Читать книгу Meine Freundin sieht das anders - Unni Drougge - Страница 6
Telefongespräch zwischen Annie und Hillevi, 8. März, 10:03
Оглавление»Hallöchen, Big Mama!«
»Öööh, Momentchen. Kuschel sitzt auf dem Pott, und ich muß ihm den Hintern abwischen. (Pause mit Kindergeschrei und laufendem Wasserhahn) Unfug ... so. Verdammt, jetzt hat er wieder Durchfall. Sind sicher diese Grippesorten und die antibiotikaresistenten Streptokokken, mit denen die Kindergartenkinder heute um sich werfen. Oder kann es von den Pralinen kommen, die John gestern abend mitgebracht hat? Weintrauben ... Ist dir das übrigens schon mal aufgefallen, Annie? Wenn Kinder Weintrauben essen, dann kommen die als Rosinen wieder zum Vorschein. Aber wenn man ihnen Rosinen gibt, verwandeln die sich in Trauben. Als ich neulich Kuschel den Hintern abgewischt habe, lagen echte Trauben im Topf.«
»Bitte, erspar mir die Details! Ich sitze hier bei der fünften Tasse Kaffee auf nüchternen Magen und möchte mich mit meinem sauren Mageninhalt ebensowenig bekannt machen wie mit den Abfallprodukten deines Sohnes. Weißt du, was heute für ein Tag ist, oder ist dir die Kinderkacke zu Kopf gestiegen?«
»Was heute für ein Tag ist? Ein normaler Montag, nehme ich an. Ich hab noch nicht mal das Frühstücksgeschirr weggeräumt. Müüüüückchen! Nicht mit der Butter rumschmieren! Ooooh, jetzt muß ich mit ihr ins Badezimmer, sonst stinkt sie nach ranziger Butter, und dann will John sie nicht auf den Schoß nehmen, wenn er von seiner Golfrunde zurückkommt...«
»Aber Hillevi! Reiß dich zusammen, zum Teufel. Du bist doch total eingebacken in diese banale Soße...«
»Nicht nur eingebacken. Sondern auch eingelegt. Ich hab gestern alle Pralinen gefressen, die die Kinder übriggelassen hatten, und das waren viele, das kann ich dir sagen. Wenn ich jetzt auf die Waage gehe, bricht die garantiert zuammen. Kannst du begreifen, daß man von einer einzigen Schachtel Pralinen drei Kilo zunehmen kann? Das ist mir letzte Woche passiert, als...«
»Stöööhn! Heute ist der 8. März, genauer gesagt, der internationale Frauentag. Je davon gehört? Oder sind deine Fettzellen zu einer einzigen großen Gefängniszelle geworden? Erinnerst du dich nicht mehr an unsere muntere Jugend, als wir am 8. März zu Demos gegangen sind und gefordert haben, daß...«
»Wir wollten keine Krümel, sondern die ganze verdammte Bäckerei! Ja, seufz. Aber die habe ich ja gekriegt. Eine Bäckerei, in der ich jeden Tag herummampfe. Heute morgen habe ich schon drei Croissants gefressen ... Nein! Ich habe ein Blech Zimtbrötchen im Backofen vergessen, bleib mal einen Moment dran! (Pause, Stöhnen) Das ist zum Teufel gegangen. Die Brötchen kann ich jetzt als Grillkohle verwenden. Typisch!«
»Wie gut, Hillevi, dann brauchst du dir doch keine weiteren Kalorien einzutrichtern! Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, dir eine ungeheuer interessante britische Feministin anzuhören, die heute abend...«
»Wann denn? Aia baia, Kuschel! Rühr die brötchen nicht an! Ach, übrigens ... ist Kohle nicht gut gegen Durchfall? Wo waren wir noch gleich ... Ja, sicher, ja, wann spricht diese Feministin? (Schrilles Geschrei im Hintergrund) O nein, jetzt hat er sich verbrannt. Kann ich dich zurückrufen?«
»Vergiß es. Vergiß, daß ich überhaupt gefragt habe, ob du dich vom heimischen Herd losreißen kannst. Bis dann.«