Читать книгу Jean Philippe Baratier - Ursula Kaiser-Biburger - Страница 13
KAUM UMGANG MIT GLEICHALTRIGEN
ОглавлениеDen gesellschaftlichen Sitten des 18. Jahrhunderts entsprechend lag die Erziehung der Kinder, insbesondere der Knaben, meist in den Händen der Väter. So war es auch bei der Familie Baratier. Während sich die Mutter um Philippes gutes und frommes Benehmen sorgte, kümmerte sich der Vater von Anfang an und in jeder freien Minute sehr liebevoll, einfühlsam und verständnisvoll um die Förderung seines Sohnes. Anstrengend war diese Aufgabe durchaus, denn Jean Philippe wurde von seinem Vater als ein sehr lebhaftes, unbeschwertes Kleinkind beschrieben, das bereits im Alter von zwei Jahren voller Freude »plapperte« und fröhlich zusammen mit den Eltern und Bediensteten in den Wohnräumen lebte und aufgeweckt durch die Räume tanzte. Mit anderen Kindern kam Jean Philippe nur selten zusammen. Der Vater ließ diese nur gelegentlich in die Wohnung, damit das Kind so die deutsche Sprache erlernen konnte. Zwar war der Vater überzeugt, dass Kinder nicht als Einsiedler leben oder zu Hause wie in einem Gefängnis eingesperrt werden sollten, doch zugleich sprach er sich dafür aus, Kinder überwiegend im Hause zu behalten, um sie vor einem schlechten Einfluss zu bewahren und sie so optimal fördern zu können. Deshalb wandte er gegenüber seinem Sohn raffinierte Tricks an, damit beim kleinen Jean Philippe erst gar kein Verlangen entstehen konnte, mit den Kindern auf der Straße zusammen zu sein. In seiner Abhandlung »Merckwürdige Nachricht, von einem sehr frühzeitig gelehrten Kinde« beschrieb der Vater seine pädagogische Förderung und erläuterte in diesem Zusammenhang: »Mein Sohn ist dessen ein lebendiges Exempel. Ob er zwar von ungemeiner Lebhaftigkeit, und täglich ein Haufen Kinder vor unseren Fenstern spielen siehet, so begnüget er sich doch, ihnen nur zu zusehen, sie zu ruffen, und durch das Fenster mit ihrer Gesellschaft zu seyn, noch weniger aber hat er sich der Freiyheit angemasset, jemahls allein auf der Strassen zu gehen…«