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Schauspielschulen

Was ist der Unterschied zwischen einer privaten und einer staatlichen Schauspielschule?

Zwischen einer staatlichen und einer privaten Schauspielschule gibt es große Unterschiede, der bedeutendste ist, dass an den staatlichen deutschen Schauspielschule nur die reguläre Studiengebühr pro Semester gezahlt werden muss, während bei einer privaten Schauspielschule zwischen 300 – 500 Euro Schulgeld pro Monat anfallen. Die staatlichen Schauspielschulen in Österreich und der Schweiz verlangen ebenfalls eine Semestergebühr.

Bei den privaten Schauspielschulen muss differenziert werden zwischen Schulen, die BAföG-berechtigt sind, und Schulen, an denen die Studenten keine Ausbildungsförderung durch den Staat erhalten. Wenn das Schulgeld so teuer ist, dass die Schüler viel Zeit damit verbringen müssen, Geld zu verdienen, und darum nicht richtig zum Studieren kommen, stimmt etwas nicht. Deshalb sollte die geeignete Schauspielschule mit Bedacht gewählt werden, denn auch bezüglich Qualität und Quantität des Unterrichts unterscheiden sie sich sehr.

Was macht eine gute Schauspielschule aus?

Beim Vergleich der Schulen sollten immer folgende Punkte berücksichtigt werden:

Eine gute Schauspielschule bietet:

 ein breites Unterrichtsangebot, das außer Rollenunterricht auch Sprechen, Improvisation, Stimmbildung, Körpertraining, Tanz, Fechten, Pantomime, Theatertheorie, Arbeitsrecht und mehr umfasst

 einen garantierten Ausbildungsvertrag mit vielen Unterrichtsstunden pro Woche

 ausreichend Einzelunterricht

 überwiegend Lehrer, die erfolgreich in der Praxis gearbeitet haben und es wenigstens in Gastengagements immer noch tun

 geeignete, große und zahlreiche Räumlichkeiten

 die Möglichkeit, regelmäßige Aufführungen unter professionellen Umständen auf einer richtigen Bühne zu veranstalten

 die BAföG-Berechtigung

 Kooperationen mit Theatern und Filmhochschulen

 ein Abschlussvorsprechen, zu dem die ZAV(früher ZBF) erscheint

 ein ausgewogenes Zahlenverhältnis von Schülern zu Lehrern

 langjährige Erfahrung in der Ausbildung

 Absolventen, die Engagements gefunden haben

 die Möglichkeit eines Vorgesprächs oder einen Tag der offenen Tür, an dem man sich einen Eindruck über die Arbeit der Schule verschaffen kann

»Ich war zuerst auf einer privaten Schauspielschule in Köln und bin dann auf die staatliche nach Stuttgart gewechselt. Der größte Unterschied beim Wechsel von einer privaten zur staatlichen Schauspielschule? Also erst mal ist da natürlich der finanzielle Aspekt. Aber davon abgesehen, ist es ein Wahnsinnsluxus, wie viel Einzelunterricht einem an einer staatlichen Schule zusteht, besonders Rollenarbeit, bei richtig guten Lehrern, die fast alle selber auf der Bühne stehen oder inszenieren. An der Privatschule hab’ ich immer rumkritisiert und wollte für mein Geld so viel wie möglich rausholen, auf der staatlichen Schule konnte ich wesentlich entspannter arbeiten. Außerdem ist das Angebot an Fächern vielseitiger, die Stundenzahl größer und es stehen mehr Lehrer zur Verfügung.

Ich habe in dem Jahr an der Privatschule viel gelernt und Eindrücke gesammelt, die ich nicht missen möchte, aber ich bin doch sehr froh, dass ich meine Ausbildung an einer staatlichen Schauspielschule machen kann.«

Sophie C. Lutz, Absolventin, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Stuttgart

Da die staatlichen Schauspielschulen kostenlos sind und wesentlich mehr Unterricht garantieren können als die privaten Schulen, ist es auf jeden Fall ra5tsam und sinnvoll, erst einmal zu versuchen, dort aufgenommen zu werden. Viele Theater laden Absolventen von privaten Hochschulen nämlich gar nicht erst zu einem Vorsprechen ein.

»Schüler von staatlichen Hochschule haben es auch später bei der Suche nach einem Theaterengagement leichter als Absolventen von Privatschulen – und das gilt sogar in der Regel für die Begabten und gut Ausgebildeten unter ihnen.«

Dr. Michael Schäfermeyer, ZAV (früher ZBF)

»Wenn ein Caster zwei Schauspieler hat, die er sich für eine Rolle gut vorstellen kann und der eine war auf der ›Ernst Busch‹ Schauspielschule und der andere auf einer privaten Schauspielschule, bevorzugen die meisten Caster den Bewerber mit der staatlichen Ausbildung.«

Michael Fröhling, ZAV (früher ZBF)

Die Plätze an den staatlichen Schulen sind begehrt, denn es werden nur ein bis drei Prozent der Bewerber tatsächlich angenommen. Deshalb sollte man sich immer gleichzeitig bei mehreren Hochschulen bewerben.

»Bei uns haben im Jahr 2005 über 800 junge Menschen die Aufnahmeprüfung gemacht. Zum Studium zugelassen haben wir davon acht.«

Hanns Dietrich Schmidt, Professor der Folkwang Hochschule Essen

An der staatlichen Schauspielschule Otto Falckenberg München hatten sich zum Schuljahr 2009/2010 genau 671 Interessenten beworben, 25 davon waren zu alt beziehungsweise zu jung, die Bewerbung war zu spät eingegangen oder die Bewerber hatten sich bereits zu of an der Schule beworben und sind nicht eingeladen worden. Von den restlichen 646 Bewerbern sind 145 nicht zum Vorsprechen erschienen oder haben abgesagt. 501 Bewerber haben vorgesprochen, unter ihnen 331 Frauen und 170 Männer. 91 Bewerber haben die zweite Runde erreicht, davon waren 52 weiblich und 39 männlich. 30 Bewerber kamen in die dritte Runde, davon sagten zwei Bewerber ab, so dass jeweils 14 Männer und 14 Frauen eingeladen wurden. Im September 2010 wurden dann 14 Schüler aufgenommen, 8 Männer und 6 Frauen.

Wer bei den staatlichen Schulen zwar oft die zweite Runde oder die Endrunde erreicht hat, nie angenommen wurde und trotzdem an seinem Berufsziel Schauspieler festhält, sollte sich an eine gute private Schauspielschule wenden. Wem jedoch alle Prüfer der staatlichen Schulen nahe gelegt haben, sich vom Berufswunsch zu distanzieren, sollte wirklich ernsthaft über berufliche Alternativen nachdenken. Denn wer nicht wirklich talentiert ist, hat später kaum Chancen, seinen Lebensunterhalt mit dem Beruf zu bestreiten.

»Wenn man zwei Jahre lang versucht hat, an einer staatlichen Schule aufgenommen zu werden, und nie weiter als in die erste Runde gekommen ist, sollte man sich unbedingt grundsätzlich überlegen, ob dies der richtige Beruf für einen ist.«

Dr. Michael Schäfermeyer, ZAV (früher ZBF)

In welchen Städten gibt es staatliche Schauspielschulen?

Es gibt 20 staatliche deutschsprachige Schauspielschulen:

 Berlin (Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«)

 Berlin (Universität der Künste)

 Bern (Hochschule der Künste)

 Bochum/Essen (Folkwang Universität)

 Frankfurt a. M. (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst)

 Graz (Universität für Musik und Darstellende Kunst)

 Hamburg (Hochschule für Musik und Theater)

 Hannover (Hochschule für Musik und Theater)

 Leipzig (Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy«)

 Linz (Anton Bruckner Privatuniversität)

 Ludwigsburg (Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg)

 München (Bayerische Theaterakademie August Everding)

 München (Otto Falckenberg Schule)

 Potsdam (Hochschule für Film und Fernsehen »Konrad Wolf«)

 Rostock (Hochschule für Musik und Theater)

 Salzburg (Universität Mozarteum Salzburg)

 Stuttgart (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst)

 Wien (Max Reinhardt Seminar)

 Wien (Konservatorium Wien Privatuniversität)

 Zürich (Hochschule Musik und Theater)

* Die Otto-Falckenberg-Schule ist eine städtische Schauspielschule, das Konservatorium Wien und die Anton Bruckner Universität sind Privatuniversitäten.

Auch bei den staatlichen Schauspielschulen gibt es unterschiedliche Ausrichtungen und Profile. So bietet zum Beispiel die staatliche Hochschule in Potsdam den Studiengang »Medienspezifisches Schauspiel« an, bei dem die Studenten sehr früh Kameraerfahrungen sammeln können und eng mit den Regiestudenten der Hochschule zusammenarbeiten.

Auch die neue Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg in Ludwigsburg bietet ein Studium, das neben der Ausbildung für Theater eine verstärkte Ausrichtung auf Schauspiel in Film, Fernsehen und Neue Medien bietet.

Die Anzahl der privaten Schauspielschulen zu benennen, ist schwierig, denn jährlich kommen neue hinzu oder andere stellen ihren Schulbetrieb ein. Generell gibt es in fast jedem größeren Ort eine oder mehrere Schauspielschulen, bundesweit kann man von circa 50 bis 60 privaten Schauspielinstituten ausgehen. Achten muss man bei der Auswahl einer privaten Schule auf jeden Fall auf die Qualität der Schule, denn die Leistungen der einzelnen Schauspielschulen sind sehr unterschiedlich und oft nicht annährend ausreichend, um einen jungen Menschen auf den Beruf so vorzubereiten, dass er später davon seinen Lebensunterhalt bestreiten kann.

Wer das Gefühl hat, eine Schule nimmt so gut wie jeden beliebigen Bewerber auf, nur um die Miete für ihre Räumlichkeiten bezahlen zu können, muss sofort die Finger davon lassen. Leider ist in Deutschland die Bezeichnung »Schauspiellehrer« nicht geschützt, und jeder kann sich so nennen, ohne eine Qualifikation nachweisen zu müssen.

»Es ist wichtig zu prüfen, wo die Lehrer ihre Ausbildung und Erfahrungen gemacht haben, denn eine gute Ausbildung ist immer von den Lehrern abhängig. Schlecht ist es auch, wenn die Lehrer während der Ausbildung zu oft wechseln und man keine Kontinuität hat.«

Carolin Chyla, Absolventin, Die Etage, Berlin

Auch bei den privaten Schulen gibt es unterschiedliche Ausbildungsschwerpunkte. Die einen bieten eine klassische Bühnenschauspielausbildung an, die anderen konzentrieren sich auf den Bereich Musical und wieder andere bilden verstärkt in Richtung Kamera und Medien aus.

Fast jede Schule bietet Beratungsgespräche oder Aufführungen an, bei denen sich der Interessent ein Bild vom Unterrichtsangebot, den Lehrern oder dem Schauspielstil der Schule machen kann. Auf den Internetseiten der jeweiligen Schulen lässt sich gut prüfen, welches Schulprofil zu einem passt.

Man sollte sich nie von großen Versprechungen täuschen lassen, sondern bei der Auswahl sehr sorgfältig sein. Schließlich wird man der Schule für eine drei- bis vierjährige Ausbildung etwa 10.000 bis 16.000 Euro bezahlen müssen, und die Gefahr, viel Geld für zu wenig Leistung auszugeben, ist groß.

Auf keinen Fall sollte man sich auf einen Privatlehrer einlassen, der in seinem Wohnzimmer Unterricht erteilt und dies als vollwertige Schauspielausbildung definiert.

Traumberuf Schauspieler

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