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chillout - Kapitel 2

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Wir sitzen rum und suchen nach Worten.

Hier auf dieser alten Holzkiste im Hinterhof von Nikos Wohnung

und ich habe Angst, dass jeden Moment jemand kommt.

Marion oder Lisa oder Tobi. Ich frage mich, warum Niko keine Angst hat.

Gerade habe ich ihm etwas Unglaubliches erzählt. Ich erwarte, dass er mich nun endgültig für verrückt erklärt. Warum auch nicht. Ich erwarte, möchte ein Ende.

Niko sieht mich an, ich sehe Niko an und darin liegt unser ganzes Leben, das sind wir: Zwei Augenpaare, die sich im Dunkeln anstarren. Mehr ist wohl nicht drin.

Jetzt sagt er was und ich höre es halblaut. Ich frage mich, was er will. Er sieht mich fragend an. Ich habe ein Ziel, ich habe einen Gedanken. Ich muss den Song fertig schreiben und Niko stört dabei nur. Doch er geht nicht, so wie er damals nicht gegangen ist. Ein Blick, was ist dabei?

Mir fallen nur die falschen Sachen ein, also sage ich nichts. Plötzlich lacht er laut.

„Das ist doch zu absurd“, sagt er.

„Wir wissen beide nicht, was passiert ist. Da ist einfach was passiert. Vielleicht ist nichts passiert. Niemand weiß es.“

„Nein“, sage ich und lache auch.

„Ich bin auch Schlafwandler“, sagt er.

„Ach...“

„Ja.“

Eine lange Pause und drei Zigaretten später:

„Und ich mache auch komische Dinge im Schlaf. Laufe rum und gehe in andere Zimmer. Du weißt schon.“

„Nein.“

„Meine Beziehungen waren immer nach einer Woche beendet - capisce?“

Ich lache, „ja, jetzt schon.“

Er lacht auch, entspannt sich.

„Also ich fasse zusammen: Wir wissen nicht, was im Park passiert ist.“

„Und trotzdem kann es sein, dass gar nichts passiert ist“, sagt er.

„Ja“, sage ich wieder.

„Aber wir haben beide Erinnerungen - könnte aber auch ein Traum gewesen sein.

Immerhin warst du ja nun doch nicht schwanger.

Wie hättest du sie oder ihn genannt?“

Zuerst starre ich ihn an, denke, dass nur er das kann: So eine vollkommen geschmacklose, deplatzierte Frage zu stellen. Doch ich bin nicht wütend.

Ich muss nur lachen.

Wir lachen weiter, werden immer alberner.

„Wir haben eine imaginäre Tochter“, sagt er.

„Ist doch alles irgendwie imaginär.

Du kümmerst dich gar nicht.“

„Du wolltest doch unbedingt eine unabhängige, coole, alleinerziehende Berlinmittemutti sein.“

„Stimmt auch wieder, ich habe mich durch die Schwangerschaft ja erst selbst gefunden.“

„Ach das, meinte Wladi." Ich dachte an das Gespräch von Wladi und Tamara.

Jetzt machte alles Sinn. "Was denn?" „Sie haben über dich geredet..."

„Was, dass ich nur rumhänge und nichts aus meinem Leben mache?"

„So ungefähr. Und von einer Alina..."

„Meine Schwester-also Halbschwester. Aus der Ukraine."

„Ach..."

„Ja, sie ist nach Berlin gekommen, hat dann kurz Kirchenmusik studiert, hat ne Gesangsausbildung angefangen. Verrücktes Huhn."

Er lachte.

„Sie wollte immer zu MTV."

Ich wollte ihn gerade fragen, ob sie eine Band hatten, da kam Marion mit Lisa und Tobi um die Ecke. Niko sprang auf, wurde wieder zu Stein.

Ich konnte jetzt leider nicht mehr so tun, als wäre alles in Ordnung.

Ich konnte nicht heimlich verschwinden.

Also ging ich mit unsicheren, wackligen Beinen auf den Ausgang zu, wo Marion schon wartete. Wieder mit diesem überraschten, wachen Blick, wieder mit den hochgezogenen Augenbrauen.

„Hallo“, sagte ich.

„Hallo???"

Kurz zögerte ich - sollte ich ihr jetzt erklären, warum ich hier war?

Sie hatte nicht gefragt, also nichts sagen.

„Was machst du denn hier?"

„Ich drehte mich um.

"Ja, also..."

„Sie hat mir nur Bescheid gesagt, dass ihre Eltern morgen bei Christoph vorbeikommen."

„Ach schön“, freute sich Marion über diese Erklärung.

„Da können wir doch hingehen, oder?“

„Mal sehen."

„Na wenn sie extra vorbeikommt um uns das zu sagen…" Während sie das aussprach, schien ihr erst klar zu werden, dass mein Besuch nicht nötig gewesen war. In diesem Moment entdeckte sie die beiden Zigarettenkippen und zwei Kaffeebecher vor der Holzkiste.

Ich nutzte diesen Moment um schnell abzuhauen.

Doch ich sah Marion, konnte mir ihren Blick vorstellen.

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