Читать книгу Was als Spiel begann - Ein Norwegen-Krimi - Unni Lindell - Страница 11

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Der alte Mann spürte, dass der Tod unterwegs auf dem Beifahrersitz gesessen hatte. Die Fahrt nach Oslo war eine große Belastung gewesen. Cato Isaksen und Randi Johansen kamen aus der Kellerwohnung, als Odd Lindsjø gerade in seinem alten Volvo eintraf. Es war 17:30 Uhr. Der Siebzigjährige war kreidebleich und niedergeschlagen. Seine weißen Haare rahmten Augen voller Nacht ein. Das Bild seiner toten Tochter, die in einem eiskalten Kühlraum lag, hatte ihn auf dem ganzen Weg verfolgt. Er dachte daran, wie er sie zum ersten Mal in den Arm genommen hatte, in einem großen weißen Handtuch. Und wie er ihr einige Jahre später eins auf die Finger gegeben hatte, wenn sie an den Knöpfen seines Radios herumspielte. Er begrüßte die Ermittler wortlos. Er hatte für Maiken ein Fotoalbum mitgebracht, mit Bildern von Siv Ellen in einem geblümten Kleid. Sie hielt einen großen Wasserball in den Händen und hatte sandigen Boden unter den Füßen. Es war in dem heißen Sommer gewesen. Einen solchen Sommer hatte es seitdem nie mehr gegeben. Die Schwarz-Weiß-Fotos hatten viele Farben. Er dachte daran, wie seine Tochter als kleines Kind gewesen war, sie hatte ihm geholfen, die Mülltonne vor das Haus zu stellen. Jeden Montag, ehe sie in die Schule ging.

Odd Lindsjø öffnete den Kofferraum. Im Nachbargarten bellte ein Hund, und das Eis lag endlos und grau über dem Hofplatz.

Cato Isaksen stürzte hinzu und half ihm, seinen Koffer aus dem Wagen zu heben. Der andere bedankte sich höflich. Randi und Cato sahen einander erleichtert an und waren froh darüber, dass sie Siv Ellen Blads Vater seine sechzehn Jahre alte Enkelin überlassen konnten.

Randi sah nach, ob in Kühlschrank und Tiefkühltruhe etwas zu essen war, ehe sie und Cato Isaksen auf die Wache zurückfuhren. Ellen Grue und Roger Høibakk waren noch im Haus beschäftigt, aber sie würden im Laufe einer halben Stunde fertig sein.

»Ist es nicht doch seltsam«, kommentierte Randi, als sie zur Wache zurückfuhren, »in so einer Situation, meine ich, wo die Mutter umgebracht worden ist und der Kleinen doch alles chaotisch vorkommen muss, dass sie da trotzdem so wütend auf ihren Vater ist? Das kommt mir seltsam vor. Sie muss ihn wirklich hassen.«

Cato Isaksen gab keine Antwort. Er sah eine Familie, die hinter einem hell erleuchteten Fenster, an dem sie vorbeifuhren, beim Essen saß. Er dachte daran, wie sein ältester Sohn ihn verabscheut hatte, als er damals mit Sigrid Velde zusammengezogen war. Das Ganze hatte einige Zeit darauf ein Ende mit Schrecken genommen, als der Sohn mit Drogen experimentiert und sich wirklich in Gefahr gebracht hatte. Cato Isaksen war damals auf irgendeine Weise abgesunken. Das Gefühl, versagt zu haben, würde für immer ein Fragment von Wahrheit in sich tragen, auch wenn es jetzt mit seinem Sohn wieder gut ging.

»Jeanette Myren ist ja eine tatkräftige junge Frau«, sagte Randi Johansen jetzt. »Oder was meinst du?«

»So jung ist sie ja nun auch wieder nicht«, erwiderte Cato Isaksen.

»Wie lang müssen wir heute noch weitermachen?« Randi schaute rasch auf die Uhr. »Wollen wir auch noch Remy Steen zur Vernehmung holen?«

Cato Isaksen zuckte mit den Schultern. »In ein paar Tagen vielleicht«, sagte er. »Wir nehmen uns eins nach dem anderen vor. Ich glaube, jetzt konzentrieren wir uns erst einmal auf diesen Musiker, von dem der Brief stammt, den Ellen gefunden hat. Und auf Axel Blad. Der hat nämlich kein Alibi.«

Was als Spiel begann - Ein Norwegen-Krimi

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