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WIR SIND

ASTRONAUT!

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Wie, bitte, wird man Astronaut? Dies ist wohl eine

der meistgestellten Fragen an mich. Hier also eine

Kurzanleitung für alle, die das nicht beruflich tun,

sondern es mit dem Einsatz von Geld erreichen wollen.

Zunächst, wer darf sich eigentlich Astronaut nennen, und wo beginnt der Weltraum? Die Internationale Aeronautische Vereinigung (FAI, auch für Raumfahrt zuständig) hat als Grenze zum Weltraum die sogenannte Kármán-Linie in 100 km Höhe festgelegt, oberhalb derer kein aerodynamischer Flug mehr möglich ist.

Man sollte meinen, jeder der im Weltraum war, ist ein Astronaut. Dem ist nicht so. Zwar verleiht die amerikanische FAA (Federal Aviation Administration) jeder zivilen Person, die höher als 50 Meilen fliegt (entspricht 80,5 km, sozusagen eine amerikanische Weltraumdefinition) »commercial astronaut wings«, aber das hat international keine Bedeutung. Insbesondere ist man damit kein Astronaut wie der Name vermuten ließe.

Die bisher einzig gültige Definition für einen Astronauten, die von der FAI geteilt wird, kommt von der ASE, der Association of Space Explorers, der Vereinigung aller geflogenen Astronauten. Sie besagt, dass als Astronaut gilt und in die ASE aufgenommen wird, wer wenigstens eine Erdumrundung in einem Raumschiff vollendet hat.


Die Commercial-Astronauts-Wings-Auszeichnung der FAA. (Bild: FAA, PD US Government)

Dies ist der Grund, warum Alan Shepard mit Recht nicht als erster amerikanischer Astronaut gilt, sondern John Glenn der acht Monate nach ihm die Erde umrundete, obwohl Shepard mit seinem suborbitalen Flug der erste Amerikaner im Weltraum war. Fazit: Suborbitale Flüge, sozusagen Hopser über 100 km und sofort wieder zurück, machen noch keinen Astronauten.

Dies sind schlechte Nachrichten für all jene, die bei Virgin Galactic oder XCOR Aerospace solche sub-orbitalen Flüge für 250.000 Dollar bzw. 95.000 Dollar bereits gebucht haben. Inzwischen gibt es mehr als 700 solcher Buchungen bei voller Bezahlung des Flugpreises, obwohl noch kein einziger Flug stattgefunden hat! Der Jungfernflug sollte anfangs im Jahr 2009 stattfinden. Nach vielen Verschiebungen verlor Virgin Galactic am 31. Oktober 2014 bei einem Absturz nicht nur ihre Flieger, sondern auch der Pilot starb. Wann der Erstflug stattfinden wird, steht zurzeit (August 2017) immer noch nicht fest.

Ich hatte bereits harte Diskussionen mit Personen, die gebucht haben und glauben, durch die Verleihung der Astronaut Wings nach ihrem Flug Astronauten zu sein, was Virgin Galactic und XCOR als Werbung angeblich auch jedem erzählen.

Um nach internationalem Verständnis Astronaut zu werden, muss man schon wesentlich mehr Geld auf den Tisch legen – und zwar aktuell 45.000.000 Dollar (in Worten: 45 Millionen Dollar) der Firma Space Adventures. Zusammen mit der russischen Raumfahrtagentur schickt sie Weltraumtouristen mit der Sojus-Rakete auf die Internationale Raumstation. Sieben Weltraumtouristen waren mit Space Adventures bereits dort, wobei der erste, Dennis Tito, für seinen Flug im Jahre 2001 nur 20 Millionen Dollar zahlen brauchte, während die Sängern Sarah Brightman, die 2014 fliegen sollte, jedoch kurzfristig absagte, die besagten 45 Millionen Dollar zahlen musste. Die Nachfrage scheint weit größer als das Angebot.

Wer es noch exklusiver will und das entsprechende Kleingeld hat, sollte sich überlegen, ob er nicht zum Mond fliegen will. Laut Space Adventures wird es zwei Sitze in einer Sojus-Kapsel geben, die im Jahre 2018 zum Mond fliegen, ihn in einigen Hundert Kilometer Höhe einmal umkreisen und danach direkt wieder zur Erde zurückfliegen soll. Flugzeit insgesamt 8–9 Tage und technisch kein Problem. Alles eine Frage des Geldes. Um genau zu sein 150 Millionen Dollar. Angeblich ist ein Sitz bereits verkauft, wobei Space Adventures den Namen des angeblich berühmten Käufers nicht preisgeben will. Der andere Sitz wird gerade für schlappe 100 Millionen Dollar angeboten.

Man sollte meinen, diese Mondtouristen sowie alle früheren Apollo-Raumfahrer seien keine Astronauten, weil sie nicht die Erde umkreisen, sondern zum Mond hin- und zurückfliegen. Dem ist nicht so. Denn alle Flüge zum Mond, und später auch die zum Mars, benötigen für den Checkout einen sogenannten Parkorbit um die Erde, bevor der Schuss zum Mond oder Mars gesetzt wird. Und dieser eine Orbit macht den feinen Unterschied.

Höllenritt durch Raum und Zeit

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