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PROLOG

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Stolz führte er seine jungfräuliche Braut durch die Grafschaft. Er zeigte ihr die von seinem Vater neu gegründete Stadt Hechingen, die auf einem Bergsporn über der Starzel in Form eines Hufeisens gebaut wurde. Mit einer breiten Marktstraße und einer wehrhaften Stadtmauer sollte sie Handwerker und Kaufleute anziehen. Trotz Nieselregen und Kälte wurde unentwegt gesägt und gehämmert, stabile Balken eingegraben und Lehm mit Mist und Wasser gestampft, um das Flechtwerk zwischen den Balken damit zu bestreichen. Die ersten Häuser standen schon, die Dächer waren mit frischem Stroh gedeckt.

Bevor sie zur Burg auf dem Zollernberg ritten, führte der junge Zoller das Edelfräulein unweit des Hechinger Dorfes zu einem schlichten Gebäude. Eine Nonne im Ordenskleid der Augustinerinnen öffnete. Schweigend führte sie den Grafensohn und seine Braut zu der dem heiligen Johannes geweihten Kapelle. Die gräflichen Begleiter warteten draußen.

»Liebste Udelhild«, begann Friedrich, als sie allein vor dem roh geschnitzten Kruzifix standen, »ich möchte diese Klause ausbauen. Hier sollen Töchter unserer Vasallen leben und für die zollerischen Lande beten. Hier sollen einst unsere Särge und die unserer Kinder in einer Gruft vereint werden. Lass uns eine Kirche bauen – Gott zu Ehren und uns zur Freude!«

Mit ausgebreiteten Armen stand der große, schlanke Mann vor ihr. Das schmale Gesicht mit der geraden Nase und den vollen Lippen ihr erwartungsvoll zugewandt, in den blaugrauen Augen ein seltsames Strahlen.

Das blasse, schwarzhaarige Mädchen, das an diesem Tag noch nicht viel gesprochen hatte, lächelte ihren zukünftigen Gemahl scheu an und legte dann zögernd ihre Hand in die seine.

»Ja, Herr, lasst uns hier an diesem Ort beten. Er ist wunderschön.« Sie ließ ihn los und drehte sich einmal um ihre Achse. Ja, hier will ich dereinst begraben werden.«

Friedrich lachte. »Du bist so jung, das soll noch nicht dein Gedanke sein. Jetzt wirst du erst einmal leben – mit mir leben!« Voller Stolz betrachtete er seine junge Braut. Das herrliche Haar, die reine, blasse Haut, die zarten Brüste, von edler Seide umschmeichelt.

Schüchtern schlug sie die Augen nieder, als sie das begehrliche Brennen seines Blickes gewahrte. Er trat einen Schritt näher und küsste zart ihre Stirn.

»Ich werde dich lieben und ehren, Udelhild von Dillingen, das verspreche ich dir, hier vor dem Gekreuzigten und der Heiligen Jungfrau. Wir werden das Geschlecht der Zollern vom Schatten ins Licht führen. Von unseren Nachkommen soll die ganze Welt sprechen!«

Sie zitterte, doch da die Glocke ins Refektorium rief, schickte er die Braut zu den Nonnen hinaus.

»Geh und setz dich zu ihnen, iss mit ihnen und wärme dich auf. Danach reiten wir zur Burg.«

Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, trat er an das Kruzifix heran und betrachtete es eine Weile schweigend.

»Gnädiger Herr Jesu Christ«, sagte er dann mit fester Stimme, »zu Deiner und der heiligen Jungfrau Ehre will ich den Nonnen ein richtiges Heim geben.« Er breitete die Arme aus. »Ich werde nicht geizen und ihnen reichlich Ländereien schenken. Sie sollen hier Dein Lob singen. Großartig soll das Kloster werden – die Gebäude um einen geschützten Hof einhundertfünfzig Fuß lang oder mehr. Einen Saal mit spitzbogigen Fenstern will ich erbauen und einen Kreuzgang mit herrlichem Gewölbe – und eine Kirche« – er riss die Arme in die Höhe –, »die bis in den Himmel reicht.« Schwer atmend ließ er die Arme wieder sinken.

»Doch, Herr, alles ist ein Geben und Nehmen.« Er trat näher an das Kruzifix heran. Seine Stimme wurde eindringlich. »Lass das Geschlecht der Zollern erblühen. Segne diese Ehe mit kräftigen Söhnen – und nimm dieses herrliche Weib nicht wieder von mir. Sie ist wie die erste Blüte unter schmelzendem Schnee, und ich schwöre Dir, ich fasse kein anderes Weib mehr an, wenn ich ihre Liebe erringe. Nach vielen Jahren, Seite an Seite, soll sie dann dereinst zu mir in mein kaltes Grab steigen. Amen.«

Die Augustinerinnen bekamen ihre Ländereien. Sie begannen das Kloster zu errichten, doch auf ihre neue Kirche mussten sie lange warten. Es war nicht die Zeit, himmelwärts strebende Gotteshäuser zu errichten. Die Hände wurden zum Kämpfen und zum Beten gebraucht, denn das Land – das ganze Reich – drohte für immer unterzugehen.

Die Herrin der Burg

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