anfang an. Eigentlich hatte sie nur zuerst den Schritt getan, den ich auch hätte machen sollen.« Von dem auslösenden Moment, der kurzen aber heftigen Liaison mit Beate, der Staatsanwältin, brauchte Hannah nichts zu wissen. »Dich interessiert Diana doch nicht wirklich, oder?«
»Nein Schatz. Ich weiß auch nicht, wie ich darauf gekommen bin.« Hannah gab ihm einen intensiven Kuss auf den Mund.
»Was machen Susanne und Siegmar eigentlich beruflich?«,
»Siegmar ist Abteilungsleiter bei der Berliner Steuerverwaltung. Hat sich da auf einen gutdotierten Posten hochgearbeitet, wie er mir mal bei einem Bier anvertraut hat. Er berät mich übrigens auch bei meiner Steuererklärung.«
»Und Susanne?« Hannah gähnte.
»Susanne fährt zur See.«
»Wie bitte?« fragte Hannah ungläubig.
»Ja, sie arbeitet als Chefstewardess bei einer Fährgesellschaft und fährt jede Woche von Rostock nach St. Petersburg. Darum hat sie sich doch verabschiedet.«
»Und jede Woche? Dann ist sie die meiste Zeit unterwegs.«
»Nein, ihre Arbeitszeiten sind völlig unregelmäßig. Wie sie mal sagte, hat sie nach einer bestimmten Zeit immer wieder auch ein paar Tage frei. Also mein Job wäre das auch nicht. Sie findet das aber immer noch toll. Macht das ja auch schon zwanzig Jahre. Letztens hatte sie wohl von einem Angebot auf einem Kreuzfahrtschiff erzählt, das ganz interessant gewesen wäre. Aber das war ihr dann wegen der langen Reisen doch nicht geheuer.«
»Ihr Alter sieht man ihr auch nicht an«, sagte Hannah anerkennend. »Dafür hat sie sich wirklich gut gehalten. Wie findest du sie eigentlich?«
»Ich? Susanne? Ist nicht mein Typ.«
»Und warum nicht?«
»Sie hat nicht so schöne Titten.« Alan grunzte durch die Nase und umfasste gefühlvoll Hannahs linke Brust. Es sollte ein Scherz sein, dass es einfach nur eine un passendeAntwort war, fiel ihm zu spät ein. Hannah sah ihn sogleich fragend an.
»Kennst du sie denn?«
»Wen?« fragte Alan. Vergiss es einfach, Hannah, betete er.
»Ihre Titten. Kennst du sie?« Erschrocken über sich selbst hielt Hannah inne. »Sag mal, worüber reden wir hier eigentlich?«, fragte sie entrüstet, drehte sich abrupt von ihm weg und zog sich die Bettdecke fest um ihren Körper. »Über Susannes Brüste. Das glaube ich nicht.«
»Das war einer meiner blöden Scherze, Schatz«, sagte Alan, während er sich über sie beugte und seine Nase sanft an ihren Hals drückte. »Entschuldige bitte.«
»Ist ja auch egal«, antwortete Hannah und gähnte. War sie jetzt sauer? Kurz darauf registrierte Alan ein rhythmisches Atmen. Hannah war eingeschlafen oder tat wenigstens so. Vorsichtig zog er sich zurück und bedeckte ihren Körper. Er drehte sich auf den Rücken und starrte in die Dunkelheit.
Seit drei Wochen waren er und Hannah jetzt ein Paar. Wie bei Diana ging alles sehr schnell, allerdings hatte es mit seiner Ex schon nach drei Wochen das erste Mal ordentlich gekracht.
Mit Hannah war alles anders. Harmonischer, mehr zueinander gewandt. Er hatte sich zwei Tage nach ihrem ersten Treffen beim Italiener bei ihr gemeldet und Hannah hatte ihn am Abend zu sich zum Dinner eingeladen. Es gab mexikanische Tortillas und Enchiladas, dazu verschiedene Saucen und einen grünen Salat. Er hatte zwei Flaschen Sauvignon Blanc mitgebracht. Noch am frühen Abend ließen sie die halbgefüllte Weinflasche und das Essgeschirr auf ihrem kleinen Küchentisch zurück, um in ihrem Schlafzimmer zu verschwinden. Nach dieser Nacht war nichts mehr wie vorher.
Alan verspürte Durst. Vorsichtig glitt er aus dem Bett und ging in die Küche. Er goss sich ein Glas Cola Zero ein, zündete sich eine Zigarette an und setzte sich an den Tisch. Hannah schien Siegmar nicht besonders zu mögen, aber er hoffte, dass sich das geben wird. Er erinnerte sich an sein erstes Zusammentreffen mit Siegmar. Überheblich und lautstark hatte Siegmar im Training die Bälle gefordert und gleichzeitig eindrucksvoll nachgewiesen, dass sein fußballerischer Verstand äußerst limitiert war. Aber das musste man Siegmar nachsehen, ihm einfach seine Auftritte lassen. Alan hatte eine gewisse Routine entwickelt und jetzt waren sie gute Freunde.
Susanne und Hannah bewegen sich auf einer Wellenlänge, auch wenn sie einige Jahre auseinanderliegen. Susanne ist eine besonnene Frau, die auch Siegmar immer wieder zähmt, wenn mit ihm der Gaul durchgeht. Auch wenn sie auf den ersten Blick ein ungleiches Paar abgaben, so hatte er im Laufe der Zeit doch festgestellt, dass sie gut aufeinander eingespielt waren.
Alan trank mit einem Schluck das Glas leer, drückte die halb gerauchte Zigarette aus und schlich zurück ins Schlafzimmer.