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Das Vernehmungsprotokoll

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Dienstag

Hast du überhaupt noch Kontakt zu deinem Sohn?«, fragte Sotto Calvi und fügte im Befehlston hinzu: »Und bitte reg dich nicht so auf!«

»Didier redet nicht mehr mit mir, seit ich ausgezogen bin.« Alain Lacoste räusperte sich nervös und schnippte mit den Fingern. »Diese Geschichte kann äußerst unangenehm werden.«

»Gott, da haben wir schon andere Pferde kotzen sehen!« Sotto Calvi strich ein Zündholz an und hielt es an seine Zigarre.

Die Luft in dem Salon schmeckte staubig, nach dem großen Gobelin an der Wand, nach den antiken Stühlen, den Sesseln, die aus dem staatlichen Möbellager entliehen waren. Schwere Vorhänge, Staubfänger nannte Sotto Calvi sie abfällig, umrahmten die Fenster, hier strömte zu selten frische Luft herein, niemand wohnte hier ständig oder lüftete wenigstens gelegentlich. Dafür hatten Beamte keinen Sinn.

Nur für diskrete, wichtige Treffen hielt sich die Sofremi dieses große Appartement in der rue de l’Université. Manche Kunden wollten nicht gesehen werden, wenn sie über den Kauf von Waffen verhandelten. Obwohl es völlig legal war, in staatlichem Auftrag gebrauchte Waffensysteme zu verkaufen, war es doch klüger, gewisse Dinge eher vertraulich zu behandeln. So kauften einige afrikanische oder asiatische Länder militärisches Gerümpel, das die hochgerüstete Atommacht Frankreich aus ihrem Arsenal aussonderte, während andere ihren Geheimdienst einsetzten, um zunächst zu erkunden, welche Waffen an die jeweiligen Nachbarn geliefert wurden und welche sie deshalb brauchten. Das wiederum hatte Alain Lacoste, als Chef der Sofremi, veranlasst, vom französischen Inlandsgeheimdienst DST (Direction de la Sûreté de l’Etat) einmal im Monat diese Wohnung auf Wanzen untersuchen zu lassen. Auch der versteckte Hinterausgang, der durch einige Gärten in das Bürogebäude der Sofremi am Boulevard Saint-Germain führte, wurde ständig kontrolliert.

Alain Lacoste und Sotto Calvi kannten die mit eleganten Empire-Möbeln eingerichteten, aber dennoch unpersönlich wirkenden Räume gut. Calvi war hier Stammgast, weil er als Vermittler von Waffengeschäften für die Sofremi tätig war, Lacoste, weil er so manche Nacht mit seiner Sekretärin durchgearbeitet hatte, bis sie eine Tochter von ihm erwartete. Da verließ er Frau und Sohn und zog mit ihr zusammen.

»Hast du ihm einen Anwalt geschickt?«, fragte Sotto Calvi.

»Nein. Da ist was schief gelaufen. Nachdem ich von Lyse erfahren habe, dass er festgenommen worden ist, habe ich sofort Cortone auf seinem Handy angerufen und gebeten, sich einzuschalten. Fröhlich war der nicht gerade. Ich dachte mir aber, als Innenminister würde er meinen Sohn schnell wieder frei bekommen. Dann konnte er den Justizminister nicht erreichen, und musste es über den Chef de Cabinet vom Justizminister versuchen. Aber der hat sich offenbar gegenüber seinen Leuten nicht durchsetzen können. Nun ja, wer kann auch ahnen, dass bei so einem Kinderkram Ricou als Untersuchungsrichter eingesetzt wird.«

»Jacques Ricou, der Krawallrichter?«

»Ja. Und an den wagt sich selbst die Gerichtspräsidentin nicht ran.«

»Dann müssen wir vielleicht doch was tun. Wie hat Lyse von der Festnahme erfahren?«

»Ich habe sie gebeten, ein Auge auf Didier zu haben.«

»Die ist doch zu alt für deinen Sohn!« Sotto Calvi lachte.

»Aber er schätzt sie. Und so alt ist Lyse auch nicht. Sie hat ihre Vespa bestiegen und ist zu der Rave-Party gefahren. Als sie ankam, wurde gerade Didiers Wohnwagen durchsucht. Lyse hat sich als Journalistin vom Figaro ausgegeben, die über illegale Rave-Partys schreibt.«

»Und das haben die Bullen ihr geglaubt?«

»Du kennst doch Lyse. Was sie macht, macht sie richtig. Natürlich hatte sie sich eine echte Akkreditierung vom Figaro besorgt. Sie ruft mich an, ich rufe Cortone an. Ich denke, alles läuft wie geschmiert, wie immer. Als treu sorgender Vater melde ich mich Freitagabend auch noch bei meiner Ex, um zu hören, ob Didier wieder zu Hause ist, aber die Alte hört nur meine Stimme und knallt den Hörer wieder auf. Wird schon alles in Ordnung sein, dachte ich, denn sonst schreit sie zwar, aber fordert mich immerhin auf, alles wieder in Ordnung zu bringen. Wenigstens habe ich das Wochenende ruhig verbracht. Bis mich Montagnachmittag der Chef de Cabinet des Justizministers anruft und hämisch ankündigt, er werde mir gleich das Vernehmungsprotokoll von Didier faxen. Wenigstens das hat ihm die Gerichtspräsidentin vertraulich zukommen lassen. Ausnahmsweise, wegen der guten Beziehungen zwischen unseren Ministern. Avec les compliments de la maison, hat der Drecksack auch noch hinzugefügt.«

»Nette Freunde hast du.« Sotto Calvi lachte. »Und hast du es mitgebracht, das Protokoll?«

»Ja. Es wird dir nicht gefallen.«

Alain Lacoste reichte Sotto Calvi einen abgegriffenen Aktendeckel. Der Waffenhändler schlug ihn auf und begann zu lesen.

Auf der ersten Seite standen die persönlichen Angaben. Calvi blätterte weiter, doch schon auf der Mitte der zweiten Seite las er aufmerksamer.

Jacques Ricou: »Wir haben Ihr Wohnmobil beschlagnahmt. Was war der Neuwert?«

Didier Lacoste: »Ich habe es gebraucht gekauft.«

J. R.: »Aus den Papieren geht das nicht hervor.«

D. L.: »Müsste es aber. Es war ein Vorführmodell von Chrysler. Deswegen habe ich es dreißig Prozent billiger bekommen.«

J. R.: »Wie viel?«

D. L.: »Vierzigtausend.«

J. R.: »Euro?«

D. L.: »Keine Lire. Klar: Euro.«

J. R.: »Handeln Sie mit Drogen?«

D. L.: »Das habe ich nicht nötig.«

J. R.: »Sie haben einen Vorrat, der für den privaten Verbrauch viel zu umfangreich ist. Haben Sie je Drogen verkauft?«

D. L.: »Ich brauche viel und habe viele Freunde. Und wenn jemand in Not ist, kann er mir auch schon mal was abkaufen. Aber ich bin kein Dealer.«

J. R.: »Woher hatten Sie dann das Geld für das Wohnmobil?«

D. L.: »Erspart.«

J. R.: »Komm mir nicht blöd. Allein die Drogen bringen Ihnen bis zu drei Jahren Gefängnis ein. In einem besonderen Fall kriegen wir auch fünf Jahre hin. Den Einkaufswert schätzen unsere Leute auf zweihundertfünfzigtausend Euro. Da nimmt Ihnen niemand ab, dass es sich nur um Eigenbedarf handelt. Wie groß war Ihr Umsatz?«

D. L.: »Ich deale nicht.«

J. R.: »Und woher kommen die dreihundertachtzigtausend in bar?«

D. L.: »Euro?«

J. R.: »Keine Lire. Klar: Euro.«

D. L.: »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«

J. R.: »Sie sind naiver, als Ihr Alter es erlaubt. Die Polizei hat das Wohnmobil heute Nacht Stück für Stück auseinander genommen. Und was haben sie gefunden? Ein ganzes Kilo Kokain sehr gut versteckt im Zwischenboden. Da kam man nicht leicht dran. Macht weitere drei Jahre. Und im selben Versteck, schön wasserdicht verpackt, dreihundertachtzigtausend Euro. So schön verpackt, dass es nicht nach Taschengeld aussieht.«

D. L.: »Damit habe ich nichts zu tun. Die Polizei will mich reinlegen!«

J. R.: »Weiß Ihr Vater davon?«

D. L.: »Hören Sie bloß auf mit meinem Vater!«

Calvi las das Protokoll mit wachsender Aufmerksamkeit, lachte ab und zu trocken auf, warf einen kurzen Blick auf Alain Lacoste, und versenkte sich wieder in die Akte. Der Sohn – wie durch ein Schlüsselwort geöffnet – hatte angefangen, zu plaudern.

Und dann, als der Untersuchungsrichter damit drohte, seinen Vater vorzuladen und ihm gegenüberzustellen, brach er zusammen.

Er schrie, heulte und vergrub schließlich seinen Kopf in den Armen auf dem Tisch. Doch Jacques stellte sofort die nächste Frage: »Haben Sie das Geld von Ihrem Vater?«

»Ja«, antwortete Didier und Calvi entfuhr ein »achduscheiße«. Er blickte vom Protokoll auf und sah Alain Lacoste die Achseln zucken und die Arme öffnen, mit den Handflächen nach oben, als Zeichen für »siehste, ichhabsdirjagesagt«.

»Wusstest du das?«, fragte der Waffenhändler.

»Nein«, antwortete Alain Lacoste.

»Der hat dich ja ganz schön ausgezogen!« Calvi lachte, aber es klang böse.

Und dann erzählte Didier ausführlich, warum es ihm nie mehr an Geld fehlte, nachdem er einmal entdeckt hatte, wie sein Vater das Familienleben finanzierte. Als Präfekt und später als Chef der Sofremi erhielt er zwar ein hohes Staatsgehalt und viele Privilegien. Doch davon hätte er seinen ausschweifenden Lebensstil nie bestreiten können, zumal Didiers Mutter stets in Depressionen zu verfallen drohte, wenn sie nicht den Luxus, den die Stadt Paris bot, genießen konnte.

Ganze Tage verbrachte sie bei geschlossenen Fensterläden im Bett und entschuldigte sich mit Migräne. Eine Zeitlang glaubte der Sohn, sie trinke aus Kummer vor dem herumstreunenden Mann. Da begann er seinen Vater zu hassen.

Ein ausgeklügeltes Netzwerk bestimmte das Leben von Alain Lacoste, erklärte Didier. Das Landhaus bei Houdan in der Normandie, eine knappe Autostunde vom Appartement in der Avenue Victor Hugo entfernt, gehörte einst dem Großvater väterlicherseits. Doch als der im Sterben lag, war Alain mit seiner Sekretärin zu einem Ski-Urlaub nach Utah eingeladen – und er war losgeflogen. Am Sterbebett seines Vaters ließ er seinen Sohn Didier und seine betrogene Ehefrau zurück. Didiers Mutter suchte einen einfachen Ausweg, schluckte schwere Mittel gegen ihre Depressionen und verkroch sich unter der Bettdecke.

Irgendjemand muss sich doch kümmern, warf Didier seinem Vater am Telefon vor, der nur vom einmaligen Pulverschnee in den Rocky Mountains schwärmte. So saß ein völlig verängstigter, hilfloser Didier allein im Krankenzimmer des Alten. Zwei Wochen vor seinem vierzehnten Geburtstag hörte das Herz seines Großvaters auf zu schlagen. Es war Nachmittag, draußen wurde es langsam dunkel, auf dem Flur hörte Didier die geschäftigen Krankenschwestern. Aber er wagte es nicht, die langsam erkaltende Hand loszulassen. Nicht aus Trauer, sondern aus Angst vor dem Tod liefen dem Kind die Tränen über die Lippen, das Kinn, den Hals hinunter.

Alain Lacoste reiste nicht gleich zurück. Er rief das Beerdigungsinstitut in Houdan an und gab die Order, den Leichnam bis zu seiner Rückkehr »in den Eisschrank« zu legen.

Didier war kaum noch zu unterbrechen, er begann, dem Richter offensichtlich zu vertrauen.

Das geerbte Landhaus in Houdan wurde auf Kosten einer städtischen Firma renoviert, und der kleine Park von Angestellten des Gartenamtes gepflegt.

Auf dem Rücken der Arbeitsjacken der Gärtner waren das Stadtwappen und der Name ihres Amtes gestickt, weshalb ihnen befohlen wurde, diese Jacken falsch herum anzuziehen, sobald sie beim Privatmann Alain Lacoste den Rasen mähten.

Vater Alains Geldquelle, aus der sich Sohn Didier, sobald er sie kannte, heimlich bediente, lag in Genf. Deshalb reiste Alain Lacoste alle paar Wochen in Begleitung eines uniformierten Polizeisergeanten in die Schweiz und kehrte fröhlich gestimmt mit einem großen Aktenkoffer voller Banknoten zurück. Der Sergeant diente nur als Camouflage: Beim Zoll konnte der Polizist – falls notwendig – seinen Dienstausweis vorzeigen und so Lacoste vor unangenehmen Fragen schützen.

Einmal, Didier mochte damals zwölf oder dreizehn gewesen sein, zogen sich Alain Lacoste und der Sergeant nach so einer Reise mit einer Flasche Deutz-Champagner in das Wohnzimmer zurück. Didier beobachtete durch die nur angelehnte Tür, wie sein Vater mit beiden Händen in den Aktenkoffer griff, einige Bündel Geldscheine herausholte, sie ungezählt in einen gelben Umschlag steckte und dem Sergeant übergab. Sie lachten laut, der Polizist verstaute das Geld, ohne auch nur eine Bemerkung zu machen, in der großen Innentasche seines Mantels, erhob sich, dankte für das Glas Champagner und verabschiedete sich.

»Salut! Bis zum nächsten Mal!«

Darauf steckte Alain ein dickes Bündel in seine Brieftasche und trug den Koffer in die Küche, um ihn in einem versteckten Safe einzuschließen. Allerdings wusste jeder in der Familie, wie er den Geldschrank öffnen konnte. Von da an besserte Didier sein Taschengeld aus dieser Quelle auf. Zunächst blieb er maßvoll bei einem oder zwei größeren Scheinen, obwohl er gesehen hatte, dass sein Vater das Geld nicht abzählte. Einen Teil nahm Lacoste immer am nächsten Tag mit ins Büro. Didier wusste nicht, in welche Kanäle sein Vater das Geld dann einspeiste. Aber da er alle Einkäufe, Restaurantbesuche und Reisen bar bezahlte, nahm Didier an, dass er es dafür brauchte.

Als der Vater nächtelang nicht nach Hause kam, als sich die Mutter nur noch zwischen Schreikrämpfen und Depressionen bewegte, hielt der inzwischen siebzehnjährige Didier es für nötig, Rücklagen zu bilden. Ganz unverdächtig besuchte er den Vater in seiner neuen Wohnung, und meist gelang es ihm, in einem unbeobachteten Moment, den Safe, der auch hier in der Küche stand und auf den gleichen Code reagierte, zu öffnen.

»Verdammt!«, sagte Alain Lacoste, als er die Aussage seines Sohnes las. »Und ich habe nichts gesagt, weil ich glaubte, meine Frau bedient sich da.«

Alain Lacoste hatte seine Frauen immer kurz gehalten. Das war meist die Ursache der Streitereien mit Didiers Mutter gewesen, besonders nach der Scheidung. Von da an zahlte Lacoste zwar noch die Miete der Wohnung, aber sonst nur eine spärliche Unterstützung. Und als Lacostes Sekretärin nach der Tochter auch noch einen Sohn zur Welt brachte, hatte Alain das Interesse an dem Spross aus erster Ehe verloren, zumal der in seinen Augen ein fauler Luftikus war, der von Rave-Partys und Ecstasy nicht genug bekam. Nach dem baccalauréat hatte Didier sich in einer privaten Handelsschule eingeschrieben, doch statt zu lernen, kümmerte er sich eher um sein Vergnügen.

Auf der letzten Seite des Protokolls stand der Satz, der den Chef der Sofremi so nervös machte, dass er sofort Calvi angerufen und um das Treffen in der Wohnung am Boulevard Saint-Germain gebeten hatte.

Jacques Ricou: »Vielleicht hilft es der Wahrheitsfindung, wenn wir Ihren Vater als Zeugen vorladen und um seine Aussage bitten.«

»Und – hast du schon eine Vorladung erhalten?«, fragte der Waffenhändler.

»So schnell schießt auch Ricou nicht. Die Vernehmung fand ja erst am Sonnabend früh statt. Und das Protokoll habe ich erst seit knapp vierundzwanzig Stunden. Jetzt ist Dienstagmittag!«

»Wir müssen eine Doppelstrategie fahren«, erklärte Calvi und streckte sich. Der kleine und drahtige Mann verglich sich gern mit Zatopek, weil auch er ein zäher Läufer war. Aufgewachsen in den korsischen Bergen, war er schon von klein an den ganzen Sommer hinter der Ziegenherde des Vaters hergelaufen. Er war mit Käse und Brot aufgezogen worden, Zickenfleisch kam nur zu Ostern auf den Familientisch.

»Einen guten Anwalt für Didier und einen Presseartikel gegen den Untersuchungsrichter!« Sotto Calvi lachte trocken.

Alain Lacoste dachte kurz nach. Er überragte den Waffenhändler nur um wenige Zentimeter, wirkte aber kräftiger mit seinem quadratischen Brustkorb. Aufgewachsen war er in Bonifacio, wo sein Vater als Notar jede korsische Unterschrift beglaubigte, weil er in der Inselpolitik eine verdeckte Rolle spielte. Ziegenkäse servierte die Angestellte im Hause Lacoste zwischen Hauptgang und Süßspeise. Und dazu einen Centenaire du Fondateur, den hellen Weißwein der Domaine Casabianca, einen echten vin de corse aus Bravone an der Ostküste.

»Nehmen wir deinen Anwalt, der hat einen hervorragenden Ruf!«, sagte Alain Lacoste.

»Philippe Tessier – bist du wahnsinnig? Der vertritt mich in meiner Steueruntersuchung gegenüber dieser Krampfhenne Barda. Die hat fünfhundert Millionen auf einem meiner Geschäftskonten beschlagnahmt und bei den Banken sperren lassen. Da würde sich Ricou – oder Barda – gleich fragen, was zwischen uns persönlich läuft!«

Selbst im Justizpalast verdrehten die Kollegen die Augen, wenn das Gespräch auf die Untersuchungsrichterin Françoise Barda kam. Sie biss zu wie eine Hyäne, durchwühlte die Akten ihrer Fälle wie ein Dachshund, und sah aus wie ein Mops.

Lacoste lachte: »Und was hältst du von Vergès?«

»Jacques Vergès! Jetzt bist du völlig durchgedreht. Das wäre eine Überreaktion. Was meinst du, was Ricou denken würde. Schließlich hat Vergès Leute wie den Terroristen Carlos oder den Nazi-Folterer Klaus Barbie vertreten. Und jetzt, wo sich kein Mensch mehr seinetwegen umdreht, gibt er damit an, Saddam Hussein und Slobodan Milosevic seien seine Klienten. Nein, wir brauchen jemanden, der der Regierung nahe steht, einen braven Gaullisten. Tessier soll sich darum kümmern, jemanden zu finden.«

Sotto Calvi dachte einen Moment nach, ehe er fortfuhr: »Außerdem haben wir noch ein paar Stunden Zeit bis zum Redaktionsschluss des Figaro. Ruf Lyse an, die dürfte dort genügend Leute kennen. Morgen muss ein kleiner Artikel erscheinen, in dem Ricou kritisiert wird, weil er sich jetzt schon an Jugendlichen vergreift. Daraufhin werden morgen Vormittag ein paar Dutzend junge Leute mit viel Lärm vor Ricous Büro demonstrieren. Das kostet nicht viel. Übermorgen aber werden dann die anderen Zeitungen das Thema aufgreifen. Sie werden über die Demo schreiben und Ricou mit Häme übergießen. Und damit seine Glaubwürdigkeit ankratzen – sein Ego. Schließlich wird er froh sein, wenn er den Fall Didier schnell wieder vom Hals hat. Auf jeden Fall müssen wir Ricou im Auge behalten.«

Und drittens, fügte Alain Lacoste in Gedanken versunken hinzu, drittens könnte Sotto Calvi doch seine Wunderwaffe Lyse auf Jacques Ricou ansetzen. Der würde auf diese aufregende junge Frau fliegen, sie würde ihn ausquetschen, und sie beide könnten den Untersuchungen immer einen Schritt voraus sein.

Die Wüstenkönigin

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