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1 – BETEN HILFT NICHT!


Haben Sie schon einmal gebetet? Ich meine, als jemand in Not war und Sie keinen anderen Ausweg mehr wussten. Wer hätte das nicht schon einmal getan und gehofft, es würde helfen! Hat es geholfen?

Wahrscheinlich erinnern Sie sich nicht mehr daran. Ist auch egal, denn das Beten hat zumindest Ihnen geholfen, die kritische Situation psychisch zu bewältigen. Das ist ein wichtiger Grund, warum wir beten, weil es UNS hilft. Aber hilft es auch den anderen, für die wir beten?

Es gibt leider kaum Situationen, wo wir wissenschaftlich nachweisen können, ob Gott Einfluss auf unsere Welt ausübt. Aber Beten ist eine solche. Denn wenn Gott allgut, allwissend und allmächtig ist, dann sollte er uns helfen, wenn wir ihn darum inständig bitten. So sagen es jedenfalls die christlichen Kirchen und fordern uns deshalb immer wieder zum Gebet auf. Ob Beten tatsächlich hilft, lässt sich wissenschaftlich nachweisen. Selbst wenn es nicht in jedem einzelnen Fall funktionieren sollte (weil gewisse Übel Strafe Gottes seien, so die Kirchen), so sollte sich Beten doch wenigstens insgesamt irgendwie positiv auswirken. Genau das haben mehrere Mediziner in zwei groß angelegten Blindtest-Studien untersucht und in den angesehenen Fachzeitschriften The Lancet, doi:10.1016/S0140-6736(05)67718-5 (Mantra-II-Studie), im Jahr 2005 und American Heart Journal, doi: 10.1016/j. ahj.2005.05.028 (STEP-Studie), im Jahr 2006 veröffentlicht. Sie unterteilten Patienten, die eine Herzkranz-Bypass-Operation erhielten, in drei Gruppen zu jeweils etwa 600 Personen. Außerdem gab es drei Gruppen kirchlich-christlicher Gruppen, die die Namen der Patienten der ersten beiden Gruppen erfuhren und für die sie beten sollten, dass sie ohne Komplikationen gesunden sollten. Die Patienten der ersten Gruppe wurden informiert, dass für sie gebetet würde; die zweite Gruppe wurden, für die gebetet wurde, wurde informiert, dass für sie vielleicht gebetet würde; und die dritte Gruppe, für die nicht gebetet wurde, wurde darüber informiert, dass für sie vielleicht gebetet würde.

War die Komplikationsrate jener Patienten, für die gebetet wurde, geringer als bei denen, für die nicht gebetet wurde? Das Ergebnis: Die Komplikationsrate der letzten beiden Gruppen, die nicht wussten, ob für sie tatsächlich gebetet wurde (wovon für eine tatsächlich gebetet wurde und für die andere nicht), war mit 51 % und 52 % statistisch gesehen gleich. Lediglich die Patienten der ersten Gruppe, für die gebetet wurde und die davon wussten, hatten mit 59 % eine signifikant höhere Komplikationsrate! Der Grund für dieses letztere unerwartete Ergebnis war wahrscheinlich, so die Mediziner, der geringere Lebensmut und damit die körperliche Widerstandskraft, die sich einstellt, wenn man erfährt, dass es wohl sehr schlecht um einen stehen muss, wenn andere für einen beten. Ansonsten ist das Ergebnis eindeutig: Das Beten der drei kirchlich-christlichen Gruppen hatte keinen positiven Einfluss auf die Gesundung der Herzpatienten. Beten hat einfach nicht geholfen.

Allein daraus den Schluss zu ziehen, es gäbe keinen Gott, ist heikel und mit Recht umstritten. Auf jeden Fall lässt sich Folgendes sagen: Wenn es keinen Gott gibt, dann lässt sich das Ergebnis zwanglos erklären. Wenn es einen Gott gibt, dann lässt er sich durch Beten offensichtlich nicht dazu überreden, das Gute in unserer Welt zu fördern und dem Bösen Einhalt zu gebieten. Angesichts der Eigenschaften Gottes, allgut, allwissend und allmächtig zu sein, einerseits, und andererseits der unsäglichen Gräuel auf dieser Welt, für die gebetet wird und von dem wir nun wissen, dass es nichts nützt, sind starke Zweifel an seiner Existenz sicherlich angebracht. Und ich habe Verständnis für so manchen schicksalsgebeutelten Menschen, den ich getroffen habe, der sich fragt, ob er so einen Gott in seinem Leben wirklich noch braucht.

Eine andere Sicht auf die Welt!

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