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Ein bescheidener Anfang

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Freitag

Jacques sah sie von fern aus dem Wohnmobil steigen. Sportlich sprang sie die drei Stufen auf den Weg hinunter, knallte mit einer schwungvollen Armbewegung die Tür hinter sich zu und lief auf eine dunkelgrüne Vespa zu, vor der zwei Polizisten in voller Montur standen. Nach einem kurzen Wortwechsel ließen sie die junge Frau mit der dunklen Hautfarbe aufsteigen. Sie setzte die große runde Sonnenbrille auf, dann den weißen alten Helm ohne Kinnschutz, nur mit Lederriemen.

»Die spinnt!«, sagte Jacques zu seinem Freund Jean Mahon. Der Kommissar saß neben ihm am Steuer des Polizeiwagens, polierte einen Apfel, zog die Augenbrauen hoch und öffnete den Mund, als wollte er etwas anmerken. Aber mit dem Untersuchungsrichter über Frauen zu reden, schien ihm wohl jetzt nicht angemessen.

»Die spinnt«, sagte Jacques noch einmal, als er zusah, wie die junge Frau mit ihren langen Beinen in engen Jeans und Turnschuhen auf dem Roller saß und einhändig losbrauste, während sie mit der linken Hand noch einen Schal in den Ausschnitt der knappen Lederjacke stopfte.

»Solche Helme gehören verboten«, sagte Jean, »wenn du damit fällst, zerschneidest du dir dein ganzes Gesicht.«

»Schade, bei dem Aussehen.« Jacques betonte jedes Wort, und der Kommissar lachte.

»Stehst du jetzt nur noch auf Farbige?«, fragte er. Die beiden Männer kannten sich schon lange. Als Untersuchungsrichter Jacques Ricou noch mit der eleganten Pariserin Jacqueline verheiratet gewesen war, fuhren die beiden Ehepaare jeden Winter gemeinsam in den Schnee – die Männer, um Ski zu rasen, die Frauen, um sich aufs »Après« vorzubereiten.

»Überhaupt nicht. Meinst du wegen Amadée?«

»Vielleicht. Sie ist doch schon weg, oder?«

»Ja, seit vierzehn Tagen. Nach sechs Wochen in meinem bescheidenen Appartement bekam sie Heimweh nach dem Blick von ihrer Terrasse auf den Atlantik.«

»Wirst du sie besuchen?«

»Klar, im Winter, wenn es hier wieder grässlich nass und kalt ist. Dann ist es auf ihrer Plantation wie im Paradies.«

Amadée, die Kreolin aus Martinique, hatte Jacques die linke Seite ihres großen Bettes angeboten, nachdem ihr Mann beim Sturz von seinem Pferd tödlich verunglückt war. Jacques hatte den Platz nicht zurückgewiesen. Von der Bananenplantage am Osthang des Mont Pélée hatte man den berühmten weiten Blick auf die von den Passatwinden hochgepeitschten Wellen im Atlantischen Ozean. Wenn Jacques davon sprach, geriet er ins Schwärmen.

Jetzt aber saß er neben dem drahtigen Kommissar und ärgerte sich über den – wie er fand – trivialen Einsatz gegen junge Leute, die bei einer Rave-Party ein bisschen Spaß haben wollten. Und er verstand nicht, weshalb die Polizisten die Frau in Leder nicht festgehalten hatten.

»Warum haben sie die schöne Dunkle wohl laufen lassen?« Er sah den Kommissar fragend an.

Der öffnete die Tür, rutschte trotz seines leichten Gebrechens, er stand kurz vor der Pensionierung, flink hinter dem Steuerrad hervor und ging mit den Worten – »Das lässt sich herausfinden« – auf die beiden Polizisten zu.

Jacques fand den Griff nicht, um die Tür des neuen Wagens zu öffnen, tastete hilflos an der Innenverkleidung herum und als er endlich draußen war, kam ihm Kommissar Jean Mahon schon wieder entgegen.

»Sie hatte eine Akkreditierung als Journalistin vom Figaro«, sagte er.

»Und was wollte sie in dem Wagen?«

»Werden wir auch gleich wissen, wenn die Durchsuchung beendet ist.«

»Ich frag mich wirklich, was ich hier soll«, sagte Jacques mürrisch, »das ist doch Kinderkram.«

»Der Wochenenddienst wird Ihnen gut tun«, hatte seine Chefin, Marie Gastaud, mit ihrer unbeweglichen Miene gesagt, als sie Jacques den Auftrag gab, sich für einen Einsatz gegen eine illegale Rave-Party in Créteil bereitzuhalten. Nicht mal durch ein Wimperzucken hatte die Gerichtspräsidentin angedeutet, dass der aufmüpfige Untersuchungsrichter damit ein wenig gedemütigt werden sollte.

Marie Gastaud gab sich zwar streng, aber bisher hatte sie Jacques stets den Rücken freigehalten, selbst wenn er sich gelegentlich knapp vergaloppierte. In ihren zeitlosen Seidenkleidern und mit einer Frisur, die wie ein hellblaues Sahnebaiser auf ihrem Haupt thronte, wirkte sie stets wie die Inkarnation der bourgeoisen Karrierefrau, die trotz ihres Berufs auf Mann und Kinder nicht verzichtet hatte.

»Wenn ich vor zwanzig Jahren einen solchen Polizeieinsatz erlebt hätte, wäre ich wahrscheinlich nie in den Staatsdienst gegangen«, sagte Jacques.

»Mein Gott, was willst du machen, wenn die Kerle gegen die Gesetze verstoßen?«, antwortete Jean Mahon. Als Mitglied der police judiciaire ging er mit seinen Leuten dem Untersuchungsrichter zur Hand, wenn es darum ging, Wohnungen und Büros zu durchsuchen oder einen Verdächtigen festzunehmen.

Heute allerdings war ein Großaufgebot an Sicherheitskräften der städtischen Polizei und der Gendarmerie, ja sogar der im Volk als Schlägertruppe verschrienen CRS mit ihren schwarzen Kampfanzügen und Helmen ausgezogen, um diese illegale Rave-Party aufzulösen.

Es ging um eine dieser free partys irgendwo in der Natur, auf entlegenen Lichtungen, an einsamen Flussufern, die es überall in den USA, in Großbritannien, in Deutschland und eben auch in Frankreich gibt. Beim Rave kontrolliert kein muskelbepackter Türsteher den Zutritt, zockt keiner hohe Eintrittsgelder ab, jeder kann teilnehmen, der im Internet die richtige Infoline findet und dann wie bei einer Schnitzeljagd die richtigen Signale entdeckt, die zu dem geheim gehaltenen Ort führen. Mal kommen nur fünfhundert, mal ein paar tausend Raver.

Unter illegalparty.com oder shitkatapult.com waren hello peoploids! im Internet ermuntert worden, am letzten Septemberwochenende an das Marneufer bei Créteil im Parc du Morbras ein Technival zu feiern. So nah bei Paris – da würden zehntausend kommen.

Aber die Polizei hatte mitgelesen. Denn Rave-Partys stören die Bourgeoisie. Und die Umweltschützer. Drei Tage Techno, drei Tage Saufen und Tanzen, Sex und Drogen, Ausflippen und Zusammenbrechen, das bedeutete zertrampeltes Gras, verschreckte Sumpfeulen und Tonnen an Müll: Papier, Dosen, Kondome und Spritzen. Und vielleicht auch noch ein paar Ecstasy-Leichen.

Und was die Bourgeoisie derart störte, das bekämpfte der wegen seiner Strenge respektierte Innenminister schon seit Jahren. Allerdings wurde er, wegen seiner unverhohlenen politischen Ambitionen, inzwischen selbst von der konservativen Presse mit Skepsis beobachtet. Zunächst waren die Proteste von Schülern und Studenten (darunter auch Kinder der Bourgeoisie) gegen die Verschärfung des Gesetzes über die Alltägliche Sicherheit unangenehm laut, doch nach dem 11. September wagte niemand mehr, solche Maßnahmen zu kritisieren. Nach dem Dekret 887 aus dem Jahr 2002 müssen Rave-Partys vom Präfekten genehmigt werden. Und da Präfekten direkt vom Innenminister ernannt werden, stellen sie keine Genehmigungen für Rave-Partys mehr aus.

Trotzdem waren Lastwagen mit riesigen Verstärkern auf der Ladefläche kurz nach Sonnenaufgang den dreckigen Chemin du Morbras hinabgefahren, ihre Aufbauten hatten tief hängende Äste von den Bäumen gerissen, und gegen Mittag war auf dem Weg schon kein Durchkommen mehr gewesen; überall parkten Camper oder Wohnmobile, waren Motorräder abgestellt, und aus der nahe gelegenen Metro-Station quollen mit jedem eintreffenden Zug Hunderte von jungen Leuten.

»Man hätte die Schlacht verhindern können, wenn die Bullen es nur ein wenig intelligenter angestellt hätten«, sagte Jacques.

»Die Bullen. Jetzt redest du auch schon so. Wenn die städtische Polizei die Gegend gestern Abend abgesperrt hätte, wäre überhaupt nichts passiert. So konnten die CRS-Leute sich wieder mal austoben. Erst als fast tausend Leute da waren, haben sie eingegriffen. Und wie!«

Der Untersuchungsrichter wagte es nicht zu sagen, was ihm dazu spontan einfiel. Die Worte, die noch vor kurzem viele ungeniert gerufen hatten: CRS = SS. Aber so gut er Jean auch kannte, er war sich nicht sicher, wie sein Freund darauf reagieren würde.

»Wenn die nicht von allein gehen!«

»Du bist komisch. Hättest du dich in dem Alter davongemacht? Ich nicht. Ich hätte mich auch eher prügeln lassen. Und das müssen die doch wissen! Haben die denn keinen Psy dabei? Und Tränengasgranaten darf man bei so einer Aktion doch in keinem Fall einsetzen.«

»Das ist auf offenem Gelände doch auch nur halb so schlimm.«

»Aber einem ist die Hand abgerissen worden, weil die Sadisten von der CRS mit den Granaten auf den Mann gezielt haben.«

»Was zu beweisen wäre …«

»Die Hand ist ab!«

»Aber du hast ja nun auch zu tun bekommen. Ganz umsonst ist unser Einsatz also doch nicht.«

»Erst mal abwarten, was dabei rauskommt.«

Sie warfen einen Blick in die Runde. Das Flussufer sah wie ein Schlachtfeld aus – obwohl das Technival gar nicht erst begonnen hatte. Die Lastwagen mit der Musikelektronik waren den Weg wieder hinaufgerumpelt, Polizeieinheiten bewachten den Zugang von der Stadt her, die CRS-Mannschaften saßen in ihren dunkelblauen Einsatzbussen mit den dicken Drahtgittern vor den Fenstern.

»Ich habe Hunger«, sagte Jacques. »Kannst du nicht mal dafür sorgen, dass deine Leute sich beeilen?«

Kommissar Jean Mahon lachte. »So verfressen kenne ich dich gar nicht! Lass uns mal nachschauen.«

Als der Richter und der Kommissar auf das Wohnmobil zugingen, sprang die Tür auf, zwei Polizisten traten heraus und zerrten einen jungen Mann, etwa zwanzig Jahre alt, in Handschellen hinter sich her.

»Patron«, sagte der erste an Jean Mahon gewandt, »Monsieur besitzt einen fahrenden Drugstore.«

»Wir sind so weit«, rief jemand von drinnen, und Jacques kletterte hinter seinem Freund die Treppenstufen hoch.

Jean stieß einen Pfiff der Hochachtung aus. »Donnerwetter! Alles, was man braucht.«

Eine flauschige Decke und weiche Laken lagen wirr auf dem breiten Doppelbett im hinteren Teil des Wagens. Darüber reihten sich in einem Regal aus edlem Holz Wein- und Wodkaflaschen. Ein Meister der Raumaufteilung hatte in dem von außen klein erscheinenden Wagen nicht nur die Lotterwiese untergebracht, sondern neben der Kochecke auch eine Dusche mit Toilette, eine Sitzecke mit Flachbildfernseher, DVD-Anlage und einem Surround-Boxenset mit sechs Dolbyeinheiten.

»Wir fanden alles säuberlich in den Regalen, wie es sich gehört«, sagte der Sergeant, der die Durchsuchung mit so viel Feingefühl vorgenommen hatte, dass nicht ein Paneel der Holzverkleidung beschädigt worden war.

»Was haben wir denn da?«, fragte Jacques.

»Schätzungsweise hundertfünfzig Gramm Kokain. Aber dann die ganze Palette: Tranxen, Rohypnol, Ephedrine, Fenetyllin, Cannabis. Alles was man braucht, um drei oder vier Tage ohne Schlaf durchzufeiern, um sich hochzuputschen und wieder runterzukommen. In diesem Drugstore sind Waren mit einem Einzelverkaufswert von ein paar hunderttausend Euro. Und nix von wegen Eigenbedarf, dafür ist das zu viel. Das ist ein Kaufladen.«

»Hat er Papiere dabei?«, fragte Jacques.

»Ja.« Der Sergeant kramte in den Unterlagen, die er in der Hand hielt. »Didier Lacoste. Student. Geboren 1983 im American Hospital in Neuilly, Führerschein 2001 ausgestellt in Bonifacio.«

»Ach, so einer!«, rief Jean Mahon. Er wusste, dass jemand, der über Clan-Kontakte auf Korsika verfügte, seinen Führerschein auch schon mal ohne Prüfung erhielt.

Jacques zog sein schwarzes Moleskine-Notizbuch aus der Jackentasche und notierte sich die Angaben. Er benutzte diese Kultbüchlein, seit Margaux ihm, als sie frisch verliebt waren, sein erstes Moleskine mit der Bemerkung geschenkt hatte, ein gleiches habe schon Proust benutzt. Und van Gogh und Matisse, sogar Hemingway.

»Was machen wir mit dem? Einbuchten?«, fragte der Sergeant.

»Der Wagen wird beschlagnahmt. Lasst ihn abholen«, befahl Jacques. »Und nehmt Lacoste erst mal mit zur Wache, schreibt die Personalien auf und macht all das, was zu tun ist. Schaut nach, ob schon was gegen ihn vorliegt. Wie spät ist es denn jetzt?«

Der Kommissar schob den Ärmel hoch und legte seine Uhr frei.

»Halb acht.«

Eine halbe Stunde bis nach Hause, rechnete Jacques aus, dann duschen, umziehen, zehn Minuten bis in Michels Atelier in Belleville. Er würde gerade noch rechtzeitig kommen zu der großen Feier, zu der sein Malerfreund Michel Faublée eingeladen hatte, weil ein einziger Sammler gleich drei große Bilder gekauft hatte.

»Bis morgen!« Jacques zog seinen Autoschlüssel aus der Jackentasche. »Der Knabe kann bei euch die Pritsche kennen lernen, wird ihm gut tun. Vielleicht habt ihr ja noch mehr Besuch. Aber keine Telefonate! Er braucht noch keinen Anwalt. – Bringt ihn morgen früh um elf zu mir ins Gericht.«

Sonnabend

Er holte tief Luft und seufzte. Oje, dreimal, ojeojeoje. Der Schädel brummte zwar nicht, aber es war doch zu viel Alkohol gewesen. Und dann dieser Anruf! Martine Hugues, die pummelige gute Seele in seinem Büro, von Amts wegen Gerichtsschreiberin, hatte ihn um neun Uhr früh aus dem Bett geklingelt.

»Jacques, da läuft irgendetwas Furchtbares. Marie Gastaud kann dich nicht erreichen und hat mich über ihre Sekretärin gebeten dir zu sagen, du sollst um elf in ihrem Büro auftauchen. Sie scheint zu kochen. Und das ist selten bei unserer Betonmarie!«

Martine lachte, während sich auf Jacques’ Haut – von einem plötzlichen Hitzeausstoß hervorgerufen – Schweißperlen bildeten.

»Wenn du mich erreichen kannst, dann hätte sie das doch auch schaffen können«, verteidigte er sich.

»Angeblich hat sie dir gestern Abend aufs Band gesprochen, aber du hast dich nicht zurückgemeldet.«

»Ich rufe sie an. Um elf kann ich nicht. Bitte sei im Büro, wir haben Arbeit, du musst Protokoll führen.«

Er knurrte. Irgendwann gegen zwei hatte ihn endlich seine Bettdecke umschlungen. Er war versackt. Allein. Bei Michel hatte niemand geöffnet, als er dort voller Erwartungen und guter Laune erschienen war. Die Vorfreude hatte ihn genau eine Woche zu früh angeschwemmt. Vorfreude, weil Michel ihm vorgeschwärmt hatte, der Sammler aus dem 16. Arrondissement bringe viele elegante Freunde mit und – interessante Freundinnen!

Jacques wählte die Nummer der Gerichtspräsidentin. Es klingelte nur einmal, und sie hob den Hörer ab.

»Bonjour Madame la présidente, Jacques Ricou«, sagte er und versuchte sich so dienstlich wie möglich zu geben.

»Monsieur le juge«, auch Marie Gastaud schlug einen möglichst kühlen Ton an, »vor mehr als zwölf Stunden habe ich vom Chef de Cabinet des Justizministers einen Anruf erhalten. Danach haben Sie gestern bei der Rave-Party Didier Lacoste festgenommen, ihn dann aber weder verhört noch ihm gestattet, einen Anwalt anzurufen. Und seit mehr als zwölf Stunden versuche ich, Sie zu sprechen. Können Sie das erklären?«

»Madame la présidente. Sie haben mich zu der verbotenen Rave-Party geschickt. Dort hat die Polizei in meinem Auftrag einen Wohnwagen voller Drogen beschlagnahmt, der von Didier Lacoste gefahren wurde. Entsprechend den Regeln wurde er zur Feststellung der Personalien mitgenommen auf das Revier. Die Regel erlaubt auch, ihm erst nach vierundzwanzig Stunden den Kontakt zu einem Anwalt zu gewähren. Das wäre heute Abend. Ich habe den Termin für sein Verhör schon gestern für heute um elf festgelegt.«

Er machte eine kleine Kunstpause, wechselte den Ton, und fragte vertraulich: »Was ist so wichtig an dieser Person?«

»Sein Vater ist Alain Lacoste.« Die Gerichtspräsidentin blieb kühl.

»Pardon, das sagt mir nichts.«

»Ehemaliger Präfekt von Marseille. Vertrauter des Innenministers, heute Chef der Sofremi, die dem Innenministerium untersteht. Ich bin von höchster Stelle gebeten worden, Lacoste noch gestern Abend freizulassen.«

Jacques schluckte. »Sofremi. Die Genehmigungsbehörde für Waffenhandel. Ach ja.«

Sollte er die Gerichtspräsidentin darauf hinweisen, dass ein Untersuchungsrichter nach dem Gesetz völlig unabhängig ist, dass also auch Marie Gastaud nicht das Recht hat, Lacoste zu entlassen?

»Haben Sie es getan?«, fragte er.

»Nein, Monsieur le juge. Weil mir das nicht zusteht. Aber bitte achten auch Sie das Recht. Ich erwarte Montag einen Bericht. Um elf Uhr.«

Mit einem leisen Fluch über teuflische Hexen ließ sich Jacques wieder in sein Bett fallen. Jetzt würde er das ganze Wochenende arbeiten müssen. Schließlich trottete er in die Küche, warf die Espresso-Maschine an, die Amadée gekauft hatte, und stellte das Radio an. Auf Korsika war die Motoryacht eines ehemaligen Verteidigungsministers von François Mitterrand in die Luft geflogen. Die Schlacht schien heißer zu werden. So weit waren die Untergrundkämpfer für die Freiheit der Insel, die Jacques kalt Terroristen nannte, bisher noch nie gegangen. Niemand war verletzt worden. Der Politiker galt als harter Zentralist.

Jacques stieg unter die heiße Dusche, die er, als wollte er sich selbst kasteien, brüsk auf kalt drehte.

Die Wüstenkönigin

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