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DIE ELTERN FRANÇOIS UND ANNE BARATIER
ОглавлениеDer Vater François Baratier, vermutlich ein Kaufmannssohn, stammte aus Romans-sur-Isère in der Provinz Dauphiné, wo er im Jahr 1682 geboren wurde. Als er drei Jahre alt war, floh seine Mutter Isabeau mit ihm aus religiösen Gründen in die Schweiz in den Kanton Waadtland. Nach den Aufzeichnungen von Karl Eduard Haas wurde François Baratier in Vevay und Lausanne unterrichtet, ehe er mit 17 Jahren in Berlin-Dorotheenstadt als Primaner das »Collège français« besuchte. Nebenbei war er als Erzieher in einer vornehmen Berliner Familie angestellt. Sein Wissen musste bemerkenswert gewesen sein, denn sonst hätte er nicht ohne ein vorangegangenes Studium 1710 sein theologisches Examen in Frankfurt/Oder erfolgreich ablegen können.
Mit 32 Jahren kam François Baratier 1714 als Pfarrer bzw. Prediger in die »Hugenottensiedlung« Wilhelmsdorf bei Emskirchen. Dort ehelichte er am 22. Oktober 1715 die Kaufmannstochter Anne Charles, die aus Chalons-sur-Marne stammte. Auch sie gehörte zu den unterdrückten Glaubensflüchtlingen aus Frankreich. Alsbald wurde der erste Sohn des jungen Paares geboren, der jedoch gleich nach der Geburt verstarb.
Gemäß des Chronisten Heinrich von Falkenstein trat François Baratier im Juni 1719 seinen Dienst als zweiter Pfarrer neben Jacques Astruc (1699–1729) in Schwabach an. Hier kam der zweite Sohn Isaac François zur Welt; doch auch er starb bereits nach elf Monaten. Ein Schicksal, das nicht wenige Eltern zu jener Zeit erfahren mussten. Umso glücklicher dürfte das Ehepaar wohl gewesen sein, als am 19. Januar 1721 ihr dritter Sohn Jean Philippe geboren wurde und sich guter Konstitution erfreute. Getauft wurde der kleine Jean Philippe vom Amtsbruder des Vaters, Jaques Astruc. Seine Taufpaten waren der Fabrikant Jean Savin und Marie Magdelaine Claraveaux, die Tochter des »berühmten« und für die Schwabacher französische Kolonie so bedeutungsvollen, aber bereits früh verstorbenen Teppichwirkers Michel de Claraveaux (1664–1688).
Blick auf das französische Spital und das sich dahinter anschließende Elternhaus von Jean Philippe.
Der Biograf Jean Henry Samuel Formey
Die vorliegende Lebensbeschreibung von Jean Philippe Baratier basiert auf der Darstellung von Jean Henry Samuel Formey. Dessen populäre Biografie ist 1755 in der dritten Auflage erschienen; diese Auflage zählt zu den gebräuchlichsten und ist auch hier verwendet worden. Im Vergleich dazu sind sowohl die Erstausgabe von 1741 als auch die zweite Auflage von 1743 seltener zu finden. Sie sind jedoch in der Universitätsbibliothek von Gent einsehbar. Zusätzlich zu der französischen Formey-Biografie hat hier auch die englische Übersetzung der 2. Auflage Verwendung gefunden, die von James Robinson 1745 herausgegeben worden ist und die sich ziemlich genau an die französische Fassung hält. Allerdings finden sich hier auch manche Abweichungen. Zudem wird der ansonsten genaue Übersetzungstext vereinzelt mit Kommentaren ergänzt. Deshalb wird im Folgenden immer wieder auf die englische Übersetzung verwiesen.
Jean Henry Samuel Formey wurde als Sohn von geflohenen französischen Protestanten am 31.5.1711 in Berlin geboren. Nach einer fundierten und sehr erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung war er als Prediger, Pfarrer und Philosophielehrer in Berlin tätig. Zudem gehörte er seit 1744 der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften an, für die er als ständiger Sekretär arbeitete. Bis zu seinem Tod am 8.3.1797 schrieb Formey über zahlreiche Themen – insbesondere als Gegner der Freidenker. Mit seinem Werk über die Philosophie von Christian Wolff und Jean Jacques Rousseau wurde er über die Grenzen Berlins hinaus bekannt. Zudem arbeitete er mit 33 Autoren an dem Folgewerk d’Yverdon der Pariser Enzyklopädie mit. Dabei handelte es sich um ein umfangreiches Nachschlagewerk mit ausführlichen Texten in 58 Bänden, die zwischen 1770 und 1780 entstanden waren und in Yverdon in der Schweiz vom Italiener Fortunato Bartolomeo De Felice (1723–1789) als französische Enzyklopädie in einer Neufassung herausgegeben wurden. Insgesamt hielt Formey dank seiner über 17.000 Korrespondenzen und Veröffentlichungen mit über 150 Schweizer Wissenschaftlern, Pfarrern, Hauslehrern und Erzieherinnen aus Genf und Basel sowie mit Auslandschweizern in Berlin, in Dänemark und sogar in St. Petersburg kontinuierlich Kontakt.